Title | Einführung in die Kommunikationswissenschaft |
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Course | Kommunikationswissenschaften |
Institution | Universität Passau |
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Wintersemester 2017...
WS 2017/18 – Einführung in die Kommunikationswissenschaft: Zusammenfassung Einführung in die Kommunikationswissenschaf Gegenstand des Faches Kommunikation als Prozess, nicht das technische Medium Im gesellschaftlichen Diskurs ausgetauschten Informationen Öffentliche Kommunikation Frage: Wie wird Öffentlichkeit hergestellt? Kommunikationswissenschaf empirische Sozialwissenschaf (keine Geistes- bzw. Kulturwissenschaft) Methoden: systematisch, reproduzierbar, qualitativ und quantitativ positivistischen Heuristik (Vorstellung von messbarer Wirklichkeit; werturteilsfrei) nicht wertsetzend, aber überprüft kommunikative Normen („Normativität der Publizistik als Problem ihrer Forschung“) Früherer Schwerpunkt (bis zur Jahrhundertwende) auf Massenmedial vermittelte Kommunikation (Unterhaltung) Gemeinwohlorientierte Kommunikation (Journalismus) Interessensgeleitete Kommunikation (PR, Werbung) Diese Formen (Intermediäre) hatten bis dahin quasi ein Monopol auf die Herstellung von Öffentlichkeit Online-Kommunikation führt zur Disintermediation; soziale Kommunikation wird wichtiger Weitere Arten und Phänomene von gesellschaflicher Kommunikation
Interpersonale (Anschluss-) Kommunikation, Netzwerkkommunikation Technisch vermittelte Kommunikation Computervermittelte Kommunikation Geschichte des Faches Gründung 1916 in Leipzig (relativ jung) Im Entstehungsmilieu zwei Strömungen: Zeitungskunde & Ausbildung von Journalisten o Grund: 1. WK und mangelhafte Berichterstattung von Journalisten 1
WS 2017/18 – Einführung in die Kommunikationswissenschaft: Zusammenfassung
Entwicklung von der Zeitungswissenschaft über die Publizistik bis hin zur Kommunikationswissenschaft
Die deutsche KW basiert auf zwei Fachtraditionen: zeitungswissenschaftliche Tradition des deutschen Sprachraumes o historisch-hermeneutisch o Presse-, Mediengeschichte o Mittelpunkt: Medium kommunikationswissenschaftliche Tradition des angloamerikanischen Sprachraums o empirisch-analytisch o Medienwirkungen o Mittelpunkt: Kommunikationsprozesse neuerdings: medienwissenschaftliche Linie Zunehmend empirische Orientierung, Zurücktreten der historischen Perspektive Die Kommunikationswissenschaf als Integrationswissenschaf Inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit unabdingbar „Gründerväter“ aus unterschiedlichen Disziplinen o „Political Approach“ durch Harold D. Lasswell o “Small Group Approach” durch Kurt Levin o “Experimental Approach” durch Carl Hovland o “Sample Survey Approach” durch Paul F. Lazarsfeld Materialobjekte der KW Presse Rundfunk Öffentlichkeitsarbeit Werbung “Originäre Publizistik” Metamedium Internet Social Media Film/Kino/Video Formalobjekte der KW Öffentliche Kommunikation! interpersonale Anschlusskommunikation (z.B. soziale Netzwerke) o Angstjournalismus triggert Anschlusskommunikation o Anschlusskommunikation triggert journalistische Themenselektion interpersonal-öffentliche Kommunikation (z.B. Online-Foren) o gewinnt enorm an Bedeutung, Bsp. Protest einer lauten Minderheit mit Kritik an der Ukraine Berichterstattung o ist in der Lage, klassische Massenmedien unter Druck zu setzen o Herstellung von Öffentlichkeit von unten (bottom up-Modell) Kommunikationskonvergenz o Aufhebung der Grenzen zwischen öffentlicher und privater Kommunikation o Konvergente Nutzeroberflächen o Integration von Kommunikationsdiensten und Nachrichten in soziale Netzwerke 2
WS 2017/18 – Einführung in die Kommunikationswissenschaft: Zusammenfassung o o
Second Screen/Social TV koppelt öffentliche Kommunikation und soziale Anschlusskommunikation Rollenkonvergenz des Konsumenten und Produzenten Prosument
Die Kommunikationswissenschaf befasst sich mit… Rechtlichen und politischen Bedingungen o Ordnungsrahmen für (Massen-)Kommunikation Ökonomische Gesetzmäßigkeiten und wirtschaftlichen Zwängen o Märkte o Kosten für Kommunikation Institutionelle Strukturen o Organisationsformen o Medienverfassungen Technisch bedingte Funktionsweisen und Eigengesetzlichkeiten der Medien o Bestimmend für Gestaltung, Rezeption und Wirkung Medienschaffenden, die Inhalte produzieren o Journalisten, Programmgestalter, Kommunikatoren, Öffentlichkeitsarbeiter Rezeptionsgewohnheiten und Nutzungsweisen der Medienkonsumenten o Publika o Aufmerksamkeitsverteilung, Auswahlgewohnheiten Individuelle Wirkungen und gesellschaftliche Folgen o Originäre Kommunikation o massenmedial oder computervermittelte Kommunikation Verhältnis von Politik und Medien o Aspekte politischer Kommunikation o Bedingungen medialer Politikvermittlung o Gestaltung und Einfluss der Politik auf das Mediensystem Erforschung von interessengeleiteter/strategischer Kommunikation o Public Relations und Werbung in Abgrenzung zum Journalismus o Organisations- und Unternehmenskommunikation alle der Massenkommunikation vorgeschalteten und nachgelagerten Erscheinungen o Nachrichtenwesen o Management o Marketing (Medienmarketing, Social Media) o Meinungsforschung o Marktforschung Einschub zur US-Präsidentschafswahl mit kommunikationswissenschaflichen Erklärungsversuchen 1. Mediensystem (endogene Faktoren) Niedergang des klassischen Journalismus, Dominanz von Clickbait Polarisiertes Mediensystem, Medien werden als „Partei“ wahrgenommen Hostile-Media-Effekt: „Unfaire“ Berichterstattung Anti-Establishment-Wahlkampf: Medien werden als Establishment gesehen 2. Demoskopie – Wahlumfragen Instituten fehlten spezielle Parameter für Trump Umfrageverdrossenheit (Demoskopie Overkill) Horserace Journalism, Umfragehörigkeit der Nachrichtenmedien Mitwirkung am „Policy by Polls“ (Politik durch Orientierung an Umfragen) 3
WS 2017/18 – Einführung in die Kommunikationswissenschaft: Zusammenfassung 3. Postfaktisches Zeitalter Tatsachen werden unwichtig, Gefühle zählen Soziale Netzwerke eignen sich für Emotionen Neue Relevanzstrukturen (Clickbait, Filter Bubble, Algorithmen usw.) 4. Digital verstärkte Faktoren der Medienwirkung Vermeidung kognitiver Dissonanz, selektive Wahrnehmung Filterbubble: Trumps Anhänger leben stärker im postfaktischen Zeitalter „Bypassing the media“: Trumps Tweets dominieren das Intermedia Agenda Setting und die Nachrichtenlage 5. Folgen des Informationskriegs (Cyberwar) Fake News (aus Russland) Social Bots Online-Wahlwerbung (bezahlt von Russland) Hacker-Angriffe und Leaks „Trollfabrik“ in St. Petersburg Kombination mehrerer Aktionen (Hacker erzeugen Fake News Verbreitung durch Trolle und Bots) 6. Schweigespirale? Bürger, die Trump wählen werden, es den Umfrageforschern aber nicht sagen Wirkung wäre anders als bei der Ursprungsuntersuchung Noelle Neumanns: Damals sollen Bürger entweder gar nicht oder – falls doch – gegen die eigene Überzeugung gewählt haben „Echo Chambers“ als Ergänzung der Schweigespirale Die Struktur des Fachs Kommunikationswissenschaf
Harold D. Lasswell Mitbegründer des Behaviorism
Zuständigkeiten der Kommunikationswissenschaft für alle Bereiche, Medienwissenschaft lediglich für die Inhaltsforschung zuständig Fallbeispiel: Berichterstattung der ARD über Ukraine Krise, Vorwürfe wegen "antirussischen Tendenzen"
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WS 2017/18 – Einführung in die Kommunikationswissenschaft: Zusammenfassung
ZAPP Umfrage: Vertrauen in die Medien Lokführerstreik: mehr als 50% großes/sehr großes Vertrauen Krieg des IS in Syrien & Irak: ~ 40% großes/sehr großes Vertrauen Ukraine-Konflikt: ~33% großes/sehr großes Vertrauen Perspektiven der Kommunikationswissenschaft Historische Soziologische (Sozial-)Psychologische Medienökonomische Medientechnologische Linguistische Kommunikationspädagogische Kommunikationspolitische Perspektiven Forschungsfelder der Kommunikationswissenschaft diverse Möglichkeiten Perspektiven & Forschungsfelder in Beziehung zueinander zu setzen Aufarbeitung und Perspektive kann je nach Fragestellung/Standort aus unterschiedlichen Positionen/Theorien erfolgen
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WS 2017/18 – Einführung in die Kommunikationswissenschaft: Zusammenfassung Theorien Wissenschaftliche, d.h. systematisch erarbeitete Begründungszusammenhänge, die Wirklichkeit (das Ganze) oder Teilwirklichkeit (die Teile) zu erklären und interpretieren versuchen o Die Wirklichkeit ist für die KW das Phänomen gesellschaftliche/öffentliche Kommunikation bzw. Massenkommunikation théa = das Anschauen, das Angeschaute und horáein = sehen; theoriá = Betrachtung und Anschauung 1. Bezeichnung für die Erkenntnis um ihrer selbst willen; auf keine Zwecke außerhalb gerichtet, ist nicht anwendungs-/praxisorientiert (reine Theorie) Betrachtung der Wahrheit durch reines Denken 2. Bezeichnung sowohl für ein System von Aussagen über eine gesetzmäßige Ordnung – als auch über einzelne empirische Befunde eines bestimmten Erkenntnis- bzw. Objektbereichs Arten von Theorien 1. Empirische Theorien Empirie= wissenschaftliche Erkenntnis durch Beobachtung ET: Zusammensetzung von Theorien, die aus Erfahrungswerten entstanden sind Bsp.: Schweigespirale (Bandwagon, selektive Wahrnehmung & Konformitätszwang) 2. Deduktive Theorien Allgemeine Gesetze/Regeln Ableitung ins Spezielle Kritischer Rationalismus Mathematisch-naturwissenschaftlich Beispiel: Systemtheorie/Journalismus als soziales System (Rühl, Blöbaum, Marcinkowski) 3. Philosophische Theorien Theorie des kommunikativen Handelns Normativ Geistes-/Kulturwissenschaftlich Beispiel: Theorie des kommunikativen Handelns (Habermas) Wird eine Theorie durch Symbole und Zeichen dargestellt und formalisiert, spricht man von einem „Theoretischen Modell“ (z.B. Sender-Empfänger-Modell von Shannon und Weaver, Maletzkes Feldschema)
Funktionen von Theorien und theoretischen Modellen 1. Explikation/Erk lären 2. Prognose 6
WS 2017/18 – Einführung in die Kommunikationswissenschaft: Zusammenfassung 3. Überprüfung des eigenen Wahrheits- und Gültigkeitsanspruches, ihres Anwendungs- und Geltungsbereichs (Bewähren an der Realität) 4. Überprüfung und Kritik anderer Theorien 5. Projektierung neuer Forschung Theorien lösen immer andere ab Theorieverständnis in der Kommunikationswissenschaft Eine Theorie ist eine systematisch geordnete Menge von Aussagen bzw. Aussagesätzen über einen Bereich der objektiven Realität oder des Bewusst seins Eine Theorie hat explikative und prognostische Funktion, d.h. sie muss in der Lage sein, sowohl die Sachverhalte ihres Objektbereichs zu erklären, als auch neue, bis dahin unbekannte Sachverhalte vorauszusagen Theoriebegriff kann in den Sozialwissenschaften nicht problemlos verwendet werden Nomologische (gesetzmäßige) Aussagen im strengen Sinne bislang eher selten, häufiger: Verallgemeinerungen, deren Hypothesen raumzeitlichen Beschränkungen unterliegen Nach Robert K. Merton eher „Theorien mittlerer Reichweite“ Wissenschaftstheoretische Klassifizierung nach Manfred Rühl 1. Alltagstheorien der Laien (common sense theories) 2. Arbeitstheorien der Praktiker (working theories) 3. Sozialwissenschaftliche Theorien (social-scientific theories) Forschungsfelder der Kommunikationswissenschaft – Drei Arten kommunikationswissenschaftlicher Theorien Makrotheorien Mesotheorien Mirkotheorien Kleindimensionierte Teilausschnitt des Ganzheitliche Teilbereiche und Aspekte Phänomens Betrachtung von Massenkommunikation Hoher Kommunikationsprozessen Theorien mittlerer Abstraktionsgrad Meist aus Reichweite Große Medienpsychologie im Journalismustheorien, Reichweite Bereich der Rezeption Medienwirkungstheorien, Systemtheorie, Hochkomplexe Theorien mit Nachrichtenwerttheorie kritische kleiner Reichweite Theorie, Cultural Studies
Zahlreiche theoretische Ansätze der Kommunikationswissenschaft – Unterscheidung in Reichweite, Herkunft und Perspektive Normative Publizistik (Emil Dovifat): Grundbedingungen der P.: Zeitbedingtheit, Öffentlichkeit, Überzeugungsmacht, eindringliche Form, persönliche Führung und Gesinnung (Idealität) Jede P. ist gesinnungsbestimmt Zeitungswissenschaflicher Ansatz (d’Ester, Groth, Wagner): Begründung einer ontologischen Zeitungswissenschaft. Definition als Formalobjekt „mündliche/schriftliche Nachricht über das Zeitgeschehen“ Systematische Publizistik (Walter Hagemann): Gegenstand der Publizistik ist die öffentliche Aussage von Bewusstseinseinheiten Funktionale Publizistik (Henk Prakke): Alle Publizistik ist Zwiegespräch. Medien haben Soziusfunktion sind Austauschpartner schlechthin
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WS 2017/18 – Einführung in die Kommunikationswissenschaft: Zusammenfassung Prozessmodell der Massenkommunikation (Maletzke): Vier Grundfaktoren im Kommunikationsprozess: Kommunikator, Aussage, Medium & Rezipient (Mit Feedbackschleifen aufeinander bezogen) Materialistische Ansätze/Kritische Theorie/Frankfurter Schule (Adorno, Horkheimer, Enzensberger, Hund): Unterhaltsame Formate verhindern kritische Öffentlichkeit Journalismus als soziales System/Systemtheorie (Rühl, Blöbaum, Marcinkowski): Kommunikation kein Ergebnis menschlichen Handelns, sondern ein Produkt sozialer Systeme. Journalismus trägt zur Selbstbeobachtung der Gesellschaft bei. Theorie des kommunikativen Handelns (Habermas): Durch Kommunikation versuchen Handelnde sich verständigungsorientiert aufeinander zu beziehen (Radikaler) Konstruktivismus (Siegfried Schmidt): Medienangebot nie Abbild von Wirklichkeit, „sondern als Angebot an kognitive/kommunikative Systeme […] Wirklichkeitskonstruktionen in Gang zu setzen Ansätze der Kommunikationswissenschaft aus dem angloamerikanischen Raum Gatekeeper-Ansatz (individualistisch, institutionell, systemisch kybernetisch): Zeitung ist das Ergebnis einer ganzen Serie von Selektion durch den „Gatekeeper“ Nachrichtenwerttheorie, Nachrichtenfaktorenforschung (news bias): Nachrichtenwert entscheidet, ob aus einem Ereignis eine Nachricht wird. Nachrichtenfaktoren bestimmen den Nachrichtenwert Agenda Setting (auch Agenda Building, Framing, Priming): Medien haben keinen großen Einfluss auf das, was das Publikum denkt, aber worüber es sich überhaupt Gedanken macht: Themenstrukturierungs-/Thematisierungsansatz Two (multi) step flow of communication/Meinungsführerkonzept: Opionionleader mindern den Einfluss der Medien auf den Bürger, interpersonale Kommunikation als Filter Medienwirkung verläuft als Mehrstufenprozess der Kommunikation Wissenskluf-Forschung – increasing knowledge gap: Wissenskluft zwischen Menschen mit höherem und niedrigerem sozioökonomischen Status wächst schneller, wenn der Informationsfluss der Massenmedien in der Gesellschaft wächst Verstärkerhypothese (gilt als State of the art): Wirkungder Massenmedien liegt nicht in der Änderung der Einstellungen der Rezipienten, sondern darin, dass bereits vorhandene, aufgrund selektiver Wahrnehmung gewonnene Einstellungen verstärkt werden Kultivierungstheorie: Medienkonsum kultiviert die Wahrnehmung der Welt Wer viel fern sieht, sieht die Welt so, wie sie im Fernsehen vermittelt wird Uses and gratifications Approach (Früher “Nutzen & Belohnungsansatz): Ziel ist es, Motive und Bedürfnisse für Mediennutzung herauszufinden „Was machen die Menschen mit den Medien?“ Schweigespirale (Elisabeth Noelle-Neumann): widerspricht die eigene Meinung der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung, gibt es Hemmungen diese zu äußern (umso stärker, je ausgeprägter der Gegensatz ist) Spiralprozess Third-Person-Effekt (TPE): Menschen halten andere Menschen für stärker beeinflussbar als sich selbst Definition Kommunikationswissenschaftliche Basistheorien Theorien, die in sich ein logisch konsistentes Set an Begriffen, Definitionen und Modellen bieten, das empirisch operationalisiert werden kann Pool an begriffen, die miteinander ein Modell bzw. eine Denklogik ergeben Gehen auf Basiseinheiten zurück (Bsp.: Akteur, Zeichen, Struktur, System) Basiseinheiten als sozial- und kulturwissenschaftliche Grundkategorien Erklärpotenzial von Basistheorien – Was Theorien leisten können/müssen:
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WS 2017/18 – Einführung in die Kommunikationswissenschaft: Zusammenfassung Medienwandel beschreiben, (geschichtlich) erklären und Prognosen ermöglichen o Warum entstanden Zeitungen/Massenmedien? o Warum sterben sie wieder? o (Wie) verändern soziale Medien die gesellschaftliche Kommunikation Grundlegende Kategorien: o Zeichen (Semiotik) o Kognitive Konstruktionen des Individuums (radikaler Konstruktivismus) o systemische Operationen (Systemtheorie) Entscheidende Fragen der KW können geklärt werden: Finden kommunikative Angebote Akzeptanz in der Gesellschaft und bei Individuum? Werden diese Angebote mit Bedeutungen versehen? Lösen diese Anschlusshandlungen aus?
Systemtheorie (Juhu.) Ausschließlich auf soziale Ordnung fokussierte „Supertheorie“ aus der Soziologie Theorie mit Kommunikation als Letztelement, operiert nicht mit Akteuren, kein handelndes Subjekt Kommunikationswissenschaftliche Adaptionsproblematik „Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“ ~ Niklas Luhmann (1996): Die Realität der Massenmedien Soziale Systeme bestehen aus Kommunikation, die über Themen beschreibbar ist (kein Ergebnis menschlichen Handelns) Themen schließen selbstreferentiell an andere Themen an es bilden sich Systeme, die aus gleichartigen Themen bestehen; diese erhalten sich selbst Ist ein Thema nicht mehr anschlussfähig, gehört es nicht mehr zum System 9
WS 2017/18 – Einführung in die Kommunikationswissenschaft: Zusammenfassung Verschiedene Aufgaben einer Gesellschaft (Hauptsystem) werden jeweils durch ein Funktionssystem übernommen Funktionssysteme üben ihre spezifische Funktion (das Lösen gesellschaftlicher Probleme) auf der Basis von Eigenrationalitäten und Systemlogiken aus Die Publizistik verfügt über eine spezifische Medienlogik Spezifische Sinn eines sozialen Systems hängt vom gesellschaftlichen Problemlösungsbedarf ab keine Theorie des Menschen, Mensch gehört nicht zur Gesellschaft, sondern zu ihrer Umwelt Luhmann: es ist unwahrscheinlich, dass Kommunikation gelingt Gelingende/anschlussfähige Kommunikation mit Hilfe von symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien (SGKM) konstituiert und festigt Systeme Nur die Kommunikation kommuniziert Folge: Durch die exklusive Funktionsausübung werden die übrigen gesellschaftlichen Teilbereiche entlastet Reduktion von Umweltkomplexität (sinnhafte Systembildung) Binäre Codierung: symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien (mit zugehörigem System): Zahlung/Geld (Wirtschaft) Recht (Recht) Wahrheit (Wissenschaft) Liebe (menschliche Beziehungen Macht (Politik) Aktuell (Publizistik) Präferenzwert (=Anschlussfähigkeit der Operationen) weist nach innen (System), Unwert (Reflexion der Bedingungen, unter denen der positive Wert eingesetzt werden kann) nach außen: Zahlung/Nicht Zahlung, Recht/Unrecht, Liebe/Hass…
Das Konzept der Autopoiesis Auto poiein (griechisch: selbst machen) Autopoiesis = sich selbst machen Systeme bestehen nicht aus „Dingen“, sondern aus Operationen Kommunikation ist die Operationsweise sozialer Systeme Mit seinen Operationen reproduziert sich ein System selbst (in einem operativ geschlossenen Prozess) Umweltkontakt trotzdem möglich 10
WS 2017/18 – Einführung in die Kommunikationswissenschaft: Zusammenfassung Systeme sind kommunikativ irritierbar und lassen sich strukturell koppeln, bleiben dabei aber unangetastet sonst würde Autonomie verloren gehen Durch die Selbstthematisierung definiert und kontrolliert das System seine Grenzen und bleib stabil Übertragung „organische Evolution“ auf soziale Entwicklung: was systemisch nicht verstanden wird, wird ausgeschieden Im System Journalismus: Journalistische Kommunikation muss an journalistische Kommunikation anschließen Journalistische Akteure beobachten ihre Umwelt stets nach der binären Leitunterscheidung (Information/Nicht Information; aktuell/nicht aktuell) Anschlussfähigkeit von Operationen im journalistischen System Uneinigkeit über Zuschnitt, Funktion und Code des Systems Klassische Journalismusfunktion (Manfred Rühl): „Herstellung und Bereitstellung von Themen zur öffent...