Title | 3. Vorlesung - Reformschulen |
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Course | Einführung in die Didaktik der Grundschulpädagogik |
Institution | Universität Regensburg |
Pages | 4 |
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Wintersemester...
Grundschulpädagogik Reform- und Alternativschulen Reformschulen mit geschlossenen pädagogischen Konzepten (Montessori-Schulen, Jena-Plan Schulen, Waldorfschulen, Freinet-Schulen)
Montessori-Schulen: -
Gegründet von Maria Montessori: o Italienische Ärztin (studiert als eine der ersten Frauen Italiens Medizin) o Engagiert sich in der Frauenbewegung o Arbeitet in der Psychiatrie o gewann Erkenntnisse durch Arbeit mit behinderten Kindern o Gründung einer besonderen Schulen für behinderte Kinder o Arbeit mit Materialien mit eingebauten Erfolgskontrollen
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Modellschule in Rom: o Macht dort entscheidende Beobachtungen o Unterrichtet und leitet die Erzieherinnen an Geförderte behinderte Kinder schnitten besser ab als „normale“ Kinder (machte sich Gedanken, warum glückliche und gesunde Kinder aus gewöhnlichen Schulen auf so niedrigem Niveau gehalten werden)
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Casa dei Bambini in röm. Armenviertel o Entdeckung des Montessori – Phänomens, die Polarisation der Aufmerksamkeit
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Montessori-Pädagogik o Ist-Zustand: „Krieg zwischen Erwachsenem und Kind“ o Fordert Wandel: wer für die menschliche Gesellschaft einen Fortschritt erreichen will, muss beim Kind ansetzen o Erzieher/Lehrer bei Montessori: Rückt mehr in Hintergrund ist zurückhaltender beobachtet mehr agiert möglichst indirekt muss vorbereitend, aufmerksam, respektvoll und weitsichtig sein o Selbsttätigkeit der Kinder in einer vorbereiteten Umgebung (materialgeleitetes Lernen) o Freie Wahl und Ordnung Niedrige Möbel für Kinder, damit diese Material selbst auswählen und wieder aufräumen können o Selbstkontrolle Einführung des Materials in der Dreistufenlektion (Kinder arbeiten selbstständig und kontrollieren sich anhand der eingebauten Fehlerkontrolle)
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Montessori-Material Erarbeitet Material für alle sensiblen Phase Sensible Phasen: o Bis zu 3 Jahren: Umwelteinflüsse und Sinneserfahrungen o 1 ½ bis 3 Jahre: sprachliche Entwicklung, Ordnungssinn o 2 bis 4 Jahre: Verfeinerung der Bewegungen, Beschäftigung mit Wahrheit und Wirklichkeit, Entwicklung einer Vorstellung von Zeit und Raum o 3 bis 6 Jahre: Empfänglichkeit für Einflüsse von Seiten der Erwachsenen o 3 ½ bis 4 ½ : Schreiben o 4 bis 4 ½ : Entwicklung des Tastsinns o 4 ½ bis 5 ½ : Lesen
Merkmal des Materials: Isolation der Eigenschaften fünf große Bereiche o Sinnesmaterial (z.B. Einsatzzylinder ab 2 ½) o Übungen des täglichen Lebens (z.B. Rahmen mit Verschlüssen: Knöpfe, Schnürsenkel) o Mathematikmaterial (z.B. Seguintafeln, goldenes Perlenmaterial) o Sprachmaterial (z.B. Sandpapierbuchstaben, Holztäfelchen für Vokale und Konsonanten) o Kosmische Erziehung (z.B. schwarzes Band)
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Montessori - Schulen 2007/2008 o Über 400, etwa 300 Primarschulen und über 100 weiterführende Schulen o Etwa 60% in freier Trägerschaft o Freie Schulen = reine Montessori-Schulen, staatliche Schulen = Montessori-Zweige
Waldorfschulen -
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Erste W-Schule 1909 in Stuttgart bis 1938 8 weitere Schulen wurden durch Nationalsozialismus verboten und aufgelöst Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus: Freies Geistesleben Demokratisches Rechtsleben Brüderliches Wirtschaftsleben Stand heute (2012): 234 Waldorfschulen in Deutschland, 1028 weltweit
Rudolf Steiner: Begründer der Anthroposophie „Die Weisheit vom Menschen“ orientiert sich in der Methodenwahl an der jeweiligen Entwicklungsstufe des Kindes Waldorfschule: Schule mit eigenem Lehrplan, der auf den menschenkundlichen, pädagogischen und sozialen Erkenntnissen Rudolf Steiners beruht o Zwölfklassige Schule o Regel- und Förderbereich o Allgemeine Schulbildung ist mit künstlerischer und handwerklicher Bildung verbunden o Politisch und konfessionell unabhängig o Frei und offen für alle o Keine Noten, kein Sitzenbleiben
o Pädagogisch selbstverwaltet durch Lehrerkollegium o Finanziert durch staatliche Zuschüsse, Elternbeiträge und Spenden Leitgedanken o Individuelle Fähigkeit des Kindes entwickeln o Lerninhalte sind auf Entwicklungsphasen der Kinder abgestimmt o Entwicklungsgesetze von Kindern und Jugendlichen im Hintergrund des Lehrplans bestimmen Unterrichtsmethoden o Schulzeit ist Lebensschule, Beginn des „lebenslangen Lernens“ o Im Mittelpunkt steht Mensch: Keine staatlichen & wirtschaftlichen Interessen Pädagogische Mittel o Lehrplan orientiert an Altersstufen erlaubt Führung der Kinder und Jugendlichen in ihrer Altersgruppe durch alle 12 Schuljahre o Arbeit in der Schule dient der Entwicklung kognitiver, kreativer, künstlerischer, praktischer und sozialer Fähigkeiten o Vielseitiger Fächerkanon führt zu breiter Allgemeinbildung o Lehrer begleiten die Schüler über eine möglichst lange Zeit, um sie in ihrer Entwicklung fördern zu können
Pädagogische Ziele o Breite Basis an Kenntnissen, Fähigkeiten & Fertigkeiten vermitteln o Weiten Horizont gewinnen o Soll jungen Menschen helfen, zu individuellem Urteil und selbstbestimmtem Handeln zu finden o Initiativkraft und Verantwortlichkeit gegenüber Mitmenschen und Umwelt schulen
Arten von Kindern: Temperamente Werden im Unterricht einbezogen o Sanguinische Kind: fällt es leicht auf andere Menschen zuzugehen; eilt von Eindruck zu Eindruck und öffnet seine Sinne weit; reagiert spontan und gewandt, oft leicht & heiter; hat die Anlage dazu, in den Bildern seines Vorstellungslebens zu leben o Cholerische Kind: Will sein ICH durchsetzen, im Mittelpunkt stehen und in Erscheinung treten; geringe Kontrolle seiner Bewegungen ständig in Bewegung, zappelt; energisch, aufgeweckt, entschlussfreudig und tatkräftig bei Arbeit und Spiel o Phlegmatische Kind: wenig geneigt, ein starkes Wollen zu entwickeln; liebt Regelmäßigkeit, einen geordneten und rhythmischen Tagesablauf; oft dicker und steif; Gangart sehr schleppend o Melancholische Kind: Konzentration nach innen, äußere Welt wird schwer wahrgenommen; bescheiden, feinfühlig, übt Kritik an sich selbst; Mitgefühl mit anderen Schülern; mit Dingen die es interessiert kann es sich lange und gründlich beschäftigen Schulorganisation: o Gesamtschule mit gleichen Bildungschancen, gemeinsamer Unterricht (12 Jahre) o Kein Direktor, keine Schulbücher, Epochenunterricht
o Keine Bewertungen (Trotzdem Förderung und Wecken aller Anlagen) o Spezifische Unterrichtsfächer: Handarbeit, Gartenbau, Eurythmie o Große Wertlegung auf Praktika Eurythmie: Gleichmaß von Bewegung oder schönes Bewegen Zielt auf Ausdrucks- und Bewegungsfähigkeit ab Will Innerliches sichtbar machen Soll geistige Inhalte durch Körperbewegungen, Gesten und Gebärden darstellen Zeugnisse und Abschlüsse o Kein Zensurensystem o Verbalzeugnisse mit möglichst detaillierten Charakterisierungen o Keine formalen Versetzungsentscheidungen o Realschulabschluss, schulischer Teil der Fachhochschulreife oder Abitur gemäß den in dem jeweiligen Bundesland geltenden Regeln (nur bei Abschlussqualifikationen Noten) Epochenunterricht o Nach 45min wechselte Steiner das Fachgebiet (Gewohnheit) o Jeweils ca. 4 Wochen wird jeden Morgen bis 2 Std. dasselbe Fach unterrichtet (Hauptunterricht) o An Hauptunterricht schließen sich Fächer an, die in Einzelstunden unterrichtet werden o Künstlerisch-handwerklicher Unterricht Nachmittag oder Mittag
Jena Plan Schulen (Peter Petersen) o Flächendeckende Alternative zur Regelschule in den Niederlanden mit etwa 250 Einrichtungen o Altersheterogene „Stammgruppen“ o Unterricht nach Wochenarbeitsplänen nicht nach Normalstundenplänen o Vier Bildungsgrundformen, die im Schulleben zum Tragen kommen: Arbeit, Gespräch, Spiel, Feier (sollen zur Gemeinschaft erziehen) o Beurteilung & Versetzung erfolgen notenfrei, beruhen teilweise auf Selbsteinschätzung
Freinet-Schulen (Célestin Freinet) o Freinet- Gruppen in über 40 Ländern seit den 1960ern o Fokus liegt in unbedingtem Lebensbezug des Unterrichts (Überwindung der künstlichen Trennung von Leben und Schule) o Feinmethodische Unterrichtstechniken stehen im Dienste der „Erziehung zur Eigentätigkeit und Selbstverantwortung“...