Zusammenfassung Montessori Paedagogik incl Vor und Nachteile PDF

Title Zusammenfassung Montessori Paedagogik incl Vor und Nachteile
Author Nl Br
Course Einführung in die Pädagogik der frühen Kindheit
Institution Technische Universität Dortmund
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Maria Montessori (*1870 - † 1952) 1. Biografie1

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Maria Montessori wurde 1870 in Italien geboren. Als Assistenzärztin für Kinderheilkunde befasste sie sich mit behinderten Kindern, greift dabei die Ideen von Jean Itard und Edouard Séguin zur Arbeit und Betreuung von geistig behinderten Kindern auf und begann die Grundlagen zu ihrem späteren Hauptwerk "Il metodo" zu entwickeln. Sie beschäftigte sich mit der Neuropsychiatrie und entwickelte ihre anthropologisch-biologische Theorie, auf denen ihre Pädagogik beruht. Sie entwickelte während ihrer praktischen Experimente didaktische Materialien zum Sprachunterricht und zum Mathematikunterricht. In der 1907 in Rom gegründeten "Casa dei Bambini" arbeitete sie mit nicht behinderten Kindern aus sozial schwachen Familien. Bei der Betreuung übertrug sie die Materialien, die sie für die Förderung geistig behinderter Kinder entwickelt hatte, auf diese Kinder. Die Ergebnisse waren so gut, dass sie daraus ihre Methode entwickelte und auf alle Kinder vom Vorschulalter bis zum zwölften Lebensjahr ausdehnte.1913 verfasste Montessori ihr Buch "Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter" und im selben Jahr begann sie Lehrkräfte aus verschiedenen Ländern in ihrer Methode der Selbsterziehung auszubilden. Es entstanden in Europa und Amerika MontessoriSchulen. Während des Faschismus wurden in Europa ihre Schulen geschlossen und Montessori floh nach Indien, wo sie eine nach ihrer Methode eingerichtete Schule leitete. In ihrer Zeit in Indien (1939-1949) hat sie versucht, ihre Ideen der “Kosmischen Erziehung“ in konkrete pädagogische Praxis umzusetzen. Ab 1947 war Montessori wieder in ihrer Heimat tätig, wo sie 1952 starb. 2. Montessori-Pädagogik3

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Geht man mit der italienischen Pädagogin von der anthropologischen Grundannahme aus, dass das Kind von Geburt an ein zu Eigenaktivität und Spontaneität fähiges Wesen ist, dem die Aufgabe des schrittweisen Selbstaufbaus zur mündigen Persönlichkeit obliegt, so kann Erziehung von Anfang an nur verstanden werden als Hilfe zur Selbsthilfe. "Hilf mir, es allein zu tun". Diese Worte eines Kindes an Montessori bringen dieses Grundverständnis von Erziehung auf eine einfache Formel. Ihm gemäß können auch Familie, Kindergarten und Schule nur als organisatorische Hilfestellung für den Weg des jungen Menschen zu seiner Mündigkeit verstanden werden und als Vorbereitungsstätte für seine weltgestaltenden Aufgaben “Kosmische Erziehung“. Im Zentrum der Pädagogik steht also das Vertrauen auf die eigenen Kräfte des Kindes, auf seinen inneren Antrieb und Willen zu wachsen und "groß" zu werden. Die Kinder werden deshalb weniger geführt, sondern von den Erwachsenen darin unterstützt, aus der Kraft ihrer eigenen Potenziale in die Gesellschaft hineinzuwachsen, ihren eigenen Weg zu finden und intelligente, leistungsfähige sowie kooperations- und hilfsbereite Menschen mit sicherem Selbstbewusstsein zu werden. Montessori hat nicht nur allgemeine Überlegungen angestellt, sondern stets nach Möglichkeiten 1

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forumpisa/344458/

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http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Montessori http://www.montessori-bonn.de/Profil%20der%20Montessori-Paedagogik.pdf

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http://www.montessori-deutschland.de/montessori-paedagogik.html?&MP=749-777 http://egora.uni-muenster.de/ew/mz/lehre/montessori-paedagogik.shtml

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gesucht, sie für Erziehung und Bildung in Familie, Kindergarten und Schule konkret umzusetzen. Dies macht eine besondere Stärke ihrer Pädagogik aus. Die PädagogInnen und Leitungskräfte an Montessori-Einrichtungen müssen eine besondere Ausbildung, gemäß der Richtlinien der Association Montessori International, absolvieren für die ein Diplom erteilt wird. In jeder Einrichtung gibt es weltweit gleiche didaktische Basismaterialien und das Grundmuster der Pädagogik ist ebenso ähnlich. Das hat der Montessori-Pädagogik einen hohen Grad von Internationalität, vergleichbaren Qualitätsstandards sowie an Beliebtheit bei Eltern und Kindern verschafft. 2.1. Grundsätze und Ziele der Montessori-Pädagogik In die Kindergarten- und Grundschulpädagogik fließen drei Grundelemente der MontessoriMethodik nahezu selbstverständlich ein. Diese sind: Erstens einen von Montessori selbst entwickelten Satz von Bau- und einfachen Spielelementen, der die Kinder zum selbstständigen Forschen animieren sollen. Zweitens die "Stillezeiten" und gemeinsame Mahlzeiten zur Förderung sozialen Lernens. Drittens die eher beobachtende Distanz der Erzieher, die eine Störung des Lernens der Kinder durch den Einfluss der Erwachsenen verhindern soll. Grundsatz

Inhalt

1. Folge dem Kind, achte auf die Zeichen, die dir seinen Weg zeigen.

Jedes einzelne Kind verständnisvoll und genau beobachten: • Wie weit ist es in seiner Entwicklung? • Welche Bedürfnisse hat es - offen oder verdeckt? • Wohin zielen seine Aktivitäten? • Welche Angebote oder Hilfen braucht es jetzt? • Ist es zurückgeblieben, finden sich Störungen oder ist es schon weit voraus und braucht Förderung?

2. „Hilf mir, es allein zu tun“

Niemand kann annehmen, dass ein Kind nur von sich aus den Weg in die Gesellschaft finden könnte. Dazu braucht es außer Intelligenz, Kenntnissen und Fertigkeiten auch Gemeinsinn, Bilder und Wertvorstellungen von unserer Welt. Es braucht Vorbild, Begleitung und Hilfe in einer pädagogisch vorbereiteten und geordneten Umgebung. Dort kann es Orientierungen finden, selbst und allein den Weg zu gehen.

3. Ein Kind lernt das am besten, was es jetzt lernen möchte.

Der Wunsch etwas Bestimmtes zu lernen, entspringt dem augenblicklichen Entwicklungsstand und Interessenhorizont des Kindes und markiert ihn zugleich. Vom Kind selbst kommt der Antrieb, sich mit der Außenwelt auseinander zu setzen. Dem Kind muss darum Raum und Zeit gelassen werden, seine selbst gewählte Arbeit auch selbständig und in Ruhe zu Ende zu führen, damit es durch das Erreichte sich selbst (Selbstkompetenz) und seine Leistungsfähigkeit bestätigt fühlt. Gelegenheit dazu bietet die "freie Arbeit".

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Ziele der Montessori-Pädagogik 1. Höchstes Ziel war für Maria Montessori, Kinder und Jugendliche heranwachsen zu sehen, die über alle ethnischen, nationalen und sozialen Grenzen hinweg Frieden in der Welt schaffen. 2. Als weiteres Ziel steht der Erweb von Schlüsselkompetenzen in Verbindung mit fachlichen Kompetenzen im Vordergrund. Es geht um die allmähliche Einübung des selbst regulierten Lernens in Verbindung mit dem Kompetenzerwerb. Den Kindern soll die Möglichkeit eröffnet werden, die Selbständigkeit, die von ihnen als Erwachsenen erwartet wird, schon frühzeitig einzuüben. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die sich Schritt um Schritt erweiternde Unabhängigkeit von den Erwachsenen und auch von anderen Kindern. 3. Ein gewichtiges Ziel ist die Ausbildung der Sozialkompetenzen in ihren vielfältigen Ausprägungen, z.B. die Bereitschaft zu helfen und Verantwortung gegenüber Menschen zu übernehmen wie für die Erhaltung und Pflege der Natur. In der Konsequenz führt dieses Ziel dazu, dass Montessori-Einrichtungen für alle Kinder offen und ohne Rivalität und Selektion sind: Hochbegabte und Lernschwache, Nichtbehinderte und Behinderte, Einheimische und Einwanderer, Arme und Reiche. 4. Im Spätwerk „Kosmische Erziehung“ 6 hat Montessori ihre inhaltlichen Vorstellungen zum schulischen Lernen in einem auf die Entwicklung von Natur und Menschheit bezogenen "universalen Lehrplan" zusammengefasst. “Kosmische Erziehung“ soll sich nicht auf kognitive Zielsetzungen beschränken. Ihr wesentliches Ziel ist die Kultivierung von Gefühlen und die Förderung einer neuen Moral. Sie hat mehrere Dimensionen: ökologisch, humanethisch, politisch-sozial, religiös mit dem obersten Ziel des Friedens und bedeutet, dass der Lehrplan so gestaltet werden soll, dass er die jungen Menschen darin einübt, Zusammenhänge zu erfassen, vernetztes und systemisches Denken zu lernen. Alle Inhalte des Lehrplans sollen nach Auffassung Montessoris zudem in eine Sinnperspektive einrücken und, die sie in der Evolution von Natur und Menschheit als "kosmischen Plan" zu finden glaubt. In der aktuellen Diskussion über die Fortentwicklung des Schulwesens werden die Elemente der Montessori-Pädagogik als Möglichkeit zur besseren Entwicklung des Leistungspotentials angeführt. Dabei finden folgende Prinzipien Montessoris in aktueller Diskussionen Platz:7 

Erziehen heute muss auf Förderung der Entscheidungs- und Bindungsfähigkeit gerichtet sein



Erziehen heute muss die Erfahrung von Stille ermöglichen



Lernen und Erziehen heute sind mit einer stärkeren Öffnung von Schule zu verbinden

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Lernen heute muss die Sinne und das selbständige Tun stärker einbeziehen



Lernen heute bedarf der Förderung intrinsischer Motivation



Lernen heute muss individualisiertes Lernen sein

http://egora.uni-muenster.de/ew/mz/lehre/erziehung.shtml http://egora.uni-muenster.de/ew/mz/lehre/montessori-paedagogik.shtml

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Individualisiertes Lernen muss sich mit Sozialerziehung und sozialer Integration

verbinden 2.2. Stufen der Entwicklung und Erziehung nach Montessori Ähnlich wie Piaget - der zeitweilig Vorsitzender der Schweizerischen Montessori-Gesellschaft war hat Maria Montessori eine Stufentheorie der Entwicklung und dazu entsprechend der Erziehung aufgestellt. Ein Charakteristikum ihrer Stufentheorie ist, dass den einzelnen Stufen "sensible Phasen" zugeordnet sind. Mit dem Begriff der sensiblen Phasen ist bei Montessori gemeint, dass es in der Entwicklung des Kindes Phasen, Perioden mit einer besonderen Empfänglichkeit, also Sensibilität für bestimmte Lernvorgänge und Umwelteinflüsse, gibt. Diese Phasen - auch als sich öffnende Fenster bezeichnet - sind aus Sicht des Kindes "Angebote der Natur", jetzt und genau zu dieser Zeit besonders leicht bestimmte Lernerfahrungen zu machen und Fertigkeiten zu erwerben. Stufe der Entwicklung und Erziehung

Pädagogische Einrichtung

Die 1. Stufe wird in zwei Teilphasen unterteilt. Nach Montessoris Auffassung werden beim Kleinkind in dieser Stufe die Fähigkeiten zur Bewegung, Wahrnehmung, Sprache, Sozialität usw. grundlegend aufgebaut. Durch eine besonders aufnahmeintensive unbewusste Intelligenz - "absorbierender Geist" - entstehen nachhaltige psychische und geistige Strukturen, deren Aufbau besonderer pädagogischer Aufmerksamkeit bedarf. Selbstverständlich ist auch die konkrete Leistung der Kinder und Jugendlichen auf jeder Stufe ihrer Entwicklung von großer Bedeutung: Beim Kleinkind ist es die Mithilfe in der häuslichen Umwelt, im Kinderhaus sind es die Übungen des praktischen Lebens und die Arbeit mit dem Sinnesmaterial zur Förderung der operativen Intelligenz; in der Schule die schnell wachsenden Herausforderungen und der fortschreitende Leistungsaufbau in der Mathematik sowie in der Beherrschung und dem Verständnis der Sprache; nicht zuletzt das höchst komplexe und umfängliche Unternehmen der "Erforschung von Natur und Kultur durch die Kinder und mit den Kindern" in der Kosmischen Erziehung. Montessori definierte die Lehrer- und Schülerrolle neu und entwickelte moderne Unterrichtsformen und didaktisches Arbeitsmaterial für eine pädagogisch vorbereitete und geordnete Umgebung. Lange vor PISA führte Maria Montessori alters- und leistungsgemischte Klassen ein. 1. Stufe: 0-3 Jahre Familie/ Kinderkrippe/ Spielgruppe 1. Stufe: 3-6 Jahre

"Kinderhaus"

2. Stufe: 6- 12 Jahre

"Schule des Kindes"

3. Stufe: 12-18 Jahre

"Erdkinder - Erfahrungsschule des sozialen Lebens"

Montessori und Piaget stimmten in ihrer Stufentheorie darin überein: 

dass aus der Interaktion des Organismus mit der Umwelt (also aus der Wechselwirkung) Wachstum und Entwicklung des Menschen entstehen,



dass die Selbstregulierung / -organisation des Kindes einen wichtigen Teil des Erziehungsprozesses ausmacht,

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dass die sorgfältige, unvoreingenommene Beobachtung des Kindes das wichtigste Mittel ist, um zu erkennen, welche Aspekte oder Teile oder Herausforderungen der Umwelt gerade jetzt für das Kind von entscheidender Wichtigkeit sind,

 dass die eigene Aktivität des Kindes die Basis jeder wirksamen Erziehung ist. 2.3. Montessori-Grundschule/ "Schule des Kindes" 8 Maria Montessori hat sich für ihre Pädagogik an der körperlich-geistig-psychischen Entwicklung und an den individuellen Lernbedürfnissen der Kinder orientiert. Das ist das grundsätzlich andere in der Montessori-Pädagogik gegenüber der Regelschule, die sich in der Hauptsache dem im Lehrplan vorgegebenen inhaltlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag gegenüber der nachwachsenden Generation verpflichtet sieht. Die „Schule des Kindes“ ist nicht die Schule für das Kind. Die Kinder in dieser Stufe sind besonders wissbegierig und wollen alles wissen über diese Welt und sie sind nun in der Lage, sich jenseits ihrer konkreten Wahrnehmung zusammenhängende Vorstellungsbilder von der Welt und ihren Teilen zu schaffen. Die Intelligenzentwicklung geht im wesentlichen zwei Wege: Zur Abstraktionsfähigkeit und zur Einbildungs-/ Vorstellungskraft. Hier wird „der Keim zur Wissenschaft“ gelegt. Oft werden nach Montessoris Auffassung die Kinder dieses Alters jedoch unterfordert oder falsch gefordert. Die „Schule des Kindes“ soll mit einem großen, weit gefächerten Angebot auf den Wissensdurst sowie die Forscher- und Abenteuerneugier der Kinder eingehen. Die Kinder sollen ihren geistigen, sozialen und kulturellen Aktionsradius erweitern können. Mit der Ausweitung des Weltbildes soll der Übergang zur Abstraktion vollzogen werden können. In der vorbereiteten Umgebung der Schule sowie in den Schritten nach draußen kann soziales und moralisches Bewusstsein entstehen. Mit der besonderen Sensibilität dieses Alters für Gerechtigkeit können Kinder die Fähigkeit entwickeln, eigenes und fremdes Handeln zu beurteilen. In der “Schule des Kindes“ steht der Erwerb solider Basiskompetenzen im Lesen, Schreiben, in der Mathematik und in der naturwissenschaftlichen, kulturellen, sozialen und politischen Elementarbildung im Vordergrund. Als Leitidee gilt nach Montessori die „Kosmische Erziehung“. Bei der „Kosmischen Erziehung“ geht es : 

um die Vorstellung von einem nach den Naturgesetzen geordneten Universum, das von Gott geschaffen und dem Menschen zur Arbeit daran und zur Vollendung überantwortet wird. Es geht um die Stellung des Menschen in der Welt sowie um die Einsicht des Menschen in die gegenseitigen Abhängigkeiten aller Phänomene der Natur;



um die „kosmische Aufgabe“ des Menschen, das uns Anvertraute zu bewahren, zu erhalten und es weiterzubauen; den Heranwachsenden zu helfen, allmählich einen eigenen Anteil an Verantwortung für sich selbst und diese Welt zu übernehmen.

Von daher ist die Kosmische Erziehung nicht identisch mit dem Sachunterricht in der Grundschule. Jedoch ist die Nähe zu den heutigen Vorstellungen der Ökologie-Bewegung unverkennbar; Montessori hat im Kontext der Kosmischen Erziehung selbst den Ökologie-Begriff verwendet.

8 Auszug aus "Profil der Montessori-Pädagogik und ihrer Einrichtungen", erarbeitet von Prof. Dr. Hans-Dietrich Raapke, Universität Oldenburg und der Fachgruppe "Theorie" der Dozentenkonferenz der deutschen Montessori-Vereinigung e.V., Stand 2003

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Didaktik in der Montessori-Pädagogik a) Beobachtung ist konstitutiver Bestandteil und Bedingung der Didaktik. Die Bedürfnisse des Kindes haben Vorrang vor den Plänen und Absichten der Pädagogin oder des Pädagogen. Diese Bedürfnisse werden durch den Entwicklungs- und Reifestand sowie den bisherigen Lernprozess des je individuellen Kindes bestimmt. Die Beobachtung, die Diagnose kommt also in der Regel vor der Didaktik. Dazu bedarf es professioneller Beobachtungs- und Messverfahren ebenso wie persönlicher Zuwendung und Empathie. b) In der Grundschule / Primarschule wird die Didaktik zu einem großen Teil durch das didaktische Material repräsentiert. Man spricht von einem "materialisierten Curriculum". Das Begreifen im Gehirn soll über das Ergreifen mit den Händen und überhaupt mit allen Sinnen gelernt werden. Anfangs wird jede Schwierigkeit in einem Material isoliert, um im Gedächtnis klare Strukturen aufzubauen. Die Möglichkeit zur eigenen Fehlerkontrolle in jedem Material soll das Kind dazu führen, seine Fehler selbst zu erkennen, damit es später auch selbst seine Fehler bearbeiten kann. Mit zunehmendem Schulalter und bei zunehmender Fähigkeit zur Abstraktion tritt das didaktische Material in den Hintergrund. Es kann immer wieder darauf zurückgegriffen werden. Das didaktische Material hat einen bestimmten sachlogischen Aufbau, besonders deutlich in der Mathematik. Diesem Aufbau folgend wird das Material den Kindern präsentiert, in der Regel jedem Kind einzeln. In mindestens drei Schritten lernt das Kind das Material, seinen Zweck und den Umgang damit kennen. Danach sollte es allein mit dem Material weiterarbeiten können. c) Ein zentrales Prinzip der Montessori-Pädagogik ist die Freiarbeit. Sie beginnt im Kinderhaus und auch schon früher. Für Montessori war die Freiarbeit eine grundlegende Lernform, die den unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen durch weitgehende Individualisierung entspricht. Arbeit war für sie vor allem Arbeit an sich selbst als ein elementares Bedürfnis des Menschen, in diesem Sinne heute auch als Selbstverwirklichung bezeichnet. Die Freiarbeit wird zumeist durch gebundenen Unterricht in bestimmten Fächern ergänzt. d) Voraussetzung für die Freiarbeit ist die pädagogisch "vorbereitete Umgebung". Dazu gehört das gesamte nach pädagogisch-psychologischen Gesichtspunkten arrangierte Inventar. In diesem regelhaft pädagogisch vorstrukturierten Raum haben die Kinder einen relativ großen Freiheitsspielraum: Jedes Kind kann wählen - was und womit es arbeiten, sich beschäftigen will, - an welchem Platz es arbeiten will, - mit wem es arbeiten will, - wie lange es an einer Sache arbeiten will. Dabei sind die Regeln einzuhalten, dass sich die Kinder darüber verständigen müssen, wer mit welchem Material wann arbeiten darf und dass niemand bei seiner Arbeit gestört werden darf. Selbständigkeit, selbst organisiertes Lernen, Kooperation im Team und soziale Verantwortung stehen hier im Vordergrund. Projektarbeit ist eine in ihrem Anspruch an die Schülerinnen und Schüler höhere aber auch noch mehr Initiative und Selbständigkeit fordernde Form der Freiarbeit. Hier kommt es auf die Bewältigung des gesamten Prozesses von der Ausgangsidee bis hin zu einem vorzeigbaren Arbeitsergebnis an. e) Altersmischung der Spiel- und Lerngruppen.

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Die Altersmischung ist ein wichtiges Prinzip der Montessori-Didaktik, damit Kinder vermehrt voneinander und kooperativ lernen. In der Regel werden drei Altersjahrgänge entsprechend den Stufen der Entwicklung in einer Gruppe zusammengefasst. Andere Altersmischungen sind ebenfalls möglich. f) „Universaler Lehrplan“ - Das ist in der Montessori-Praxis eine nach menschlichen Grundfähigkeiten (sprechen, schreiben, lesen, rechnen usw.), menschlichen Bedürfnissen (Nahrung, Kleidung, Wohnung, spirituelle Bedürfnisse, Religionen usw.) sowie nach Sachgebieten (Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Geologie, Geschichte, Kunst usw.) strukturierte Themenübersicht, aus der die Kinder einzeln oder in Gruppen, in der Regel mit Hilfen, ihre jeweiligen Arbeitsvorhaben auswählen. Individuelle Entwicklungsdiagnosen und Leistungsbewertung Die individuelle Entwicklung des Arbeits- und Leistungsverhaltens der Kinder hat Vorrang vor dem Vergleich in der Gruppe oder Klasse. Darum wird für jedes Kind aufgrund kontinuierlicher Beobachtungen und der Dokumentation des Arbeitsprozesses, seiner Fortschritte oder auch Störungen ein Entwicklungs- und Leistungsprofil erstellt. Lehrkräfte und Eltern sowie gegebenenfalls auch andere Fachkräfte beraten in der Regel gemeinsam mit dem Schüler oder der Schülerin über den aktue...


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