Title | Buchkapitel Zusammenfassung Ausscheidungsstörungen |
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Course | Klinische Psychologie |
Institution | Universität Bremen |
Pages | 7 |
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Zusammenfassung der Kapitelüber Ausscheidungsstörungen aus dem Buch klinische Kinderpsychologie aus dem Modul klinische Psychologie und Kinderpsychologie aus dem Sommersemester 2018...
Störu Störunge nge ngen n de derr Au Ausschei sschei sscheidung dung dung:: En Enuresi uresi uresiss und funkt funktionell ionell ionelle e Ha Harnink rnink rninkonti onti ontinen nen nenzz Klas Klassifik sifik sifikatio atio ation n − Häufig vorkommende Entwicklungsstörungen, die eine hohe Spontanremissionsrate aufweisen − Es lassen sich eine Reihe von Unterformen differenzieren, die sich in Ursache, Symptomatik und Verlauf unterscheiden − Nach ICD-10 soll eine Enuresis bei Vorhandensein von anderen psychischen Störungen und von Enkopresis nicht diagnostiziert werden − Die Kriterien der ICD-10 und der DSM-5 entsprechen nicht mehr dem aktuellen Forschungsstand. Es wurde deshalb eine international abgestimmtes Klassifikationen von der International Children’s Continence Society (ICCS) vorgeschlagen wurden: nach der ICCS bezeichnet Enuresis jede Form des nächtlichen Einnässens, bei Kindern, die tagsüber einnässen, liegt eine Harninkontinenz mit struktureller, neurogener (selten) oder funktioneller (häufig) Blasendysfunktion vor, wenn Kinder tags und nachts einnässen, erhalten sie zwei Diagnosen
Definition Alter Häufigkeit
ICD-10 (Forschungskriterien) Enuresis F98.0 Unwillkürlicher und willkürlicher Harnabgang Chronologisches und geistiges Intelligenzalter: 5 Jahre Zweimal pro Monat < 7 Jahre Einmal pro Monat > 7 Jahre
Dauer
3 Monate
Unterformen
Primär
Nocturna (F98.00) Diurna (F98.01) Nocturna et Diurna (F98.02) Nicht beschrieben
Sekundär
Nicht beschrieben
DSM-5 Enuresis 307.6 Wiederholter, willkürlicher und unwillkürlicher Urinabgang Chronologisches und geistiges Intelligenzalter: 5 Jahre Mindestens zweimal pro Woche oder klinisch relevante Belastung und Einschränkung in sozialen, schulischen und sonstigen Bezügen Mindestens 3 aufeinanderfolgende Monate Nocturna Diurna Nocturna et Diurna Keine trockene Periode (Dauer nicht angegeben) Trockene Periode (Dauer nicht angegeben)
Enuresis nocturna − Bei einer nicht monosymptomatischen Enuresis nocturna liegen nächtliches Einnässen und Blasenfunktionsstörungen (Drangsymptomatik, Miktionsaufschub, Dyskoordination) tagsüber vor − Beim Einnässen nachts können 4 Unterformen unterschieden werden: Die Unterscheidung in primäre und sekundäre Formen ist wichtig, da Kinder mit einem Rückfall (sekundäre Enuresis) häufiger komorbide psychische Störungen aufweisen. Bedeutender ist die Differenzierung in monosymptomatische und nicht monosymptomatische Formen, da sie therapieleitend ist. Längstes trockenes Intervall Längstes trockenes Intervall über unter 6 Monate 6 Monate Allgemein Primäre Enuresis nocturna Sekundäre Enuresis nocturna Keine Blasenfunktionsstörungen Primäre monosymptomatische Sekundäre monosymptomatische (Miktionsauffälligkeiten) tagsüber Enuresis nocturna Enuresis nocturna (-> nach kritischen Lebensumständen der letzten Zeit fragen) Blasenfunktionsstörungen Primäre nicht Sekundäre nicht tagsüber vorhanden monosymptomatische Enuresis monosymptomatische Enuresis nocturna nocturna
Spezifikation der Klassifikation: Funktionelle Harninkontinenz − −
Bei Kindern, die tagsber einnssen, liegt meistens eine funktionelle Harninkontinenz, d.h. eine Blasenfunktionsstrung, vor Die drei hufigsten Unterformen sind: o Die idiopathische Dranginkontinenz Störung der Speicherfunktion o Harninkontinenz bei Miktionsaufschub o Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination (DSD)
Leitsymptome der funktionellen Harninkontinenz Form der funktionellen Harninkontinenz Idiopathische Dranginkontinenz Harninkontinenz bei Miktionsaufschub Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination
Stressinkontinenz Lachinkontinenz Unteraktive Blase
Wichtige Leitsymptome Häufiger Toilettengang > 7-mal/Tag, kleine Mengen, Drangsymptome Seltener Toilettengang < 5-mal/Tag mit Hinauszögern, z.B. beim Spielen Pressen zu Beginn und während des Wasserlassens, unterbrochener Harnfluss -> Stottern während Miktion Einnässen beim Husten, Niesen, Anspannen, kleine Mengen Einnässen beim Lachen, große Menge mit kompletter Entleerung Unterbrochener Harnfluss, Blasenentleerung nur mit Pressen möglich, große Resturinmengen
Pr Prval valen en enz, z, Ko Komorb morb morbidit idit iditt, V Verla erla erlauf uf Häufigkeit – – –
1,5 - 2-mal hufiger Jungen als Mdchen betroffen 15,5% aller Kinder im Alter von 7 1⁄2 Jahren 5% der 10-Jährigen und 0,5 – 1% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen nssen minimal einmal im Monat nachts ein
Komorbidität – – – – –
20 - 30% aller Kinder mit Enuresis nocturna → weitere psychische Strungen (v.a. internalisierend) 30 - 40% aller Kinder mit funktioneller Harninkontinenz → weitere psychische Strungen (v.a. externalisierend) Komorbidittsraten sind zudem hher, wenn eine sekundre Ausscheidungsstrung und eine nicht monosymptomatische Enuresis vorliegt häufigste und spezifischste Komorbidität ist die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung außerdem: Trennungsängste, spezifische Phobien, depressive Störung
Verlauf – – – –
Spontanremission bei Enuresis nocturna → 13–15% pro Jahr Mit Hilfe apparativer VT→ 60–70% trocken, davon 50% langfristig 1-2% der Jugendlichen→ weiterhin Enuresis nocturna Idiopathische Dranginkontinenz→ gnstige Prognose
Erk Erkllrun rungsa gsa gsans nstz tze e Enuresis nocturna – – – – – – –
Genetisch bedingte Reifungsstrung des ZNS: Spezifische Regulationsstrungen des Hirnstammes whrend des Schlafes Genorte auf Chromosomen 12, 13 und 22 identifiziert 60% bis 80% der Kinder→einnssende Verwandte Risiko bei 1 einnssenden Elternteil = 44% Risiko bei 2 einnssenden Elternteilen = 77% Konkordanzrate bei eineiigen Zwillingen = 68% Konkordanzrate bei zweieiigen Zwillingen = 36%
Die drei wichtigsten Pathomechanismen – – –
Erhhte, nchtliche Urinbildung (Polyurie) bei einem Teil der Kinder Fehlende Erweckbarkeit bei voller Blase (Strung des Arousal) Fehlende Unterdrckung des Entleerungsreflexes im Schlaf (Inhibition des Miktionsreflexes)
Funktionelle Harninkontinenz −
−
Auch bei der funktionellen Harninkontinenz spielen allgemein genetische Faktoren eine Rolle: In einer großen Studie war das Risiko dreifach erhöht, wenn Mütter tags einnässten und sogar zehnfach bei betroffenen Vätern Bei der idiopathischen Dranginkontinenz liegt eine genetisch bedingte Störung der Füllungsphase der Blase vor o o o o
− −
unkontrollierbaren Kontraktionen des Blasenhohlmuskels überstarker Harndrang keine Unterdrückung vom ZNS unterdrückt werden ungewollter Harbabgang
Harninkontinenz bei Miktionsaufschub ist ein erlerntes Verhalten: assoziiert typischerweise mit SSV mit oppositionellem Verhalten Detrusor–Sphinkter-Dyskoordination ist ebenfalls ein erlerntes Verhalten: während der Blasenentleerung kommt es zu einer paradoxen Anspannung des Beckenbodens statt einer Relaxation mit Pressen und unterbrochenem Harnstrahl
Inter Interven ven vention tion Bei funktioneller Harninkontinenz → Die Behandlung des Einnässens tagsüber erfolgt in erster Linie verhaltenstherapeutisch Bei Dranginkontinenz – –
Ziel = die Kontrolle der Drangsymptome Methode = Patientenschulung, „Fhnchenplne“, eventuell medikamentse Behandlung
Bei Miktionsaufschub – –
Ziel = Miktionsaufschub und Halteman ver sollen unterlassen werden Methode = 7 mal pro Tag Blasenentleerung und Nass-Trocken-Plne; weitere Therapie bezglich SSV und SOT oftmals ntig; diese erfolgt separat und zustzlich zur Symptombehandlung der „funktionellen Harninkontinenz“
Bei Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination
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Ziel = Entspannung des Beckenbodens whrend der Blasenentleerung Methode = Spezifisches Biofeedbacktraining mit Beckenboden-EMG, Tokenplne zur Verstrkung der Mitarbeit (keine Verstrkung der trockenen Hosen)
Enuresis nocturna Erhebung der Baseline – – –
Beinhaltet: Beratung, positive Verstrkung, Motivationsaufbau und Entlastung Methode = Sonne-Wolken-Kalender 4 Wochen lang
AVT (Apparative Verhaltenstherapie – – – – –
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Wenn durch die Erhebung der Baseline das Einnässen noch nicht deutlich reduziert wurde, ist sie die 1. Wahl wegen den höchsten Erfolgs- (70 %) und geringsten Rückfallquoten (bis 20 %) Erfolgskriterium = 14 trockene Nchte Rckfall = 2 Nchte pro Woche Bei gleichzeitiger Drangsymptomatik: medikamentse Behandlung Die Auswahl, ob tragbares Klingelgerät oder Bettgerät soll den Kindern überlassen werden. Das Gerät muss jede Nacht über einen Zeitraum von maximal 4 Monaten angelegt werden. Die Eltern führen begleitend ein Protokoll. Klingelhose und Klingelmatten
Das „Arousal-Training“ kann als Verstrkung eingesetzt werden, hier wird das Kind belohnt, wenn es in kurzer Zeit nach dem Klingeln aufgestanden ist und gut mitarbeitet Bei fehlender Motivation, familiären Belastungen, Therapieresistenz oder wenn kurzfristig Trockenheit erzielt werden soll, kann das synthetische antidiuretische Hormon (ADH)-Analogon Desmopressin in Tablettenform gegeben werden. Auch wenn die AVT nicht erfolgreich war, wird ein Wechsel zu Desmopressin empfohlen. 70 % erzielen Trockenheit oder eine Einnässreduktion unter Medikation – die meisten Kinder erleiden jedoch einen Rückfall nach Absetzen.
Störu Störunge nge ngen n de derr Aus Ausschei schei scheidung: dung: Enko Enkopres pres presis is Klas Klassifik sifik sifikatio atio ation nn nach ach IICD-1 CD-1 CD-10 0u und nd D DSMSMSM-5 5 −
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Beim Einkoten (Enkopresis) handelt es sich um eine Gruppe von Entwicklungsstörungen, die häufig vorkommen, allerdings zur Persistenz und Chronifizierung neigen, wenn sie nicht sachgerecht und ausreichend lange behandelt werden Es lassen sich zwei häufige Unterformen (mit und ohne Verstopfung) differenzieren, die sich in Ursache, Symptomatik und Verlauf unterscheiden
Definition
ICD-10 (Forschungskriterien) Enkopresis F98.1 Unwillkürliches und willkürliches Absetzen von Stuhl an nicht dafür vorgesehenen Stellen
DSM-5 Enkopresis 307.7, 787.6 Wiederholtes, willkürliches und unwillkürliches Absetzen von Stuhl an nicht dafür vorgesehenen Stellen
Alter Häufigkeit Dauer Unterformen
Chronologisches und geistiges Intelligenzalter: 4 Jahre Einmal im Monat 6 Monate F 98.11 normale Stuhlkonsistenz F 98.12 überwiegend flüssiger Stuhl
Primär Sekundär
F 98.10 nie sauber Nicht beschrieben
Chronologisches und geistiges Intelligenzalter: 4 Jahre Einmal im Monat 3 Monate 787.6 mit Opstipation und Überlaufkontinenz 307.7 Ohne Opstipation und Überlaufinkontinenz Beschrieben Beschrieben
Klas Klassifik sifik sifikatio atio ation nn nach ach R Rom om omee-III
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Wurde formuliert, da die ICD-10 und das DSM-5 nicht mehr dem aktuellen Forschungsstand und der Komplexität von Ausscheidungsstörungen gerecht werden Hier wird der Begriff „funktionelle Stuhlinkontinenz“ bevorzugt Bei der funktionellen Obstipation ist also eine Enkopresis möglich, aber nicht obligat. Zusätzlich finden sich ein seltener Stuhlgang, eine Stuhlretention, Bauchschmerzen, Schmerzen bei der Defäkation, ein reduzierter Appetit Bei der nicht retentiven Stuhlinkontinenz (Enkopresis ohne Obstipation) fehlen diese Symptome, das heißt die Kinder halten keinen Stuhl zurück. Die Kinder setzen täglich kleine Mengen Stuhl normaler Konsistenz auf der Toilette ab, koten seltener ein, haben guten Appetit Weitere Unterformen, die bisher weder in ICD-10, DSM-IV-TR noch Rome-III klassifiziert wurden, aber in der Praxis von Bedeutung sein können sind das Toilettenverweigerungssyndrom, die Toilettenphobie und die Slow-Transit
Pr Prval valen en enz, z, Ko Komorb morb morbidit idit iditt, V Verla erla erlauf uf Häufigkeit – – –
Prävalenz beträgt 1 - 3% ohne eine konstante Remission Jungen sind 3 – 4-malhufiger als Mdchen betroffen Einkoten mehrheitlich tagsber, selten nachts
Komorbidität
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Komorbiditt mit psychischen Aufflligkeiten/Strungen liegt bei 30 - 50% Dabei handelt es sich um ein heterogenes Muster von sowohl internalisierenden, wie auch externalisierenden Störungen Am meisten assoziiert mit Strung des Sozialverhaltens mit oppositionellem Verhalten (11,9%), ansonsten: ADHS, Trennungsängste, spezfisiche Phobien, Depression
Verlauf – –
Insgesamt kein positiver Verlauf Keine konstante Remission
Erk Erkllrun rungsko gsko gskonz nz nzepte epte Enkopresis mit Obstipation – –
Genetische Disposition Somatische und psychische Auslser o Obstipation o Habituelle Stuhlretention o Megakolon o Reduzierung von Sensibilitt und Peristaltik im Kolon o Einkoten bzw. Kotschmieren in der Unterhose (alte Kots ule und frischer, flssiger Kot)
Enkopresis ohne Obstipation − −
Nicht geklärt Anteil organischer Ursachen liegt bei 1%
Ana Anatom tom tomie ie d des es Ab Abdo do domen men
Kolo Kolontra ntra ntransit nsit nsitzeit zeit – –
Normale Gesamtpassagezeit = 34 bis 55 Stunden Verlngerte Gesamtpassagezeit = 60 (= 2 1⁄2 Tage) bis 93 (= knapp 4 Tage) Stunden
Inter Interven ven vention tion −
−
Als Standarddiagnostik bei der Enkopresis sind auch körperliche Untersuchung und Sonografie zu empfehlen. Im Ultraschall ist eine Erweiterung des Enddarms ein wichtiger Hinweis auf eine Obstipation und Stuhlretention Aufgrund der hohen Komorbiditätsrate ist eine kinderpsychiatrische Diagnostik, aber zumindest ein Screening für psychische Störungen durchgeführt werden
Psychotherapie –
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Symptomorientierte Intervention o Verhaltenstherapeutisches Toilettentraining: 5 bis 10 Minuten nach jeder Mahlzeit entspannt auf der Toilette sitzen, Fußkontakt ist wichtig, die Toilettensitzung sollte positiv gestaltet werden o Beobachtungsplne o Verstrkung der Mitarbeit des Kindes (besonders, wenn es ohne Aufforderung zur Toilette geht) o Verstrkung bei Urin-/Stuhlabsetzen Bei komorbider Strung einer SSV und SOT benötigt es zustzlich VT Bei leichten Formen des Toilettenverweigerungssyndroms wird den Eltern empfohlen, den Kindern wieder eine Windel anzuziehen und auf jegliches Sauberkeitstraining zu verzichten
Pharmakotherapie − − − − − −
Bei der Enkopresis mit Obstipation müssen die zurückgehaltenen Stuhlmassen zunächst entfernt werden danach folgt die Erhaltungsphase mit Stuhltraining und einem oralen Laxanz. Die Erhaltungstherapie sollte lang genug (6 - 24 Monate) fortgesetzt werden Mittel der ersten Wahl ist hier Polyethylenglykol (PEG), es ist wirksamer als andere Abführmittel Mittel der zweiten Wahl ist die herkömmliche Laktulose, das weniger wirksam ist und mehr Nebenwirkungen hat Bei Enkopresis ohne Obstipation sollen dagegen keine Laxanzien verabreicht werden, da diese die Symptomatik eher noch verstärken Nie sollen Laxanzien alleine gegeben werden, sondern in Kombination mit dem verhaltenstherapeutischen Stuhltraining...