Literatur-und Medienwissenschaften Zusammenfassung PDF

Title Literatur-und Medienwissenschaften Zusammenfassung
Author Do Fi
Course Einführung in die Literatur- und Medienwissenschaften
Institution Universität Mannheim
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Literatur - und Medienwissenschaft Zusammenfassung 1. Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe 1.1 Begriffsbedeutung „Literatur" 

Extensiver (weiter) Literaturbegriff alles Geschriebene

Problem/Fragen:  Gebrauchstexte, Notizzettel etc. wären dann auch Literatur  Literatur in mündlicher Kommunikation würde ausgeschlossen werden 

Intensiver (enger) Literaturbegriff

Texte mit sinnstiftendem Potential; kulturelle Bedeutung

 Literarischer Kanon (Zusammenstellung literarischer Werke, die für eine Kulturgemeinschaft einen besonderen Wert hat) Problem/Fragen:  Def. Von Literatur hängt von Werturteil ab wer entscheidet darüber was Literatur ist?  Werturteile sind kulturhistorisch wandelbar 1.2 Definition des literarischen Textes  

Expositorische Texte (Gebrauchstexte, z.B. Kochrezept) entspricht ein Gegenstand der Lebenswelt Literarische Texte beruhen auf Imagination, Fiktionalität, Illusion und konstituieren somit Gegenstand selbst (sind fiktional, müssen nicht Realität entsprechen)

gibt jedoch auch Grenzbereiche (z.B. Montaigne: Essais)

Sprache der Literatur unterscheidet sich von Alltagssprache, Wissenschaftssprache  Kriterium der Poetizität des literarischen Textes  Problem der Wertung: Nach welchen Werten kann literarische Sprache beurteilt werden? 1.3 Rezeptionsästhetik untersucht Wirkung literarischer Texte auf Leser (Autor=Sender/Leser=Empfänger) Unbestimmtheit/Vieldeutigkeit literarischer Gegenstände Umberto Eco: „offene“ vs. „geschlossene“ Werke (Trivialliteratur=geschlossen)

1.4 Kriterien für literarische Texte    

Poetizität (sprachliche Ausarbeitung, Gestaltung) Fiktionalität (Wirklichkeitsbezug der Texte, erhebt keinen Wirklichkeitsanspruch) Polyvalenz (Vieldeutigkeit; mehrere Ebenen, Deutungen) Pragmatischer Freiraum (Texte haben keinen festgelegten Zweck)

1.5 Septem artes liberales – sieben freie Künste Quadrivium: Astronomie, Arithmetik, Geometrie, Musik Trivium: Rhetorik, Dialekt, Grammatik 1.6 Gattungen Klassifizierung literarischer Texte nach formalen, strukturalen o. inhaltlichen Merkmalen  Lyrik (Elegie, Hymne, Ode, Sonett, Kanzone etc.) Merkmale: beschreibend, Rhythmus, lyrisches Ich, relative Kürze  Dramatik (a) Tragödie, b) Komödie) Merkmale: inszenierend, Dialog + Regieanweisung, fiktive Figuren  Epik (Heldenepos, Roman, Novelle, Märchen, Kurzprosa etc.) Merkmale: erzählend/berichtend, basiert auf Geschichte, fiktive Figuren

Poetisch (metrisch gebunden):  Lyrik: Gedichte in Versform  Dramatik: Dramen in Versform  Epik: Epen in Versform Prosaisch (nicht metrisch gebunden)  Lyrik: Prosagedichte  Dramatik: Dramen im Fließtext  Epik: Romane, Novellen, Erzählungen

2. Strukturalismus und Literatursemiotik 2.1 Begriffsbedeutung „Semiotik“ = Lehre von den Zeichen (z.B. Sprache, Gestik, Mimik etc.) befasst sich mit Funktionieren von Zeichen im gesellschaftlichen Kontext und untersucht Zeichen sowie deren Gesetzmäßigkeit untersucht Kultur als Kommunikation, die sich über Zeichensysteme verwirklicht Mensch lebt ständig im Zeichensystem, verwirklicht Kommunikation über bestimmte Zeichensysteme (z.B. Mimik, Gestik, Sprache, Kleidung etc.) Semiotik geht von folgender Grundannahme aus: Alle Kommunikation vollzieht sich mittels kulturell produzierter sprachlicher und schriftlicher oder anderer audiovisueller, musikalischer, ikonischer usw. Zeichen, die in historisch und kulturell variablen Zeichensystemen organisiert sind. 2.2 Zeichensysteme  Primäre Zeichensysteme: Körpersprache im Allgemeinen (Gestik, Mimik, Stimme, Blick etc.)  Zeichensystem par excellence Bildet die Sprache; mit Sprache können wir non-verbale Zeichensysteme (Gestik etc.) beschreiben, umschreiben  Weitere semiotische Systeme Kleidung (kann z.B. Aufschluss geben über Lebensstil oder soziale Position), Kulinarische (zeichenhaft für Wichtigkeit bestimmter gelebter Werte etc.), Raumgestaltung (Art und Weise der Außen – und Innengestaltung usw.) 2.3 Literatursemiotik im Zentrum steht Interesse an Zeichenprozessen in der Literatur und in literarischer Kommunikation (was kommunizieren Texte, was überliefern sie?) 2.4 Begriffserklärung „Zeichenprozess“  Bezeichnet den Prozess einer kontinuierlichen Interpretation von Zeichen  Bezeichnet den Prozess, in dem ein Zeichen seine Wirkung entfaltet 2.5 Zeicheninterpretation (Semiose) Ein materieller Zeichenkörper hat Bedeutung für eine Zeichenbenutzer, der den Zeichenkörper interpretiert. (z.B. Ampel) Zeicheninterpretation ist abhängig von:  Einem Code (Regelsystem), der kulturell variabel ist  Dem situativen Kontext (z.B. läuft man bei roter Ampel ü. Straße wenn frei ist)

2.6 Vertreter der Semiotik - Ferdinand de Saussure Begründer der modernen Linguistik, des Strukturalismus Sein Hauptwerk: „Cours de linguistique générale“ 2.7 Strukturanalyse (nach Saussure) =Erfassen des Textes durch Zerlegen in Ebenen und Elemente; textimmanente Analyse (im Text selber) 1. Sprache konstituiert Wirklichkeit langue (schr.Sprachsystem) / parole (mündl. Ausdrucksweise) 2.Zeichenbegriff  Signifikant (Lautbild)  Signifikat (Vorstellung, Konzept) 3.Eigenschaften des sprachlichen Zeichens  Linearität  Arbitrarität (willkürlich)  syntagmatische und paradigmatische Beziehungen der Zeichen untereinander 2.8 Vertreter der Semiotik – Charles Sanders Peirce  

Für Peirce besteht Zeichen aus dreistelliger Relation; nicht wie bei de Saussure aus zweistelliger Zeichen besteht aus dreistelliger Relation zwischen Repräsentamen (Zeichenträger), bezeichnetem Objekt (Gegenstand) und einem Interpretanten (Deutungsprozess im Bewusstsein) Prozess des Deutens gemeint; nicht eine Person

=Signifikant

= Signifikat

2.9 Zeichentypen (nach Pierce) Ikonisches Zeichen (bildhaftes Zeichen), z.B. Verkehrsschilder Indexikalische Zeichen (Ursache-Wirkung), z.B. Rauch/Feuer, Torkeln/Trunkenheit Symbolische Zeichen (sprachliche Zeichen); Lautfolge steht für Gegenstand

Polysemie: einem Signifikanten entsprechen mehrere Signifikate >Mehrdeutigkeit => Beispiel: it.: la coscienza / frz.: la conscience / sp. la conciencia Homonymie: Extremfall der Polysemie; Koexistenz zweier Signifikate, die nichts miteinander zu tun haben ⇒Beispiel: |Weine| = 1. Plural von ‚der Wein‘; 2. Imperativ von ‚weinen‘ Synonymie: Existenz mehrerer Signifikanten für das gleiche Signifikat

ZEICHEN

Denotat Begrifflicher Inhalt des Zeichens Direktes Signifikat Primäre Wortbedeutung

 Am Beispiel von einer Flasche Wein: Denotat (direktes Signifikat): Flasche Wein Konnotat (indirektes Signifikat): Geselligkeit, Freundschaft

Konnotat Zusatzbedeutung Indirektes Signifikat Nebenbedeutung

3. Fiktionale Welten als Weltmodelle / Literatur als Weltzugang und Erfahrungsangebot 3.1 1.These: Literatur als dynamisches, historisch wandelbares System Ein literarisches Werk situiert sich im Rahmen diverser Kontexte:  Gesamtwerk des Autors  Gattungskontext seiner Zeit / Wechselverhältnis zu anderen literarischen Genres  Außerliterarischer, soziohistorischer Kontext seines Entstehens, etc.  „Evolutionärer Aspekt literarischer Kommunikation“ (Tynjanov)  Interaktion mit inner-außerliterarischen Diskursen/Kontexten  Historische Veränderlichkeit des Stellenwerts einzelner literarischer Gattungen  Dynamisches Verhältnis zwischen literarischen und außerliterarischen Textformen 3.2 2.These: Literatur als „sekundäres modellbildendes System“ (Lotman) Sekundär, modellbildend:  Autor nutzt primäres Material der Sprache, gestaltet es aber in besonderer Weise ästhetisch (künstlerisch), um ein Modell von Welt zu entwerfen Fiktionalität; mgl. Wirklichkeitsbezüge und Wertewelten; mgl. Erfahrungsangebot für Leser 3.3 Rahmenstrategien: Paratexte (Genette) Def.: Paratexte sind all jene verbale und nicht verbale Produktionen, die einen Text begleiten, umgeben, um ihn zu präsentieren. Handelt sich um Text, der eigentlich nicht zu einem literarischen Werk gehört, z.B. Vorwort, Titel…  2 Ausprägungen von Paratexten: Peritexte und Epitexte Peritexte: Im Umfeld des Textes situiert, innerhalb ein und desselben Bandes, wie Titel, Name des Autors, Vorwort, Widmungen, Motti, Kapitelüberschriften, etc. Epitexte: In Entfernung des konkreten Haupttextes angesiedelt, im Allgemeinen in einem der Medien (z.B. Interviews, Gespräche) oder unter dem Schutz privater Kommunikation (z.B. Briefwechsel, Tagebücher u.ä.) 3.4 Funktion Vorwort als Paratext Orientierung und Aufmerksamkeitsgewinn des Lesers durch:  Aufwertung des Textes/Themas  Auktoriale Valorisierungsdiskurse (z.B. Bemühen um Wahrhaftigkeit)  Informierend und lektüresteuernde Diskurse (Infos ü. Entstehen des Werkes etc.)

3.5 Miguel de Cervantes Saavedra: „Prólogo al lector“ als Paratext in Novales ejemplares (1613) Auktoriale Valorisierungsstrategien u. ästhetische Kommentierung:  Rückverweis auf sein eigenes Werk (Don Quijote) (implizierte Selbstaufwertung)  Ambivalenz zwischen Captatio benevolentaire (Bescheidenheit) u. implizierter Selbstaufwertung  Einführung des Freundes als Rechtfertigungs-Valorisierungsstrategie (nutzt Umweg über Freund, um sich selbst zu loben, inszenieren)  Im Vorwort wird bereits der Entwurfscharakter u. die Fiktionalität erzählerischen Tuns vorgeführt 3.6 Aufwertung des Themas / lektüresteuernde Diskurse (zu Cervantes)  Moralische Nützlichkeit der Novellen; exemplarischer Charakter, aus dem man Lehren/Nutzen ziehen kann  Originalität der Novellen durch Abfassung in kastilischer Sprache Allg.: Novellen als Erfahrungsangebot 3.7 Plädoyer für neuzeitliches künstlerischen Selbstbewusstsein (Cervantes)    

Anerkennung eigenen Schöpfertums als Werk Eigenes Ich im Zentrum Ambivalenter Schluss Gezielte Steigerung der Neugier des Lesers durch Schlüsselbegriff „misterio“

3.8 Fazit zu Vorwort Das Vorwort ist ein polyfunktionaler (mit vielen Funktionen) Paratext:  Gibt thematisch und wirkungsästhetische Orientierung für Leser  Gibt über Metapher des Spieltisches einen poetologischen Kommentar  Lässt Autor als Vertreter eines neuzeitlich künstlerischen Selbstbewusstseins erkennen 3.9 Literatur als Erfahrungsangebot u. Weltzugang am Bsp. Der Novelle: „La espagnola inglesa“    

Wurde sehr nah an historischer Realität geschrieben Wirklichkeitsbezug Somit ist historisch-politischer Kontext wichtig für Verständnis der Novelle (Geht um spanische Kolonialpolitik; Konflikt Königreich Spanien/England; Feindschaft zw. Katholischem Spanien und protestantischen England) Novelle thematisiert insbesondere pol. und rel. Feindbilder, welche dadurch hinterfragt und dekonstruiert werden können

Dekonstruktion politischer und religiöser Dualismen in der Novelle z.B. durch:  Thematische Relevanz von Raumgestaltung und Figurenkonstellation

3.10 Metapher des Spieltisches  Novelle ermöglicht Leser ein narrativ vermitteltes Erfahrungsangebot; dadurch Forderung aktiver Beteiligung des Lesers  Leser wird angeregt gängige Feindbilder zu hinterfragen, beginnt zu differenzieren; kann an Toleranz und Offenheit gewinnen  Angebot zum Erproben und Durchspielen unterschiedlicher Verhaltens - und Denkweisen

4. Narrativik 1: Erzähltheorie 4.1 Begriffserklärung Erzähltheorie, Narrativik, Narratologie = Wissenschaft vom Erzählen Erzähltheorie als systematische literaturwissenschaftliche Erforschung des Erzählens entstand in der Hälfte des 20. JH´s:  F.Stanzel: Typische Formen des Romans (1964) / Theorie des Erzählens (1994)  G. Genette: „Discours du récit“, in: Figures III (1972) / die Erzählung (1994) 4.2 Erzählanalytische Differenzierung zwischen: (nach Genette)  Histoire-Ebene: bezieht sich auf erzählte Welt („Diegese“ Frage: Was wird erzählt?)  Discours-Ebene: bezieht sich auf Art der erzählerischen Vermittlung (Frage: Wie wird erzählt?) Histoire-Ebene umfasst Bereiche wie:   

Figurencharakterisierung, Figurenentwicklung, Figurenkonstellation Handlungsstruktur und -entwicklung Räumlicher und zeitlicher Kontext (Chronotopos)

Discours-Eben umfasst Bereiche wie:    

Erzählinstanz Erzählperspektive Typen der Redevermittlung Erzählerische Zeitgestaltung

4.3 Aspekte der erzählerischen Gestaltung: Discours Genette ist genauer u. detaillierter als Stanzel! Er unterscheidet zwischen:  Stimme: „Wer spricht“  Erzählerinstanz: definiert sich durch das Verhältnis des Erzählers zur erzählten Geschichte  Heterodiegetischer Erzähler: Erzähler ist nicht Teil der erzählten Welt, der Figuren  Homodiegetischer Erzähler: Erzähler ist Teil der handelnden Figuren; dabei sind verschiedene Abstufungen mgl.:  autodiegetischer Erzähler: Erzähler ist Protagonist seiner Geschichte  Erzähler ist Beobachter oder Zeuge, er erzählt Geschichte anderer  Modus: „Wer nimmt wahr“  Perspektive: Aus welcher Sicht wird erzählt Nullfokalisierung: Weit- und Überblick, Einblick in die Gedankenwelt von Figuren, Mehrwissen gegenüber Figuren, Kommentare mgl. Interne Fokalisierung:  feste interne Fokalisierung: Perspektive einer Figur wird konstant beibehalten  variable interne Fokalisierung: die fokale Figur wechselt multiple interne Fokalisierung: ein und dasselbe Geschehnis wird nacheinander aus mehreren Perspektiven dargestellt (typisch für den Briefroman) Externe Fokalisierung: Zeigt das Geschehen kameragleich ‚von außen‘; neutrale Beschreibung, unkommentiert  Zeit: Wie wird Zeit durch erzählerischen Akt gestaltet? (nicht so wichtig in Klausur)

F.Stanzel unterscheidet zwischen verschiedenen Erzählsituationen:  Auktoriale Erzählsituation: Erzähler außerhalb der erzählten Welt, Allwissenheit, olympischer Standpunkt, Distanz zum Geschehen, Einblick in Gedankenwelt der Figuren, Tendenz zu berichtender Darstellung  Personale Erzählsituation: Erzähler außerhalb der erzählten Welt, kann auch durch eine Figur als Perspektivträger auftreten oder einfach als neutraler Erzähler, Tendenz zur szenischen Darstellung  Ich - Erzählung: Erzähler ist zugleich handelnde Figur, erzählen in erster Person, befindet sich innerhalb erzählter Welt, Einblick nur in Gedankenwelt des Ich-Erzählers (somit beschränkt)

4.4 Vergleich der Kategorien von Stanzel und Genette

4.5 Typen der Redevermittlung 1. Diegetische Zusammenfassung/Erzählerbericht: = Zusammenfassung des Gesagten durch Erzählinstanz Bsp.: Der Vater sprach mit Grete und erzählte ihr von einem Nest, das er am Tage zuvor in seinem Garten gefunden hatte. 2. Indirekte Rede: = Vermittlung der Rede durch Erzählerinstanz; Inquit-Formel („er/sie sagte, dass“) Bsp.: Der Vater sagte zu Grete, dass er am Tage zuvor ein Nest in seinem Garten gefunden hätte. 3. Erlebte Rede / freie indirekte Rede: = Fehlen der Inquit-Formel, Oszillieren zwischen indirekter Rede und direkter Rede: Erzähler ist noch spürbar, vermittelt das Erzählte (vgl. Tempus), aber klare Annäherung an die Wahrnehmung der Figur, Möglichkeit von Interjektionen oder Ausrufen Bsp.: Ja, er hatte wirklich gestern ein Nest in seinem Garten gefunden! Obwohl er gar nicht danach gesucht hatte.. 4. Direkte Rede: = wörtliches Zitat der Figurenrede, Inquit-Formel, Rede der Figur durch Zeichensetzung (z.B. Anführungszeichen) Bsp.: Der Vater sagte zu Grete: „Weißt du, ich habe gestern ein Nest in meinem Garten gefunden.“ 5. Freie direkte Rede und innerer Monolog: = unvermittelte Wiedergabe von Figurenrede oder Gedanken einer fiktiven Figur, keine Inquit-Formel, meist ohne Anführungszeichen Bsp.: Erst viertel vor Zehn?.. Mir kommt vor, ich sitz´ schon drei Stunden in dem Konzert. Ich bin es halt nicht gewohnt.. Was ist denn eigentlich?......etc. �

5. Narrativik II: Romananfänge und ihre Interpretation 5.1 Romananfänge und ihre möglichen Funktionen  es gibt 2 Varianten:  ab ovo: Ereignisse werden von Beginn an erzählt (traditionell)  in medias res: Beginn mitten in der laufenden Handlung Romanenden: ebenfalls 2 Varianten:  traditionell geschlossenes Ende  offenes Ende 5.2 Funktionen Beginn eines traditionell erzählten Romans  Einführung in wichtige Aspekte der histoire-Ebene:   

räumliche und zeitliche Kontextualisierung erste Hinweise auf mgl. Entwicklung der Handlung Einführung wichtiger Figuren bzw. Konstellationen

 Einführung in wichtige Aspekte der discours-Ebene:   

Orientierung des Lesers in Hinblick auf Erzählinstanz und Erzählweise Einführung in Regeln, nach denen Roman konzipiert ist Information darüber, in welchem ästhetischen/narrativen System der Text kodiert ist

5.3 Epoche des Realismus   

Bewusste Hinwendung der Autoren zur zeitgenössischen, gesellschaftlichen Wirklichkeit Legt Wert auf wahrheitsgetreue Darstellung der Wirklichkeit Gesellschaftskritisch; Realismus will Konflikte über Literatur übermittlen

5.4 Honoré de Balzac (1799-1850)   

Einer der bedeutendsten Romanciers des franz. Realismus Le père de Goriot ist Teil eines Gesamtprojekts: La comédie humaine mit dem Ziel, Geschichte und die Kritik an der Gesellschaft darzustellen Erstmals Technik der wiederkehrenden Figuren

5.5 Analyse des Romanbeginns: Le père de Goriot  Einführung in wichtige Aspekte der Histoire-Ebene: Raum-zeitliche Kontextualisierung:    

Genaue Zeitangabe Präzise Beschreibung der Lage der Pension Vauquer Räumliche Darstellung als Mittel der Wertung + als Mittel der impliziten Figurencharakterisierung Detaillierte Beschreibung der Stockwerke in aufsteigender Bewegung

 Einführung wichtiger Figuren-bzw. Figurenkonstellationen

   

Gesellschaftliche Repräsentanz der Figuren z.B.: Goriot=Karriereweg des Kleinbürgers zw. Revolution und Restauration, Mme Vauquer: durch Verarmung gekennzeichnete bürgerliche Wirklichkeit kritische Darstellung einer Gesellschaft Sonderstellung einzelner Figuren früh erkennbar (z.B.: Leidensschicksal Goriots)

 Einführung in wichtige Aspekte des erzählerischen Diskurses   

Extradiegetisch-heterodiegetische Erzählinstanz (Erzähler außerhalb) Auktoriale Erzählfunktion/Nullfokalisierung: sukzessive Verengung von Wahrnehmung Erzähler manifestiert sich (durch Kommentare, Wertungen) und spricht Leser direkt an

 Verfahren für Eindruck von Wirklichkeitstreue   

Genaue zeitliche Angaben und Verweise Detailreiche Beschreibungen Nutzung verschiedener Sinne bei Beschreibung

 Traditioneller Romanbeginn (Leser bekommt alle Infos) 5.6 Bruch mit traditionellen Erzählmustern im Nouveau Roman Nouveau Roman=Sammelbezeichnung für eine v.a. in den 50er Jahren in Frankreich sich entwickelndes Romangenre spezifischer Ausprägung  

Ziel einer radikalen Erneuerung des Romans Ablehnung des trad. Realistischen Romans; Elemente des herkömmlichen Erzählens werden hinterfragt

 suche nach neuen Ausdrucksformen  Nouveau réalisme: Notwendigkeit, der veränderten gesellschaftlichen Wirklichkeit durch eine angemessene Kunstform zu begegnen  enthüllende Funktion: Romane sollen veränderte Welt neu sehen lehren  Wichtigkeit der écriture (Wie ich schreibe und erzähle soll in Vordergrund; Histoire in den Hintergrund  Ablehnung jeden pol.-soz. Engagements Analyse des Romanbeginns: Funktionen    

Ausschnitt ist nicht als Romanbeginn kenntlich, wirkt wie Auszug mitten aus einem Roman Keine üblichen Angaben über Ort, Zeit, Personen Statt Progression Eindruck von Wiederholung Zerstörung von Chronologie

 auf discours-Ebene:



Keine Orientierung durch trad. Erzählerinstanz

Stattdessen: Beschreibung von Licht und Schattenwanderungen; registrierender Blick; Erzählerinstanz scheint nicht greifbar  auf histoire-Ebene:    

Figuren sind entindividualisiert Keine Handlungsentwicklung Auflösung chronologischer Handlungsführung Wiederholungsstrukturen

6. Narrativik III: Textauszüge zur Analyse des narrativen Diskurses  Alle Texte gut durchlesen und verstehen; befinden sich im Ordner

7. Lyrik 7.1 Rainer Warning: Methodologische Erwägung- Umgang mit lyrischen Texten Formen der A...


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