Title | Allgemeinmedizin Skript |
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Course | Urologie |
Institution | Technische Universität Dresden |
Pages | 11 |
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Zusammenfassung Allgemeinmedizin aus Vorlesungen, Tutorien und AMBOSS...
Allgemeinmedizin Zusammenfassung 1
Einführung Grundlagen einer hausärztlichen Versorgung - langjährige Erfahrung, „erlebte Anamnese“ - Autonomie und Mitbestimmung des Patienten - Kommunikation und Beratung - Nutzenbestimmung ärztlicher Maßnahmen zugunsten des Patienten (Schutz vor unnötiger Diagnostik) à hermeneutisches Fallverständnis: würdigen des Pateinten, seines Krankheitsskonzeptes, Umfelds und Geschichte Arbeitsbereiche - Grundversorgung aller körperlichen und seelischen Gesundheitsstörungen (Berücksichtigen aller Aspekte) - Notfall-, Akut- und Langzeitversorgung - Prävention und Rehabilitation - somatisch, psycho-sozial, soziokulturell und ökologisch à unausgelesenes Patientengut Arbeitsweise - abwartendes Offenhalten: - zeitweiliger Verzicht auf weitergehende Diagnostik, um durch Verlaufsbeobachtungen eine Klärung herbeizuführen - abwendbar gefährlicher Verlauf - dringend behandlungsbedürftiges Krankheitsbild Funktionen - Filter- und Steuerfunktion: - Stufendiagnostik und Therapie, Erkennen von abwendbar schweren Verläufen, Betreuung chronisch Kranker und Sterbender - Haus- und familienärztliche Funktion: - Betreuung des Patienten im Kontext seiner Familie - Hausbesuche - Gesundheitsbildung: - Beratung, Förderung und Prävention (Aufklärung, Impfung) - Koordination- und Integration: - gezielte Überweisungen - Koordienierung zwischen Versorgungsebenen - Zusammenführung und Bewertung aller Ergebnisse - Vermittlung von Hilfe und Pflege Verbundweiterbildung - Koordination der individuellen, reibungslosen Rotationsplänen - Verbesserung der kollegialen Unterstützung und Vernetzung - Verbesserung der Qualität der Weiterbildung durch Mentoring und Supervision durch Koordinator - Bindung an Kompetenzzentren und Lehrstühle möglich
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Impfen - in Deutschland keine Impfpflicht, aber Infektionsschutzgesetz („Bedrohte Teile der Bevölkerung haben an einer Schutzimpfung teilzunehmen, wenn eine übertragbare Krankheit mit klinisch schweren Verlaufsformen auftritt und mit ihrer epidemischen Verbreitung zu rechnen ist.)
Prinzip
Inokulationsweg Adjuvans nötig? Impfdosen ImmunitätsEntwicklung Immunitäts-Dauer Immunität durch Entstehung von virulenten Mutanten Impfkrankheit Schwangerschaft Immunschwäche
Lebendimpfstoff attentuiert: - vermehrungsfähige, apathogene Mutanten der krankmachenden Erreger - MMR-(V), Rotaviren, Cholera, Typhus, Poliomyelitis, Gelbfieber, Tuberkulose, tierisch: - Pocken, Rotaviren Imitation des natürlichen Infektionsweges nötig Nein eine (wenige), s.c., p.o. schnell
Totimpfstoff - abgetötete Erreger oder aufbereitete Antigene - Komponenten des Erregers: - Influenza (Spaltimpfstoff) - Pertussis, Hib, Meningokokken, Pneumokokken (Extraktimpfstoff) - Diphtherie + Tetanus (Toxoid) - komplette Erreger: FSME, Hepatitis A, Poliomyelitis, Pertussis, Tollwut, Cholera Injektion Ja id.R. 3 Impfungen, i.m. langsam
viele Jahre IgG, ggfs- IgA (Polio) möglich
kürzer IgG Nein
möglich (z.B. Impfmasern) generell nicht generell nicht
Nein Ja Ja
Kontraindikationen - schwerer behandlungsbedürftiger Infekt - bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Impfstoff, Adjuvans, Konservierungsmittel, Hühnereiweiß - spezielle Situation: Schwangerschaft, Immundefekte (z.B. HIV)
Spezielle Indikationen Schwangerschaft - v.a. in 1. Trimenon nur unbedingt notwendige Impfungen durchführen - Toxoid- und Totimpfstoffe sind unbedenklich - Tetanus, Diphtherie, IPS, Hepatitis A, Hepatitis B, Influenza, Tollwut, Pneumokokken, FSME - falls unbedingt erforderlich: Cholera, Gelbfieber HIV-Infektion - inaktivierte Impfstoffe, Toxoide: empfohlen - MMR: nur bei asymptomatischer HIV-Infektion empfohlen - Varizellen: bei symptomatischer HIV-Infektion: kontraindiziert - BCG: kontraindiziert (disseminierte Tuberkulose, tuberkulöse Meningitis) Impfreaktionen: - lokal (Wundschmerz, Erythem, Blasenbildung) - systemisch (Fieber/-krämpfe) - schwere - Anaphylaxie: Td, DTP, MMR, HBV - Guillan-Barré-Syndrom (idiopathische Polyeneuritis): Influenza, FSME, Tetanus - Encephalitis bei Gelbfieber; Akute Arthritis bei Röteln) Dokumentation (§ 22 IfSG): - Impfzeugnis im Impfausweis (Art der Impfung, Chargennummer, Unterschrift und Stempel des Arztes) - 10 Jahre Aufbewahrungspflicht in der Patientenakte
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Häufige Beratungsanlässe - Red Flag: Befunde und Ereignisse, die Alarm auslösen sollen (gefährlicher Verlauf) - Yellow Flag: Warnzeichen für Chronifizierung Rückenschmerzen Yellow Flags - negative Einstellung, Depression - starkes Krankheitsgefühl - Rentenbegehren - private Belastung Red Flags - Alter < 20 oder > 50 Jahre - Zunahme oder Persistenz unter Therapie - Trauma - schlechter EZ/AZ - neurologische Ausfälle (z.B. Ausstrahlen, Cauda-equina-Syndrom, …) - bekannter Tumor Therapie Akut: keine Bettruhe, NSAR, keine Injektionen (Nekrotisierende Fasziitis), Wärme Chronisch: Erhaltung der Beweglichkeit, Psycho- und Physiotherapie
Halsschmerzen Abwendbar schwere Verläufe - hohes Fieber - Stridor - verwaschene Sprache - Peritonsillarabszess Therapie - Antibiotika nur bei GAS-Pharyngitis
Luftnot Abwendbar schwere Verläufe - Fremdkörperaspiration - Spannungspenumothorax - akute Herzinsuffizienz - Herzrhythmusstörung - Lungenembolie Penumonie CRB-65-Index (beschreibt Schweregrad einer ambulant erworbenen Pneumonie) C Confusion (Verwirrtheit) R Respiratory Rate > 30/min B Blutdruck sys < 90 mmHg oder dia < 60 mmHg 65 Alter über 65 Jahre Allgemeinmedizin_Zusammenfassung_MH
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Ödeme Abwendbar schwere Verläufe - TVT - Erysipel - Herzinsuffizienz Thoraxschmerzen Abwendbar schwere Verläufe - KHK - Lungenembolie - Status asthmaticus - Pneumothorax - rupturiertes Aortenaneurysma - Peri- und Myokarditis Red Flags - schlechter AZ - starke Blässe oder Zyanose - Tachykardie - Dyspnoe - RR-Abfall - vegetative Symptomatik (Erbrechen, Schwitzen)
Oberbauchschmerzen Abwendbar schwere Verläufe - Perforation - Peritonitis - Blutung - Pankreatitis - eingeklemmte Hernie - Ileus - Mesenterialinfarkt Red Flags - Gewichtsverlust, häufiges Erbrechen - Anämie, Hämatemesis, Blut im Stuhl - palpable Raumforderung - Ikterus HWI Komplizierter HWI - Schwangere, Kinder, Männer - anatomische Anomalien, funktionelle Störungen, Obstruktion - noskomialer HWI (z.B. nach Kathetereinlage) - Diabetes, Immunsuppression, Urolithiasis, Niereninsuffizienz
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Chronifizierung Chronische Krankheit - Störung, die dauerhaft bzw. wiederkehrende Beschwerden, Behinderungen oder Einschränkungen des Wohlbefindens verursachen - Zustände, die aktuell keine Beeinträchtigungen verursachen, aber Folgeerkrankungen nach sich ziehen können (Diabetes, Hypertonie, …) - 59% der Todesfälle weltweit - 46% der Erkrankungen (bis 2020 Anstieg auf 60% - am häufigsten: Herz-Kreislauf, Schlaganfall, Depression, Krebs, Adipositas, … Disease Management Programm Ziele - Abwenden von Folgeerkrankungen durch kontinuierliche Betreuung und Behandlung - Koordination - Abstimmung der Therapieschritte nach evidenzbasierter Medizin - mittel- bis langfristige Senkung der Leistungsausgaben der Krankenkassen - aktuell vorhanden für: Diabetes, KHK, Asthma bronchiale, COPD, Brustkrebs Multimorbidität - das gleichzeitige Auftreten mehrerer (zwei oder mehr) chronischer oder akuter Erkrankungen bei einer Person - erfasst alle gleichzeitig bestehenden Erkrankungen einer Person Polypharmazie - gleichzeitige Einnahme von 5 und mehr unterschiedlichen Arzneimitteln über mindestens 3 Monate - Gefahr von UAW, unspezifischen Beschwerden, sinkender Adhärenz Vorbeugung - Überprüfung des Therapieziels - individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung - pharmakologische und physiologische Einschätzung - Überprüfung des langfristigen Nutzens einer Therapie
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Palliativmedizin - Patientenverfügung: mindestens einmal schriftlich festhalten, keine notarielle Beglaubigung notwendig - Vorsorgevollmacht: notarielle Beglaubigung empfohlen (wegen finanzieller Zuständigkeit) - Betreuungsvollmacht: keine notarielle Beglaubigung notwendig
Häufige Symptome - Schmerzen - Luftnot, Aszites, Pleuraergüsse, Ödeme - Übelkeit, Erbrechen - psychische Symptome - Wunden Sterbehilfe Aktive Sterbehilfe/“Tötung auf Verlangen“ - intendierte, aktiv durchgeführte, vorzeitige Lebensbeendigung durch Verabreichung einer tödlichen Medikation - gesetzlich verboten Indirekte Sterbehilfe - Unbeabsichtigte, vorzeitige Lebensverkürzung als Nebenwirkung einer zur Leidens- bzw. Symptomlinderung indizierten und regelrecht durchgeführten Therapiemaßnahme. - z.B. Morphindosierung führt zu frühzeitigem Atemstillstand - gesetzlich erlaubt Passive Sterbehilfe/“Sterben lassen“ - Behandlungsabbruch oder Beendigung lebensverlängernder Maßnahmen bei sterbenden Patienten bzw. in aussichtslosen Krankheitssituationen mit (mutmaßlicher) Einwilligung des Patienten. - z.B. Abstellen der Beatmungsgeräte ohne Option der erneuten Beatmung - gesetzlich erlaubt Phasen der Krankheitsbewältigung nach Kübler-Ross 1. Verleugnung, Verdrängen 2. Auflehnen, Aggression 3. Verhandeln 4. Depression 5. Akzeptanz
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Formulare und Rezepte Kassenrezept - ¼ Jahr gültig - Gebührenfrei: Personen < 18 Jahren oder mit Härtefall à Patienten zahlen keinen Rezeptanteil, aber Festbetragsaufzahlung (= Differenz zwischen dem von der Kasse gezahlten Festbetrag für eine Medikamentenklasse (wenn Patient eine andere Marke möchte)) - Gebührenpflichtig: Patienten > 18 Jahren à zahlen Rezeptanteil (= min. 5€ bis max. 10€) Ausfüllen eines Kassenrezeptes - max. 3 Medikamente auf ein Rezept - Name, Wirkstärke und Darreichungsform, Packungsgröße - Einnahmevorschrift („Patient angeleitet“ ist ausreichend“) - Name und Anschrift des Arztes, Unterschrift, Datum, … Privatrezept - ¼ Jahr gültig - keine Formatvorlage (siehe Kassenrezept) BTM-Rezept - 8 Tage gültig - 3 Teilabschnitte - 1. muss von Arzt 3 Jahre aufgehoben werden - 2. Durchschlag für die Apotheke - 3. Durchschlag für Kassenabrechnung Ausfüllen eines BTM-Rezeptes - muss Einnahmeanweisung enthalten oder Verweis auf Anweisung - max. 2 Medikamente für max. 30 Tage Bedarf (im Einzelfall >2 möglich, aber großes A auf Rezept) - zusätzlich gibt es festgelegte Höchstmenge für jeden Medikament - bei Substitution: S aufs Rezept - Unterschrift Arzt Rationale Pharmakotherapie: - therapeutische Optionen à Beratung, nicht-med. Therapie, Medikamente, Überweisung, Einweisung - Waage halten zwischen Kosten, Wirkung, Risiko und Patientenwunsch Arbeitsunfähigkeit: - bisherige Beschäftigung kann wegen Krankheit nicht ausgeführt werden - AU-Bescheinigung: Erst- oder Folgebescheinigung, Diagnose, Dauer - Lohnfortzahlung: Anspruch von 100% Lohn bis max. 6 Wochen/Jahr - Krankengeld: nach Ablauf der Lohnfortzahlung, 70% Lohn, max. 78 Wochen/3 Jahre wegen gleicher Krankheit - Sozialhilfe: nach Krankengeld - Pflegekrankengeld: wenn Kind (...