Einführung in die Migrationspädagogik Vorlesung Yildiz PDF

Title Einführung in die Migrationspädagogik Vorlesung Yildiz
Course Einführung in die Migrationspädagogik
Institution Universität Innsbruck
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Folien Zusammenfassung SS18...


Description

Yildiz E.

Einführung in die Migrationspädagogik Wie kommt man zu Wissen?  durch Erfahrung (Erfahrungswissen – wir machen ständig Erfahrungen und durch diese lernen wir)  durch Neugierde  durch Wissensweitergabe  durch Fehler  durch Erkenntnisinteresse (bei Interesse an gewissen Themen fängt der Prozess der Wissensaneignung an)

Wozu benötigen wir (migrationspädagogisches) Wissen? Wozu Theorien und Konzepte? In was für einer Gesellschaft leben wir? Westliche-, Industrie-, Risiko-, Leistungs-, Medien-, Negative und Positive Diskriminierung Negative Diskriminierung: keine Rechte Positive Diskriminierung: Frauen werden bevorzugt

Was macht eigentlich den Kern einer Migrationspädagogik aus? (Wozu diese Vorlesung?)    

Was zum Kernwissen der Migrationspädagogik bzw. Interkulturellen Pädagogik gehört, ist nicht eindeutig Dazu gibt es unterschiedliche Vorstellungen und Positionen (Beliebigkeit) Diese Vorlesung soll zur Orientierung dienen, indem sie einen verbindlichen „Kern“ an wissenschaftlichen Fragestellungen und Grundkenntnissen vermittelt Sie soll eine Basis für Schwerpunktsetzungen und Vertiefungen im weiteren Studium darstellen

Das Hauptziel dieser Vorlesung besteht vor allem darin, einen Überblick über die wichtigsten begrifflichen, theoretischen und methodischen Grundlagen der Migrationspädagogik zu geben. Warum diese Auseinandersetzung? (Die Notwendigkeit der Auseinandersetzung)   

Es geht nicht um rezeptförmige Anweisungen Es geht nicht um die Vermittlung von Rezeptwissen Es geht auch nicht um Aneignung von Vorratswissen

Welche Kompetenzen sind für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung notwendig? (Die Notwendigkeit der Auseinandersetzung) 

Urteilskompetenz

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  

Hermeneutische Kompetenz Reflexionskompetenz Transkulturelle Kompetenz

Kompetenz: Wissensumsetzung Urteilskompetenz  Wir sind mit einer Vielfalt migrationspädagogischen Wissens und wissenschaftlicher Fragestellungen, Perspektiven, Positionen konfrontiert?  In solchen Situationen kommt es darauf an, unterschiedliche Positionen zu vergleichen und deren praktische Relevanz einzuschätzen und so zu einer eigenen Perspektive zu gelangen  Es geht nicht um bloße Aneignung vom vorhandenen Wissen, sondern um kritische Beurteilung Hermeneutische Kompetenz  Wir sind im wissenschaftlichen Kontext und aber auch im Alltag mit unterschiedlichen Situationen, Menschen und Biographien konfrontiert, die wir verstehen müssen  Wir müssen in der Lage sein, das relevante allgemeine Fach- und Methodenwissen auf je besondere, je einzigartige Situationen und Menschen zu beziehen  Diese Fähigkeit hat mit Verstehen zu tun und daher kann man sie als hermeneutische Kompetenz bezeichnen

Reflexionskompetenz  Zur pädagogischen Handlungskompetenz gehört die Fähigkeit, wissenschaftlich relevantes Wissen auf sich verändernde Situationen zu beziehen  Man kann diese Fähigkeit zum lebenslangen Weiterdenken zusammen mit Urteilsfähigkeit und hermeneutischer Kompetenz unter dem Oberbegriff der Reflexionskompetenz zusammenfassen  Um die Beziehung von Wissen (Theorie) und Situation (Praxis) zu verdeutlichen, kann man sie mit der Lage von Menschen vergleichen, die in ein unbekanntes Land oder in eine unbekannte Stadt reisen möchten Was machen Sie, wenn Sie in ein anderes Land fahren möchten, in dem Sie bisher noch nicht waren? Zygmunt Baumann beschreibt in seinem Buch „Flüchtige Moderne“ eine Vortragsreise in eine südeuropäische Stadt: „Auf einer Vortragsreise (in eine belebte, lebendige südeuropäische Stadt) holte mich eine junge Kollegin, Tochter aus gutem Hause, ab. Sie entschuldigte sich, dass die Fahrt zu meinem Hotel umständlich und langwierig sei, da sie mitten durch die belebten und verstopften Hauptstraßen der Innenstadt führen würde. Wir brauchten fast zwei Stunden vom Flughafen zu meinem Hotel. Am Tag meiner Abreise bot mir die junge Dame an, mich zurück zum Flughafen zu fahren Da ich wusste, wie anstrengend und ermüdend diese Fahrt werden würde, dankte ich ihr für das freundliche Angebot und sagte ihr, ich würde ein Taxi nehmen Mit dem Taxi dauerte die Fahrt vom Hotel zum Flughafen kaum Zehn Minuten. Allerdings fuhr der Taxifahrer durch verwinkelte und heruntergekommene Straßen, durch gottverlassene Slums (…). Einführung in die Migrationspädagogik

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Der Hinweis meiner Gastgeberin, es gebe keine Alternative zur Route durch die Innenstadt, war nicht vorgeschoben. Dieser Weg entsprach ihrer geistigen Landkarte der Stadt, in der sie seit ihrer Geburt lebte. Die heruntergekommenen Distrikte, durch die ich mit dem Taxi fuhr, waren auf dieser Landkarte nicht verzeichnet. Auf dieser Karte waren dort, wo diese Distrikte lagen, weiße Flecken, leere Räume“ (Baumann 2000: 124). Transkulturelle Kompetenz  Als transkulturelle Kompetenz wird die Fähigkeit verstanden, die Lebenswirklichkeiten der Einzelnen in unterschiedlichen Situationen zu verstehen, zu reflektieren und angemessene Handlungsperspektiven daraus zu entwickeln  Transkulturell kompetente Personen nehmen Menschen als Individuen in ihren sozialen Kontexten, mit ihren Fähigkeiten wahr und nicht als Angehörige von Gruppen oder fremder Kulturen  Transkulturelle Kompetenz ist daher reflexiv, d. h. Menschen werden als handelnde Individuen, als Subjekte und als Experten ihres Lebens wahrgenommen Was brauchen transkulturelle Kompetenzen in pädagogischen Feldern, um…  Klischees und Stereotypisierungen zu vermeiden,  ein angemessenes Bild von Menschen und ihren Lebenssituationen zu machen,  Menschen gesellschaftlich zu kontextualisieren

Worum geht es mir eigentlich?  

Ein erstes Anliegen ist die Verknüpfung von sachlich-informierender Darstellung und kritischer Problematisierung der ausgewählten Bereiche, Aspekte und Perspektiven Ein zweites Ziel ist es, die zu behandelnden Aspekte, Fragestellungen und Theorien im Sinne der oben skizzierten Kompetenzen in einen Bezug zu Handlungssituationen aus der (pädagogischen) Praxis zu setzen

„Wir haben 359 Kinder aus 29 Nationen, davon 80 Prozent Migrantenkinder“, erklärt Selle-Merkle. „Irgendwann wurde uns Lehrern klar, dass die Probleme im Unterricht vor allem durch unsere Verständnisdefizite entstehen, wenn es um den kulturellen Hintergrund der Schüler geht“. Das klingt abstrakt. „Wenn wir mit einem deutschen Kind ein ‚ernstes Wort‘ reden, fordern wir es auf, uns anzusehen“, gibt die Pädagogin ein Beispiel. „Bei islamischen Kindern ist dies jedoch grundverkehrt. Sie haben gelernt, in solch einem Gespräch die Augen zu senken, alles andere wäre für sie respektlos“ (Mobil 12/2005, S. 66).

Einführung in die Migrationspädagogik

NOTIZEN: Was fällt auf den ersten Blick auf? Titel: Ausländer  Wieso? religiöse Objektivierung, Generalisierung Warum Ausländer? Passt nicht wirklich zu dem Text (Yildiz) Was kann anstelle von „Ausländer“ für ein Titel stehen? z. B. Familiengeschichte oder Migrationsgeschichte oder Biographisches Beispiel Ausländer: kein österreichischer Pass, keine Eigenschaft, Ausländer sagt nichts aus nur dass jemand

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Im Rahmen der Neueinschulungen können interessierte Eltern den Unterricht in einer Kölner Grundschule besuchen. Die „Probestunde“ endet mit einem Erzählkreis. Nach einem gemeinsamen Lied stellen sich die Kinder nacheinander vor, der Ablauf ist ritualisiert: „Ich heiße Annette, bin acht Jahre alt, gehe in die zweite Klasse und komme aus Köln“, beginnt die erste Schülerin. Es folgt Peter, sieben Jahre, der in der ersten Klasse ist und sich ebenfalls aus Köln stammend beschreibt. Die Schülerinnen und Schüler fahren fort: „Ich heiße Paolo, bin acht Jahre alt, gehe in die zweite Klasse und komme aus Italien“, gefolgt von Hikmet: „Ich bin sechs Jahre alt, gehe in die erste Klasse und komme aus der Türkei.“ In dieser Weise stellen sich auch die anderen Schülerinnen und Schüler vor. Gegen Ende spricht Elvira. Sie stellt sich so vor: „Ich heiße Elvira, bin acht Jahre alt, gehe in die zweite Klasse und komme aus Schleiden.“ Erläuternd beugt sich der Lehrer zu mir herüber: „Sie ist nun schon seit zwei Jahren in Köln und sagt immer noch, sie kommt aus der Eifel.“ (Forschungsaufzeichnungen Köln)

20.03.

Von der öffentlichen Benennungspraxis zum Rezeptwissen: Kontrapunktische Betrachtungen INHALT 1. Einführende Bemerkungen 2. Unterschiedliche Phasen der Benennungspraxis 3. Andere Referenzrahmen 4. Reaktionen auf die öffentliche Benennungspraxis 5. Postmigrantisch oder Mehrheimisch: andere Benennungen

EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN Migration oder Mobilität? Folgerungen

Migrant oder Mobilant, bei Migration ist auch Bewegung bedeutend (Mobilität) Mensch mit Migrationshintergrund – wenn

zumindest ein Elternteil von wo anders her kommt Mobilität: die Leute bewegen sich (v. a. geographisch) Migration ist allgemein eher negativ besetzt, Mobilität eher positiv – Mobilität wird gefördert (z. B. Erasmus), Migration hingegen nicht; für Menschen, die mobil sind, gibt es keine Integrationsmaßnahmen Diversität als Abweichung oder willkommene Diversität  wie wird die Diversität gesehen? Welche von den zwei genannten Folgerungen Zuschreibungen ist zutreffender, Abweichung oder willkommene Einführung in die Migrationspädagogik

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Diversität? Diese Unterscheidungen werden vorgenommen und haben bestimmte Folgerungen die man auch in der Wissenschaft (Pädagogen) sehen kann Wichtig in diesem Zusammenhang:    der  

Entstehungszusammenhang von Begriffen Historische und gesellschaftliche Kontextualisierung der Benennungspraxis Wann bzw. in welchem Kontext wird „Kultur“ oder „Interkultur“ zum Thema? Zweck Thematisierung? „Kultur“ als Erklärungsmodell für institutionelle Diskriminierung? Wie wird die Benennungspraxis von den Betroffenen wahrgenommen? Wie wird darauf reagiert?

UNTERSCHIEDLICHE REPRÄSENTATIONSPRAXEN (zwei Thesen, die diese Phasen betreffen)  Eine gewisse Kontinuität im Umgang mit Migration und Migranten ist zu beobachten  Dieser öffentliche Umgang bestimmte und bestimmt die entsprechende Benennungspraxis

Diese Phase könnte auch als Gastarbeiterphase bezeichnet werden, es wurden in der Gastarbeiterforschung damals Theorien entwickelt  unter „theoretische Deutungen“, welche heute noch vorhanden sind Die Charakterstrukturen der Gastarbeiter (in Köln) wurden untersucht (wozu Berufe zugeordnet wurden) oder Assimilierungsprozesse (erst später, diese Studie war sehr dominant)

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Hier wurde nicht mehr über Gastarbeiter geredet, sondern über Ausländer (Haltung war kritikorientiert), Hypothesen wurden weiter überarbeitet, Ausländerpädagogik gibt es jetzt nicht mehr bzw. es heißt jetzt anders (interkulturelle Pädagogik) „Zerrissen zwischen zwei Kulturen“ oder „Sitzen zwischen zwei Stühlen“ „kulturelle Schizophrenie“

Migranten sind integrationsresistent (oder ‚integrationsunwidrig‘ – kam auch schon vor) Differenzorientiert – Unterschiede bestehen – es gibt Differenzen, die akzeptiert werden müssen Verschiebung von Defizit- zur Differenzorientierung  sehr gut ersichtlich Einführung in die Migrationspädagogik

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Verstehen der Anderen – muss man die Anderen verstehen? Theorie: Fremdheit – Was ist fremd? Konzepte des „Kulturstandards“ (A. Thomas 1993 – Buch: Wie geht man mit Chinesen um?) haben in vielen Ansätzen interkultureller Beratung und Trainings Eingang gefunden Argumente wie „Sie können nicht anders, weil ihre Kultur so ist“ oder „Man soll sie so lassen, wie sie sind“ Dazu ein Beispiel:

Wilhelm Heitmeyer u. a. (1997 – Studie): Verlockender Fundamentalismus. Frankfurt a.M. Fazit der Studie: „Insgesamt wäre es eine gefährliche Entwicklung für die Integration der Gesamtgesellschaft, wenn eine weitgehend enttraditionalisierte, säkularisierte und funktional differenzierte Mehrheitsgesellschaft in Konfrontation mit retraditionalisierten, religiös-politisch ausgerichteten Teilgruppen einer sich entwickelnden ‚Parallelgesellschaft‘ von Minderheiten geriete“ (Heitmeyer u.a. 1997: S. 192) Auch hier wird eine Differenzierung hervorgenommen

Solche Deutungen verdichten sich zu Mythen, rezeptartigen Wissensformen, Dispositiven, habituellen Haltungen 

Ontologische Dualismen (Naturalisierung von Differenz bzw. Gegensätzen)

ANDERE REFERENZRAHMEN

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Es geht um Anerkennung von anderen Kulturen

Trans- über etwas hinausgehend

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Was ist divers (verschieden, anders)? Differenzen sind nicht eindeutig, sie sind mehrdeutig z. B. mehrere Diskriminierungsformen überlappen Intersektionalität, diversity management (alle Banken machen das, alle Firmen machen das, …) Diversität in der Politik, Diversität in der Pädagogik, Diversität in der Gesundheit, … Bei Diversität geht es nicht um Gruppen, sondern eher um einzelne Referenzen, die sich überlappen, überschneiden und nicht eindeutig sind. Neue Theorie = Intersektionalität (importiert, passt manchmal nicht zu den Lebensbedingungen hier)

REAKTIONEN AUF DIE ÖFFENTLICHE BENENNUNGSPRAXIS Wie reagieren die Menschen auf diese Benennungspraxis von außen? „Dauernd bekommt man von außen diesen Migrationshintergrund umgehängt. Er klebt auf meinem Rücken“ (Künstler aus Wien) „Man macht damit Menschen zu einem Apparat. Da habe ich’s lieber, wenn man mich als Kanake bezeichnet. Das ist wenigstens ehrlich“ (Tuncay Acar vom „Export-Import“ aus München) „Mal bin ich eine deutsche Künstlerin, dann eine türkische oder deutsch-türkische Künstlerin. Eigentlich sind mir diese Labels mittlerweile egal. Ich finde das nicht so schlimm.“ Nezaket Ekici (Künstlerin), ihr Vater kam 1970 aus Kirsehir/Türkei nach Duisburg, sie ist 1973 nachgezogen.

„Man wird immer wieder aufgefordert, sich zu definieren: bist du jetzt mehr das oder das? Das lässt dich ja nicht unberührt, wenn du dauernd damit konfrontiert wirst. Du müsstest eine krass dicke Mauer um dich haben, um dich davon nicht berühren zu lassen.“ (Aziza aus Berlin) Aziza lebt in Berlin-Kreuzberg. Sie ist unter dem Namen Aziza-A als Musikerin bekannt.

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„Unsere Biographien, Identitäten, Lebenslagen und Perspektiven sind keine Geschichten am Rande der großen bundesrepublikanischen Erzählung. Ich erzähle diese Hintergründe deshalb, weil es wichtige Faktoren sind, die unsere Wahrnehmung und unser Handeln in der Gesellschaft beeinflussten und stets beeinflussen. (…) Deshalb ist es uns wichtig, einen Ort zu schaffen, in dem wir selbst bestimmen, wer wir sind und wie wir sein wollen. Es geht uns darum, selbst zu entscheiden, wie wir das Weltgeschehen wahrnehmen und welchen Erinnerungsarbeiten wir nachgehen.“ (Tunay Önder – Migrantenstadl)

POSTMIGRANTISCH ODER MEHRHEIMISCH  Postmigrantisch bedeutet zunächst einen reflexiv-kritischen Umgang mit Migration  Ein umstrittener Kampfbegriff gegen die Migrantisierung von Menschen, die längst ein aktiver Teil der Gesellschaft sind  Eine Analysekategorie für einen Zustand von Diversität  Sichtbarmachen von marginalisierten Wissensarten  Postmigrantisch wirkt irritierend und schafft damit eine kritische Auseinandersetzung Das ‚Postmigrantische‘ erscheint als eine kreative, subversive Umdeutung. Beispiele: Kanak Attack Migrantenstadl Integrier Bar Entmigrantisierung der Migrationsforschung und Migrantisierung der Gesellschaftsforschung (Römhild) Ausgangspunkt

Wir leben schon längst in einer postmigrantischen Gesellschaft, die überall und dauerhaft von den Erfahrungen und Wirkungen des Kommens, Gehens und Bleibens geprägt ist. Migrationsforschung (auch die kritische) ist immer noch ein Sonderforschungsbereich Selbstreproduzierende „Migrantologie“ (Römhild) Kurswechsel: „Postmigrantische Migrationsforschung“ Eine postmigrantische Migrationsforschung bedeutet, Migration als ihre Perspektive und nicht als ihren Gegenstand zu verstehen. Migrationsforschung, die etwas über gesellschaftliche oder kulturelle Verhältnisse zu berichten hat, darf keine Forschung über Migranten sein

Den Migrationsbegriff kosmopolitisieren

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„Ein kosmopolitisierter Migrationsbegriff würde stattdessen das konfliktreiche Zusammentreffen von unterschiedlich konnotierten, unterschiedlich sichtbaren Mobilitäten zu höchst unterschiedlichen Bedingungen an einem Ort ins Blickfeld rücken – und genau dies müsste zum Thema einer ihre eigenen Grenzen überschreitenden Migrationsforschung werden.“ (Römhild 2014) 10.04.

Von der Ausländerpädagogik über interkulturelle Bildung zur Transkulturellen Orientierung 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Einführung: Migration: Eine Frage der Perspektive? Unterschiedliche Phasen im Umgang mit Migration Zählebigkeit ausländerpädagogischer Perspektive Mediale Repräsentation Aufräumen: Ein reduktionistischer Blick Transkulturelle Perspektive auf Migration

EINFÜHRUNG Migrationspädagogik: Eine Frage der Perspektive? „Die erste Frage, die ich mir als Architekt stelle, ist eigentlich immer die gleiche: Auf welche Weise nähere ich mich einer gegebenen Situation? Was alles steckt in meiner Strategie, um die Strukturen eines Ortes zu entziffern? (…) Alles hängt von der Art und Weise ab, wie man eine Situation anschaut oder Fragen an sie stellt. Zu einem gewissen Grad hängen all meine späteren Möglichkeiten davon ab, wie ich meine Fragen stelle.“ Jorge Mario Jáuregui (argentinischer Architekt) „Eine Art, die Dinge zu sehen, ist auch eine Art des Übersehens“

(Kenneth Burke)

Favelas im Kopf? (Favela = Armenviertel, Elendsviertel)

UNTERSCHIEDLICHE PHASEN IM UMGANG MIT MIGRATION UND VIELFALT Kontinuität im Umgang mit Migration (Genealogie des Integrationsdispositivs) Die erste Kölner Studie zur Gastarbeiterthematik (1969): Kölner Gastarbeiter, deren Charakterstrukturen und passende Berufe dazu

Charakterstrukturen der Italiener: „In der heutigen italienischen Gesellschaft ist die Familie die dominante Kleinstruktur, stabil und flexibel, deren Interrelationen sich in vielfältiger Form Ausdruck verschaffen: Vetternwirtschaft, Sippenhaftung, die unsichtbare Mafia als Bedrohung und gleichzeitig Schutz. Aus einer solchen Familienstruktur entsteht ein Hang zum Partikularismus, den die Einführung in die Migrationspädagogik

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Soziologie als eine der Ursachen der Rückständigkeit abgelegener Gebiete ansieht, als deren Folge die Armut einen Teil der Männer in andere Länder treibt. (…) Wir nennen einige Berufe, die hierzu passen: Friseur, alle Bade- und Pflegeberufe, Hoteliers, Masseur, Helfer im Operationssaal, beim Zahnarzt, im Zoo und beim Tierarzt. Jede Art von Zivilisationstechnik müsste ihnen leicht fallen; jede Arbeit müsste ihnen eine Möglichkeit zur Entfaltung und Selbständigkeit bieten“ (1969: 12/13) Charakterstrukturen der Türken „Ein großer Teil der türkischen Gastarbeiter kommt aus Anatolien, also aus zivilisatorisch primitiven Verhältnissen, in denen unsere Gebräuche etwa hygienischer Art unbekannt sind. Sie bringen ein ausgeprägtes und differenziertes Ehrgefühl mit und haben strenge moralische Vorschriften, nicht nur über den Umgang mit Frauen […] Diese Struktur könnte sich in folgenden Berufen positiv auswirken: Alle Verkehrsberufe, vom Laufburschen über den Eisenbahnangestellten und Chauffeur bis zum Piloten, Heizer, Bergmann, Schmied, Goldschmied, Schornsteinfeger, Feuerwehr, alle Berufe, die mit Explosionen zu tun haben. Die Struktur macht geeignet für Berufe, in denen beschützt wird: Polizei, Sanitätswesen, Sozialfürs...


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