Einführung in die Wirtschaftsethnologie PDF

Title Einführung in die Wirtschaftsethnologie
Course Einführung in die Wirtschaftsethnologie
Institution Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Pages 19
File Size 383.8 KB
File Type PDF
Total Downloads 33
Total Views 121

Summary

Zusammenfassung der wichtigsten Themen zur Einführung in die Wirtschaftsethnologie aus dem SS17 bei Dr. Zickgraf...


Description

Schwerpunkte Wirtschaftsethnologie Grundlagen (Definitionen und Grundbegriffe) • (Breite) Definition von Wirtschaft: Wirtschaft bezeichnet sämtliche Institutionen und Aktivitäten, die mit der Erzeugung und Verteilung von Gütern oder der Erbringung von Dienstleistungen zu tun haben. Der Begriff Wirtschaft stellt somit die Gesamtheit aller Institutionen und Handlungen dar, die der Deckung menschlichen Bedarfs dienen.

• (Wirtschafts-) Ethnologie - Ethnologie dreht sich um das Verstehen menschlicher Lebenswelten, die zunächst als fremd und anders erscheinen.“ (Knorr 2011: 23) - Die Ethnologie wird heute nicht mehr durch den Untersuchungsort und nicht durch den Untersuchungsgegenstand, sondern durch die Herangehensweise, die spezifischen Fragestellungen und Fokussierungen, durch die Methoden und Theorien oder salopp formuliert ‚durch den ethnologischen Blick‘ bestimmt.“ (Heidemann 2011: 11)

• Die Wirtschaftsethnologie … fragt nach den sozialen & materiellen Umständen, unter denen Güter produziert, verteilt & konsumiert werden. Sie untersucht dabei sowohl die ökonomischen Praktiken als auch die Vorstellungen, die über diese Praktiken entwickelt wurden.“ (Dieter Haller) - „Die kulturell geleiteten Aktivitäten, über welche Menschen mit ihrer physischen und sozialen Umgebung interagieren, um ihre Versorgung mit Gütern und Leistungen zu sichern.“ (Rössler)

Wirtschaft

Ökonomie (griechisch)

‘wirt’:

oikos’: Haus, Haushalt, Hauswesen, Hausgemeinschaft ‘nomos’: Gesetz, Brauch, Verfahren ‘nemein’: Gesetz, Brauch, Verfahren

(Indogerm./Alt-/Mittelhochdeutsch) Hausherr, Gastgeber, Landesherr, Verwalter ‘wirtscaft’: Bewirtung, Gastfreundschaft, Beherbergung

 Ökonomie (ursprünglich) als Hausgemeinschaft und Kunst der Haushaltsführung (Ökonomik), bzw. breiter ausgelegt: als soziopolitischer Komplex der Ressourcenverwaltung!

• „Subsistenzwirtschaft“: Selbstversorgung basierend auf (relativer) Autarkie - Da vollständige Autarkie unrealistisch ist, sprechen wir präziser vom „Subsistenzsektor“ (vgl. Rössler) -„Subsistenzstrategie“ – Verhaltensweisen (kulturell, sozial, technologisch), die auf die Gewährleistung der eigenen Versorgung oder die der eigenen Familie oder Gruppe abzielen.

• Bedürfnisse: Haben alle Menschen, sind Antriebskräfte menschlichen Verhaltens

Die klassische/neoklassische Ökonomik geht prinzipiell von der „Unbegrenztheit“ menschlicher Bedürfnisse aus. Das heißt auch: die Befriedigung von Bedürfnissen erzeugt neue Bedürfnisse Physische Bedürfnisse: Nahrungsaufnahme, Kleidung, Behausung etc., d.h. grundlegende Subsistenz Soziale Bedürfnisse: Bedürfnisse, die erst aus dem menschlichen Zusammenleben heraus entstehen.  entwickeln sich mit / durch die Gesellschaft



• Güter = letztlich alle materiellen und immateriellen Gegenstände und Ressourcen, insbesondere jedoch solche die im Prozess des Wirtschaftens eine Bewertung erfahren - Unterscheide zB: Materielle Güter (Sachgüter) Immaterielle Güter (z.B. Dienstleistungen, Arbeit. Auch: „ideelle Güter“, z.B. Rechte, Patente, Doktortitel, Wissen etc.) - Subsistenzgüter/Prestige-/Luxusgüter

• Produktion: derjenige Aspekt menschlicher Aktivitäten, in dem die wirtschaftlichen Werte durch Arbeit hervorgebracht werden.“ (Jensen 1988)

Produktionsfaktoren: 1. natürliche Ressourcen - Mittel (Wasser, Boden, Pflanzen, Tiere) für Produktion. Umgang mit R von Kultur abhängig und essentiell wichtig für Wirtschaftssystem. Ressourcenkontrolle und -rechte (nach Archeson) unterteilt in: 1. Offener Zugang 2. Kommunalbesitz 3. Staatsbesitz 4. Privatund Individualbesitz 2. Arbeitskraft - Bsp. Haushaltswirtschaft (Haushalt in nicht-industriellen Wirtschaftssystemen als Zentrum der Produktion, Distribution & Konsumtion) Arbeitszeit eines Haushalts = Zeit, die für produktive Leistungen verbraucht wird (außerhalb des Hauses / reproduktive Leistungen wie Kochen, Kinderversorgung etc) Arbeitsteilung in jeder Art von Gesellschaft vorhanden 3. Sachkapital (Produktionsmittel) 4. Wissen (Know-How). Produktionsfaktoren

Produktionsverhältnisse: Die gesellschaftlichen Bedingungen der Produktion (und Distribution). Insbesondere Frage der Ressourcenkontrolle - z.B. Eigentums-, Herrschafts-, und Arbeitsverhältnisse (Karl Marx, Neomarxistische Wirtschaftsethnologie).

• Komsumtion = Verbrauch - Nahrungstabus (Schweinefleisch für Moslems & Juden) / soziale Grenzen (nur für den Adel) - Symbolik: Konsumtion übermittelt „soziale Nachricht“, die sich mit der Zeit wandelt

• Formen der Wirtschaftsführung Evolution der Wirtschaftsführung: Vom Prinzip des Jagens & Sammelns hin zu komplexen Systemen Generalisierte Nahrungssuche („foraging“): Pflanzen sammeln, Tiere erlegen – heute nur noch in Gesellschaften, die aufgrund extremer klimatischer Bedingungen (Wüste, Arktis, Regenwald) nicht anders produzieren können. Gemeinsamkeiten dieser Gruppen: kleine Bevölkerungsgruppe, hohe Mobilität, einfache Technologie, bescheidene materielle Kultur, keine Konservierung von

Nahrung Spezialisierte Nahrungssuche: Komplexere Technologien, Konservierung von Lebensmitteln, Spezialisiertes Sammeln („collecting“) mit Konservierungstechniken Extensiver Bodenbau (Feldbau, Gartenbau): Domestikation von Pflanzen Brandrodungsfeldbau, während Erholungsphase zu neuen Feldern (Wanderfeldbau, temporäre Sesshaftigkeit)  Verhältnis zwischen gruppe & Umwelt labil Intensiver Bodenbau (Ackerbau): Neben Domestikation von Pflanzen & Tieren auch Kontrolle über Bewässerung & Pflugtechnik, Dauerhaftigkeit der Felder (Fruchtwechsel) Arbeitsintensiv, komplexe Technologien, Sesshaftigkeit, Versorgung einer hohen Bevölkerungsdichte „Bauerngesellschaften“= basieren auf Intensivbau, als Klassensegment übergreifender Gesellschaften definiert da sie spezifische soziale & wirtschaftliche Merkmale aufweisen Hirtentum („Pastoralismus“): Neben Viehhaltung auch Bodenbau zur zusätzlichen Nahrungsbeschaffung Hirtennomaden („pastorale Nomaden“): Zyklische Veränderung des Aufenthaltorts Seminomadische Wirtschaftsführung: Auf Risikominimierung & Krisenmanagement (Vorratshaltung, flexible Wanderbewegung) angewiesen

• Tausch: Transaktion von materiellen und immateriellen Gütern (auch Menschen, Leistungen, Ideen) zwischen Personen oder Gruppen Gabentausch: Im Vordergrund steht die Beziehung zwischen den tauschenden Subjekten. Güter werden v.a. im Rahmen von „langfristigen“ sozialen Beziehungen getauscht. (einfacher) Tauschhandel: Im Vordergrund steht der Güterbedarf und das Verhältnis zwischen den Gütern (Naturaltausch, Problem der Äquivalenz). Sekundär sind auch persönliche Beziehungen von Bedeutung, Angebot & Nachfrage Waren- oder Markttausch: Im Vordergrund stehen die „Preis“-Beziehung zwischen den Gütern und die Anonymität der Akteure. Geld fungiert als universeller Wertmaßstab und als Medium des Tausches (W-G-W). Geldprofit kann vorrangiges Ziel des Tausches sein (G-W-G‘) Objekte für Tausch produziert

Ökonomische Theorien im Wandel der Zeit • Oikonomia Ökonomie als Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft  d.h. als Teil einer

„natürlichen“(aristokratisch geprägten) Gesellschaftsordnung Oikos: „die Gemeinschaft des edlen Lebens in Häusern und Familien um eines vollkommenen und selbständigen Lebens willen“ (Aristoteles „Politik“ - Ideal der Autarkie) „Polis“ griechischer Stadtstaat  erweiterte Form des „oikos“ Tausch und auch Gebrauch des Geldes legitim sofern zur Bedarfsdeckung (innerhalb der Polis) und orientiert am Gebrauchswert der Güter (Bedarf bei Aristoteles natürlich begrenzt)

• Chrematistik: Kunst des Gelderwerbs, Gelderwerb kennt keine Grenzen - Im Vordergrund steht nicht der Gebrauchswert sondern der Tauschwert, Ziel ist nicht die Produktion und der Erwerb von Gütern zur Bedarfsdeckung sondern der Umsatz von Gütern an sich. - Der Erwerb und Besitz von Geld wird zum Selbstzweck und dies bedroht Autarkie (der Polis) und die natürliche gesellschaftliche Ordnung  Kritik und Ablehnung durch Aristoteles: Gütertausch mit dem Ziel der Akkumulation von Geldprofit ist wider die Natur (vgl. z.B. Hann und Hart 2011; Precht 2015)

• Klassische Ökonomik - Adam Smith Wealth of Nations 1776  Knappheit von Ressourcen: Es herrscht immer Wettbewerb  Rationalität: Kosten & Nutzen abwägen  homo oeconomicus (Eigeninteresse als Maßstab, Rationalität, Gewinnmaximierung)  Prinzip der unsichtbaren Hand: leitet Menschen, trägt zum Funktionieren der Ökonomie bei  konkurrierende Präferenzen

• Neoklassische Ökonomik (ca. ab 1850) - Übernimmt zentrale Gedanken aus der klassischen Ökonomik

- Aber: weniger durch bestimmte (moralische) Lehrsätze als durch ihre formalabstrakte Methode charakterisiert (Marginalprinzip: Grenzkosten und Grenznutzenrechnung, später zunehmend auch Wahrscheinlichkeitsrechnung  ökonomische Prognose) - Ökonomische Effizienz als (Kosten-Nutzen-Relation) - These: knappe Ressourcen und unbegrenzte Bedürfnissen (von Formalisten unterstützt) - Analyse von individuellen Entscheidungsprozessen als Nutzenmaximierung unter der Annahme von Rationalität sowie zahlreichen weiteren Prämissen und Optimalitätskriterien (Mikroökonomik) - Analyse von Marktmechanismen, Marktentwicklungen und staatlicher Regulierung unter dem Kriterium der Effizienz (Makroökonomik). - Grundlage moderner Volkswirtschafts- und Betriebswirtschafslehre (vgl. dazu Rössler 2005)  Formalismus übernimmt Terminologie & Grundgedanken der Neoklassik, überträgt dies auf nicht-westliche / nicht-industrielle Wirtschaftssysteme

Zusammenfassung  Ökonomik bezeichnete ursprünglich die Kunst der Verwaltung des (herrschaftlichen) Haushaltes und des Landes einschließlich seiner Ressourcen (Menschen und Güter), jedoch explizit nicht die Kunst des Handels oder Kommerz (griech.: chrematistik, vgl. Aristoteles).  Erst im Zuge der Entwicklung von Nationalstaaten und der modernen (Markt-)Wirtschaft wandelte sich auch die Bedeutung des Begriffes und vollzieht sich eine (epistemologische) Trennung von Moral, Gesellschaft, Natur und Ökonomie! Korrespondierend: Zergliederung der zuständigen wissenschaftl. Disziplinen – VWL, BWL, Philosophie, Soziologie, Biologie, Verhaltensforschung, Kulturwissenschaft etc.

Marcel Mauss (Theorie der Gabe, Geist der Gabe) • Drei soziale Pflichten 1) Pflicht zu Geben 2) Pflicht zu Nehmen 3) Pflicht zu Erwidern

 „Sich weigern etwas zu geben. Es versäumen, jemanden einzuladen, sowie es ablehnen, etwas anzunehmen, kommt einer Kriegserklärung gleich; es bedeutet die Freundschaft und die Gemeinschaft verweigern“  Durch Geben und Nehmen entsteht (immer) ein soziales Band Das Annehmen einer Gabe impliziert ein moralisches Schuldverhältnis (Wechselwirkung mit Ehre und Prestige zwischen Geber und Empfänger)

 Gesellschaft entsteht aus dem Akt des Gebens / Personen die mit Personen aus anderen Gesellschaften einen Tausch eingehen, agieren nicht als Individuum sondern repräsentieren gesamte Gesellschaft

• Geist der Gabe

„Was liegt in der gegebenen Sache für eine Kraft, die bewirkt, dass der Empfänger sie erwidert?“

Mauss‘ Antwort: „der Akt des Gebens führt zur Vermengung von (gegebenem) Objekt und (gebendem) Subjekt („Geist der Gabe)

Beispiel der Maori (Neuseeland) „Mana“: weltliche und spirituelle Macht eines Individuums (Prestige) „Taonga“: Wertgegenstände – „eng mit der Person, dem Clan, dem Boden verknüpft, Träger ihres Mana“ „Eigentum im eigentlichen Sinn…alles was reich macht und zu Ansehen verhilft, alles was ausgetauscht werden oder als Entschädigung dienen kann“ „Hau“: Geist der Sachen, des Waldes und des Wildes, Bei Mauss v.a.: Geist des (von einer Person !) gegebenen taonga „…dass die empfangene Sache nicht leblos ist. Selbst wenn der Geber sie abgetreten hat, ist sie noch ein Stück von ihm. Durch sie hat er Macht über den Empfänger […]  jemand etwas geben heißt so viel, wie jemandem etwas von sich selbst zu geben „...etwas von jemand annehmen heißt, etwas von seinem geistigen Wesen annehmen … es aufzubewahren wäre gefährlich…weil dieses Wesen…magische und religiöse Macht über den Empfänger hat.“  Erhaltene taonga müssen weitergegeben werden „...und schließlich ist die gegebene Sache keine leblose Sache. Beseelt … hat sie die Neigung, zurückzukehren… oder für den Clan und den Boden, dem sie entstammt, etwas zu produzieren, das sie ersetzt“  Erhaltene taonga müssen mit einer angemessenen Gegengabe erwidert werden.

 Es ist der Geist der Gabe (und des Vorbesitzers), der dazu führt, dass wertvolle Dinge einerseits weitergegeben werden müssen, und andererseits in umgekehrter Richtung erwidert werden müssen  Güter sind in „archaischen Gesellschaften“ nicht frei veräußerlich und ihre Zirkulation folgt sozialen Gesetzen und spirituellen Vorstellungen  Leitgedanke, der in Samoa und Neuseeland dem Zwangsumlauf von Reichtümern, Tributen & Gaben zugrunde liegt  Bekommt man etwas von jemand anderem, besitzt man zugleich einen Teil seiner Seele Kritik: Konzept des „hau“ basiert auf Fehlinterpretation der Quellen; Argumentation ist eher „esoterisch“ als wissenschaftlich; hau kann z.B. auch als „soziale Sanktion“ oder als „return on investment“ verstanden werden (vgl. z.B: Firth 1969; Sahlins 1971) Aber: Die Dinge haben ein soziales Leben (Appadurai 1986, Kopytoff)

System der totalen Leistung: Nicht nur Reichtümer, wirtschaftliche Materialien & Güter getauscht, sondern System unterliegt weitläufigem sozialen Vertrag, Bruch wird mit Krieg gestraft Potlatch: Stamm im Nordwesten Afrikas, totale Leistung vom agonistischen Typ (Prinzip der Rivalität & Antagonismus beherrscht alle Praktiken)  Gabe als Objekt des Wettbewerbs !

Malinowski (Kula Tausch) - 1884 – 1942

- 1922 Argonauten des westlichen Pazifik - Begründer des britischen Funktionalismus

- betrachtet Wirtschaft als soziales Phänomen, klare Trennung von Geschichte und Gegenwart - Vater der Feldforschung, führt teilnehmende Beobachtung ein 

Kula-Tausch - Bewohner der Trobriand- Inseln (Melanesien, kreisförmig angeordnet) - ritueller Gabentausch von Halsketten (soulava, im Uhrzeigersinn) & Armbändern (mwali, gegen Uhrzeigersinn) aus Muscheln - Jede Kette / Armreif hat heiligen Charakter, mit eigener (mündlich überlieferten) Geschichte - Erhalt einer Gabe impliziert automatisch verpflichtende Gegengabe nach gewisser Zeit - Austauschhandel mit sozialer Funktion, ohne Gewinnorientierung um sozialen Bande der (herrschaftsfreien) Trobriander zu verstärken - Geber & Nehmer in ständiger, vererbbaren Position



Franz Steiner: Akkumulation oder Weggeben von Reichtum in Gesellschaft positiv bewertet - Trobriander stellen größte Yamsknollen aus anstatt sie zu konsumieren (Ritualisierte Sparsamkeit), geben beim kula-tausch wiederum nur die schönsten Muscheln weiter

• Karl Polanyi (1886 - 1964) (eingebettete Ökonomie, institutionalisierte Formen der Wirtschaftsführung, Warenfiktion, große Transformation) - Geboren in Wien, Ungarisch-österreichischer Wirtschaftshistoriker und Journalist - Begründer des wirtschaftsethnologischen Substantivismus • 1944: The Great Transformation: tiefgreifender Wandel der westlichen Gesellschaftsordnung im 19. / 20. JH (am Bsp. Englands) als die Industrialisierung & politisches Handeln zu tiefgreifenden sozialen & wirtschaftlichen Veränderungen führten. Wesentliche Momente des Wandels: die Herausbildung von Marktwirtschaften & von Nationalstaaten, nimmt starke Wechselwirkung an, nennt Komplex market sovciety

• Prinzipien der ökonomischen Integration Reziprozitätsprinzip: Prinzip der Gegenseitigkeit (nicht notwendigerweise auf der Gleichwertigkeit der Leistungen basierend!), Symmetrische Beziehungen, Tauschvorgänge, Gabe & Gegengabe 1. Generalisierte R: Wert des Gegebenen wird nicht ermessen, Zeitpunkt der Gegengabe offen 2. Negative R: Egoistische Handlungsweise, Güter ohne Gegengabe erlangen bzw mit Gegengabe von zu geringem Wert 3. Ausgeglichene R: Warenwerte stimmen überein, Tauschzeitpunkt festgelegt (Bsp. Brautgeld)

Redistributionsprinzip: Prinzip der Kollekte und Weiter-/Umverteilung von Gütern über ein politisches Zentrum bzw. im Rahmen einer sozialen Hierarchie, asymmetrisches Verhältnis, Machtgefälle, Übergeordnete Institutionen (früher Feudalsystem, heute Steuersystem), in pyramidalen Gesellschaften

Marktprinzip: Akteure begegnen einander (tendenziell) anonym, mit gegensätzlichen Interessen und unter Konkurrenz. Angebot und Nachfrage regulieren sich über den Mechanismus der Preisbildung • Eingebettete Ökonomie  „Wirtschaftliche Tätigkeit des Menschen in seine Sozialbeziehungen eingebettet  Aktivität nicht für sein individuelles Interesses an materiellem Besitz, sondern zur Sicherung seines gesellschaftlichen Rangs, seiner gesellschaftlichen Ansprüche und seiner gesellschaftlichen Wertvorstellungen  Sozialprestige, aber nicht unbedingt Profitmaximierung  materielle nur insoweit geschätzt, wie sie ihrem gesellschaftlichen Zweck dienen  jeder Schritt mit gesellschaftlichen Interessen verknüpft, diese variieren in Gesellschaften  Wirtschaftssystem von nichtökonomischen Motiven getragen „Ausgebettete Marktwirtschaft“: Gesellschaft in Wirtschaftssystem eingebettet, nicht andersherum  Schuld ist die Verbreitung von Technologien: Kaufmänner kaufen teure Maschinen / Technologien, müssen um Risiken zu vermeiden & Geld wieder reinzubekommen, sicherstellen, dass keine Produktionsstopps eintreten, jedes Gut was für Produktion benötigt wird, muss jederzeit vorhanden sein, für ALLES muss es einen Markt geben

Positive Eigenschaften: - Gemeinschaft/Gesellschaft (also nicht das Individuum) als zentraler Ausgangspunkt - Ziel ökonomischen Handelns ist die „Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Bindungen“ - Gesellschaft ermöglicht das Überleben ihrer Mitglieder  Erfüllung gesellschaftlicher Pflichten dient den Interessen des einzelnen am besten - Sozialer Druck führt zur „Elimination“ des wirtschaftlichen Eigeninteresses - Prinzip des Gebens und Nehmens als zentraler Ausdruck gesellschaftlicher Pflichten - Alles ökonomische Handeln ist in gesellschaftlicher Institutionen eingebettet

Negative Eigenschaften: - Fehlen von Gewinnstreben - Fehlen von Lohnarbeit - Fehlen des Prinzips des geringsten Aufwands. - Fehlen jeglicher separater, ausschließlich auf wirtschaftlichen Motivationen beruhender Institutionen „Normalerweise ist die Wirtschaftsordnung bloß eine Funktion der Gesellschaftsordnung, in der sie eingeschlossen ist“ (Polanyi 1978: 106)  Marktwirtschaft und große Transformation in Europa als historischer Sonderfall! • Unterscheidung zwischen substanzieller & formeller Bedeutung

von Ökonomie (1957) Substanzielle Bedeutung: „[…] defined as an instituted process of interaction between man and his environment, which results in a continuous supply of want satisfying material means“ d.h. Menschen leben in Gesellschaft, interagieren mit ihrer Umwelt und entwickeln Bedürfnisse die sie befriedigen.  diese Bedeutung ist universell – aber nur im Spezifischen zu erfassen Formelle Bedeutung: „… the extend to which the rules are applicable to a definite economy depends upon whether or not that economy is, in actual fact, a

sequence of such acts.“  Logik rationaler Handlungen und Entscheidungen, zwischen alternativen Verwendungen knapper Mittel.

 Aus Sicht der Substantivisten sind die Unterschiede zwischen marktwirtschaftlichen und nichtmarktwirtschaftlichen Systemen dementsprechend nicht dem Grade nach (vgl. Firth und Herskovits), sondern der Art nach.

Formalisten/Substantivisten Debatte - 1960er bis 70er Jahre, polemische Diskussion, prägte angelsächsische Wirtschaftsethnologie nachhaltig - Firth (Begründer Formalismus) & Polanyi / Dalton (Begründer Substantivismus) - Frage: „Ist die Annahme der neoklasssischen Ökonomie universell auf alle Gesellschaften anwendbar“?  „sind westliche Analysesysteme auf nicht-westliche Gesellschaften anwendbar“? - Firth & Herskovits orientierten sich am dominanten Zugang der Wirtschaftswissenschaften (Neoklassik) - De...


Similar Free PDFs