EWL Zusammenfassung Hans-Christoph Koller Grundbegriffe Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaft PDF

Title EWL Zusammenfassung Hans-Christoph Koller Grundbegriffe Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaft
Course Erziehungswissenschaft
Institution Justus-Liebig-Universität Gießen
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Koller,

Hans-Christoph (2017): Grundbegriffe, Theorien und Methoden der

Erziehungswissenschaft. Eine Einführung. Kohlhammer, Stuttgart.

Einleitung Erster Teil Grundbegriffe und Theorien  1. Der Erziehungsbegriff der Aufklärung: Kant 1.1. Was ist Aufklärung? 1.2. Das pädagogische Jahrhundert 1.3. Kants Begriff von Erziehung 1.4. „weil ich möchte, dass du selbstständig denkst“ – Analyse eines Beispiels 2. Der Erziehungsbegriff der Gegenwart: Brezinka und Kron 2.1. Erziehung als Beeinflussung psychischer Dispositionen (Brezinka) 2.2. Erziehung als symbolische Interaktion (Kron) 2.3. Diskussion der beiden Ansätze: Deskriptive und normative Aspekte des Erziehungsbegriffs 3. Der Bildungsbegriff des Neuhumanismus 3.1. Das Verhältnis von Bildung und Erziehung 3.2. Die Bildungstheorie Wilhelm von Humboldts 3.3. Zur Aktualität von Humboldts Bildungstheorie 4. Der Bildungsbegriff der Gegenwart: Horkheimer und Klafki 4.1. Der Bildungsbegriff der Kritischen Theorie (Horkheimer) 4.2. Bildung als Allgemeinbildung (Klafki) 4.3. Diskussion der Bildungstheorien Horkheimers und Klafki 5. Die Anfänge der Sozialisationstheorie um 1900: Durkheim 5.1. Die gesellschaftliche Veränderlichkeit von Erziehungszielen 5.2. Die gesellschaftliche Funktion von Erziehung: Reproduktion der gesellschaftlichen Verhältnissen 5.3. Die gesellschaftliche Veränderlichkeit von Erziehungsmethoden 5.4. Die Schule als Sozialisationsinstanz: Analyse eines Beispiels

6. Der Sozialisationsbegriff der Gegenwart: Bourdieu

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6.1. Der Begriff des Kapitals: Sozialisation als Kapitalerwerb 6.2. Sozialisation als Positionierung im sozialen Raum 6.3. Bourdieus Begriff des Habitus: Sozialisation als Habitualisierung 6.4. Die Bedeutung von Bourdieus Gesellschafts- und Sozialisationstheorie für die Erziehungswissenschaft 7. Zwischenbilanz: Zum Verhältnis der Grundbegriffe Erziehung, Bildung und Sozialisation 7.1. Resümee aus der Perspektive des Erziehungsbegriffs 7.2. Resümee aus der Perspektive des Sozialisationsbegriffs 7.3. Resümee aus der Perspektive des Bildungsbegriffs Zweiter Teil Methoden  8.

Der methodische Ansatz der Empirischen Erziehungswissenschaft

8.1. Die Einteilung der Wissenschaften und die Erklären-Verstehen-Debatte 8.2. Was ist eine wissenschaftliche Erklärung? 8.3. Intersubjektive Nachprüfbarkeit. Die Wissenschaftstheorie des Kritischen Rationalismus (Popper) 8.4. Die Wissenschaftlichkeit von Wahrscheinlichkeitsaussagen 8.5. Ein Beispiel aus der Erziehungswissenschaft 9. Der hermeneutische Ansatz in der Erziehungswissenschaft 9.1. Die Begründung des Verstehens als Methode der Erziehungswissenschaft 9.2. Grundregeln des wissenschaftlichen Verstehens 9.3. Die Kritik am hermeneutischen Wissenschaftsverständnis 9.4. Qualitative Sozialforschung und ihre Bedeutung für die Erziehungswissenschaft 10. Der methodische Ansatz der Kritischen Erziehungswissenschaft 10.1. Die Kritik am empirisch-analytischen Wissenschaftsverständnis 10.2. Habermas Konzeption unterschiedlicher Erkenntnisinteressen 10.3. Das emanzipatorische Erkenntnisinteresse 10.4. Zum Postulat der Wertfreiheit von Wissenschaft 10.5. Zur Bedeutung des methodischen Ansatzes der Kritischen Erziehungswissenschaft für die erziehungswissenschaftliche Forschung

Einleitung  Hans-Christoph Koller beginnt in seiner Einführung warum die Auseinandersetzung mit Grundbegriffen, Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaft wichtig ist. Er meint 1

dazu, dass „die Ausübung eines pädagogischen Berufs die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Theorien und Methoden vor allem deshalb unverzichtbar ist, weil das, worauf es beim pädagogischen Handeln ankommt, sich nicht in der Anwendung rezeptförmiger Anweisungen erschöpft.“ Er nennt drei Gründe für das pädagogische Handeln. 

Der erste Grund besteht in der Umstrittenheit des pädagogischen Wissens. Es gibt viele unterschiedliche Positionen in der Erziehungswissenschaft. Laut Koller sei es notwenig die unterschiedlichsten Vorstellungen der pädagogischen Vorgehensweisen zu betrachten und zu kritisieren. Daher ist es wichtig sich mit Wissenschaftstheorien sich auseinander zu setzen, denn nur so kann eine Urteilskompetenz gebildet werden.



Der zweite Grund steht für die „Unmöglichkeit das pädagogische Handeln als Anwendung rezeptförmigen Wissens zu begreifen.“ Dies bedeutet, dass die Menschen, mit welchen PädagogInnen zu tun haben, individuell verschieden sind.



Der dritte Grund liegt im Zukunftsbezug des pädagogischen Handelns. Der Zukunftsbezug des pädagogischen Handelns hat zur Konsequenz, dass die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten sich auch noch unter heute weitgehend unbekannten Bedingungen bewähren müssen.

Interessant ist seine Beschreibung, wie dieses Werk entstanden ist. Koller geht der Debatte nach, was eigentlich der Kern des bildungswissenschaftlichen Studiums sein soll. Mit einem sogenannten „Kerncurriculum der Erziehungswissenschaft“ nennt er fünf Veranstaltungen, die zum Grundstudium der Erziehungswissenschaft gehören.

Zu den fünf Veranstaltungen gehören: 

Praxisbezogene Einführung in das Studium der Erziehungswissenschaft



Grundbegriffe, Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaft 2



Gesellschaftliche Bedingungen von Bildung und Erziehung



Lehren und Lernen in pädagogischen Institutionen



Einführung in die Pädagogische Psychologie

Koller beschreibt, dass sein Buch sich mit der Veranstaltung „Grundbegriffe, Theori en und Methoden der Erziehungswissenschaft“ auseinandersetzt. Er möchte damit einen Überblick über die wichtigsten begrifflichen, theoretischen und methodischen Grundlagen der Bildungswissenschaft vermitteln und dies mit einer exemplarischen Vertiefung ausgewählter Problemstellungen verbinden. Weiters beschäftigt sich Koller in seiner Einleitung mit der Definition von Grundbegriffe, Theorien und Methoden. 

Grundbegriffe sind für ihn diejenigen Begriffe, die grundlegende Sachverhalte in der Erziehungswissenschaft erfassen, unterscheiden und zueinander in Beziehung stellen.



Mit Theorien lassen sich systematische Aussagen über Sachverhalte verstehen. Diese beziehen sich auf Grundbegriffe und stellen eine Beziehung zueinander her.



Als Methoden werden Verfahren bezeichnet, die verwendet werden, um zu einer systematisch geordneten Aussage über einen Gegenstandsbereich zu gelangen.

Erster Teil Grundbegriffe und Theorien Kapitel 1 Der Erziehungsbegriff der Aufklärung: Kant Die Darstellung von Grundbegriffen und Theoiren der Erziehungswissenschaft beginnt mit dem Begriff Erziehung. Begriff Bildung und Sozialisation sind viel umfangreicher als der Begriff Erziehung. Grundbegriff Erziehung in Alltagsprache relativ klare Bedeutung als Fachterminus Sozialisation oder vieldeutige Bildungsbegriff. Erörterung des Erziehungsbegriffs um 1800. Zeitraum von 1770-1830 Phase entscheidender Veränderungen (wirtschaftlich, politisch, kulturell,…). Feudale Ständegesellschaft  bürgerlichen

Gesellschaftsordnung.

Große

Bedeutung

Phänomen

der

sogenannten

Aufklärung, begann im 17.Jahrhundert, in Deutschland Höhepunkt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 3

1.1. „Was ist Aufklärung?“ Was ist Aufklärung? Immanuel Kant, der menschliche Verstand ist wichtig. Jeder Mensch soll selbstständig davon gebrauch machen.  oft wird Mensch gehindert weil Faulheit (Mensch lässt sich von anderen leiten) und Feigheit (Mensch lässt sich von Obrigkeit bevormunden) dominieren. Politische Dimension der Aufklärung, nämlich die Forderung nach Freiheitsrechten für alle Bürger. 1.2. Das pädagogische Jahrhundert Das 18. Jahrhundert wurde schon von seinen Zeitgenossen als das „pädagogische Jahrhundert“ bezeichnet. Neue Auffassungen von Erziehung haben sich durchgesetzt und wesentliche Momente der praktischen Organisation von Erziehung. Philipp Aries und die „Entdeckung der Kindheit“ Auffassung, dass Kinder eine von den Erwachsenen deutlich geschiedene Altersgruppe bilden. Im Zuge der Entdeckung der Kindheit als einer eigenen Lebensphase setzen sich besondere pädagogische Formen des Umgangs mit Kindern durch. Kinder werden in Schonraum versetzt und erhalten Sonderbehandlung (Erziehung). Allgemeine Schulpflicht wird eingeführt, Kinderarbeit wird verboten. Entwicklung des pädagogischen Diskurses, 1779 erste Professur für Pädagogik in Halle. 1.3. Kants Begriff von Erziehung Ausgangspunkt ist die anthropologische Bestimmung „Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss.“ Unterschied zwischen Mensch und Tier (Menschinstinktarm Tier- instinktiv). Erziehung als proportionierliche, d.h. verhältnismäßige oder ausgewogene Entfaltung aller menschlichen Keime bzw. Naturanlagen. 

Beispiel Erziehung ist immer mit der Tätigkeit eines Gärtners zu vergleichen, das das Wachstum seiner Pflanzen behütet und pflegt. Nach Kant ist Erziehung Kunst, was ein spezifisches Können erforderlich macht.

Erziehung ist im Sinne einer Unterstützung beim Finden der eigenen Bestimmung lässt sich vielmehr daran messen, inwiefern sie dazu beiträgt, eine Welt zu schaffen, wie sie sein könnte oder sollte  z.B. indem erzieherisches Handeln Heranwachsenden dazu hilft, ihre gesellschaftlichen Lebensbedingungen nicht einfach als gegeben hinzunehmen, sondern selbst aktiv zu gestalten und zu verändern. 4

Vier Stufen des Erziehungsprozesses Disziplinierung, Kultivierung, Zivilisierung und Moralisierung. a) Disziplinierung  „suchen zu verhüten, dass die Tierheit nicht der Menschheit, in dem einzelnen sowohl, als gesellschaftlichen Menschen, zum Schaden gereiche“; die Vorbedingung einer Erziehung, die auf die Vervollkommung der Menschheit abzielt, besteht also darin, dafür Sorge zu tragen, dass die tierische Natur des Menschen der „proportionierlichen“ Entfaltung seiner spezifischen menschlichen Anlagen nicht im Wege steht. b) Kultivierung  „Verschaffung der Geschicklichkeit“, dem Kind alle Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten zu verschaffen, die notwendig sind um irgendwelche Zwecke zu erreichen, ganz unabhängig davon, um welche Zwecke es tatsächlich handelt. Belehrung und Unterweisung c) Zivilisierung  bei Kultivierung geht es eher um sachbezogene Fähigkeiten, aber bei der Zivilisierung geht es um soziale Kompetenzen und Haltungen im Vordergrund, die für das gesellschaftliche Zusammenleben erforderlich sind. Kant nennt diese Kompetenzen auch Manieren, Artigkeit und eine gewisse Klugheit, die man braucht um im Umgang mit anderen Menschen eigene Zwecke zu verfolgen. d) Moralisierung  es ist diese Stufe, die den entscheidenden Beitrag Kants zu einer modernen Theorie der Erziehung darstellt. Disziplinierung, Kultivierung und Zivilisierung in der pädagogischen Praxis bereits erreicht, aber Moralisierung ist noch unerreichtes Ziel. Es geht um das Innere des Menschen, Zwecke sind moralischen Kriterium unterworfen



Kategorische Imperativ „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“

Wichtig ist, dass Kinder denken lernen und ihr Handeln statt an Verboten und Strafen oder bloßen Opportunitätsgeschichtspunkten an begründungsfähigen Prinzipien.

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Unendlich wichtig sei es, „die Kinder von Jugend auf das Laster verabscheuen lehren, nicht gerade allein aus dem Grund, weil Gott es verboten hat, sondern weil es in sich selbst verabscheuungswürdig ist.“



Nicht das göttliche oder das elterliche Verbot dient hier als Bezugspunk und Instanz der Moralisierung, sondern die Einsicht in die Sache selbst. Maximen sind Prinzipien des Handelns deren „Billigkeit“ das Kind selbst einsieht. Das Kind soll also die Angemessenheit der moralischen Prinzipien an denen sein Handeln sich orientier selber erkennen. Die Instanz auf die alles ankommt, ist mithin die Einsicht des Kindes, sein Urteil, das auf den selbstständigen Gebrauch des eigenen Verstandes zurückgeht.

Man braucht Zwang und Freiheit, aber wie miteinander verbinden? Freiheit ist die Unabhängigkeit von Gesetzen; Freiheit als Willkür die Möglichkeit Kapitel 2  Der Erziehungsbegriff der Gegenwart: Brezinka und Kron 2.1. Erziehung als Beeinflussung psychischer Disposition (Brezinka) Wolfgang

Brezinka,

wertneutralen

wichtigster

Vertreter

Erziehungswissenschaft;

einer

empirisch

empirische

verfahrenden

Erforschung

und

pädagogischer

Fragestellungen braucht exakte Definition der verwendeten Termini; Erziehungsbegriff sehr wichtig  „wodurch unterscheidet sich erzieherisches Handeln von anderen Handlungen? Dabei ist wichtig der Zweck, den der Handelnde verfolgt; Erzieherisches Handeln ist auf Mitmenschen gerichtet (soziales Handeln)“ Fünf Bestimmungen 1. Erziehung ist eine bestimmte Form sozialen Handelns. (Handeln = absichtvolles, zweckgerichtetes Tun) 2. Erziehung als ein soziales Handeln zwischen (mindestens) zwei Personen versteht, die einander nicht etwa gleichrangig gegenüberstehen, sondern zwei deutlich verschiedene Positionen einnehmen (Erzieher und Educanden  Subjekt der Erziehung und 6

Erziehungsobjekt); soziales Handeln ist durch asymmetrisches und hierarchisches Verhältnis ausgezeichnet; 3. und 4. Erzieher trägt dazu bei, dass Educand bestimmte Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse, Einstellungen, Haltungen, Gesinnungen oder Überzeugungen erwirbt und beibehält ( psychische Disposition), wer erzieht, will das Gefüge der psychischen Dispositionen es Educanden beeinflussen. Erziehung als soziales Handeln eines Erziehers, das sich auf einen Educanden richtet, nicht Zweck sondern Absicht, im Educanden eine bestimmte Wirkung hervorzurufen. 

3. Bestimmung: Kausales Ursache-Wirkungs-Verhältnis  erzieherisches Handeln ist die Ursache, dem auf der Seite des Educanden eine bestimmte Wirkung entspricht. „ohne die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung, ohne ein Kausalverhältnis zwischen Erzieher und Zögling lasse sich Erziehung gar nicht denken“



4. Bestimmung: besteht darin, dass diese Wirkung nicht nur äußere, beobachtbare Verhalten des Educanden betrifft, sondern sein Inneres (Persönlichkeit, das Gefüge psychischen

Dispositionen);

wichtig

ist

die

Gesamtheit

der psychischen

Dispositionen (d.h. sämtliche Fähigkeiten, Haltungen und Einstellungen, die eine relativ

dauerhafte

Bereitschaft

zum

Vollzug

bestimmter

Erlebnisse

oder

Verhaltensweisen erwarten lassen. 5. Bestimmung: Zwecksetzung Erzieherisches Handeln folgt einer bestimmten Wertordnung; die Veränderung, die der Erzieher durch sein Tun im Inneren des Educanden hervorrufen möchte, wird von ihm als wertvoll eingeschätzt. Erzieher muss sich an Normen halten, richtet sein Tun an bestimmte Bilder von Menschen, wie jemand ihn haben will Erziehung ist als wertorientiertes bzw. an Normen ausgerichtetes Handeln. Dabei ist wichtig festzuhalten, dass Brezinka den Anspruch erhebt, bei seiner Definition des Erziehungsbegriffs wertfrei zu verfahren; mit der Behauptung, Erziehung sei ein wertorientiertes Handeln, wird also nur festgestellt, dass erzieherische Handlungen stets bestimmten Werten, Normen und Idealen verpflichtet sind, nicht aber, welche Wertordnung oder welches Ideal einer menschlich vollkommenen Persönlichkeit diesem

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Handeln zugrunde liegt oder zugrunde liegen soll. Sein Erziehungsbegriff ist dem Anspruch nach rein deskriptiv (beschreibend) und nicht normativ (wertend). Kritik an Brezinka 

ein erstes Problem, das mit der Bestimmung von Erziehung als absichtsvollem, intentionalem Handeln verbunden ist, klingt bei Brezinka selbst an, wenn er darauf verweist, dass man die psychischen Dispositionen, die der Erzieher zu beeinflussen versuche, nicht direkt wahrnehmen, sondern nur indirekt erschließen könne.



Diese Einschränkung gilt freilich ebenso für die pädagogischen Absichten als unverzichtbares Merkmal erzieherischen Handelns; kann Handlung selbst nie ansehen, ob sie erzieherisch ist oder nicht; selbst wenn man ihn befragen würde, kann man nie sicher sein, ob die Antwort, wirklich die Absicht wiedergibt, die seinem Handeln zugrunde lag oder Rationalisierung seines in Wirklichkeit ganz anders motivierten Tuns darstellt;



Die Auffassung von Erziehung als einem intentionalen Handeln bringt es mit sich, dass eine gegebene Handlung nie mit Sicherheit als erzieherische bestimmt werden kann, da man nie wissen kann, welche Intention ihr tatsächlich zugrunde lag.



Die Auffassung von Erziehung als Kausalverhältnis unterstellt, dass dem als Ursache verstandenen erzieherischen Handeln eine bestimmte Wirkung im Inneren des Zöglings entspricht. Aber es ist durchaus vorstellbar, dass eine bestimmte Handlung in der Absicht erfolgt, eine bestimmte Wirkung zu erzielen, ohne dass diese Wirkung dann auch tatsächlich eintritt.



Die Auffassung von Erziehung als einem Ursache-Wirkuns-Verhältnis führt zur seltsamen Konsequenz, dass es dabei offenbar nicht selten Ursachen ohne Wirkung gibt. Es gibt auch soziale Handlungen Erwachsenen gegenüber Kindern denkbar, die frei von jeder erzieherischen Absicht sind und dennoch Wirkungen hervorrufen bzw. das Gefüge der psychischen Dispositionen der Kinder beeinflussen. Daher kann man sagen, dass es nicht nur Ursachen ohne Wirkungen, sondern auch Wirkungen ohne Ursachen gibt; 8

Daher intentionaler und funktionaler Begriff von Erziehung 

Intentional in diesem Sinne wäre Brezinkas Erziehungsbegriff, sofern er die Intention des Erziehers als entscheidendes Kriterium dafür ansieht, ob es sich bei dessen Tun um Erziehung handelt oder nicht.



Funktional wäre demgegenüber ein Erziehungsbegriff, der ein Handeln als Erziehung bezeichnet, wenn es bestimmte Wirkungen hervorruft, unabhängig davon, welche Intentionen ihm zugrunde liegen. (gewisse Nähe zum Begriff der Sozialisation)

Ein weiteres Problem von Brezinkas Erziehungsbegriff ist seine Auffassung von Erziehung als eine Subjekt-Objekt-Relation, in der die beiden Beteiligten einander in unaufhebbar asymmetrisch-hierarchischer Weise gegenüberstehen; nämlich mit welchem Recht beschränkt Brezinka die Frage nach Absichten und Zwecken auf die Seite des Erziehers und vernachlässigt die Intentionen und Motive des Educanden, der doch gerade kein willenloses Stück Natur oder bloßes Objekt ist, sondern selber auch ein Subjekt mit Wünschen, Interessen und Zielen?

2.2. Erziehung als symbolische Interaktion (Kron) Friedrich W. Kron, zeitgenössischer Vertreter der Erziehungswissenschaft; Klaus Mollenhauer  soziologische Theorie des symbolischen Interaktionismus in der dt. Erziehungswissenschaft bekannt gemacht hat und im Blick auf pädagogische Fragestellungen weiterentwickelt hat. Ausgangspunkt Krons 

Unterscheidung von Sozialisation und Enkulturation und Erziehung. Unterschied liegt in der der Differenz von Sozialwerdung und Sozialmachung.

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Erziehung ist (wie Brezinka) im Sinne eine Sozialmachung als einen auf das Individuum gerichteten intentionalen Prozess der „Einwirkung“ und grenzt diesen vom Prozess der Sozialisation im Sinne der Sozialwerdung ab. Problematik bei Brezinka 

Einseitigkeit und Asymmetrie des Erziehungsverhältnisses sowie die lineare Ursache-Wirkungs-Relation, die Kron als „Determinierungszusammenhang“ bzw. als quasi-mechanische Auffassung der Persönlichkeit des Zu-Erziehenden beschreibt. Wo sind die Entscheidungsfreiheit und der freie Wille des Zu-Erziehenden?


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