Mediensoziologie Skript PDF

Title Mediensoziologie Skript
Course Mediensoziologie
Institution Universität Siegen
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Mediensoziologie Hoffmann SS18...


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1)Einführung Mediensoziologie Soziologie unterscheidet • Massenphänomene (Breitenphänomene) • Minderheitenphänomene • Einzelphänomene (singuläre Ereignisse) Aufgaben der Soziologie • zu enthüllen • aufzuklären • bewusst zu machen Sie macht dies mittels: • Beobachtungen und Teilhabe an Gesellschaft • Empirischen Untersuchungen Frage: Was sind die wesentlichen Kennzeichen einer Soziologie der Medien? Makro 

Erforschung von Gemeinsamkeiten und Gegensätze in großen sozialen Gebilden



Aufgezeigt werden dieEntwicklung und Veränderung

Mikro  gesellschaftlicher Phänomene. Beobachtung des individuellen menschlichen Verhaltens  Im Fokus stehen die direkten Beziehungen und Kontakte der Menschen zueinander.

2) Interaktion und Kommunikation Leitfragen Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 18.4.2018 2  Was wird als Interaktion, was als Kommunikation bezeichnet?  Welche Formen der Interaktion und Kommunikation gibt es und wieunterscheiden sie sich?  Welche Rolle kommt der medienvermittelten Kommunikation zu? Kernthesen/Zitate Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 18.4.2018 3 „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Paul Watzlawick) „Wer sich selbst versteht, kommuniziert besser.“ (Friedemann Schulz von Thun) „Ohne Kommunikation keine Interaktion – ohne Interaktion keine Kommunikation“ (Heinz Bonfadelli) „Die größten menschlichen Errungenschaften sind durch Kommunikation zustande gekommen – die schlimmsten Fehler, weilMenschen nicht miteinander geredet haben.“ (Stephen Hawking) Grobunterscheidung Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 18.4.2018 4 „Die beiden Begriffe (I/K) bezeichnen [...] nicht unterschiedliche Dinge, sondern sind wie zwei Seiten einer Münze: Es sind je andere Sichtweisen oder Perspektiven desselben Phänomens: Mit Interaktion bezieht man sich mehr auf die Beziehungsebene zwischen zwei Personen A und B, mit Kommunikation meint man die Inhaltsebene“. (Bonfadelli et al 2005) Was ist Interaktion? Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 18.4.2018 5 = wechselseitige Aufeinander-Bezogenheit von Handlungen = was zwischen den Handlungen passiert u. sich vollzieht = Koordination von Verhalten „Interaktion meint im soziologischen Sinne die Wechselwirkung zwischen Handelnden. Nimmt man eine dyadische Interaktion als Bezugsrahmen, so beschreibt der Begriff den Prozess aufeinander bezogenen Handelns zweier Akteure“. Bezugsdimensionen von Interaktion (schrittweise) Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 18.4.2018 6 (1) Wechselseitigkeit Menschen wirken für sich und aufeinander ein; beobachten und beobachtet werden (und darum wissen); wechselseitig wird ein Motiv des Handels unterstellt; Weil-Motive, Um-zuMotive Bezugsdimensionen von Interaktion Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 18.4.2018 7 (2) Doppelte Kontingenz Die Gesamthandlung ist an zwei Stellen (ego und alter) fortlaufend kontingenten Sinnselektionen unterworfen, mit denen die jeweils nächste Sinnselektion „zu rechnen“ hat, ohne diesen Prozess still stellen oder revidieren zu können. Bezugsdimensionen von Interaktion Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 18.4.2018 8 (3) Intersubjektivität

Aushandlungsprozess von Sinn und Bedeutung und der gegenseitige Nachvollzug des Geschehens Verstehensprozess, was geht hier gemeinsam vor Einseitigkeit / Wechselseitigkeit/(Un-)Mittelbarkeit

Anwesenheit/Ko-Orientierung Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 18.4.2018 10 (Schmidt 2018, S. 21) Interaktion als kumulative Wechselseitigkeit = Abfolge von Handlungen, Aktion  Reaktion, auch asynchron Reduzierte Symptomfülle schränkt die Ausdrucksmöglichkeiten ein (Kanalreduktion), Zeitversetzung (Asynchronizität) verhindert unmittelbare Reaktionen, und die Trennung von Produktion (Handeln) und Rezeption (Wahrnehmen) verunmöglicht einen kontinuierlichen Zugang zum Anderen. Anwesenheit/Ko-Präsenz Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 18.4.2018 11 (Schmidt 2018, S. 22) Interaktion als Ko-Präsenz = Interaktionen finden situativ synchron statt und zeichnen sich durch Symptomfülle, Simultanität und Unmittelbarkeit aus, was zusammengenommen eine besondere Form der Aufeinander- Bezogenheit hervorbringt. Was ist Kommunikation? Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 18.4.2018 13 Kern des Kommunikationsbegriffs ist das Einwirken auf andere durch die Vermittlung von Information und nicht – wie im Falle des Begriffs der Interaktion – die Koordination von Verhalten. 1. Ebene: Symbolvermittlung („A-B-X-Schema“, „zwei oder mehr Individuen [...], die in Bezug auf etwas drittes sich ‚koorientieren’“, Zuweisung einer geteilten Bedeutung. 2. Ebene: Mitteilungsabsicht, Kundgabehandeln, Ausdruckshandeln, Mittel zur Herstellung von Gemeinsamkeit und Gemeinschaft Was ist Kommunikation? Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 18.4.2018 14 Vermittlung von Botschaften und Bedeutungen, wobei es immer einen Kommunikator (Sender) und einen Rezipienten (Empfänger) gibt. A -> B (uni-direktional) A proletarischen Charakter Mainstream

6) Cultural Studies Charakteristika des Manipulationsparadigmas In der Soziologie trennt man zwischen individuellem und gesellschaftlichem Bewusstsein. Das gesellschaftl. Bewusstsein … • wird als die Gesamtheit der ideellen und realen Gemeinsamkeiten menschlicher Orientierung und daraus abgeleiteter Handlungen verstanden, die überhaupt erst Gesellschaft möglich macht. • gilt als das Produkt der gesamten historischen Entwicklung der Gesellschaft. • hat jedoch nur eine relative Selbständigkeit, denn es existiert nicht unabhängig von der Summe der individuellen Bewusst seine. Brüche der CS mit den Mainstream-Kommunikationswissenschaften 1. Verabschiedung vom Reiz-Reaktions-Schema/Behaviorismus 2. Verabschiedung von der Annahme, die Botschaft habe eine transparente Bedeutung 3. Verabschiedung vom passiven Publikum 4. Neue Sichtweise: Medien spielen in der Zirkulation und Sicherung dominanter ideologischer Definitionen und Repräsentationen eine entscheidende Rolle. Annahmen und Erkenntnisse Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 | 16.5.2018 14 Kultur wird grundsätzlich hegemonial ausgehandelt und umfasst die Gesamtheit von Lebensweisen und Organisationsmustern. Der Begriff der Kultur, wie er von den Vertretern der CSn verwendet wird, impliziert gesellschaftliche Machtverhältnisse und betont immer die politisch ideologische Komponente. Annahmen und Erkenntnisse Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 | 16.5.2018 15 Anhand der Rezeption etwa von Action-Detektivkrimis oder Musikvideos können dominante und oppositionelle Lesarten von unterschiedlichen Fernsehbeiträgen (Medientexten) erläutert werden, die immer vor dem Hintergrund der herrschaftlichen und kulturellen Verhältnisse gedeutet werden können bzw. Müssen. Grundsätzlich gilt: Alle Medientexte sind polysem.

8. Medien, Identität, Sozialisation 19 Bonfadelli plädiert für eine interdisziplinäre Begriffsbestimmung: Sozialisation kann als Prozess der Entwicklung der Persönlichkeit im Sinne der Herausbildung einer sozialkommunikativen Kompetenz verstanden werden und zwar in Abhängigkeit und in aktiver Auseinandersetzung mit verschiedensten Sozialisationskontexten, die selbst wiederum zu thematisieren sind als historisch-gesellschaftlich vermittelte. Sozialisationsperspektive in der Massenkommunikationsforschung Sozialisation erscheint einerseits als das strukturelle Gesamt der Verhaltensweisen (z.B. der Eltern) und im weiteren als alle Faktoren der soziokulturellen Umwelt überhaupt, die sozialisierend auf den Heranwachsenden einwirken im Sinne der „Sozialmachung“, andererseits als Teilprozess des Werdens der Persönlichkeit als Lernen und als aktive Auseinandersetzung mit Verhaltensweisen, Normen und Werten, also als Ausdifferenzierung einer sozial-kommunikativen Kompetenz, d.h. als Prozess der Veränderung im Subjekt selbst. Sozialisationsperspektive in der Massenkommunikationsforschung Medienzuwendung erfolgt als aktives, sinnhaftes, soziales Handeln. Dieses Handeln wird von objektiven und subjektiven Bedingungsfaktoren, von psychischen und sozialen Lebensumstände determiniert. Objektive Bedingungsfaktoren: finanzielle, technische und soziale Verfügbarkeit über Kommunikationsmittel Subjektive Bedingungsfaktoren: Kommunikationsrelevante Bedürfnisse und Erwartungen oder Decodierungsfähigkeiten Sozialisationsperspektive in der Massenkommunikationsforschung Der Einfluss bzw. die Wirkung der Medien sind in der Perspektive Bonfadellis davon abhängig, wie das Individuum sich kommunikativ verhält und die Information der Medien in seine alltägliche soziale Wirklichkeitsbewältigung aktiv integriert, sodass diese je spezifisch subjektive und situationsbezogene Funktionen für ihn erfüllen. Unterscheidung von motivationale Komponenten, die als Orientierungs- oder Entscheidungsprobleme die konkrete Informationssuche stimulieren oder aktivieren und steuernde Faktoren, die als Nutzungsfertigkeiten den Informationstransfer und die Lernleistung beeinflussen. Sozialisationsperspektive in der Massenkommunikationsforschung Der Prozess der Mediensozialisation als Erwerb von Kenntnissen, Fertigkeiten und Motivationen im Umgang mit den verschiedenen Medien und ihren Inhalten kann nicht losgelöst von konkreten Sozialisationskontexten betrachtet werden. Mediensozialisation kann nur verstanden werden, wenn der Prozess der persönlichen Bewältigung der Alltagswirklichkeit miteinbezogen wird. Die Alltagwirklichkeit kann u.a. an den sozialen Strukturen abgelesen werden. Die Betrachtung der ‚reinen‘ Mensch-Medien-Interaktionen ist immer unzureichend. Herausforderungen für empirische Untersuchungen • Extraktion mediale und soziale Welten • alle Sozialisationsfelder nicht erfassbar • Sozialisation über einen längeren Zeitraum • Menschen können ihre Mediensozialisation nicht 1.1 rekonstruieren • Mikro-Makro-Dilemma

9. Mediatisierung Leitfragen Was versteht man unter Mediatisierung? Wie verhalten sich Individualisierung, Globalisierung und Mediatisierung zueinander? Inwieweit lassen sich Medienphänomene mittels des Mediatisierungskonzepts (Meta-Theorie) beschreiben, erklären und deuten? Wissenschaftliche Perspektiven • Menschenbild und Subjektverständnis • Wissenschaftsverständnis (Analyse, Reflexion, Erfahrung etc.) • Wissenschaftstraditionen • Methodenrepertoire • Erklärungsanspruch • Intention und Auftrag (Warnung, Implikationen etc.) Perspektiven der Mediensoziologie • Werturteilsfreiheit • Analyse und Reflexion • deutend und verstehend • hohe Komplexität und größtmöglicher Erklärungsanspruch • Deutungsangebote, die die Mitglieder der Gesellschaft nutzen oder auch verwerfen können Grundannahme - mediales Handeln in der Gegenwartsgesellschaft „Medien entfalten ihre gesellschaftlichen Wirkungen, weil sie Bestandteil von sozialen Praktiken sind, die sich erst über die konkreten Einsatzmöglichkeiten und Auswirkungen bestimmen.“ 8 Münch & Schmidt 2005, S. 204 These - mediales Handeln in der Gegenwartsgesellschaft Der Dualismus von natürlicher, sozialer und medialer Wirklichkeit ist in der modernen Gesellschaft, die durchdrungen ist von medialen Informationen, wenig sinnvoll.  Soziale, unmittelbare vs. mediale Erfahrungen  Primär-/Sekundärerfahrungen  Online/offline-Welten  (virtuelle) Identität

Mediensoziologie versus Kommunikationswissenschaft Kommunikationswissenschaft Mediensoziologie

Mediatisierung – Medienbegriff Medien werden als etwas verstanden, „das Kommunikation modifiziert, verändert, sie sich ausdifferenzieren lässt und zum Entstehen neuer Interaktions- und Kommunikationsformen führt. Medien sind deshalb […] Inszenierungsmaschinen, insofern sie Kommunikate bereit stellen, andererseits Erlebnisräume, insofern sie genutzt, rezipiert, angeeignet werden.“ Mediatisierung Mediatisierung meint „den Wandel gesamtgesellschaftlicher wie individueller Kommunikationspraktiken auf unterschiedlichen Ebenen, die sich neuer und veränderter medialer Potenziale bedienen, und die damit zusammenhängenden Folgen für Alltag und Lebensbereiche, Wissensbestände, Identität und Beziehungen der Menschen sowie Kultur und Gesellschaft.“ Mediatisierung als Metaprozess Mediatisierung ist ein Metaprozess und kann als Prozesskonstrukt bezeichnet werden. Es charakterisiert den Prozess sozialen und kulturellen Wandels, der dadurch zustande kommt, dass immer mehr Menschen immer häufiger und differenzierter ihr soziales und kommunikatives Handeln auf immer mehr differenzierte Medien beziehen. Verbindung dreier Theoriediskurse 1. Verständnis von (Medien-)Kommunikation als symbolisches Handeln ( Symbolischer Interaktionismus) 2. Betrachtung des Medien- und Gesellschaftswandel in Langzeitperspektive ( Mediumstheorie) 3. Beschreibung der Wechselbeziehung von Kultur, Medien und Macht ( Cultural Studies) Meta-Prozess Der Prozess Mediatisierung vermeidet einen Endstand wie Wissensoder Informationsgesellschaft zu postulieren.

 offenes, unabgeschlossenes Projekt Zugänge • nicht über Einzelmedien • nicht über Einzelphänomene Beispiele Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 | 6.6.2018 22 Veränderungen des Zusammenlebens und der Kommunikation • durch komplementäre und überlappende Kommunikationsräume (online/offline) • durch andere Zugänge der Erreichbarkeit (always on) • Kommunikations- resp. Verabredungskulturen • Bewältigung von Wegstrecken/Navigation • Mobile Arbeitsnomaden

Medien und Körper Fragen zum Konnex „Medien und Körper“ In welchem Verhältnis stehen Körper und Medien zueinander? Wie lässt sich Körperhaben und Körpersein unterscheiden und warum ist diese Unterscheidung nützlich? Welche Bedeutung kommt welchen Medien beim körperbezogenen Handeln zu? Welche Funktionen übernehmen Medien in Bezug auf die Herstellung des (Körper-)Selbstbildes und Identitätskonstruktion? Wie verändern sich in mediatisierten Gesellschaften Wahrnehmungs- und Kommunikationsprozesse in Bezug auf Körperästhetiken? Kultivierungshypothese (in Anlehnung an Gerbner 1986) Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 20.6.2018 20 • Annahme, dass eine regelmäßige Zuwendung zu Medienformaten, die bestimmte Körperund Schönheitsbilder thematisieren und propagieren, eine entsprechende, d. h. ‚medienkonforme‘, Beeinflussung zur Konsequenz hat. • Konstruktion einer bestimmten Sicht der Wirklichkeit, die in die eigene Lebenswelt adaptiert und somit kultiviert wird. • Kontinuierliche mediale Wiederholung sozialer Phänomene, Narrative und Stereotype verstärken bestimmte Eindrücke dauerhaft. • Demzufolge tritt bei RezipientInnen, die besonders medienaffin, der Effekt ein, dass sich für sie die gesellschaftliche Realität verzerrt und zwar in Richtung der dargestellten Medienbilder/-welt.

Theorie des sozialen Vergleichs (in Anlehnung an Festinger 1954) Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 20.6.2018 21 • Soziale Vergleichsprozesse finden vor allem dann statt, wenn ein objektiver Maßstab auf das eigene Körperbild fehlt. • Da Individuen in der Regel bestrebt sind, die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu verbessern, dienen ihnen andere Menschen mit ihren Einstellungen und Kompetenzen als Vergleichsgröße. • Menschen vergleichen sich horizontal, d.h. mit eher Gleichgesinnten (peers), oder aber abwärts, d. h. mit Menschen, die ihnen eher unterlegen sind. • Ziel des Abwärtsvergleichs ist es, durch die wahrgenommene Überlegenheit das subjektive Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl zu steigern. • Der Aufwärtsvergleich beinhaltet eine motivationale sowie informative Dimension. Ausgetestet und geprüft werden Möglichkeiten der Verbesserung und des noch Erreichbaren.

Sozial-kognitive Theorie – Lernen am Modell (in Anlehnung an Bandura 1986) Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 20.6.2018 22 • Mehrphasenmodell, das zu beschreiben versucht, welche Lernprozesse und Beziehungen zwischen einem Individuum, den Medien und der sozialen Umwelt bestehen. • Der Beobachtende durchläuft vom Erlebten bis zur Ausführung eines Verhaltens vier Verarbeitungsphasen, die das Beobachtungslernen steuern: 1. Aufmerksamkeitszuwendung, 2. Behaltensphase, 3. Reproduktionsphase und 4. Motivationale Phase. • Eine Grundvoraussetzung ist, dass einem die Person nahe ist, und dass man sich mit ihr in irgendeiner Weise identifiziert. Vermutet der/die Beobachter/in hinter dem gesehenen

Verhalten der Medienperson einen Erfolg, dann ist die Wahrscheinlichkeit der Nachahmung größer. • Personen, die einen höheren sozialen Status als der/die Beobachter/in haben, werden eher nachgeahmt, als Personen mit gleichem oder niedrigerem Status. Sozial-kognitive Theorie – Lernen am Modell (Bandura 1986)

Multiple Bildaneignung Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 20.6.2018 24 • Komplexität des Begriffes der Aneignung • lesen (dominant, ausgehandelt, oppositionell) • deuten und interpretieren • für sich und die Identität nutzbar machen • internalisieren • modifizieren • verfügbar zu haben • eher selten im Sinne der Nachahmung oder vollständigen Adaption Multiple Bildaneignung Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 20.6.2018 25 • Verfügbarkeit von Bildern • Subjektive und unpräzise Erinnern (Rekonstruktion) • Erinnern und Bewerten von Bildern ist nicht nur kulturspezifisch, sondern erfolgt auch lebensphasenabhängig Bedingungsfaktoren für die Aneignung von Körperbildern • „Was ist schön? oder: „Welche Körper sind schön?“ oder „Was ist ein attraktiver Körper?“ • Aus dem Sammelsurium von angeeigneten Bildern und sozialen Erfahrungen kreieren Menschen eine Antwort (Keppler 2000) • Das ergibt ein Puzzle, eine Vielfalt und vermutlich keine Einheit. • Menschen sehen mitunter nur, was sie sehen wollen.  Nutzen und Gratifikation - Sense-making of appropriating images Reklamation einer phänomenologischen Betrachtungsweise Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 20.6.2018 28 • interdisziplinär und multiperspektivisch • Berücksichtigung des Mikro-Makrodilemmas • Konsequent mit Zeitbezug (Woher kommt die Annahme, das mediale Bilder normativ wirken?) • Rekonstruktion der Genese individueller Körperbilder • Relativierung der Wirkmächtigkeit

Digitale Subjekte Personal Publishing Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 11.7.2018 8 • Privatpersonen agieren nunmehr als Medien- respektive Kulturamateure • Digitale Medien(dienste) als Instrumente und Bühne für ihre Geschichten • Narrationen in textueller, auditiver und/oder (audio-)visueller Darbietungsform • die kommunikative Architektur der sozialer Medien wird zuweilen spontan und unbedarft, experimentell und/oder strategisch be- und ausgenutzt • zumeist ohne professionelle Kenntnisse oder spezielle strukturelle Ressourcen zumeist sind Autor/in sind und Urheber/in sichtbar (ggf. mit Nickname oder Pseudonym) • Narrationen fiktional oder dokumentarischen oder politischen Charakter • einfache Distribution und dauerhafte Speicherung • Kontrolle über das Publikum nur bedingt möglich ist, da Inhalte nahezu beliebig geteilt werden können • Reaktionen auf die Erzählungen mitunter unberechenbar -> Beispiel: DorFuchs Subjektivierung – Subjektwerdung – Selbstbildung Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 11.7.2018 14 Identitätstheorien // Theorien des Selbst Subjekttheorien // Technologien des Selbst Konstruktion der Identität // Bildung des Selbst Erzählen Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 11.7.2018 16 Das Erzählen wird weder als ein nur rationales noch als ein nur beschreibendes Tun verstanden. „Es schließt Emotionen und Stimmungen sowie Reflexionen ein, die sich sowohl im Handlungsprozess der Erzählung als auch in der Geschichte abbilden bzw. wiederfinden.“ (Schachtner 2016: 34). Erzählen ist Kultur- und Lebensform und es transzendiert die „Unmittelbarkeit menschlichen Daseins“ (ebd.: 30). Funktionen des Erzählens Dagmar Hoffmann | Mediensoziologie | Sommersemester 2018 ‐ 11.7.2018 17 1. Es kann als Technologie der Selbstkonstruktion verstanden werden, indem versucht wird, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken (Impression Management). 2. Über die ...


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