Gesellschaft 1 - Zusammenfassung Einführung in die Landeskunde Frankreichs PDF

Title Gesellschaft 1 - Zusammenfassung Einführung in die Landeskunde Frankreichs
Course Einführung in die Landeskunde Frankreichs
Institution Universität des Saarlandes
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Gesellschaft 1 - Zusammenfassung Einführung in die Landeskunde Frankreichs...


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Gesellschaft Einleitung: es gibt drei Ebenen in der sozialen Struktur:  Soziale Schichtungen  Soziabilitäten = soziale Netzwerke, Assoziationen → Familie, Gewerkschaften, Parteien  Wahrnehmung sozialer Schichten Frankreich ist aus einer Revolution entstanden, das einzige Land Europas. Von einer feudalen zu einer bürgerlichen Gesellschaft gab es einen sehr raschen Umbruch. → von einer stratifizierten (= in verschiedenen Schichten: König, Herzog, Fürsten, Klerus, Adel, Bauern) Feudalgesellschaft zu einer ausdifferenzierten bürgerlichen Gesellschaft. Die Entwicklung Frk. zur modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft vollzog sich – wie der Industrialisierungsprozess selbst- später und beschleunigter als in den anderen großen Industriestaaten Europas.

I. Gemeinsamkeiten/Konvergenzen der sozialen Strukturen in D und F 1. Modernisierungsprozess: Urbanisierung; rapider Rückgang der in der Landwirtschaft Tätigen (seit 1945) und auf dem Land Lebenden. In Frankreich sehr schnell im Gegensatz zu Deutschland. Arbeiterschaft: wenig Industrie- und Gewerbearbeiter in Frk (3,5 Mio bei 20 Mio Erwerbstätigen) im Gegensatz zu Deutschland (8,5 Mio bei 28 Mio Erwerbstätigen) Reine Arbeiterstädte gab es vor allem in Dt (zB Gelsenkirchen) und sehr wenige in Frk. Entstehung proletarischer Soziabilitäts- und politischen Aktionsformen (Gewerkschaften, Arbeitervereine) v.a. in Dt. Zahl der Arbeiter steigt (1975 7,7 Mio: Höchststand) und Anteil an Landarbeitern sinkt (1975: 10,1 % und 2005: 3,8 %) Die frz Bourgeoisie: stärkerer Einfluss in Frk als in Dt (Besitz- Bildungsbürgertum: Gegensatz). In Frk: eine deutlich homogenere, ausstrahlungskräftigere und mächtigere Soziale Schicht → Elitehochschulen (Grandes Ecoles). Abschottung des frz. Großbürgertums von den sozialen Unter- und Mittelschichten durch Lebensstil und Konsumverhalten (Kult des Luxus, soziale Institutionen wie Rallyes und Clubs zur sozialen Distinktion). Soziale Auswirkungen des beschleunigten Industrialisierungsprozesses: sprunghafte Expansion des sekundären Sektors, aber trotzdem hoher Anteil an Arbeiterschaft. Geringere soziale Bedeutung des Industriesektors: seit der Wirtschaftskrise 1975 rapider Rückgang der in der Industrie Beschäftigten (1974 bis 1993: von 39,4 % aus 29,5 %) Tiefgreifende Veränderungen der beruflichen und sozialen Schichtung: Mittelstand und Kleinbürgertum (Landwirte, Handwerker, Kleinunternehmen) zurück gedrängt. Tiefgreifende soziale Veränderungen: rapider Rückgang der kleinen Lebensmittelhändler seit den 50er Jahren durch die v.a. seit den 70ern Gründung spezialisierter Einzelhandelsgeschäfte (Mode-, Sport- und Freizeitartikel). Ausweitung der „neuen Bourgeoisie“ (sozi-professionelle Kategorie: Techniker, höhere Finanzwesen) und Rückgang „traditionellen Bourgeoisie“ (Ladenbesitzer, Notablen).

Postindustrielle Dienstleistungsgesellschaft: sozialen Gruppen der mittleren und höheren Angestellten und intellektuelle Berufe nehmen zu. Einfache Angestellte nehmen ebenfalls zu. Weibliche Beschäftigungsquote: sozio- professionelle Kategorie, Arbeiterschaft: viele Frauen. 1970 bis 1997: 36,1 % auf 44 %. Beschäftigungsquote der Männer geht zurück. Rapide Zunahme an Arbeitsplätzen in der sozio- professionellen Kategorie. Sehr hohe Rate von berufstätigen Müttern in Frk. ( bei zwi Kindern 84,8 %) + hohe frz Geburtenrate Zwei Wandlungsprozesse:  Industrialisierungs- und Modernisierungsprozess  Prozess der De-Industrialisierung und Tertialisierung Soziale Gewinner beider Modernisierungsprozesse: Bürgerliche Mittelstand und Teile der großbürgerlichen Führungsschicht.

2. Rückgang der Beschäftigten im sekundären (Industrie-) Sektor, stetiger Anstieg seit 1975 des tertiären Sektor, beschleunigt seit den 1990er Jahren (Globalisierung, Uruguay-Runde der GATT Verhandlungen, EU-Osterweiterung) (cf. Schema) Frankreich = eine Dienstleistungsgesellschaft → viel stärker als in anderen Ländern 3. Arbeitslosigkeit: auf ähnlichem Niveau wie in Deutschland, d.h. ca. 9-10% Ölkrise 1974/74 und 1978→ Arbeitslosigkeit stieg stark an 1983: 8,0 % 1995-99: 9 % = 1 bis 2 % über der deutschen Quote Trotz der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen Mitterrands erreichte sie über 3 Mio. 1996 Soziale Dimensionen der Arbeitslosigkeit:  Langzeitarbeitslose: 39 % der 4 Mio.  Jugendarbeitslosigkeit doppelt so hoch wie in Dt  1,5 Mio. erhalten kein Arbeitslosengeld sondern das RMI (Revenu Minimum d’Insertion) und seit 2009 RSA ( Revenu de Solidarité Active) → 2002 1,2 Mio. Personen; PPE (Prime pour l’Emploi) für Leute deren Einkommen unter dem SMIC ist: 7,2 Haushalte 2008  Armut und prekäre Wohnsituationen: 8,3 Mio. 13 % leben unterhalb der Armutsgrenze, unter dem europäischen Durchschnitt (17%). Grundlegendes soziales Problem in den Medien; rapide gestiegenen Immobilienpreise (Paris) → Obdachlosigkeit (100.000, 2008); Bedarf an Sozialwohnungen 1,5 Mio.  Arbeitslosenquote weite überdurchschnittliche Werte Insgesamt höhere Erwerbsquote aber höhere Arbeitslosigkeit als in Dt. Formen der Marginalisierung und der sozialen Gewalt: Proteste, gewalttätige Demonstrationen (v.a. in den banlieues) → häufiges Eingeständnis der Ohnmacht staatlicher Autorität (aus Angst einer Eskalation greift die Polizei oft nicht ein) Gewalt in den Vorstädten: seit der Wirtschaftskrise der 1970er Jahre.

Zahl der Delikte stetig zugenommen augrund der brisant gewachsenen sozialen Probleme (Diebstähle, Gewaltverbrechen, Zahl der Haftgefangenen). Aber seit 2003 Rückgang der Gewaltverbrechen. Seit 200 Trendwende: innen- und sicherheitspolitische Prioritäten von Chirac und Sarkozy. Aber 72% der Frz denken, dass Die Maßnahmen der Regierung zur Verbrechensbekämpfung völlig unzureichend sind. Themen Sicherheit und Kriminalität = Wahlentscheidende Themen 2002 und 2007.

4. Frauenerwerbstätigkeit = höher als in Deutschland 1990: 60 % der vollbeschäftigten Frauen in Dt = Kinderlos In Frk nur 27 % Völlig anderes Wertesystem. In Dt ist Kinderlosigkeit häufig gewollt. Ein soziologisches Verständnis kulturspezifischer Repräsentationen des Stellenwertes von Familie für Lebensentwurf (Franz Schultheis, Wertestudien, European Values Survey) Bindung zwischen Generationen und Pflichtgefühl den Eltern und Kindern gegenüber größer als in Dt Frz Familien:  Größere elterliche Autorität  Stärkerer Anteil Vollzeit berufstätiger Ehefrauen  Nachhaltige Geburtenförderung Normalisierung der Doppelrolle in Frk + bessere praktische Verienbarkeit Erklärungsfaktoren:  Familienfreundlichere Politik der frz Regierung seit 1945  Steuergesetzgebung  Mentale Faktoren ( in Frk akzeptiert und sogar valorisiert) Traditionelle Erziehung in Frk: Moral + Autorität In Dt Selbstentfaltung an erster Stelle (postmoderner Stil) In Frk teilen die Kinder die Meinung der Eltern viel stärker als in Dt. Frz Familie verbringt ihre Freizeit zusammen Stark divergierende Vorstellung der Familiengröße: Dt = 2 Kinder Famlie, Frk: 3 Kinder Familie

5. Gewerkschaftlicher Organisationsgrad (Frz. Arbeitnehmer sind weniger organisiert als die deutschen) Am Vorabend des ersten Weltkrieges: in Dt = 2,5 Mio. Mitglieder, in Frk nur knapp 1 Mio.  CGT (Confédération Générale du Travail) 1895 gegründet (lange Zeit die einflussreichste Gewerkschaft )  FO (Force ouvrière), parteiunabhängige Gewerkschaft  CFTC (Confédération Francaise des Travailleurs Chrétiens), gegründet 1919  FEN (Fédération de l’Education nationale)  CFDT (Confédération Francaise et Démocratique du Travail), in den 60er Jahren gegründet → Kampf um Mitbestimmung in den Betrieben (Gründungsphase der partis socialistes) Gewerkschaftlicher Organisationsgrad: 7 % = der niedrigste unter allen Industrieländern Trentes Glorieuses → Rückgang der Mitglieder + seit den 70ern stark sinkende Zahl der Industriearbeiter.

Frz Gewerkschaftsorganisationen = sehr viel kleiner und weniger finanzkräftig als die deutschen und skandinavischen, der öffentliche Sektor besser organisiert als der private. Druckmittel des Streiks → ein Mittel um die Arbeitgeberseite an den Verhandlungstisch zu bringen + öffentlichkeits- und medienwirksam Nachdruck verleihen.

1. Sozialer Wandel in Frankreich - von der Agrar- zur Industriegesellschaft Stadt- und Landbevölkerung in Frankreich 1946-1995 Sozialleistungen höher in Frk als in Dt RSA: Revenu de solidarité active (richtet sich an Staatsbürger die in der EU leben) RMI: Revenu minimum d’insertion (wurde durch RSA ersetzt)

2. Soziale Unterschiede/Inégalités sociales 2.1. Vermögensunterschiede in Frankreich im internationalen Vergleich Die 1 % reichsten Bürger besitzen % des gesamten Volksvermögens (2010) - Frankreich: 18% - USA: 23,8% - BRD: 28% - GB: 33,5% Die große Mehrheit der Einkommensempfänger erhielt nur eine Steigerung von 5 %. Erklärungsfaktoren: 1. Steuersystem: Vermögenssteuer (seit 1982), hohe Erbschaftssteuern insgesamt hohe Steuerquote im internationalen Vergleich (seit 1981); hinsichtlich der Vermögensunterschiede repräsentiert Frk eine egalitärere Gesellschaft  Verringerung der Vermögensunterschiede in historischer Perspektive  Zahl der Milliardäre geringer als andere Gesellschaften  

Starke regionale Konzentration des Reichtums (Zentralismus) Möglichkeit des sozialen Aufstiegs verschlechtert

2. Demographische Entwicklung seit 1945 (Teilung des Vermögens durch mehrere Erben) Verteilung der Erbschaft auf mehr Nachkommen

Dispersionsindex: Verhältnis zwischen den höchsten und den niedrigsten Einkommensgruppen: Ende der 80er bei 3,4. Der Wert sank durch die Sozialpolitik von Mitterrand am Anfang der 80er, stieg aber hinterher wieder leicht an. Die Kluft zwischen höheren und niedrigeren Einkommen hat sich sehr verstärkt. Wahrnehmung sozialer Ungleichheiten

Öffentlicher Diskurs über soziale Ungleichheiten: sehr viel ausgeprägter als in Deutschland (cf. aufgeklärt-revolutinäre Tradition seit J.-J. Rousseau, „Discours sur l‘origine de l‘inégalité parmi les hommes“, 1750) Jean Fourastié: Le Jardin du voisin. Les inégalités en France. Paris 1980: „Le sentiment d‘inégalité ou d‘injustice que chacun de nous peut éprouver n‘a probablement rien à avoir avec la différence moyenne entre tous les revenus des ménages (...) ou la relation existant entre deux revenus individuels anonymes se trouvant par hasard là où la répartition des revenus de divise en plusieurs parties égales. Il dépend beaucoup plus sûrement de notre perception de la situation de ressources de tel ou tel groupe de référence.“



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Sensibilität der frz. öffentlichen Meinung für soziale Ungleichheiten stärker als in Deutschland: mehr als doppelt so viel Franzosen wie Deutsche waren für eine grundlegende Änderung des Wirtschaftssystems, v.a. gegen die Arbeitslosigkeit und soziale Ungleichheiten. Allocations familiales sehr hoch in Frk, v.a. ab dem dritten Kind SMIG 1951 (salaire minimum interprofessionel garanti) SMIC 1982 (Salaire minimum interprofessionel de croissance) : wird dem Wachstum des BSP angepasst. 25. und 26. Mai 1968: Accords de Grenelle: Anhebung des Mindestlohns von 2,22 auf 3 Francs pro Arbeitstunde d.h. um 35 % etwa 10 % der Arbeitnehmer bekommen den SMIC weniger Armut statistisch gesehen in Frk als in Dt

Diskurs über Gleichheit in der frz. Gesellschaft – wichtige Etappen       

J.-J. Rousseau: Discours sur l‘origine et les fondements de l‘inégalité parmi les hommes (1750) Französische Revolution (Devise und Imaginaire collectif) Charles Fourier (1772-1837)und François-Noel, genannt Gracchus Babeuf (17601797) Pierre-Joseph Proudhon(1809-1865) Jean Jaurès (1859-1914) Volksfrontregierung („Front Populaire“) 1936-38 unter Léon Blum Mai 68...


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