Hausarbeit Erzwissenschaften PDF

Title Hausarbeit Erzwissenschaften
Course Einführung in die pädagogische Psychologie
Institution Universität Hamburg
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Summary

Hausarbeit in pädagogischer Psychologie mit dem Thema Medien...


Description

Universität Hamburg Fachbereich: Erziehungswissenschaft Veranstaltung: Seminar zur Einführung in die pädagogische Psychologie: Lernen und Lehren, Motivation, Selbstregulation und Emotion Semester: Sommersemester 2018 Leitung: Dr. Christoph Lindner

Medien im Unterricht: Wie lernen wir am effektivsten und welche Rolle spielen dabei Computer, Smartphone & Co. als Teil einer neuen Lernkultur?

Hausarbeit

Verfasserin: Julia Kloppe Studiengang: LA PriSe Englisch/Deutsch Matrikelnummer: 5313167 [email protected]

Hamburg, den 27. September 2018

1. Einleitung Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Einsatz von Medien im Unterricht und untersucht im letzten Teil, inwiefern moderne Mediengeräte, wie zum Beispiel Computer und Smartphone, sinnvoll zur Schulbildung und Unterrichtsgestaltung beitragen können. Da es hier um ein sinnvolles Zusammenspiel aller Medien geht, werden Medien zu Beginn allgemein definiert und dann nach verschiedenen Kategorien genauer beleuchtet. Dabei werden alle unterrichtsrelevanten Medien und die dazugehörigen kognitionspsychologischen Prozesse vorgestellt. Anhand von Schnotz‘ Modell des integrativen Text- und Bildverständnisses werden die Vorteile multimedialen Lernens sowie dessen mögliche Effekte (=> Cognitive Load Theory) erläutert und Maßnahmen zur kognitiven Entlastung und Verbesserung der Lernleistung genannt. Im Anschluss geht es dann um digitale Medien. Die Arbeit wirft einen Blick auf die ITInfrastruktur an deutschen Schulen und die sogenannten „digital natives“ in den Klassenräumen. Es geht um den digitalen Wandel der Lernkultur und die Studie von Kozma und McGhee lieferte bereits 2003 interessante Ergebnisse hierzu. Der aktuellen Presse hat diese Arbeit die Stimmung in Bezug auf Smartphones in der Schule und moderne Unterrichtsideen mit iPad & Co. entnommen.

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2. Definition Medien Von Medien sprechen wir schon zur Zeit der Laute und Gebärden, lange vor dem Buchdruck. Horz (2015) definiert Medien im Allgemeinen wie folgt: „Medien vermitteln Zeichen (z.B. Sprachlaute, Buchstaben, Bilder) zwischen Subjekten und/oder Objekten mit dem Ziel der Informationsübertragung.“ Für diese Arbeit entscheidend ist der Unterschied zwischen analogen und digitalen Medien.

3. Textverstehen Sowohl analoge als auch digitale Medien enthalten meistens Text, entweder in gesprochener oder geschriebener Form. Text gilt nach wie vor als „Leitmedium“ im Lehrkontext, Textverstehen als eine Schlüsselqualifikation. Beim Lesen eines Textes laufen diverse kognitive Verarbeitungsprozesse ab: 1. Textoberflächenrepräsentation: Die einzelnen Buchstaben werden zu Wörtern zusammengesetzt. Auf dieser Leseebene wird das Verständnis des Textes noch nicht erreicht. 2. Propositionales Modell: Für ein Verständnis des Textes wird der wortwörtliche Inhalt in einzelne Sinneinheiten (Propositionen) transferiert, die ein Verständnis des Textes ermöglichen. 3. Mentales Modell: Das mentale Modell repräsentiert den Inhalt des Textes in einem realitätsnahen Kontext inklusive subjektiver Strukturen. Das jeweilige mentale Modell, das der Leser in seinem Gehirn erzeugt hat, wird darüber hinaus noch von der Textsorte (Genre) und der Kommunikationsebene (Inhaltsebene, Prozessebene, Beziehungsebene) beeinflusst. Beispiele für die Kommunikationsebenen:



Inhaltsebene: Beim Lesen eines Märchens ist der Leser „vorgewarnt“, dass der Inhalt nicht realistisch zu verstehen ist.



Beziehungsebene: Die E-Mail einer Freundin, mit der man am Vortag gestritten hat, „empfängt“ man sehr emotional.



Prozessebene: Wenn mein Nachbar mir etwas vom Balkon zuruft, kann ich nur das verstehen, was akustisch bei mir ankommt.

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4. Bilder Zum besseren Textverstehen können natürlich auch Bilder beitragen, wenn sie kognitiv einen echten Mehrwert bieten. Für Lehrmaterialien entscheidend ist nicht so sehr, ob es sich um Fotos, Zeichnungen oder Grafiken handelt, sondern ob es sich um logische oder dekorative Bilder handelt. Letztere gehören zu den sogenannten „seductive details“, die den Leser motivieren und ihn bei der Stange halten sollen. Sie enthalten keine Informationen und erklären nichts. Anders verhält es sich mit den logischen Bildern, bei denen es sich um die abstrakte Darstellung eines Sachverhalts handelt, z.B. in einem Diagramm. Zusammenfassend sorgen Bilder für:



Interpretationserleichterung



Motivation



Orientierung und Strukturierung



vertiefte Enkodierung (und bessere Erinnerung)

Der ausgewogene Einsatz dekorativer und logischer Bilder macht ein Lehrwerk (optisch) ansprechend und bei gelungenen Text-Bild-Kombinationen (siehe 5.) auch verständlich.

5. Text-Bild-Kombinationen – gelungen oder nicht? Wie bereits oben beschrieben, kann die Verständlichkeit eines Textes durch anschauliches Bildmaterial deutlich erhöht werden. Oder besser: Die Informationen aus beiden Quellen sollten sich ergänzen und unterstützen. Ein Bild erleichtert die (semantische) Interpretation eines Textes und im Gegenzug erleichtert das Lesen eines Textes die Auswahl (Selektion) von relevanten Informationen in dem entsprechenden Bild (Eitel/Scheiter, 2014). Was anfänglich gleichwertig klingt, bedarf dann doch noch einer wichtigen Unterscheidung: Texte können auch ohne Bilder vollständig verstanden werden, die meisten Bilder hingegen kommen nicht ohne Begleittext aus. „Die eigentliche argumentative Last trägt immer der Begleittext.“ (Oestermeier & Hesse, 2000) Beispiel Ausstellung: Wenn man eine Galerie besucht, hängen neben den großen Exponaten (Fotos/Bildern) in der Regel kleine Informationstexte zum Künstler und zum Werk. Natürlich kann man das Werk auch ohne zusätzliche Informationen betrachten und genießen, besser verstehen wird man es aber erst durch ergänzende Hinweise.

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6. Multimedia Das „Multimedia-Prinzip“ ist empirisch belegt und besagt, „dass das Lernen mit multimedialen Lernumgebungen im Vergleich zu rein textuellen Lernumgebungen einen höheren Lernerfolg erbringt.“ (Horz, 2015: 130) Eine multimediale Lernumgebung ist zum Beispiel ein Lehrer, der seine verbalen Erläuterungen zum Beispiel durch Tafelbilder, Powerpoint-Folien o.ä. ergänzt. Aber auch eine Dokumentation im Erdkundeunterricht ist eine multimediale Lernumgebung, da der Film sowohl den auditiven als auch den visuellen Kanal der Rezipienten anspricht.

Abb. 1: Modell des integrativen Text- und Bildverstehens (Schnotz & Bannert, 2003; Schnotz 2005)

Schnotz´ Modell des integrativen Text- und Bildverstehens (s. Abb. 1) geht davon aus, „dass auf der Wahrnehmungsebene zwischen verschiedenen Sinneskanälen und auf der kognitiven Ebene zwischen verschiedenen Repräsentationskanälen unterschieden werden kann.“ (Horz, 2015: 131) Gemäß diesem Modell ergibt sich der Vorteil multimedialer Lehrangebote dadurch, dass die Informationen aus verbalem und piktorialem Kanal gemeinsam zur Konstruktion eines mentalen Modells beitragen. Meistens tritt dieser positive Effekt tatsächlich auf, jedoch gibt es auch Ausnahmen: So kann zum Beispiel ein hoch komplexes Lernprogramm (multimedial) auf dem Computer zu einer schlechteren Lernleistung führen als ein einfacher Text (monomedial).

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Jedoch nicht nur zu komplexe Lernprogramme können der Grund für „Störfelder“ beim Lernen sein: Allein durch das Lernen auf „mehreren Kanälen“ kann es zu individuellen Schwierigkeiten kommen. Schüler mit geringem Vorwissen bevorzugen oft multimediale Lerninhalte (Filme/Videos), gleichzeitig sind sie mit sehr komplexen Lernumgebungen aber meistens überfordert, da sie eine hohe kognitive Belastung bedeuten. (=> Erläuterung siehe 6.1.)

6.1.

Cognitive Load Theory

Die Cognitive Load Theory (Sweller, van MerriEnboer & Paas, 1998) unterscheidet zwischen drei kognitiven Belastungen, die im Arbeitsgedächtnis auftreten:



intrinsische Belastung: wird durch die Lerninhalte selbst bedingt; je komplexer die Lerninhalte, desto höher die intrinsische Belastung



extrinsische Belastung: entsteht durch die kognitive Belastung von Elementen der Lernumgebung, die nicht zum Verständnis beitragen, zum Beispiel dekorative Bilder



lernbezogene Belastung: ist das, was durch die kognitiven Vorgänge der Lernenden erzeugt wird, zum Beispiel Vokabellernen mit Hilfe von Reimen

6.2.

Richtlinien zur kognitiven Entlastung

Es gilt, die extrinsische Belastung so gering wie möglich zu halten und die (multimedialen) Lehrangebote dementsprechend auszuwählen. Da die kognitive Belastung mit der Verarbeitung mehrerer aufeinander folgender Informationen zunimmt, sollten sich Lehrpersonen – besonders im multimedialen Unterricht – an bestimmte Regeln halten.



Off-Loading: Ist der visuelle Kanal durch lange/komplizierte Texte oder Bilderfluten überlastet, kann ein Teil der Informationen auf den auditiven Kanal geschoben werden (=> Modalitätseffekt).



Pretraining and Segmenting: Eine visuelle und/oder auditive Überlastung kann dadurch verhindert werden, dass die Lernenden vorab geschult bzw. schon ins Thema eingeführt werden; eine weniger aufwendige und daher realitätsnähere Methode ist das Einteilen des Stoffes in kleinere Segmente.



Weeding and Signaling: Um die extrinsische Belastung zu reduzieren, sollten entbehrliche Zusatzinformationen wie dekorative Bilder, (mehrere) Fallbeispiele u.ä. aus dem Lehrmaterial entfernt oder nur die elementaren Inhalte farblich oder anderweitig markiert werden.

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Aligning und Eliminating: Entsprechend dem Weeding können unwichtige Teile des Lernmaterials entfernt werden, um die kognitive Belastung zu mindern oder die Lernumgebung wird neu/anders strukturiert (aligning).



Synchronizing und Individualizing: Sollte die Überlastung des Arbeitsgedächtnisses daher rühren, dass die Lehrmaterialien nicht gut aufeinander abgestimmt sind, kann eine bessere Synchronisierung der Informationen Abhilfe schaffen; in einer optimalen Lernumgebung sind die Inhalte und Darbietungsformen individuell auf die Lernenden zugeschnitten und daher für diese leichter zu konsumieren– dies ist aber nur selten realistisch, da mit hohem Aufwand verbunden.

6.3.

Gestaltung von multimedialem Unterricht

Neben den Regeln zur Minderung der kognitiven Belastung sollte die Lehrkraft bei der Gestaltung von multimedialen Lehrangeboten bzw. multimedialem Unterricht ein paar erwünschte sowie unerwünschte Effekte beachten:



Split-Attention Effekt: Wird ein schriftlicher Text mit Bildern (statischen oder dynamischen) kombiniert, müssen die Lernenden ihre Aufmerksamkeit im ungünstigsten Fall aufteilen, da der visuelle Kanal überbeansprucht wird => geringer Lernerfolg.



Temporale und räumliche Kontiguitätseffekte: Informationen, die zusammengehören, sollten auch räumlich und zeitlich nah beieinander liegen; langes Suchen oder Hin- und Herspringen erschwert den Wissenserwerb.



Modalitätseffekt: Die Kombination aus Textverarbeitung auf dem auditiven Kanal und Bildverarbeitung auf dem visuellen Kanal verspricht einen hohen Lernerfolg, da die Kapazitäten des Arbeitsgedächtnisses voll ausgenutzt werden können => kein Split-Attention-Effekt.



Effekt der individuellen Verarbeitungssteuerung: Schriftliche Texte können nachgelesen und/oder wiederholt werden, während gesprochene Texte „flüchtig“ sind => sollte bei schwierigen Texten beachtet werden.

7. Digitale Medien 7.1.

Studie SITES M2: Die Lernkultur im Wandel

Die digitalen Medien verändern die Unterrichtskultur mittlerweile seit Jahrzehnten und bereits 2003 wurde hierzu eine internationale Studie durchgeführt (Kozma und McGhee), deren Ergebnisse/Erkenntnisse diese Arbeit mit Hilfe eines Beitrags von Renate Schulz-Zander

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(2005) im folgenden Abschnitt präsentieren möchte. Bei der Studie handelt es sich um die SITES M2 (Second Information Technology in Education Study – Module 2) der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA). Die Studie untersucht anhand qualitativer Methoden, inwieweit sich die Rollen der Lehrkraft und der Schüler, Lernziele, Lernorganisation usw. in Zusammenhang mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) verändert haben. Grundannahme - oder „starting point“ - dieser Untersuchungen ist, dass die digitalen Medien im Unterricht einen wichtigen Beitrag zum aktiv-entdeckenden und selbstbestimmten Lernen bei den Schülern leisten (können). Die Lehrperson ist nicht länger ein reiner Wissensvermittler, sie wird vielmehr zum Lernbegleiter und -berater; dies wird zum Beispiel durch die schülerfreundliche und viel einfachere Recherche zu Unterrichtsinhalten auf Wikipedia und Co. ermöglicht. Ziel dieser Studie war es nicht, die leistungsbezogenen Effekte computergestützten Unterrichts zu ermitteln, sondern die Veränderung des Lehrens und Lernens festzuhalten. 28 Länder haben an der Studie teilgenommen, die insgesamt 174 Fallstudien über innovative pädagogische Praxis wurden von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe II durchgeführt, mit jeweils 4 Fallstudien pro Stufe. Eins der eindeutigsten Ergebnisse ist wohl, dass fast 90 Prozent der Lehrpersonen ihr Verhalten aufgrund der eingeführten Innovationen verändert hat. Statt als „Frontalprediger“ treten die Lehrkräfte anleitend und beratend auf. Ihre wichtige Funktion im Klassenzimmer wird dadurch nicht gemindert, sie hat sich nur gewandelt: In 80 Prozent der Fälle strukturiert die Lehrkraft weiterhin den Unterricht und in 76 Prozent der Fälle überwacht sie ihn. Ebenfalls interessant: In nur einem Viertel der Fallstudien ist der Lehrervortrag Teil des IKTUnterrichts, kooperative Lernformen/Gruppenarbeit (83 Prozent) und Schülerpräsentationen (66 Prozent) überwiegen deutlich. „Als Mehrwert des Einsatzes digitaler Medien sehen Lehrpersonen, dass sich bestimmte Inhalte besser bearbeiten lassen, Ergebnisse und Lösungsschritte im Arbeitsprozess der Schüler klarer dargestellt, Informationen besser strukturiert und komplexe Aufgabenstellungen einfacher bewältigt werden können.“ (Schulz-Zander: 2005) Soweit klingen die Veränderungen nach Verbesserungen oder zumindest nicht nach Verschlechterungen der Lernkultur. Aber sind diese positiv klingenden Ergebnisse die ganze Wahrheit des digitalen Unterrichtszeitalters? Renate Schulz-Zander hat sich diese Frage natürlich auch gestellt und weitere Studien zu Rate gezogen. Der nordrheinwestfälische Modellversuch „Selbstlernen in der gymnasialen Oberstufe - Mathematik (SelMa)“ hat bereits 2003 die – mitunter weit verbreitete - Erkenntnis

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gebracht, dass selbstgesteuertes Lernen, vor allem mit Hilfe digitaler Medien, den leistungsstarken Schülern eher in die Karten spielt als den leistungsschwächeren Schülern. Bei Letzteren kommt es häufig zu einer kognitiven Überlastung durch die Kombination aus neuem Lernstoff, neuen Lernmethoden und den zu benutzenden Medien. Der Einsatz digitaler Medien wirkt sich im Großen und Ganzen positiv auf die Schüler aus, die Lernmotivation wird meistens erhöht, jedoch gilt es auch die langsameren Schüler nicht zu überfordern. Die Lernenden müssen sowohl in das Konzept des selbstbestimmten Lernens als auch in die selbständige Arbeit am Computer eingewiesen werden.

7.2.

Aktueller Stand: Schlechte Ausstattung und basale Kenntnisse

Fünfzehn Jahre nach der Studie von Kozma und McGhee, im Jahr 2018, erwartet man deutlich weniger Berührungsängste oder Schwierigkeiten für Schüler im Umgang mit digitalen Medien. Längst sind die PCs, Laptops, iPads und Smartphones in fast jedem Haushalt zu finden und meistens schon sehr früh für die Kinder zugänglich. Und trotzdem sind die Computerkenntnisse sehr ungleich verteilt, „digital natives“ sitzen Kindern mit sehr basalen Fähigkeiten gegenüber. Dieses Phänomen ging bereits 2014 aus der International Computer and Information Literacy Study (ICILS) hervor, die die Computerfähigkeiten von Kindern weltweit untersuchte. Laut Studie erreichten ca. ein Drittel der Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland nur die Kompetenzstufen I und II, d.h. ihre Computerkenntnisse waren nur rudimentär. Die Erklärungen hierfür unterscheiden sich, Bildungsforscher Bos kritisierte vor allem, „die schlechte und veraltete Ausstattung an deutschen Schulen.“ Tatsächlich scheitert das Unterrichtsfach Neue Medien wohl nicht nur an mangelhaft ausgebildetem Lehrerpersonal, sondern auch daran, dass die deutschen Schulen nicht mit genügend PCs und/oder nicht mit schnellem Internet ausgestattet sind. Ende 2016 lag dem Tagesspiegel der sogenannte „Digital-Pakt“, den SPD und Union gemeinsam beschlossen haben, vor. Ihm ist zu entnehmen, dass der Bund bis zum Jahre 2021 fünf Milliarden Euro in die Breitbandanbindung, (schnelle) WLAN-Zugänge und Endgeräte wie Laptops und Tablets investieren will. Die Aufteilung der Gelder erfolgt allerdings in den Ländern/Kommunen und nicht immer ist die mediale Aufrüstung der weiterführenden Schulen ganz oben auf der Prioritätenliste. „Bilder von Kindern, die mit neuen Tablets in maroden Schulen sitzen, wären kein gutes Signal“, zitiert der Tagesspiegel Hubertus Heil (SPD).

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7.3.

Striktes Handyverbot oder smarte neue Unterrichtsideen?

Wo es an Computern fehlt, könnten eventuell die Smartphones ins Spiel kommen. So lange die Medienausstattung an vielen deutschen Schulen zu wünschen übrig lässt und die Heranwachsenden im WhatsApp-Fieber sind, könnten Lehrkräfte aus der Not vielleicht eine Tugend machen. Jedoch nehmen die Stimmen für eine sinnvolle und dosierte Nutzung der „schlauen Telefone“ im Unterricht erst langsam zu. Für viele Pädagogen, Psychologen, Wissenschaftler usw. ist der Fall klar: Smartphones haben in den Klassenzimmern nichts zu suchen, die meisten plädieren sogar für ein striktes Handyverbot an den Schulen. Doch es gibt auch Gegenstimmen, zum Beispiel die des Bestsellerautors Richard David Precht. Dem Spiegel gegenüber äußerte er sich 2014 sehr eindeutig: „Wie sollte das gehen? Die digitale Entwicklung schreitet weiter voran, schon bald wird das Mobiltelefon durch die Google-Brille ersetzt. Wir werden lernen müssen, damit Unterricht zu gestalten.“ Und auch der Kultusminister von Thüringen, Christoph Matschie, nannte ein Handyverbot „weltfremd“. Smartphones gehörten zur Lebenswirklichkeit junger Menschen. „Sie können – und sollen – nicht einfach so aus dem Alltag verbannt werden.“ In einem aktuellen Artikel vom 22.06.2018 möchte der Cornelsen Verlag Lehrkräften „Mut“ machen, neue Medien im Unterricht einzusetzen. Der pragmatische Ansatz lautet: Die Lehrkraft kann es „gut oder furchtbar finden“, Smartphone und Co. sind nicht mehr aus dem Lebensalltag der jungen Menschen wegzudenken. Während sie ihre Telefone privat vor allem für WhatsApp, Instagram & Co. nutzen, könn(t)en sie im Unterricht als Werkzeuge zur Bearbeitung von Problemen/Aufgaben etabliert werden. Gleichzeitig macht die exzessive Mediennutzung eine neue Form der Medienerziehung notwendig, die ebenfalls in der Schule stattfinden sollte. Ganz allgemein eignen sich neue Medien als didaktisch sinnvolle Ergänzung für folgende Bereiche:



Zur Speicherung und Präsentation von Arbeitsergebnissen



Als Informationsquelle oder Lernhilfe



Als Unterstützung bzw. Werkzeug zur Lösung von Aufgaben



Als Planungshilfe



Zum Austausch bzw. zur Kooperation

Smartphones, im Speziellen, bieten verschiedene (technische) Einsatzmöglichkeiten:

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als Lesegerät



als Handykamera für Fotoprojekte



als Videokamera
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