Zusammenfassung Einführung in die mediävistische Literaturwissenschaft PDF

Title Zusammenfassung Einführung in die mediävistische Literaturwissenschaft
Author Wassim Majouba
Course Einführung in die mediävistische Literaturwissenschaft
Institution Universität Trier
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Summary

WS18/19...


Description

WiSe 2018/2019

Einführung in die mediävistische Literaturwissenschaft (Seminar) Allgemeines Alterität des Mittelalters Nicht klausurrelevant! Reader Kapitel I. (BA: S. 6-10 und 15-24, BEd: S. 6-8 und 25-33) − Mittelhochdeutsch: 1050 – 1350 o Frühes Mittelhochdeutsch: 1050 - 1170 / 80 o „klassisches“ Mittelhochdeutsch: 1170 / 80 – 1250 o Spätes Mittelhochdeutsch: 1250 – 1350 − Andere Monophthongierung im Mittelhochdeutschen o Diphthonge werden monophthongiert  z.B. ie, ou, üe (liebe guote brüeder) o Rundung- und Entrundung von Vokalen  z.B. ü -> i; ö -> e; e-> ö; e -> ö; i -> ü (küssen -> kissen; lewe -> Löwe)  nicht systemhaft durchgesetzt − Besonderheiten mhd. Texte o Kaum Interpunktion o Kaum Regelung von Worttrennung- und Zusammenschreibung und Großund Kleinschreibung o Zwischen Länge und Kürze eines Vokals wird nicht unterschieden o Diphthonge und Umlaute werden oft durch Übergesetzte Buchstaben gekennzeichnet − Andere Aussprache und Betonung − Bedeutungswandel von Wörtern (mout -> Gesinnung, vrouwe -> Herrin)

Weltbild im Mittelalter Nicht klausurrelevant! Reader Kapitel II ‚Zur Überlieferung volkssprachlicher Literatur des Mittelalters‘, S. 34-47 − Christlich-religiöses Weltbild − Mittelalterliche Weltkarte spiegelt christlich-heilsgeschichtliche Perspektive wieder

o Mappa mundi keine naturwissenschaftliche Karte o T – Schema (Asien, Europa & Afrika)  Jerusalem liegt im Weltmittelpunkt  Im Osten liegt das Paradies (Bild von Adam & Eva vor dem Apfelbaum)  Der unbekannte Süden wird von Monstren bevölkert  Im Norden leben die Amazonen ⇒ Nicht geozentrisch, sondern christozentrisch

− ,Lucidarius‘ fasst christliches und weltliches Wissen zusammen (Art Lexikon“) o Soll geistliche Gesinnung stärken o Methode: Jünger fragt und der Meister antwortet − Denkformen: o Allegorese  Uneigentlicher, verhüllender Wortgebrauch (indirekt)  Zweite Sinnebene verborgen o Typologie  Es geht um das Verständnis der Heilsgeschichte  Verknüpfung des Alten mit dem neuen Testament • a) antithetisch o das neue Testament wird als Korrektur/Gegensatz des alten Testaments gedeutet • b) durch Analogie o das alte Testament wird als Verheißung dessen interpretiert, was sich im neuen Testament erfüllen soll

Gattungen Allgemein Großepik: − mit schriftlicher Vorlage: o höfischer Roman  Antikenroman matiére de rome -> „Geburtshelfer“ des höfischen Romans  Artusromane matiére de bretagne 2

 Tristanroman matiére de bretagne o dt. Chanson de geste  dt. Bearbeitung franz. Heldenepik − aus mündlicher Überlieferung: o Heldenepik

Kleinepik Reader Kapitel ‚Kleinepik‘, S. 144-152, Reader Kapitel III − Gedichte verschiedener Thematik und Darstellungsart − Nicht-erzählende Gattungen: Kurzgnomik, Reimpaarreden o Kurzgnomik: Sammlungen von Sprichwörtern und Merkversen biblischen, antiken oder volkshaften Ursprungs o Reimpaarreden: Sachverhalte (z.B. minne) werden mit meist didaktischer Absicht abstrakt räsonierend dargelegt. − Erzählende Gattungen: geistliche und weltliche Thematik − Im vierhebigen Reimpaarvers − Definition des Märes nach Hanns Fischer: o Paarweise gereimte Viertakter o Selbstständige (nicht Teil eines größeren Werks/Sammlung) und eigenzweckliche Erzählung o Ca. 150-2000 Verse (mittlerer Umfang) o „Gegenstand sind fiktive, diesseitig profane und unter weltlichem Aspekt betrachtete, mit ausschließlich (oder vorwiegend) menschlichem Personal, vorgestellte Vorgänge" − Drei Grundtypen des Märes, wobei Mischformen in jeder Kombination vorkommen o Das schwankhafte Märe o Das höfisch-galante Märe o Das moralisch-exemplarische Märe

Das schwankhafte Märe - Das am meisten verbreitete Maere - Figurenkomik, Situationskomik, Wortkomik und Handlungskomik - Ziel: Belustigung des Publikums 3

Das höfisch-galante Märe - eher selten - keine Belustigung - Bewahrung der Tugenden - Rittertum & Liebe - Minne als Triebkraft - Vorbildhaft (Protagonist)

Das moralisch-exemplarische Märe - vereinzelt - lange ermahnende Passagen - propagiert moralische Positionen

- Moralisation (Konflikt mit Komik) - viel Wert auf Tradition

Ergänzender Reader-Text: Neben der Lieddichtung und der Großepik gibt es in der mittelhochdeutschen Literatur seit dem 13. Jahrhundert eine Fülle kleinerer Gedichte. Die drei Grundtypen sind primär stofflich-thematisch determiniert. Schwank: Im Grunde sind die so gerne behandelten Ehebrüche, Kraft- und Treueproben, Verführungen usw. nichts anderes als mit grellen Farben ausgestattete Illustrationsbeispiele für den Sieg der Klugheit über die Torheit, die hauptsächlich deshalb ein intensives Interesse auf sich ziehen, weil die amourösen Situationen sich oft zu Anlässen höchster Gefährdung und damit auch besonders eindrucksvoller Listenfalt entwickeln.

Lyrik, Minnesang Verse und Strophen‘, S. 48-56, Reader Kapitel V, S. 67-92 ‚Minnesang‘

Verse und Strophen − Funktion der Verse: o Bei mündlich überlieferten Texten:  Gedächtnisfunktion  Wert des Textes nachzuweisen und Überlieferung zu sichern  Bausteine des Textes -> Vers dient dem Textaufbau o Bei schriftlich produzierten und mündlich vorgetragenen Texten:  Gedächtnisfunktion  Der Vers als Wert, Kunstsignal − Was sind Verse und Strophen? o Sie regeln die Lautgestalt der Rede o Ordnungsprinzip griechischer und römischer Dichtung:  Regelung der Abfolge kurzer und langer Silben o Ordnungsprinzip romanischer Dichtung:  Die Anzahl der Silben wird festgelegt -> silbenzählenden Verse o Ordnungsprinzip germanischer Dichtung:  Regelung der Abfolge von stark und schwach akzentuierenden Silben als Abfolge von Hebungen und Senkungen -> akzentuierende Verse − Versformen: 4

o Stabreimvers  Frühmittelalterliche Heldenlieder  Langvers aus zwei Teilen o Endreimvers  Evangelienbuch Otfrieds von Weißenburg 11. Jh.  Nicht immer ‚reine‘ Reime  Verse sind in Langzeilen notiert  Beiden Kurzverse einer Langzeile sind immer vierhebig o Nibelungenvers/Nibelungenstrophe  Langverse sind zu Strophen verbunden  Sieben Hebungen -> Vier im Anvers, drei im Abvers  Letzter Abvers einer Strophe hat vier Hebungen  Langverse am Ende paarweise gereimt  Zwei Langpaarverse bilden eine Strophe  Gab es schon im frühen Minnesang um 1150 o Höfischer Reimpaarvers  Um 1170  Vierhebige Verse  Paarweise gereimt  Hebungen und Senkungen alternieren meist regelmäßig  Auftakt ist nicht geregelt -> Verse beginnen mit Hebung oder Senkung o Stollenstrophe/Kanzonenstrophe  Variable Strophenform  Kann unterschiedlich lange Verse haben  Musikalische Dreiteilung: • 1. erster Stollen: Melodieteil A • 2. Zweiter Stollen: Wiederholung A  diese beiden Stollen bilden den Aufgesang •

3. dritter Teil: anders gebauter Musikteil B − der Abgesang

Phasen des Minnesangs − Erste Phase: Frühphase 1150/60 – 1170: sog. donauländischer Minnesang: o Kennzeichen:  Prinzipielle Einstrophigkeit  Langzeilenstrophen, gelegentlich mit eingeschobener Kurzzeile: sog. Stegstrophen;  Kombinationen von Lang- und Kurzzeilen, daneben weniger häufig Kurzzeilenstrophen  Paarreim 5

Halbreimlizenz -> Vollreim ist noch nicht die Norm Zweipolige Werbelyrik: Grundthemen sind Werbung, Sehnsucht, Scheiden, Trennung,  Fremdsein, Verzicht o Gattungen:  Mannesstrophen, daneben zahlreiche Frauenstrophen, Wechsel o Autoren:  Kürenberger  Dietmar von Aist (reicht allerding mit einem Teil seines Werks in die zweite Phase)  Burggraf von Rietenburg o Lieder:  Kürenberg: ich zôch mir eine valken  Dietmar von Aist: >Frauenmonolog Einstrophigkeit tritt zurück (noch vereinzelt verbreitet -> Veldeke, Raute)  Stollenstrophe -> isometrische Strophenformen –Grundvers vierheber- auch heterometrische  Zunehmend differenzierte Reimschemata  Der reine Reim wird zur Norm -> ab und zu ist der Übergang von Halbreimen zu reinen Reimen zu beobachten  Ausgestaltung der Dienstminne zur Hohen-Minne-Thematik; Kombination von Minne- und  Kreuzzugsthematik  Typische Gattungen: Hohe-Minne-Klage, Kreuzlied o Autoren:  Friedrich von Hausen, Bligger von Steinach, Bernger von Horheim, Ulrich von Gutenberg, Kaiser Heinrich, Graf Otto von Botenlauben o Lieder:  Kaiser Heinrich: ich grüeze mit gesange die süezen  Friedrich von Hausen >Kreuzlied Abhängigkeitsverhältnis − Analogie zur ma. Lehensstruktur

Frauenpreislied − Meist nur als Strophe eingefügt − Attribute der frouwe gerühmt

Minne-Preislieder − Meist kombiniert mit Klage − Rechtfertigung der triuwe (Treue/Aufrichtigkeit) − Geht häufig mit Frauenpreis einher

Minnelehre − Beschreibt die Anforderungen des Minnedienstes, gibt Warnungen oder Empfehlungen − In Klagelieder integriert oder als einstrophiges Lied

Frauenlied − Als Wechsel oder Dialoglied − Oder Frauenmonolog − Konträre Darstellung der Frau zu den Mannesliedern

Naturlieder − Themen werden durch die Jahreszeiten bestimmt − Jahreszeitenbild als Strukturelement − Als Natureingang; Jahreszeitenapostrophe; Jahreszeitenbezug

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Wechsel − Kombination aus Frauen- und Mannesklage − Kein Dialog − Ohne romanische Vorbilder

Tagelied − Thema: Abschied der Liebenden − Ziel der Werbelyrik ist hier erreicht − Tagesanbruch als ‚Feind‘ der Liebenden − Wächterfigur seit Morungen

Mädchenlied − maget oder frouwelîn als Hauptfigur

Dörperlied − Neues Personal aus den Bauernmilieu − Persiflage des höfischen Minnekultes

Lyrik, Sangspruchdichtung Reader Kapitel V, S. 93-102 ‚Sangspruchdichtung‘

Unterschiede zum Minnesang − Heterogenität − Andere Thematik − Prinzipielle Einstrophigkeit: ein Thema = eine Strophe (aber auch lose gebundene Einheiten)

Themen: − Religiöses / Geistliches − Minne − Kunst − Herren-, Herrschafts-, Gesellschaftslehre − Politik Ein neues Profil und neues Gewicht erhielt die Gattung durch Walther von der Vogelweide.  Vor allem Instrument der Gesellschaftsanalyse- und - Kritik und politisches Kampfmittel  Walther reflektiert in seinem Sangspruch auch die Position des Berufsdichters Verständnisbarrieren entstehen, da wir auf Grund des fehlenden historischen Kontexts einen schwierigen Zugang zu der politischen Dichtung haben.

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Fragen zur Analyse des politischen Sangspruchs: o o o o o o

Was wird gesagt? Wie wird es gesagt? Wann wird es gesagt? Wo wird es gesagt? Für wen wird gesprochen? Gegen wen wird gesprochen?

Autorentypen: − Gelehrter Dichter: gewisse Schulbildung -> meist Nähe zum Kloster (häufig ‚Pfaffe‘ im Namen oder ‚Meister‘) o Gottfried von Straßburg, Heinrich von Veldeke − Ritterdichter: meist Adlige, Ministeriale, Berufen auf das Waffenhandwerk: o Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach − Berufsdichter: völlige Anhängigkeit vom Gönner -> Gönner nehmen Einfluss auf das Werk: o Reinmar, Walther von der Vogelweide − Handwerkerdichter (15./16. Jh.): städtisches Umfeld

Großepik, Antikenroman Reader Kapitel V, S. 108 – 117 ‚Antikenroman‘ − Stoffe stammen aus der Antike -> griechisch-römisches Altertum ca. 1200 v.Chr – 4.-6. Jh. n.Chr. − Stoffe: historisch und pseudohistorisch (Troja, Aeneas, Alexander der Große, Apollonius) − Stoffe werden ‚mediävalisiert‘ − Subtypus des höfischen Roman − Stoffe sind nicht rein fiktional -> Historizität und Fiktionalität sind nicht voneinander zu trennen − Fungiert als ‚Geburtshelfer‘ des eigentlichen höfischen Romans − Erstes Auftreten der Minnethematik

Ergänzender Reader-Text: Beide Komponenten des Begriffs „Antikenroman“ sind klärungsbedürftig: Die Antike liefert die Stoffe, wird aber mediävalisiert, d.h. an mittelalterliche Verhältnisse angepasst. Fiktionale „Romane“ sind alle Antikenromane nicht – ihre Stoffe sind nicht frei erfunden, sondern gelten als historisch. Diese grundsätzliche Historizität der antiken Stoffe steht für das Mittelalter außer Frage; auch für Stoffe, die heute eher als Mythen bezeichnet werden. Vor allem aus poetologischen Gründen, wegen seiner essentiell schriftliterarischen Qualität, ist der Antikenroman Roman, nicht Heldenepos. 9

Aus christlicher Perspektive wird die heidnische Antike ambivalent gesehen: Formal vorbildlich, inhaltlich bedenklich, vielfach gar anrüchig. Über weite Strecken ist mittelalterliche Antikenrezeption Auseinandersetzung mit antikem Götterapparat und antiker Mythologie. Die antiken Götter werden entweder dämonisiert oder rational umgedeutet. Die gängigen Deutungsmuster sind bereits durch antike Mythentheorien vorgegeben: Die Götter werden erklärt als Menschen von besonderen Kräften und Fähigkeiten, oder sie werden allegorisch bzw. moralisierend umgedeutet.

Großepik, Artusroman Reader Kapitel V, S. 116-125 ‚Artusroman‘ − Historischer König Artus ist nicht belegt − Erste Erwähnung im 9.Jh. -> Feldherr

Frühe Artusliteratur − Zuerst literarisiert in der ‚Historia regum Britanniae‘ von Geoffrey of Monmouth um 1135/38 − Erster Artusroman: Roman de Brut des Maistre Wace um 1155 − Crétien de Troyes ‚Erec et Enite‘, ‚Lancelot‘, ‚Yvain‘ und ‚Perceval‘ zwischen 1170 und 1190 -> französische Vorlagen

Hartmann von Aue − Nicht urkundlich bezeugt − Tätig zwischen ca. 1180 und 1200 − Evtl. im Dienst der Zähringer

Der `Erec´ Hartmanns von Aue − − − −

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Erster deutscher Artusroman Entstanden um 1180 Schwach überliefert, trotzdem bekannt im 12- und 13.Jahrhundert Prolog fehlt

Ablauf der Aventiure

Ergänzender Reader-Text: Der Artushof ist Zustand der Harmonie und Festesfreude – zu Ostern oder Pfingsten, mit Jagd oder Turnier – ist Ausgangs- und Zielort der âventiure. Die Romanhandlung beginnt mit einer Störung der Ordnung der höfischen Welt. Am Schluss erfolgt die Wiederherstellung und Bestätigung der höfischen Norm durch die Tat des auserwählten Ritters. Die âventiure des Ritters unterwegs ist Isolierung im Dienste der Gesellschaft und zugleich individuelle Bewährung; als Vereinzelung des Ritters, die doch auf die Gemeinschaft bezogen bleibt, ist die âventiure ihrem Wesen nach paradox. Demonstriert wird die wechselseitige Bezogenheit von einzelnem und Gemeinschaft, die âventiure fungiert als Modell der Regelung des Verhältnisses beider. Gesellschaftsstabilisierende und individuelle Ziele gelangen zur Deckung: Der Dienst für die Gemeinschaft bietet zugleich die Möglichkeit des individuellen Aufstiegs. Die 11

Waffentat als Mittel der Konfliktregelung leistet die Integration des einzelnen und erweist den einzelnen Ritter als gesellschaftliche Ordnungsmacht.

Großepik, Heldenepik (Zusatztext, nicht im Reader): Elisabeth Lienert: Mittelhochdeutsche Heldenepik. Berlin 2015; S. 9 – 29, Reader Kapitel V, S. 140-143 ‚Zum Verhältnis von Epos und Roman‘ − Aus mündlicher Überlieferungstradition − Zuerst verschriftlicht um 1190 / 1200 (Nibelungenlied) − Verschriftlichung unter dem Einfluss und nach dem Muster der antiken Epen und später des höfischen Romans − Dichter bleibt anonym − Mündlich weitergegebene Geschichtsüberlieferung in der Volkssprache -> kollektive Erinnerung − Wurde in Form der Heldensage weitergegeben -> Überformung des historischen Kerns − Das Publikum (meist das Umfeld von Fürstenhöfen) kannte die Geschichten bereits o Der Sänger konnte den Inhalt nicht verändern o Durch einen bestimmten Fokus konnten aber persönliche Noten gesetzt werden  Kontrollfunktion des Publikums

Ergänzender Text: Mittelhochdeutsche Heldenepik, eine Einführung von Elisabeth Lienert Idealtypisch erzählt Heldendichtung von Ereignissen aus dem sogenannten heroic age, einer kriegerisch bewegten, geschichtlich folgeträchtigen heroischen Frühzeit, in der sich die jeweilige Gemeinschaft konstituiert oder konsolidiert. Für die Germania ist das die Völkerwanderungszeit (vom Hunneneinfall in das Gotenreich um 375 n. Chr. Bis zum Einfall der Langobarden in Oberitalien 568 n. Chr.). Damit verbunden sind die Bindung an mündlich-illiterate Erzähltraditionen und eine (unbestimmte) Historizität des Stoffs. Hinzu kommen weitere gattungscharakteristische Merkmale: die Anonymität der Heldenepik, strophische Form und Sangvortrag; geringere Bedeutung der Minnethematik; andere Akzentuierung der Kampfthematik (Kampf tendenziell als Ernstkampf); stärker typisierte Figuren und schemagebundenes Erzählen, Erzählen von der Handlung, nicht vom Einzelhelden her und eine weniger ausgeprägte Erzählerrolle. Zur mittelhochdeutschen Heldenepik rechnet man hauptsächlich die Nibelungendichtungen, die Fragmente einer ‚Walther‘-Dichtung, die ‚Kudrun‘, die Dietrichepik, ‚Biterolf und Dietleib‘ und die ‚Ortnit‘-/‘Wolfdietrich‘-Dichtungen.

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Unterschiede Heldenepik – höfischer Roman

Behandelte Texte Lucidarius ; Konrad von Megenberg `Buch der Natur´ − Sachtext (Enzyklopädie) in Prosa, ca.1350 − Erste bedeutende deutsche wissenschaftliche Abhandlung, weitestgehend eine Übersetzung des Lucidarius‘, aber es enthält auch einige zusätzliche Einträge − Beispiel: Sachtext „Von dem ainhuren“ − Die Sachtexte werden zusammen mit biblischen Geschichten erzählt. 13

− Es wurde als Sachtext gelesen, da für die mittelalterlichen Menschen Pinguine genauso unvorstellbar waren wie Drachen oder Einhörner.

Der Stricker `Der begrabene Ehemann´ − Kleinepik − Eine Frau verlangt als Liebesbeweis ihres Mannes, dass er ihr alles glauben möge, was sie behauptet. − Moralisch-exemplarische Rede  Moral: Lass dich nicht von einer Frau beherrschen

Kürenberger (S. 154, II, 1-7) − Lyrik, Minnesang − z.B. das Falkenlied^^^^^^^^^^^^^^ − Langverse, Nibelungenstrophe

Albrecht von Johansdorf (S. 160 2, 1-4) − Lyrik, Minnesang − z.B. Ich vant si âne huote

Reinmar (S. 161, 1-2) − Lyrik, Minnesang − z.B. Ich wirbe umbe allez, daz ein man oder Ein wîser man sol niht ze vil

Walther von der Vogelweide (S. 166, S. 169, 1-3 & S. 172; S. 174, II, III, VII, X) − − − −

Lyrik, Minne z.B. Unter den Linden Sangspruchdichtung z.B. Der Reichston

Heinrich von Veldeke `Eneasroman´ (S.180-182) − Großepik, Antikenroman − Höfischer Roman 14

− Der Roman erzählt die Geschichte des Eneas, des Sohnes der Göttin Venus, der bei der Eroberung Trojas mit seinen Kriegern vor den Griechen fliehen kann und nach jahrelanger Irrfahrt nach Karthago gelangt. Dort gehen er und die Königin Dido eine Liebesbeziehung ein. Doch als die Götter Eneas den Aufbruch gebieten, tötet sich Dido selbst. Eneas bereist die Unterwelt, wo ihm sein verstorbener Vater verheißt, dass seine Nachfahren das römische Weltreich begründen werden. Zuvor muss Eneas jedoch in Italien die Königstochter Lavinia gewinnen, die bereits einem anderen versprochen ist. Es kommt zum Kampf um Italien, an dessen Ende Eneas sich im Zweikampf bewähren muss, bevor er Lavinia heiraten kann.

Hartmann von Aue ‚Erec‘ (S. 183-185) − Erster deutschsprachiger Artusroman − Adaption aus dem Französischen − Nach einer Beleidigung der Artusgesellschaft durch den Zwerg eines unbekannten Ritters, zieht der junge Erec aus, um diese Beleidigung zu rächen. Sein Gegner ist der dreimalige Gewinner des Sperberkampfes, den der Ritter mit der schönsten Dame gewinnt. Erec nimmt an dem Wettkampf teil und gewinnt mit Hilfe der Enites, einer verarmten, aber sehr schönen Adelstochter. Sein Gegner, Ritter Iders wird an dem Artushof geschickt, wo er sich bei der Königin entschuldigt. Erec nimmt Enite mit an den Artushof, wo eine mehrwöchige Hochzeitsfeier stattfindet, zu deren Abschluss ein Turnier veranstaltet wird, an dem auch Erec teilnimmt und Ruhm gewinnt.

Hartmann von Aue ‚Iwein‘ (S. 183-185) − Artusroman − Aus dem französischen frei übersetzt − Durch ein waghalsiges Abenteuer, in dem der junge und unerprobte Ritter Iwein den Quellenwächter besiegt, begegnet Iwein der Landesherrin und Witwe Laudine, die sich auf den ersten Blick in ihn verliebt. Sie heiraten und Iwein kann sich Artus und seinen Rittern als neuer Landesherr präsentieren. Der Artusritter Gawein rät Iwein, sich nicht auf seinem Erfolg auszuruhen, sondern seinen Ruhm durch die Bestehung weiterer Abenteuer zu vermehren. Iwein erbittet von Laudine die Erlaubnis, für ein Jahr auf Abenteuersu...


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