Zusammenfassung Seminar: Biografisches Lernen (Aufbaumodul Religionspädagogik) PDF

Title Zusammenfassung Seminar: Biografisches Lernen (Aufbaumodul Religionspädagogik)
Course Biografisches Lernen
Institution Universität Regensburg
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Summary

Dies ist eine Zusammenfassung der Prüfungsliteratur für das Seminar Biografisches Lernen im Aufbaumodul Religionspädagogik für Lehramt Grundschule/Mittelschule/Realschule aus dem Sommersemester 2018....


Description

1. Biografisches Lernen als religionsdidaktisches Prinzip  Biografisches Lernen: keine eigenständige Konzeption, aber wichtiger Teilaspekt gegenwärtiger religiöser Bildung  Lernen an fremden Biografien  realisiert sich v.a. in einer Didaktik des Vorbildlernens  Im Zentrum der Vermittlung o im katholischen Kontext: Heiligenviten und zur Nachahmung auffordernde Lebensläuft herausragender Glaubensgestalten o im evangelischen Kontext: Gestalten der Reformationsgeschichte und Glaubens-Vorbilder, die v.a. durch ethisches Handeln beeindruckten (z.B. Martin Luther King)  Modellcharakter fremder Biografien für religiöse Lernprozesse hat an Aktualität nichts verloren und war gerade in jüngerer Zeit Gegenstand religionsdidaktischer Reflexion  Ziel (von biografischem Lernen im RU): Stellenwert der eigenen Biografie, ihrer Vorgaben, Begrenzungen und Chancen in der Religionsdidaktik  Religiöse Lernprozesse bringen religiöse Biografien hervor und diese bestimmen religiöse Lernprozesse

1.1 Konzeptionelle Entwicklungslinien  Bedeutung biografischen Lernens wurde in der Katechese von Anfang an erkannt  Wenn die christliche Botschaft in geschichtlich und kulturell bedingten neuen Kontexten (also in fremden Welten) verkündigt werden sollte, musste die Anschlussfähigkeit an die Welt der Zuhörer gesucht werden  Pluralität im NT: sozialgeschichtliche Voraussetzungen bestimmter Gemeinden  Theologie für die Gemeinde in Korinth musste von anderen Verstehensvoraussetzungen ausgehen als Theologie, die sich in die Jerusalemer Gemeinde richtete  Die Theologie beider Testamente nehmen Bezug auf kollektive Rezeptionsbedingungen ihrer Adressaten, um das zu Verkündende glaubhaft & verständlich vermitteln zu können  Individuelle Voraussetzungen standen als Maßstab nicht zur Verfügung  Individualität wurde erst als Kennzeichen der Postmoderne zum Paradigma  Kindheit wurde erst ab dem 18.Jhd. als eigenstände und für die Entwicklung grundlegende Phase des menschlichen Lebens erkannt  Mit der Entdeckung des Theologie: Sorge um den Bestand der Überlieferung  Das Erstnehmen kindlicher Verstehensvoraussetzungen wurde als Gefahr angesehen  Reformpädagogische Bemühungen, die das Kind als Subjekt des Lernens zum Ausgangspunkt machte, wurden zunächst unterbunden

 Kognitionspsychologische Forschungen (Jean Piaget Anfang des 20.Jhd.)  Modelle religiöser Entwicklung, z.B. Stufen des religiösen Urteils von Oser/Gmünder oder Stufen des Glaubens von James Fowler, schufen ein Bewusstsein dafür, dass Mensch aktiv religiöse Vorstellungen hervorbringt und sich Tradiertes in der Weise aneignet, wie es seiner kognitiven und emotionalen Entwicklung entspricht  Damit war Grund gelegt für Erkenntnis, dass religiöses Lernen als ein lebenslanger Prozess zu sehen ist, der entwicklungs- und altersgerecht begleitet werden will  Entwicklung wird heute als Zusammenspiel von Reifungs- und Lernprozessen und historischen und sozialen Kontexten gesehen  Entwicklungspsychologische Modelle sind als fortschreitende Stufenfolgen zu begreifen  Religionspädagogische Begleitung ist als Unterstützung religiöser Lernprozesse  sie will ein Bewusstsein für die Bedeutung von Glaube und Religion schaffen und zum selbstverantwortetem Umgang mit der eigenen Religiosität anregen  Biografieorientierung realisiert sich heute auf mehreren Ebenen: o In der Bezugnahme auf das einzelne Kind bzw. den einzelnen Jugendlichen in der jeweiligen Phase seiner Entwicklung o In der Berücksichtigung der Signaturen, die Kindsein und Jugend heute ausmachen  Kernpunkt Biografieorientierung: Lebensgeschichte des Einzelnen, die zum Kernpunkt der Reflexion gemacht wird und im theologischen Diskurs ihren eigenen Stellenwert hat  Entscheidende Impulse hat biografisches Lernen im RU durch die Empirische Biografieforschung, die auch zu einer Neuorientierung in der Standortbestimmung biografieorientierten Lernens führte

1.2 Empirische Biografieforschung  Anfang in den Sozialwissenschaften der 1970er Jahre, die in ihr ein Konzept zur Erfassung gesellschaftlicher Wandlungsprozesse sahen  Bezugnahme auf Biografie eröffnete den Zugang zu subjektiven, gesellschaftlichen und zeitgeschichtlichen Prozessen und ermöglichte, diese in ihrer wechselseitigen Bezogenheit aufzuzeigen  Arbeitet auf Grundlage qualitativ-empirischer Methoden anhand vielfältigen Datenmaterial, z.B. biografische Erzählungen, Briefe, Tagebücher, Fotoalben, …  geben Aufschluss über einen Lebenslauf  Erhebung biografischer Erzählungen: narratives Interview  es geht davon aus, dass Menschen inhaltlich und in der Struktur ihrer Erzählung wichtige biografische Ereignisse benennen, in einen

Zusammenhang stellen und deuten, da sich Inhalte und sprachliche Struktur gegenseitig interpretieren  In den Erziehungswissenschaften wurde Biografieforschung mit der „Alltagswende“ zu lebensweltlichen Ansätzen hin entwickelt, in denen das Subjekt nicht nur als Rezipient, sondern auch als Akteur der eigenen Bildungsgeschichte in den Blick kommt  Theologie: in Biografieforschung wird Chance gesehen, angesichts enttraditionalisierter und individualisierter Religiosität Ausprägungen gegenwärtiger Orientierungen und Deutungen zu ermitteln & gibt Aufschluss über Formen gelebter religiöser Praxis  kann Auskunft über die Relevanz traditioneller Glaubensaussagen und neuer Ausdrucksformen des Glaubens geben  Biografieforschung zeigt, wie explizite Deutungen aus gegenwärtiger Perspektive vorgenommen werden und wie es zu nachträglichen Deutungsverschiebungen kommen kann  bedeutsamer Blick auf das Individuum als Konstrukteur seiner religiösen Biografie und auf deren Stellenwert im gegenwärtigen RU eröffnet sich

1.3 Biografieforschung und biografisches Lernen  Ausdrucksformen gelebter christlicher Praxis zu erforschen ist für praktischtheologische Handlungsfelder von zentraler Bedeutung  biografische Selbstreflexion gibt Auskunft darüber, wie Glaube gelebt wird und wie sich Glaubensvorstellungen verändern  Ursachen für Wandlungsprozesse können freigelegt und damit sichtbarer werden, wenn der überlieferte Glaube evtl. fremd und unverständlich geworden ist und Traditionen weggebrochen sind  Sich rückblickend auf den eigenen religiösen Lebenslauf zu besinnen, bringt Selbst- und Glaubensvergewisserung  Eigener Glaube erfährt durch Reflexion Veränderung und Weiterentwicklung und kann sich so als tragfähig erweisen  In der biografischen Deutung des Glaubens wird evtl. auch Grundlage geschaffen, eine unheilsam verlaufene religiöse Sozialisation aufzuarbeiten  Um von theologischer Biografieforschung zu biografischem Lernen zu kommen, war Perspektivenwechsel nötig, der durch pädagogische Biografieforschung eröffnet wurde  In pädagogischen Kontexten geht es v.a. um die Reflexion des eigenen Lebens wegen dem Entwurf der weiteren Lebensgeschichte  Pädagogisches Ziel: eigene und alternative Lebensgeschichten entwerfen  Individuelle Biografien gibt es nur im Zusammenhang sozialer Gefüge  andauerndes Spannungsverhältnis zwischen Sozialisierung und Individualisierung  dieses Verhältnis immer wieder ausbalancieren, um eigenes Leben sinnvoll zu gestalten  Biografisches Lernen verfolgt hier die Intention, Kinder und Jugendliche ihr Leben als Gestaltungsraum begreifen zu lassen und ihre Mündigkeit im Sinne von mehr Handlungsautonomie zu stärken

 Jugendliche, die sich nur als Opfer von Lebensumständen fühlen, entwickeln kein Potenzial, Dasein zu gestalten und zu verändern  Biografische Selbstreflexion kann helfen, dass nicht jede Begrenzung als gegeben hingenommen werden muss, sondern auch überwunden werden kann  Biografisches Lernen (nach Peter Alheit) ereignet sich wenn das Subjekt und die Strukturen seiner Lebenswelt gleichermaßen in den Mittelpunkt rücken  Es geht v.a. im den prospektiven Entwurf, Umwelt nicht als Bedrohungsraum, sondern als Möglichkeitsraum zu erfahren  Alle Umweltfaktoren bieten zusammen einen komplexen Lebenskontext, der erhebliches Potenzial ungelebten Lebens enthält, Menschen wissen intuitiv um diese Möglichkeiten  Für die Begleitung biografischer Lernprozesse ist dieses Wissen eine elementare Ressource, die nutzbar gemacht werden kann  Biografieorientierung ermöglicht, den Eigen-Sinn eines jeden Lebens zu erkennen  gegenwärtig wichtig, da Individualisierungsprozesse den Einzelnen immer stärker auf sich selbst zurückwerfen  Frage, was dem eigenen Leben Sinn geben kann, wenn die Verwirklichung einer Normalbiografie scheitert oder durch scheinbar unvermeidliche Anpassungsbemühungen Identitätsverlust droht  Wichtig, in erzieherischen Prozesse zur biografischen Selbstreflexion zu befähigen  Wenn diese sehr früh eingeübt und kontinuierlich praktiziert wird, ermöglicht sie Kinder und Jugendlichen ordnende Einsicht in ihre Biografie zu nehmen  wichtig, um bewusst werden zu lassen, dass es sich trotz aller erfahrenen Widersprüchlichkeit, Unzulänglichkeit und Kontingenz um das eigenen gelebte und zu lebende Leben handelt  Übergeordnete Zielperspektive: Möglichkeit des gelingenden Lebens

1.4 Biografisches Lernen in didaktischen Konzeptionen  Es geht nicht nur um Schülerorientierung, sondern um einen Unterricht aus Perspektive des Lebens von Kindern und Jugendlichen  Grundanliegen von biografischem Lernen im RU: gelingendes Leben unter dem Anspruch Gottes anzustreben  Sinnhorizont eröffnen, aus dem die Schüler ihr Leben deuten können  Kontingenzerfahrungen wie Lebensbrüche werden dadurch nicht aufgehoben, aber so bearbeitet, dass Lebens- und Weltgestaltung als Handlungsmöglichkeiten gesehen und wahrgenommen werden können  Subjektwerdung geschieht in Bezug auf eine bleibende Fragmentarität: „gegen alle Weltbezüge, in denen faktisch der einzelne immer nur fragmatisch zu sich kommen kann, hält der kritische weltabstand der

christlichen Religion mit dem Gedanken der persönlichen Gottesbeziehung kontrafaktisch an der Perspektive einer in den Augen Gottes individuierten (unverwechselbaren, einmaligen) Subjektivität des einzelnen fest.“

 Subjektwerdung kann deshalb nicht ohne erlittene Verletzungen, Brüche und das eigene Scheitern gedacht werden  Individuelles Leben bleibt in der Welt fragmentarisch  Religionspädagogische Aufgabe, zur religiösen Selbstreflexion herauszufordern, um den Widerspruch zwischen Glauben und Erfahrung konstruktiv bearbeiten zu können  Individuelle religiöse Biografie bestimmt den Zugang zu Glaube und Religion  muss deshalb noch stärker als Ausgangspunkt von Lernprozessen im RU sein  Hier tangiert biografisches Lernen die Frage nach der religiösen Identität  Religiöse Bindungen existieren auch in einer posttraditionalen Identität  Biografisches Lernen kann hier als Möglichkeit gesehen werden, den roten Faden im Leben zu suchen bzw. die Klammer, die das eigene Dasein umschließt o Spurensuche nach der eigenen Religiosität o Frage, was dem Leben Sinn verleiht und es trägt  Drei Funktionen (Ziebertz): o Kognitiv-aufklärerische Funktion: Aufklärung im Sinne des BewusstWerdens  wichtiger Schritt, die eigene Biographizität zu entdecken und die persönliche Biografie „lesen“ zu lernen o Affektiv-integrierende Funktion: Aufgabe, Kohärenz und Kontinuität herzustellen, da nur auf diese Weise (trotz differenter Erfahrungen) das Gefühl entstehen kann, dass es sich um das eigene Leben handelt o Pragmatisch-handlungsleitende Funktion: es geht um zukünftige Handlungsmöglichkeiten, die sich aus den dem bisherigen Leben zugeschriebenen Deutungen ableiten lassen

1.5 Würdigung und Ausblick  Biografieorientierung ist ein zentraler Aspekt einer Religionsdidaktik, die dem Leben von Schüler die notwendige Beachtung schenkt und davon ausgeht, dass sich unter dessen Ausblendung kein religiöses Leben ereignen kann  Indem es um das eigene Leben und seine Bewältigung geht, verleiht biografisches lernen dem RU ein diakonisches Profil  Im RU geht es wesentlich um gelingendes Leben unter dem Anspruch Gottes  will nicht nur wissen über Religion vermitteln, sondern versuchen, das Subjekt des Unterrichts, den Menschen und seine religiöse Biografie, in den Mittelpunkt zu stellen

 Individuelle Lebensgeschichten (die unterschiedlich stark in der Tradition überlieferten Glaubens verwurzelt sind) bestimmen den Unterricht maßgeblich  werden sie aufgegriffen, erfahren Schüler lebensbedeutsamen Unterricht und erwerben evtl. die Grundlage, zukünftig Glaube und Religion in ihre, Leben Gestalt zu geben  Biografisch akzentuierter RU kann Jugendliche ordnende Einsicht in ihre (religiöse) Biografie geben und damit Autonomie stärken  Biografisches Lernen im RU reduziert sich nicht auf eigene Glaubensbiografie  hat Anteil an der allgemein erzieherischen Aufgabe, Schüler ihr Leben als Möglichkeitsraum begreifen zu lassen, indem sie als Individuen ihrer Biografie aufspüren und ihr Gestalt verleihen können  Biografieorientierung will jungen Menschen helfen, nach Potenzialen bislang ungelebten Lebens zu suchen, um sie in ihrem Streben nach gelingendem Leben zu unterstützen  RU kann dabei einen wichtigen Beitrag leisten  Grenzen: zu Probleme führen kann … o Heterogenität individualisierter Lebensläufe und differierender Sinnhorizonte o Bereitschaft der Schüler, sich in der Schule für derartige Lernprozesse zu öffnen o Eine zu breite Biografieorientierung könnte zu einem hoch individualisierten Unterricht führen, der dem Konzept des sozialisationsbegleitenden Religionsunterricht sehr nahe käme und sich vom Bildungsauftrag der Schule und von der Lernbereitschaft der Schüler weit entfernen könnte  Aber hilfreiches religionsdidaktisches Prinzip, schülerorientiert  Unterstützt zentrale Ziele heutigen RU, wie sie sich in einem reflektierten Umgang mit der eigenen Lebens- und Glaubensgeschichte, einer selbstbestimmten Gestaltung der Zukunft und einem angemessenen Verhältnis zu überlieferten Glauben artikulieren

1. Biografisches Lernen: Kleine Leute & große Gestalten  Biografie = bestimmte Auswahl aus einer Vielzahl von Erfahrungen, die zu einer kohärenten Geschichte verknüpft und dadurch mit Sinn versehen werden  Diese individuelle Leistung ist erforderlich, um sich anderen Menschen gegenüber zu positionieren und um sich im soziokulturellen Zusammenhang zu verorten  Beschäftigung mit fremden Biografien kann bei den damit verbundenen Herausforderungen unterstützen, indem sich Orientierungs-, aber auch Abgrenzungsoptionen auftun  Grundschüler kommen mit Biografie in den Unterricht  keine „unbeschriebenen Blätter“

2. Warum lernen an Biografien im Religionsunterricht? 2.1 Kinder und Biografien  Grundschüler können schon über ihr bisheriges Leben und Selbstkonzept nachdenken  Ab ca. 4 Jahren nehmen Kinder sich und andere als Individuen mit eigenen Überzeugungen wahr & verfügen über relativ stabiles Selbstkonzept  befindet sich im Wandel  Spätestens ab ca. 9 Jahren ist eine zunehmend differenzierte, realistische hierarchische Konstruktion eines eigenen Selbstbildes möglich, die das Kind v.a. aus Leistungsrückmeldungen und aus dem Umgang mit Gleichaltrigen ableitet  Grundschulkinder reflektieren sich und damit ihre Biografie im Austausch mit ihrer Umwelt und ihrer Wahrnehmung anderer Menschen  Mit fortschreitendem Alter wird es immer mehr zur Aufgabe, einen Lebensentwurf zu entfalten, um sich in der sozialen Welt zu orientieren und gleichzeitig den eigenen Stellenwert innerhalb des sozialen Systems zu finden  Aufgabe Biografie kann nicht vor dem Klassenzimmer abgegeben werden  benötigen Orientierungshilfe, v.a. angesichts der pluralen Welt, die auch Kinder mit dem „Zwang zur Entscheidung“, zur Individualisierung konfrontiert  Überforderung, Möglichkeitsräume & Entscheidungskontexte haben sich erweitert

 RU, der die Kinder in ihrer Subjektwerdung unterstützen will, muss ihre „Aufgabe Biografie“ im Unterricht bearbeiten  Subjektwerdung (von Johann Baptist Metz geprägter Begriff) meint: Individuen sollen sich mehr und mehr als eigenständige und selbstentscheidende Personen erfahren dürfen – unabhängig und emanzipiert von (Herrschafts-)Ansprüchen, die von außen an sie herangetragen werden  Schüler sind somit auf Lern- und Bildungsprozesse angewiesen, bei denen sie mit ihrer konkreten Biografie explizit im Mittelpunkt stehen und die ihnen Orientierungsmuster bieten, sich selbstbestimmt und frei zu entfalten  Beschäftigung mit fremden Biografien birgt Potenzial, weil Kinder sich gerne an anderen orientieren  suchen Vorbilder  Möglicher Grund: biografische Repräsentationen anderer erleichtern, sich eine Vorstellung von ihrer gewünschten Zukunft zu machen  Biografien erzählen von gelebtem Leben und nehmen mit in einen konkreten Alltag hinein

2.2 Theologische Verortung  Christl. Religion betont Bedeutung des Subjekts & seiner personalen Beziehung zu Gott  Schöpfungsauftrag  Bedeutung des Einzelnen  Verantwortlichkeit  Aus Verantwortlichkeit lässt sich die Notwendigkeit zu biografischer Selbstreflexion ableiten  Religiöse Bildung macht nur Sinn in Korrespondenz zum eigenen Leben, sonst kommt sie zur Indoktrination  deshalb Biografien der Schüler wichtige Bezugspunkte im RU  Beschäftigung mit fremden christlichen Lebens- und Glaubenszeugnisse ist für das Christentum elementar  erschließt die motivierende Kraft von Glaube und Religion authentisch und erlaubt eine Auseinandersetzung mit religiösen Deutungen sowie ein probeweise Aufnehmen religiöser Erfahrungen auch für die eigene Person  Wie ein „Suchlicht“ richtet sich der Blick auf Christen früher, wie sie in ihrer spezifischen Situation mit den Problemen umgegangen sind und wie wir darin Inspiration und Orientierung finden können, um heute, in einer anderen Zeit, denselben Glauben zu leben  Christliche Tradition kann somit zum Anwalt für das verletzbare Individuum werden  Bibel bietet Anknüpfungspunkte  präsentiert Gestalten und deutet deren Erfahrungen mit Gott  sind als Anreizung zum Glauben aufgeschrieben und weiter rezipiert worden  Erinnerung an Zeugen des Glaubens  katholisch: Verehrung von Heiligen  Kinder und Jugendliche heute kennen nur wenige Menschen, bei denen sie eine Lebensbedeutsamkeit des Christseins identifizieren können

 RU steht vor der Herausforderung, eine Begegnung mit Lebensentwürfen zu ermöglichen, die auf christliche Haltungen gründen, ohne dabei Rekrutierungsabsichten zu verfolgen, sondern einen Zugang zu christlich gelebtem Leben und damit zu christlich-religiöser Deutung von Welt zu eröffnen  daraus können sich Orientierungsoptionen für eigene Lebensund Glaubensgestaltung ergeben

3. Biografisches Lernen  Biografisches Lernen im RU ist mehr als eine Anbindung der Lerninhalte an die Lebenswelt  Man muss den Lernenden aufzeigen, dass Thematisierte in seiner persönlichen Relevanz zu reflektieren  dadurch werden fremde und eigene Erfahrungen bildungswirksam  Das eigene Leben rückt ins Zentrum des Lerngeschehens  Kontextualisierung darf nicht erzwungen werden, auch ablehnende Reaktionen möglich  „klassische“ Frage (Was hat das mit deinem Leben zu tun?) eher ungeeignet  evtl. werden künstliche Korrelationen erzeugt  Offene Lernwege bieten Chance, sich das Thematisierte so anzueignen, dass es der individuellen Logik und den eigenen Bedürfnissen entspricht  so können sich Schüler als Akteure ihres Lebens erfahren und nicht als „Spielball übermächtiger Ereignisse“

3.1 Varianten  Biografisches Lernen intendiert die bewusste Auseinandersetzung mit Biografischem im RU  Zwei Ausgangspunkte:

Lernen an der eigenen Biografie  Die zur Selbstvergewisserung des Menschen zählenden Fragen nach dem Woher, Wohin und Sinn des eigenen Daseins verweisen auf Bildungsbedeutsamkeit d. Auseinandersetzung mit sich selbst  Grundschulkinder sind mit einem Umgang zu diesen Fragen so zu befähigen, dass sie eigenständige Reflexions- und Beantwortungsstrategien entfalten können  RU hält mit der religiösen Weltdeutungsoption einen spez. Vergewisserungskontext bereit  Die sog. biografische Selbstreflexion ermöglicht Selbstfindung und bereitet Subjektwerdung vor, indem sich Schüler mit bisherigen Erlebnissen

auseinandersetzen, sich diese reflexiv (wieder-) aneignen und in ihrer Bedeutung für gegenwärtige Entscheidungen wahrnehmen  Dabei werden auch eigene Bedürfnisse und Gefühle aufged...


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