Einführung in die Kommunikationswissenschaften Vorlesung 14 PDF

Title Einführung in die Kommunikationswissenschaften Vorlesung 14
Course Kommunikationswissenschaften
Institution Universität Passau
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Wintersemester 2017...


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Einführung die Kommunikationswissenschaften Vorlesung 14  Die Kommunikationsdistanz zwischen Kommunikator & Rezipient ist gering, wenn… -> das Berufsprestige (= Bild) der Kommunikatoren (bei den Rezipienten) positiv ist. -> die Glaubwürdigkeit der Medien bei den Publika hoch ist. -> das Bild der Kommunikatoren vom Publikum bzw. von den Publika konkret & positiv ist.  Bild vom Rezipienten beim Kommunikator: Auf dem Weg der Besserung

Das Publikumsbild deutscher Journalisten (1980/ 1992)  Bild vom Rezipienten beim Kommunikator: Weiter auf dem Weg der Besserung (2003)

 Bestimmtheit des Publikumsbildes

 Feldschema der Massenkommunikation

-> Rezipienten haben ein eher schlechtes Bild von Kommunikatoren -> Kommunikatoren haben ein positives Bild von ihren Rezipienten -> Rezipienten haben ein schlechtes Bild vom Medium  Fazit Die Kommunikationsdistanz zwischen Kommunikator & Rezipient ist vergleichsweise groß. -> Publikumsbild der Kommunikatoren ist zwar konkret & zunehmend positiv -> Berufsprestige der Kommunikatoren ist aber durchweg negativ, auch die Glaubwürdigkeit der Medien bei den Publika ist stabil gering & sinkt eher weiter => Zuspitzung der Glaubwürdigkeitskrise, Spaltung innerhalb der Gesellschaft - Die neuen Formen des direkten Feedbacks im Internet wirken ambivalent: Durch Rückmeldung, Interaktion & Dialog partiell distanzverkürzend, durch Hostile-Media-Effekt, Hasskommentare & Lügenpressevorwürfe distanzaufbauend.

 Neues Thema: Journalismus & Medieninhalte Fragen: -> Wie kommen (gesellschaftlich relevante) Medieninhalte zustande? -> Welche Rolle spielen die Journalisten? Exogene Faktoren (Östgaard): liegen außerhalb der Medien, z.B.: -> rechtliche Bestimmungen (GG, Medienrecht) -> ökonomische Bedingungen (wirtschaftliche Lage) -> internationaler Nachrichtenfluss; PR Endogene Faktoren (Östgaard): sind im Journalismus/ im Nachrichtensystem selbst angelegt, z.B.: -> Subjektsphäre der Journalisten -> Professionssphäre der Journalisten -> Institutionssphäre (Medieninstitutionen)  Journalismus & Medieninhalte -> Strukturierung der Journalismusforschung nach Donsbach (1987ff) - Subjektsphäre - Professionssphäre - Institutionssphäre - Gesellschaftssphäre -> Einflüsse auf Medienaussagen nach Shoemaker/ Reese (1991) - Ebene des Individuums - Ebene der Medienroutinen - Ebene der Organisation - Extramediale Ebene - Ideologische Ebene

 Modell von Wolfgang Donsbach

 Theorien der Nachrichtenselektion (Übergang zwischen Kommunikator- & Medieninhaltsforschung) -> Unter welchen Voraussetzungen, nach welchen Mustern & Routinen werden Ereignisse ausgewählt? -> Was macht ein Ereignis zu einer Nachricht? -> Wer oder was beeinflusst die Nachrichtenselektion? Zwei bestimmende Forschungsrichtungen bzw. theoretische Ansätze: -> Gatekeeper-Forschung -> Nachrichtenwerttheorie

 Gatekeeper-Forschung Der Journalist als Schleusenwärter (urspr. auf Nachrichtenjournalismus bezogen)

-> Gatekeeper-Ansatz geht auf amerikanischen Sozialpsychologen Kurt Lewin zurück, der Entscheidungsprozesse des Kaufs & Konsums von Lebensmitteln in Familien untersuchte. -> David Manning White (1950) übertrug den Ansatz auf Nachrichtengebung: Gatekeeper in den Massenmedien als Individuen, die innerhalb eines Mediums Positionen innehaben, in denen sie über die Aufnahme bzw. Ablehnung einer potentiellen Kommunikationseinheit entscheiden. -> Vermutung: persönliche Vorlieben & Abneigungen, Interessen & Einstellungen des Journalisten schlagen sich – bewusst oder unbewusst – in der Nachrichtenauswahl wieder. -> Manning White untersuchte die These anhand eines „Wire-Editors“ (agentur-Redakteur, der entscheidet, welche Agenturmeldungen in die Zeitung aufgenommen werden & welche nicht.) -> „Mr. Gates“ arbeitete seit 25 Jahren bei einer amerikanischen Tageszeitung mit einer Auflage von 30.000 in einer Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern -> In der Studie kamen 3 Methoden zum Einsatz: 1. Input-Output-Analyse (Eingegangenes Agenturmaterial zu benutztem Agenturmaterial) 2. Copy-Test (Mr. Gates notierte auf der Rückseite der aussortierten Meldungen den Ablehnungsgrund) 3. Befragung (Mr. Gates wurden vier Fragen zu seinem Berufsverhältnis gestellt) -> Entwicklung: 1. Nachrichtenauswahl erfolgt nach subjektiven & professionellen Kriterien des Journalisten (individuenzentrierte Perspektive) 2. Nachrichtenauswahl erfolgt durch den Journalisten in bürokratisch organisierten Institutionen mit Normen (z.B. Blattlinie), Werten & Zwängen (Zeitdruck, Platzvorgaben etc.) (institutionszentrierte Perspektive) 3. Journalismus als Nachrichtenproduktion unter Zeitdruck setzt ausgewählte Gesichtspunkte der Wirklichkeit in Szene, und zwar auf Grund „redaktioneller Entscheidungsroutinen“ in systematischen Zusammenhängen (kybernetische Perspektive)

 Selektions- & Reduktionsverhalten der Gatekeeper im Nachrichtenfluss -> Subjektive Einstellungen: Nachrichtenauswahl hängt ab von politischen & gesellschaftlichen Einstellungen & von persönlichen Vorlieben & Abneigungen des Gatekeepers. -> Publikumsorientierung: Vorstellungen von den Bedürfnissen & Wünschen des Publikums sind eher diffus. -> Angebot der Nachrichtenagenturen: Nachrichtenauswahl folgt häufig dem Agenturmaterial & geschieht eher passiv.

-> Kollegenorientierung (journalistische Orientierung): Auswahl richtet sich oft an der Bezugsgruppe der Kollegen in der eigenen Redaktion & anderen Zeitungen aus. -> Redaktionelle Linie: Auswahl folgt der redaktionellen Linie & ist von politischen wie wirtschaftlichen Interessen der Herausgeber/ Verleger geprägt. -> Organisatorische & technische Zwänge: Auswahl steht häufig unter Zeit- & Konkurrenzdruck & richtet sich an dem verfügbaren Platz aus.  Konsequenzen für die weitere Forschung (Übergang Nachrichtenwertforschung): -> Ereignisse müssen bestimmten journalistischen Kriterien genügen -> Sie müssen Nachrichtenwerte verkörpern -> Brücke zur Nachrichtenwert-Theorie -> Nachrichtenwertforschung konzentriert sich auf Merkmale von Ereignissen, über die berichtet wird -> Nachrichtenwert wird einer Nachricht durch bestimmte Nachrichtenfaktoren verliehen  Nachrichtenwertforschung -> Nachrichtenwert (newsvalue – Lippmann) Publikationswürdigkeit von Ereignissen, die aus dem Vorhandensein & der Kombination verschiedener Ereignisaspekte resultiert. -> Journalisten haben eine Vorstellung davon, was den Interessen & Wünschen des Publikums entspricht. -> An diesen Vorstellungen orientieren sie sich bei der Nachrichtenauswahl -> Die Medien bilden Realität nicht ab, sondern entwerfen eine Vorstellung von Wirklichkeit

 Lange Tradition der Nachrichtenwertforschung -> Lippmann (1922): Public Opinion Nachrichtenauswahl wird beeinflusst von… - Nähe (proximity, nearness) - Prominenz (big names) - Überraschung (oddity) - Konflikt (conflict, controversy) -> Einar Östgaard (1965): Factors influencing the flow of news - Einfachheit - Identifikation - Sensationismus

-> Johan Galtung/ Mari H. Ruge (1965): The structure of foreign news 1. Frequenz 2. Schwellenfaktor 3. Eindeutigkeit 4. Bedeutsamkeit 5. Konsonanz 6. Überraschung 7. Kontinuität 8. Variation 9. Bezug auf Elite-Nation 10. Bezug auf Elite-Person 11. Personalisierung 12. Negativismus

„kulturunabhängig“ – gültig in allen Kulturkreisen

„kulturunabhängig“ – je nach Kulturkreis unterschiedlich

-> Winfried Schulz (1976): Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien - Erweiterung auf 18 Faktoren in 6 Dimensionen 1. Zeit (Dauer, Thematisierung) 2. Nähe (räumlich, politisch, kulturell, Relevanz) 3. Status (regionale/ nationale Zentralität, persönlicher Einfluss, Prominenz) 4. Dynamik (Überraschung, Struktur) 5. Valenz (Konflikt, Kriminalität, Schaden, Erfolg) 6. Identifikation (Personalisierung, Ethnozentrismus)

-> Staab/ Kepplinger - Theoretische Entwicklung der Nachrichtenwerttheorie litt lange Zeit unter Vermischung von Ereignismerkmalen & journalistischen Selektionskriterien. - Obwohl beide Variablen die Auswahlentscheidung & den zugesprochenen Nachrichtenwert prägen, wird ausschließlich das Ergebnis (Medieninhalt) untersucht. - Arbeit von Journalisten wäre dann (und das sei sehr realitätsfern) bloßer Reflex auf Ereignismerkmale (Kausal-Modell). -> Friedrich Staab (1990): - Nachrichtenwerttheorie weniger eine Theorie der Nachrichtenauswahl, sondern eine Theorie zur Beschreibung von Strukturen der Medienrealität.  Neue Perspektive durch Winfried Schulz

- Problematik der Orientierung von Journalisten an Nachrichtenfaktoren Folge: Verzerrung der Berichterstattung; Auseinanderklaffen von „Wirklichkeit“ (unerkennbar, transphänomenal) & konstruierter „Medienrealität“. - Nachrichtenfaktoren: (sind) weniger objektive Merkmale von Ereignissen als vielmehr journalistische Hypothesen von Wirklichkeit (d.h. NF sind Annahmen der Journalisten über Inhalt & Struktur von Ereignissen – als sinnvoll angenommene Interpretation von Realität). Aber: Ereignisse mi den entsprechenden Merkmalen werden nicht automatisch zur Nachricht - Konsequenz: Journalisten liefern nur Konstruktionen von Realität. (Nachrichten-) Realität ist die Folge der Medien, ihrer Logik & Operationsweise (= Grundgedanke, von dem der Konstruktivismus ausgeht) - Der (radikale) Konstruktivismus unterscheidet zwischen objektiver, bewusstseinsunabhängiger Realität & Wirklichkeit, die unser Gehirn konstruiert.

 Ergänzung der Ereignismerkmale um Ziele von Journalisten (bei der Frage der Nachrichtenselektion) -> H.M. Kepplinger: Theorie der „instrumentalen Aktualisierung“ - Journalisten benutzen Argumente, die ihre persönliche Ansichten unterstützen. - Journalisten spielen Ereignisse hoch oder herunter, je nachdem, welche Argumente sie sich zu eigen machen wollen um entsprechend ihrer persönlichen Problemsicht Entwicklungen bewusst zu fördern (These wiederholt empirisch belegt). - Journalisten instrumentalisieren außermediale Experten-Aussagen („opportune Zeugen“), um Ereignisse, Sachverhalten etc. eine Tendenz zu verleihen (= eigentliche „instrumentelle Aktualisierung“) - vor allem bei publizistischen Konflikten beobachtbar - Erweiterung des Kausal-Modells der Nachrichtenwerttheorie zum Final-Modell (Friedrich Staab)  Medienwirkungen: nötige Differenzierung - Unterscheidung zwischen individuellen (Mikroebene) & sozialen Wirkungen (Makroebene)

- Eindeutige Grenzziehung nicht möglich -> Wirkungen im weitesten Sinne des Wortes: - Alle Veränderungen bei Individuen & in der Gesellschaft, die – meist in Interaktion mit anderen Faktoren – auf Medienbotschaften (welcher Art auch immer) zurückzuführen sind. - Zudem Unterscheidung zwischen langfristigen & kurzfristigen Medienwirkungen nötig -> Wirkungen im engeren Sinn des Wortes (individuelle Wirkungen): Folgen von Medienbotschaften auf das Wissen, das Denken, das Fühlen & das Handeln von Menschen als personale & soziale Wesen. -> Kenntnisse/ Wissen: - Wissenserweiterung, Wissensdifferenzierung etc. - Das Was, Worüber -> Denken (Einstellungen, Meinungen): - Einstellungs- & Meinungsbildung, -differenzierung, -abschwächung, -verstärkung - Das Wie -> Fühlen (Gefühle, Empfindungen): - Freude, Trauer, Angst, Wut, Glück etc. -> Verhaltensweisen, Handlungen: - Handlungsanregung, Verhaltensänderung (infolge von Einstellungsänderung etc.)  Relevanz der Medienforschung I) Politische Kommunikation: - Einwirkung von Medienbotschaften auf den Meinungs- & Willensbildungsprozess - insbesondere in Bezug auf politische Wahlen - unausgewogene, einseitige Berichterstattung entscheidet eventuell Wahlen - Frage der Medienmacht II) Unerwünschtes abweichendes Sozialverhalten: - Wirkung von medialer Gewaltdarstellung oder Gewaltsimulation auf die individuelle Gewaltbereitschaft - (insbesondere Jugendschutz)  Auswahl einiger bedeutsamer & empirisch geprüfter (& kontrovers diskutierter) Wirkungstheorien bzw. -annahmen - Einfache Ursachen-Wirkungs-Theorie (oftmals auch „Stimulus-Response-Ansatz“ genannt – gilt als überholt)

- Zwei- (oder Mehr-) Stufenfluss-Theorie („Two-Step-Flow of Communication“) - Nutzen- (Erwartungs-/ Bewertungs-) Ansatz („Uses-and-gratifications-approach“) - Themenstrukturierungsansatz („Agenda-Setting-Ansatz“) - Wissenskluft-Theorie („Knowledge-Gap-Theorie“) - Theorie der Schweigespriale („Spirale of Silence“)  Nutzen- (Erwartungs-/ Bewertungs-) Ansatz / „Uses & Gratifications Approach“): Widerspricht dem Wirkungsansatz des älteren Stimulus-Response-Modells. In Ergänzung der Medienwirkungsforschung untersucht der Ansatz die aktive Rolle der Rezipienten im Umgang mit Massenmedien. Nicht, „was die Medien mi den Menschen machen, sondern was die Menschen mit den Medien machen“. Motivationen & Bedürfnisse der Nutzung stehen im Vordergrund.

 Themenstrukturierungsansatz („Agenda Setting“): Bezeichnet die Funktion der Massenmedien, durch das Setzen konkreter Themenschwerpunkte & Einschätzungen in der öffentlichen Meinung, die öffentliche Agenda zu bestimmen. „Not what to think, but what to think about“: Medienagenda beeinflusst die Publikumsagenda.  Wissenskluft-Theorie („Knowledge Gap“): Der Wissenserwerb aus den Massenmedien bei Personen mit höherem sozioökonomischem Status geht rascher von statten als bei Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status. Medienkonsum unterstützt die sich öffnende Schere.  Theorie der Schweigespirale („Spiral of Silence“): Postuliert, dass die Bereitschaft vieler Menschen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, in bestimmten Fällen von der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung abhängt. Dabei können die Massenmedien erheblichen Einfluss auf die Rezipienten & die öffentliche Meinung ausüben.  Einerseits: Das Phasenmodell der Medienwirkungsforschung -> Phase I: Allmacht der Medien (ca. 1900 – 1940) -> Phase II: Wirkungslosigkeit der Medien (ca. 1940 – 1965) -> Phase III: Wiederentdeckung starker Medienwirkungen (ca. 1965 – 1980) -> Phase IV: Publikumszentrierte, vermittelnde Paradigmen (ca. 1980 – heute)  Andererseits: Stand der heutigen Wissenschaftsgeschichte - Lehrbuchgeschichte ist eine Vereinfachung der tatsächlichen Wissenschaftsgeschichte - Lehrbücher leisten Verzerrungen, Fehleinschätzungen & Mythenbildung durch

Vereinfachung & Konzentration auf große Studien Vorschub - In der Medienwirkungsforschung ist die Gleichsetzung des Stimulus-Response-Modells mit einer Phase der starken Medienwirkung eine klassische Vereinfachung  Das Stimulus-Response-Modell (nach Lesart kommunikationswiss. Lehrbücher) - Frühzeit & Beginn der Medienwirkungsforschung - Enge Korrespondenz zwischen Merkmalen des Stimulus (z.B. Gewalt) auf Merkmale der Reaktion (Gewaltbereitschaft) - Inhalte der Kommunikation & Richtung des Effekts werden gleichgesetzt (Isomorphie von Stimulus & Response) - Die von den Medien verbreiteten Botschaften wirken direkt, unvermittelt & auf alle Rezipienten gleich. - Mechanistisch-deterministisches „Reiz-Reaktions-Schema“  Das Stimulus-Response-Modell (klass. Wirkungsmodell – basierend auf Kausalitätskonzept d. Naturwissenschaften) - Unterstellung einer Einwirkung physikalischer Kräfte auf einen Gegenstand - Zielt der Kommunikator auf den Rezipienten & trifft ihn, erzielt er eine Wirkung - Dem klassischen Stimulus-Response-Modell liegen 3 Annahmen zugrunde: 1. Transitivität 2. Proportionalität 3. Kausalität  Transitivität Stimuli sind als Kräfte definiert & müssen Masse besitzen, die vom Ursprung zum Ziel transferiert wird. Kommunikations- & Wirkungsprozesse sind transitiv; Kommunikation ist Übermittlung oder Transmission.  Proportionalität Unterstellung eines monoton wachsenden, positiven Zusammenhangs zwischen Stärke der Stimulation & Stärke der Wirkung – je intensiver, anhaltender & direkter der Stimulus, desto größer die Wirkung.  Kausalität Zwischen Wirkung & Ursache wird ein kausaler Zusammenhang angenommen. Eine Wirkung wird nur eintreten, wenn eine bestimmte Ursache nachgewiesen werden kann. Ursache wird ausschließlich als kommunikative Stimulation durch den Kommunikator definiert. Anlehnung an Aristoteles‘ „Theorie der Rhetorik“.  Das Stimulus-Response-Modell: Metaphern als Synonyme - „Transmission Belt Theory“ (Maletzke 1988): Medienbotschaften wirken wie ein großer Transmissionsriemen, der Botschaften direkt in die Verhaltensweisen der Menschen überträgt.

- „Magic Bullet Theory“ (Schramm 1971): einer Kugel gleich werden Inhalte auf die Rezipienten abgefeuert. - „Hypodermic Needle Concept“ (Berlo 1960): Medien wirken sofort & direkt auf Rezipienten, als würde ihnen eine Spritze unter die Haut gesetzt.

 Stimulus-Response-Modell: Annahmen & Grundlagen - Große Popularität neuer Medien wie Massenpresse, Radio & Film - Großangelegte Werbefeldzüge der Industrie zur Weckung von Konsumentenbedürfnissen - Macht der Propaganda zur Massenbeeinflussung, Angst vor Nazi-Propaganda in den USA - Angebliche Massenpanik nach Orson Wells fiktivem Hörspiel „War oft he Worlds“ 1938  Das Phasenmodell der Medienwirkungsforschung (McQuail 1977)  Phase I: Allmacht der Medien – ca. 1900 – 1940 - Kriegspropaganda-Kampagnen schienen zu belegen, dass man mit den neuen Kommunikationsmedien Menschen sogar gegen ihren Willen direkt beeinflussen kann. - Massenmedien wurde eine fast grenzenlose Allmacht zugeschrieben. - Hadley Cantrill Studie „Invasion from Mars“ zu den Wirkungen von Orson Wells Hörspiel wurde zum Inbegriff starker Wirkungen stilisiert.  Phase II: Wirkungslosigkeit der Medien – ca. 1940 – 1965 - Einleitung der Demontage des Stimulus-Response-Modells durch Forschergruppe um Paul F. Lazarsfeld. - Ergebnisse der Wahlstudie „The people’s choice“ führten zu Paradigmenwechsel – Medien wurden nun nicht mehr als wirkungsvoll, sondern als „impotent“ angesehen. - Medienwirkung hängt von intervenierenden Variablen ab: Merkmale der Rezipienten als „mediating factors“ schwächen Wirkung deutlich ab (Verstärkerhypothese von Klapper) - Lazarsfeld, Gaudet & Berelson benannten 3 Schlüsselkonzepte der Theorie der Wirkungslosigkeit (limited effect theory)  Limited effect theory 1. Menschen schützen sich durch selektive Wahrnehmung gegen Medieneinflüsse Vermeidung kognitiver Dissonanz. 2. Meinungsführer initiieren einen Zweistufenfluss der Kommunikation, indem sie Argumente aus den Medien aufnehmen & Transformiert an weniger aktive Mitmenschen weitervermitteln (Interpretationsfilter). 3. Soziale Gruppenbindung stärkt die interpersonale Kommunikation, Individuum will seine

Bezugsgruppenzugehörigkeit nicht verlieren.

 „Kritik an den Grundannahmen der früheren Wirkungsforschung“ (Klaus Merten)  Systemizität statt Transitivität Es ist nicht nur der Stimulus, der wirkt, sondern die sich unausweichlich einstellende Kommunikationssituation, die Wissen, Einstellung & Verhalten des Rezipienten verändert – auch die Dauer gibt keinen Indikator für eine erzielte Wirkung ab.  Selektivität statt Proportionalität Kommunikation erfordert nicht nur Stimuli, sondern Symbole, Zeichen, die verschiedenes bedeuten können & Freiheitsgrade besitzen. Kommunikationsprozess ist durch vielfache Selektionsstufen bestimmt. Aussagen sind Angebote, die ausgewählt werden können. Selektivität von der Aufmerksamkeit/ Wahrnehmung bis zur Einordnung.  Reflexivität statt Kausalität Kausalität lässt sich nicht beweisen, sondern nur das Gegenteil. Kausalität erfordert 4 Annahmen: - Temporale Vorgängigkeit der verursachenden Größe - Überzufälliger Zusammenhang (Korrelation) - Valider Zusammenhang (keine Scheinkorrelation) - Raumzeitliche Indifferenz – Unabhängigkeit Raum & Zeit Unterstellung von Kausalität ist daher riskant. Eine wechselseitige Wirkung – Kommunikator & Rezipient (oder Botschaft & Empfänger) beeinflussen sich durch das Wissen um die Existenz wechselseitig – ist deutlich wahrscheinlicher. Weil Kommunikation ein reflexiver Prozess ist, dürfte auch der Wirkungsprozess reflexiv sein.  Phase III: Wiederentdeckung starker Medienwirkungen (ca. 1965 – 1980) - Return to concept of powerful media – programmatischer Aufsatz von Elisaeth Noelle Neumann - Ausgefeiltere Methoden, bescheidenere Hypothesen & differenziertere Ansätze bewirken einen Lupen-Effekt (multivariate Analysen, Kontrolle von Drittvariablen & Scheinkorrelationen) - Zeitreihenanalytische Methoden & Panel-Untersuchungen mach...


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