Title | Atmungssystem - Zusammenfassung Anatomie und Physiologie des Menschen |
---|---|
Course | Anatomie und Physiologie des Menschen |
Institution | Christian-Albrechts-Universität zu Kiel |
Pages | 9 |
File Size | 204.6 KB |
File Type | |
Total Downloads | 54 |
Total Views | 156 |
Zusammenfassung Anatomie und Physiologie des Menschen...
Atmungssystem Wozu atmen wir? Energiegewinnung des Körpers aus der Verbrennung (oxidativer Abbau) von Nährstoffen Elektronenakzeptor ist der Sauerstoff Jede Körperzelle ist auf die Zufuhr von Sauerstoff angewiesen Abgabe von Kohlendioxid, das beim oxidativen Nährstoffabbau entsteht Atmungssystem Aufgaben Sauerstoff wird zur Verfügung gestellt Überflüssiges Kohlendioxid wird aus dem Körper entfernt Säure-Basen-Haushalt wird reguliert (zusammen mit der Niere) Atmung Äußere Atmung Gasaustausch zwischen Organismus und Umwelt in den Lungen Innere Atmung (Gewebeatmung) Verbrennungsvorgänge im Stoffwechsel Bei mehrzelligen Lebewesen liegen die meisten Körperzellen weit von der Außenluft entfernt Atemgase müssen über lange Strecken transportiert werden Durch Konvektion (über luftleitende Atmungsorgane und den Blutkreislauf) Durch Diffusion (Gasaustausch in den Lungenbläschen und im Gewebe) Schritte des Sauerstofftransports Sauerstofftransport durch Lungenbelüftung (Ventilation) in die Lungenbläschen Übertritt des Sauerstoffs durch Diffusion in das Blut der Lungenkapillaren Sauerstofftransport mithilfe des Blutes zu den Gewebekapillaren Diffusion von Sauerstoff aus den Gewebekapillaren zu den benachbarten Zellen Der Abtransport von Kohlendioxiderfolgt in umgekehrter Reihenfolge Atmungsorgane Luftleitende Anteile Obere Luftwege Untere Luftwege Aufgaben der luftleitenden Atmungsorgane Transport der Atemluft Anwärmung der Atemluft Befeuchtung der Atemluft Reinigung der Atemluft Kontrolle der Atemluft (Geruch) Lautbildung (Kehlkopf) Dem Gasaustausch dienende Anteile Lungen (Pulmones) und Lungenbläschen (Alveolen) Epithelgewebe Zellverbände mit vielen Zellkontakten und geringem Extrazellulärraum Epithelgewebekleiden äußere und innere Oberflächen aus Epithelien können aus allen Keimblättern hervorgehen
Alle Epithelien zeichnen sich durch ihre polare Bau- und Funktionsweise aus (basaler und apikaler Pol) und die Verankerung an der Basalmembran (extrazellulärer ‚Teppich‘ aus verschiedenen Makromolekülen) Grobe Gliederung Oberflächenepithelien Drüsenepithelien Epithelien werden eingeteilt nach Der Form der Zellen (platt, prismatisch) Der Anzahl an Zellschichten Form der Zellen in der obersten Zelllage Der Keratinisierung der Zellen (verhornt, unverhornt) Oberflächenstrukturen (z.B. Bürstensaum, Kinozilien) Einschichtige Epithelien Einschichtiges Plattenepithel, z.B. Endothel Blut- und Lymphgefäße Einschichtiges kubisches Epithel, z.B. Nierentubuli, Speicheldrüsen, Gallengänge Einschichtiges Zylinderepithel, z.B. Magen- und Darmschleimhaut Mehrreihige Epithelien, z.B. respiratorisches Epithel (Becherzellen und Kinozilien Tragende Zellen) Mehrschichtige Epithelien Mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel, z.B. Mundhöhle, Speiseröhre,Vagina Mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel, z.B. Epidermis Weitere mehrschichtige Epithelien, z.B. Augenbindehaut, Ausführungsgänge der Schweißdrüsen Sonderform: Übergangsepithel, z.B. Urothel Obere Luftwege = Nase, Nasenhöhle, Mundhöhle, Nasennebenhöhlen, Rachen, Kehlkopf Nase (Nasus) Organ, das die Nasenhöhle beherbergt Zentraler Bestandteil des Gesichts Größe und Form bestimmt das Erscheinungsbild des gesamten Gesichts Die äußeren Nasenlöcher führen in die innere Nase In den Nasenvorhof (Vestibulum nasi), der von behaarter Haut ausgekleidet ist In die eigentliche Nasenhöhle (Cavitas nasi) Aufgaben Befeuchtung Anwärmung und Reinigung der Atemluft Nasenhöhle (Cavitas nasi) Durch die Scheidewand (Nasenseptum) in linke und rechte Nasenhöhle geteilt Aufgaben Befeuchtung, Anwärmung, Reinigung und Kontrolle der Atemluft Geruchswahrnehmung Resonanzkörper linke und rechte Nasenhöhle sind jeweils untergliedert in die knöchern gestützten Nasenmuscheln
den Übergang zum Rachen bilden die inneren Nasenlöcher (Choanen) Nasenmuscheln (Conchae nasales) Schleimhautüberzogene Knochen Begrenzen jeweils einen Nasengang Obere, mittlere und untere Nasenmuschel Starke Oberflächenvergrößerung Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales) Luftgefüllte Hohlräume im Schädelknochen Mit Schleimhaut ausgekleidet Aufgaben Verringerung des Schädelgewichtes Vorwärmung der Luft Resonanzraum der Stimme Nasennebenhöhlen Stirnbeinhöhle Kieferhöhlen Siebbeinhöhlen mit den Siebbeinzellen Keilbeinhöhlen Alle Nasennebenhöhlen stehen mit dem Hauptraum der Nasenhöhle in Verbindung Rachen (Pharynx) Oberer Rachenraum (Epipharynx/Nasopharynx) Mittlerer Rachenraum (Mesopharynx/Oropharynx) Mündung der Ohrtrompeten Verbindung zum Mittelohr Druckausgleich Unterer Rachenraum (Hypopharynx/Laryngopharynx) Abschluss des Rachens nach unten: Kehlkopf Kehlkopf Verschluss der unteren Luftwege gegen den Rachenraum Organ der Stimmbildung Verbindung zum Zungenbein (Os hyoideum) und zur Luftröhre (Trachea) Kehlkopfskelett (1) Schildknorpel (Cartilago thyroidea) (2) Ringknorpel (Cartilago cricoidea) (3) Stellknorpel (Cartilago arytaenoideae) 1-3 aus hyalinem Knorpel (4) Kehldeckel (Epiglottis) aus elastischem Knorpel Adamsapfel Tastbarer Abschnitt des Schildknorpels Tritt hormonell bedingt v.a. bei Männern besonders hervor Stimmbildung (Phonation) Stimmbänder werden aneinander gelegt und durch das Durchpressen der Atemluft in Schwingungen versetzt Willkürliche Veränderung der Stimmbänderspannung Geräuschbildung im Mund (Gaumen, Zunge, Zähne, Lippen) Spannung der Stimmbänder durch Kippendes Ringknorpels
Verengung/Erweiterung der Stimmritze durch Bewegungen der Stellknorpel Schlucken Beim Schlucken senkt sich der Kehldeckel über den Kehlkopfeingang Verhindert, dass Nahrung in die Luftröhre dringt Untere Luftwege = Luftröhre, Bronchien, Lungenbläschen Luftröhre (Trachea) 10-12 cm lang, 2 cm weit Stabilisiert durch hufeisenförmige Knorpelspangen (nach hinten offen) Knorpelspangen werden durch Bandstrukturen zusammen gehalten und durch Bindegewebe und Muskeln zu einem Ring geschlossen Mit respiratorischem Epithel ausgekleidet Aufgaben Anwärmen, Anfeuchten und Reinigen der Atemluft Ventilation der Lungen Bronchialbaum An der Bifurcatio tracheae entspringen rechter und linker Hauptbronchus Lappenbronchien Segmentbronchien Aufteilung in immer feinere Äste Letzte Verzweigungsäste: Bronchioli (ohne Knorpelskelett) Lungen (Pulmones) Im Brustraum beiderseits des Mediastinums (Mittelfellraum), dem Mittelteil des Thoraxraumes Lunge von Lungenfell (Pleura visceralis) überzogen Zwischen Rippenfell (Pleura parietalis) und Lungenfell befindet sich der flüssigkeitsgefüllte Pleuraspalt Begrenzung Nach oben und zu den Seiten: Brustkorb Nach unten: Zwerchfell Muskulöse Platte zur Trennung von Brust- und Bauchraum Äußerer Aufbau Durch tiefe Einschnitte in Lungenlappen unterteilt Rechte Lunge: 3 Lappen Linke Lunge: 2 Lappen Lungenlappen in Lungensegmente unterteilt Am Lungenhilus: Eintritt/Austritt von Bronchien, Arterien, Venen, Nerven und Lymphgefäßen Innerer Aufbau Läppchenstruktur Bauenheit: Acinus Von einem Endbronchus versorgte Lungenbläschen (Alveolen) Etwa 200 Alveolen pro Acinus Mehrere Acici bilden ein Lungenläppchen Lungenbläschen (Alveolen)
Zusammen besitzen beide Lungen ca. 300 Mio. Lungenbläschen Durchmesser jedes Lungenbläschens etwa 0,2 mm Von Kapillarnetz umgeben Ventilation Belüftung der Lungen Rhythmischer Wechsel zwischen Einatmung (Inspiration) und Ausatmung (Exspiration) Bewegungen des Brustkorbes und des Zwerchfells führen zu Brustraumerweiterungen/ -verengungen Atemmechanik Aufgrund der Adhäsionskraft der Flüssigkeit im Pleuraspalt folgen die Lungen den Brustkorbbewegungen passiv Veränderungen des Brustraumvolumens durch Die Zwerchfellmuskulatur (Hauptanteil) Die äußeren Zwischenrippenmuskeln Weitere Atemhilfsmuskeln Bauchmuskulatur Brust- und Schultermuskulatur Alle Muskeln, die von der Halswirbelsäule oder der Brustwirbelsäule entspringen und an den Rippen ansetzen Zwerchfell (Diaphragma) Muskulös-sehnige Scheidewand, die den Brustraum vom Bauchraum abtrennt Wichtigster Atemmuskel Inspiration Durch Erweiterung des Brustraumes wird Luft in die Lungen eingesaugt Kontraktion der Zwerchfellmuskulatur Vergrößerung des Brustraums Volumenzunahme der Lungen Exspiration Durch Verkleinerung des Brustraumes wird Luft aus den Lungen ausgestoßen Zwerchfell erschlafft, wird durch den Druck im Bauchraum nach oben gepresst Brustkorb und Lunge kehren aufgrund ihren elastischen Aufbaus in die Ruhelage zurück = Lachen ist eine rhythmische Kontraktion des Zwerchfells Schluckauf Reflektorische, ruckartige Kontraktion des Zwerchfells (Einatmung) Unterbrechung der Einatmung durch plötzlichen Verschluss der Stimmlippen Geräusch entsteht Lungenvolumina Lungen- und Atemvolumen Atemzugvolumen Volumen eines einzelnen Atemzuges, etwa 0,5l Luft bei Ruheatmung Inspiratorisches Reservevolumen Nach normaler Einatmung zusätzliche Einatmung von etwa 2,5l Luft Exspiratorisches Reservevolumen
Nach normaler Ausatmung zusätzliche Ausatmung von etwa 1,5l Luft Vitalkapazität Maximal ventilierbare Luftmenge (maximales Atemvolumen) Summe aus normalem Atemzugvolumen, inspiratorischem und exspiratorischem Reservevolumen (etwa 3-7l Luft) Maß für die Ausdehnungsfähigkeit von Lunge und Brustkorb (maximale Einatmungs- bis maximaler Ausatmungsstellung) Abhängig von Alter, Geschlecht, Körperbau und Trainingszustand Residualvolumen Menge Luft, die auch nach maximaler Ausatmung noch in der Lunge verbleibt (1-2l Luft) Nicht mobilisierbares Lungenvolumen Bei bestimmten Lungenerkrankungen erhöht Totale Lungenkapazität Summe aus Vitalkapazität und Residualvolumen Atemzeitvolumen Pro Zeiteinheit ein- und ausgeatmetes Luftvolumen Produkt aus Atemzugvolumen und Atemfrequenz (Anzahl der Atemzüge pro Minute) Beträgt in Ruhe etwa 7,5l/Min (0,5l/Atemzug *15Atemzüge/Min) Kann bei Anstrengung bis zu 100l/Min betragen Alveolar- und Totraumventilation Alveolarventilation = der Teil des Atemzeitvolumens, der tatsächlich zu den Alveolen gelangt (etwa 70%) Totraumvolumen = ventilierte Luft, die in den luftleitenden Wegen verbleibt (bei Erwachsenen etwa 150ml) Totraumventilation = der Teil des Atemzeitvolumens, der in den luftleitenden Wegen verbleibt (etwa 30%) Durchmischung = bei jedem Atemzug mischt sich Frischluft mit bereits in den Lungenbläschen vorhandener Luft Relativ konstante Sauerstoffkonzentration in den Alveolen Gasaustausch Der Gasaustausch findet in den Kapillaren statt, die die Alveolen umgeben Zusammensetzung der atmosphärischen Luft 78,1% Stickstoff 20,9% Sauerstoff 0,03% Kohlenstoffdioxid Edelgase in Spuren Zusammensetzung der alveolären Luft 14% Sauerstoff 5,6% Kohlenstoffdioxid Rest aus Stickstoff, Wasserdampf und Edelgasen Zusammensetzung der Ausatemluft 16% Sauerstoff 4% Kohlenstoffdioxid
Rest aus Stickstoff, Wasserdampf und Edelgasen Partialdrücke In einem Gasgemisch addieren sich die Partialdrücke der einzelnen Gase zum Gesamtdruck Der Partialdruck wird vom relativen Anteil eines Gases am Gesamtvolumen bestimmt Diffusion der Atemgase Treibende Kraft für den Gasaustausch: Partialdruckunterschiede zwischen den Alveolen und dem Blut in den Kapillaren Alveole pO2 = 100 mmHg pCO2 = 40 mmHg Kapillare pO2 = 40 mmHg pCO2 = 46 mmHg Eine effektive Diffusion ist von der Austauschfläche und der Diffusionsstrecke abhängig Fick’sches Diffusionsgesetz modifiziert nach Krogh
VGas = KGas * A/d * pGas VGas = Volumen des diffundierenden Gases KGas = Krogh’scher Diffusionskoeffizient A = Austauschfläche d = Diffusionsstrecke pGas = Partialdruckdifferenz des Gases in den Alveolen und im Kapillarblut Blut-Luft-Schranke Kapillarendothel, Zellleib der Pneumozyten Typ I, dazwischenliegende Basalmembran Große Austauschfläche: etwa 100 m² Kleine Diffusionsstrecke: 1 m Sauerstoffbindungskurve des Blutes Reversible Bindung von Sauerstoff an das Hämoglobin in den Erythrozyten Die Menge gebundenen Sauerstoffs ist vom Partialdruckabhängig O2-Bindungskurve: Beziehung zwischender O2-Sättigung des Hämoglobins und dem O2-Partialdruck
Atemregulation Bei den Mechanismen, die die Atmung regulieren, wird unterschieden: Zentrale Atemregulation Koordination von Atembewegungen von Brustkorb und Zwerchfell Rhythmische Erregung von Nervenzellen des Atemzentrums Atemzentrum: Neuronales Steuerzentrum im verlängerten Mark Chemische Atemregulation Signalgeber Veränderung der Partialdrücke der arteriellen Blutgase (O2 und CO2) Veränderungen des arteriellen pH-Wertes Anpassung der Atmung an die Stoffwechselleistung Vermittlung über Ganglienzellen (Chemorezeptoren) in der Aorta, in den beiden Kopfschlagadern und in der Nähe des Atemzentrums Atemreize Arterieller CO2-Partialdruck Stärkste Wirkung H+-Konzentration Arterieller O2-Partialdruck Unspezifische Atemreize Verstärkte Atmung Schmerz- und Temperaturreize Psychische Erregung (z.B. Angst) Arterielle Druckreize von Druckrezeptoren (z.B. nach Blutdruckabfall) Muskelarbeit Hormone (z.B. Erhöhung des Progesteronspiegels während der Schwangerschaft Hyperventilation Über den Bedarf gesteigerte Lungenbelüftung Schnelleres und flacheres Atmen Vermehrtes Abatmen von CO2 (& Anstieg des pH-Wertes) Anreiz für Atemzentrum stark vermindert Atemstillstand
Tauchreflex Schutzmechanismus, der bei allen lungenatmenden Lebewesen beim Eintauchen (Immersion) in Wasser beobachtet werden kann Verlangsamung des Herzschlags Zentralisierung des Blutkreislaufs Reduktion des Sauerstoffverbrauchs auf die überlebenswichtigen Organe...