Rassismus Hausarbeit PDF

Title Rassismus Hausarbeit
Course Fachdidaktisches Seminar
Institution Universität Siegen
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Hausarbeit...


Description

Rassismus als pädagogische Herausforderung im Bildungswesen

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung !

3

2. Der Rassismusbegriff !

4

3. Rassismus als pädagogisches Problem!

6

4. Diskriminierung durch die Schule und in der Schule !

7

5. Zielsetzungen antirassistischer und rassismuskritischer Bildungsarbeit !

9

6. Resümee!

12

7. Quellen !

13

1. Einleitung Rassismus ist kein seltenes Phänomen, welches nur in einer bestimmten Ebene oder auf eine bestimmte Art und Weise stattfindet. Rassismus wird in Diskursen von allen Menschen in der Gesellschaft thematisiert und ist daher nicht nur ein „Problem“ oder im Allgemeinen, ein Thema einer bestimmten Minderheit sondern vielmehr ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Eine rassistische Einstellung entsteht in der Regel nicht einfach von heute auf morgen in den Köpfen der Individuen, vielmehr impliziert sie einen Prozess, der sich mit der Zeit beim Einzelnen entwickelt hat. Dieser Prozess beginnt häufig mit Typisierungen und Stereotypen, die die Gefahr bergen sich zu Vorurteilen zu entwickeln und im weiteren Verlauf schnell zu rassistischen Äußerungen werden und schließlich zu einer rassistischen Einstellung voranschreiten können. Verschiedene Faktoren wie Medien und soziales Umfeld, können dabei einen maßgeblichen Einfluss haben und solche Typisierungen und Stereotypen sogar begünstigen. Um diesen Verlauf möglichst entgegenzuwirken und stattdessen eine rassismuskritische Haltung zu fördern, wird in diesem Zusammenhang Bildungsinstitutionen, als wesentlicher Bestandteil des sozialen Umfelds, eine wichtige Aufgabe zuteil. Die Frage nach angemessenen pädagogischen Strategien und Konzepten gegen Rassismus ist Gegenstand zahlreicher Diskussionen in Wissenschaft und Bildung. Wie soll auf Rassismus beziehungsweise auf unterschiedliche Rassismen reagiert werden und was kennzeichnet ein sinnvolles Interventionskonzept? Nach diesen Fragen orientiert sich diese kurze Ausarbeitung zum Thema „Rassismus als pädagogische Herausforderung im Bildungswesen“.

2. Der Rassismusbegriff Zunächst einmal ist festzuhalten, dass es nicht eine allgemeingültige und eindeutige Definition von Rassismus gibt. Da der Rassismusbegriff recht komplex und nicht trennscharf zu fassen ist, existieren eine Vielzahl von Definitionen zu diesem Termini. Laut Duden ist Rassismus im Allgemeinen ein (rassen-)ideologischer Charakter, der bestimmte Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer biologischen Merkmale als den Anderen gegenüber unterlegen und minderwertig markiert (Duden, S. 652). Um den Blickwinkel ein wenig zu erweitern, wird im Folgenden der Bedeutungsansatz von Birgit Rommelspacher zum Begriff „Rassismus“ näher beleuchtet. Rommelspacher bezeichnet Rassismus als „ein System von Diskursen und Praxen, die historisch entwickelte und aktuelle Machtverhältnisse legitimieren und reproduzieren“ (Rommelspacher, S. 29). Dabei werden Differenzen vereinheitlichter Gruppen auf biologische und damit unveränderliche Merkmale zurückgeführt und somit naturalisiert und homogenisiert, um grundlegend darauf Machtverhältnisse zu legitimieren (vgl. ebd.). Nach Rommelspacher ist Rassismus ein gesellschaftliches Verhältnis, da es sich dabei nicht nur um individuelle Vorurteile handelt, sondern vielmehr um eine Legitimation von gesellschaftlichen Hierarchien, da durch den Rassismus Gruppen in eine Rangordnung gebracht werden. Durch eine rassistische Klassifizierung, werden Individuen aufgrund ihrer Differenzen minderwertiger behandelt und von der Gesellschaft sukzessive ausgeschlossen, indem sie als „Die Anderen“ angesehen und beschrieben werden. Des Weiteren ist der Rassismusbegriff nicht als ein Sammelbegriff für alle Formen von Diskriminierung zu betrachten, da Rassismus sich in verschiedenen Ausdrucksformen widerspiegelt. Drei wesentliche Formen des Rassismus lassen sich wie folgt unterscheiden: Der strukturelle Rassismus beschreibt die Ausgrenzung des gesellschaftlichen Systems, durch ihre politischen und ökonomischen Strukturen (Rommelspacher, S. 30). Der institutionelle Rassismus hingegen bezieht sich auf „bewährte Handlungsmaximen“ und „etablierte Wertevorstellungen“, wohingegen der individuelle Rassismus auf persönliche

Handlungen und Interaktionen zurückzuführen ist (ebd.). Paul Mecheril führt noch eine weitere Ebene des Rassismus an, und zwar die des kulturellen Rassismus, die etwa durch mediale Berichterstattung entsteht (2004). Zudem tauchen in wissenschaftlichen Diskursen häufig Begriffe wie Alltagsrassismus, Neo-Rassismus, neuer Rassismus, kultureller Rassismus etc. auf. Daraus wird deutlich, dass unterschiedliche Betrachtungsweisen und Konzepte des Rassismus existieren. Obwohl eine Vielzahl an Bedeutungsansätzen zum Rassismusbegriff vorhanden ist, überschneiden sich zahlreiche Definitionen in folgenden Gesichtspunkten: Rassismus scheint stets auf eine Ideologie zurückzuführen, die

biologisch

begründete Ungleichheiten herstellt und auf die Idee menschlicher „Rassen“ beruht. Somit lässt sich eine rassistische Haltung grundsätzlich daran festmachen, dass Differenzen als angeboren und unveränderlich markiert werden und charakteristisch als typische Wesensmerkmale einer bestimmten Gruppe gemacht werden. In der Regel wird dies als Rechtfertigung genommen, um sich von dieser Gruppe abgrenzen zu können. Sie werden vom gesellschaftlichen Zusammenleben kategorisch ausgeschlossen und erfahren eine als minderwertig angesehne und negativ konnotierte Zuschreibung als „die Anderen“. Dabei werden rassistische Unterscheidungen nicht nur an körperlichen Merkmalen, sondern auch an sozialen und kulturellen Differenzen festgemacht. Rassismus ist demzufolge eine Form der Diskriminierung, die zwischen Wir und Nicht-Wir unterscheidet (Mecheril, Scherschel, S. 47).

3. Rassismus als pädagogisches Problem

In Deutschland herrschte eine langanhaltende Weigerung, Rassismus als gesellschaftliches Problem anzuerkennen, da er immer mit dem Nationalsozialismus verbunden wurde und man glaubte, alles damit Verbundene bereits überwunden zu haben (vgl. Messerschmidt, S. 62). Der Rassismusbegriff war bis Anfang der 1990er Jahre nahezu tabuisiert worden. Bis Ende des 20. Jahrhunderts wurden statt des Rassismusbegriffs, Begriffe wie „Ausländerfeindlichkeit“, „Fremdenfeindlichkeit“ und „Rechtsextremismus“ als Bezeichnung verwendet, um Probleme in Macht-, Herrschafts- und Gewaltverhältnissen zu beschreiben. Es ist jedoch sehr zu bezweifeln, dass diese Begriffe zu einer differenzierten Diskussion und Analyse führen können, da zwischen diesen Begriffen ganz klare semantische Unterschiede in Bezug auf Bedeutung und Anwendbarkeit vorhanden sind. ! Der Begriff Rassismus findet jedoch mittlerweile seit über zehn Jahren wieder vermehrt Beachtung in der gesellschaftlichen und vor allem pädagogischen Diskussion, was darauf zurückzuführen ist, dass einerseits die begrenzten Zugänge der vorgeschlagenen Alternativbegriffe „Fremden-“ und „Ausländerfeindlichkeit“ sowie „Rechtsextremismus“ erkannt worden sind, andererseits ist die Analyseperspektive „Rassismus“ aufgrund von Internationalisierung und Europäisierung auch in Deutschland üblich geworden (Mecheril 2004, S. 179).

In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass anlässlich der aktuellen Migrationslage in der Bundesrepublik, die Thematisierung des Umgangs mit Verschiedenartigkeit und die Verbreitung einer fremdenfeindlichen Einstellung von großer Bedeutung und in einer so interkulturellen Gesellschaft unverzichtbar ist. Für die pädagogische Bildungsarbeit wird die Auseinandersetzung mit Rassismus, mit Bezugnahme auf ihre Hintergründe und Konsequenzen also umso wichtiger. Zum einen, um einen richtigen Umgang mit rassistischem Verhalten zu finden und zum anderen, um Zugang zu entsprechende Schüler*innen zu ermöglichen und eine rassismuskritisiche Haltung anzuregen. Dies setzt selbstverständlich eine rassismuskritische Haltung der Lehrpersonen voraus. Rassismuskritik sollte ein festintegriertes Element in der Lehrer*innenausbildung sein.

Ein weiterer Beweggrund, den Rassismus als (akutes) pädagogisches Problem zu betrachten wird durch Claus Melter deutlich, der beklagt, dass Rassismus häufig nicht thematisiert und „in seiner Alltäglichkeit und institutionellen Verankerung nicht wahrgenommen wird“ (2015, S.17). Statt dessen wird sie „individualisiert, naturalisiert, pathologisiert oder als quasi unumgängliche Folge der allgemeinen wirtschaftlichen Rezession dargestellt“ (ebd.). Die Herausforderung der Pädagogik besteht zum einen darin, einen Zugang in und einen Einfluss auf rassistische Einstellungen der Individuen zu erzielen und zum anderen darin, die Aufteilung in dazugehörig und nicht-dazugehörig (vgl. Broden, S. 826), die vor allem durch die institutionelle Diskrimierung (in diesem Falle durch Bildungsinstitutionen) erfolgt, abzuschwächen und aufzuheben.

4. Diskriminierung durch die Schule und in der Schule ! Diskriminierung die in Institutionen und durch sie (re-)produziert wird, lässt sich unter dem Begriff „institutionelle Diskrimierung“ subsumieren. Institutionelle Diskriminierung geschieht auf zweierlei Arten; Zum einen durch gesetzliche Vorschriften und zum anderen durch alltägliche Diskriminierung in Institutionen (Gomolla & Radtke, 2009). Institutionelle Diskriminierung wird von der Schule selbst erzeugt, indem beispielsweise Lehrer*innen entscheiden, dass Migrantenkinder besser eine Sonderschule besuchen sollen. Wird die Bildungsinstitution Schule in Verbindung mit Diskriminierung in Augenschein genommen, so kann festgehalten werden, dass es zunächst die institutionelle Diskriminierung durch die Schule gibt, aber auch die Diskriminierung durch Schüler*innen und vielleicht sogar durch Lehrer*innen.

So belegt Prof. Frank-Olaf Radtke in der Studie „Institutionelle Diskriminierung“, dass auch die Bildungsinstitution Schule, Ungleichheiten schafft. Radtke deckt auf, dass das deutsche Schulsystem mit seiner Dreigliedrigkeit eine andauernde Ungleichheit herstelle, die schon in der Grundschule beginne. Es gehe bei den Entscheidungen nicht um die wahren Leistungen der Schüler*innen, sondern um andere schulbezogene Faktoren. Radtke merkte an, dass es gravierende Unterschiede der Selektionsfaktoren gäbe. Es sind nicht allein Unterschiede zwischen den Bundesländern, sondern auch Unterschiede zwischen den Regionen und sogar zwischen den Städten. Radtke stellte sich die Frage, ob diese Selektionsunterschiede mit den Kompetenzen der Kinder allein oder aber mit den Leistungen der Institution Schule und ihrer Organisation selbst zu tun habe (Gomolla & Radtke, 2009). Auch die Studie „Vielfalt im Klassenzimmer“ des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) und des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration konstatiert, dass Benachteiligung in Schulen keine Seltenheit ist und viele Lehrpersonen Vorbehalte gegenüber Schüler*innen mit Migrationshintergrund haben (vgl. Vielfalt im Klassenzimmer, 2017 ). So stellt Fabian Lüddecke fest, dass „Untersuchungen zeigen, dass es Institutionen häufig nicht gelingt, die in der Schule wirkenden Mechanismen des institutionellen Rassismus kritisch zu reflektieren, Handlungsschritte zum Abbau ethnischer Vorteile in detaillierter Form zu formulieren und hinsichtlich ihres Erfolgs zu evaluieren“ (Lüddecke 2007, S.111). Vor dem Hintergrund dessen, dass (Bildungs-)Institutionen also ein wesentliches Diskriminierungspotenzial aufweisen, erscheint es umso wichtiger didaktische und organisatorische Konzepte und Strukturen zu entwickeln, die diesem Potenzial entgegenwirken und eine (rassismus-)kritische Haltung der Lehrpersonen sowie der Schüler*innen anstreben, bevor Diskriminierung zu Rassismus überschreitet.

5. Zielsetzungen antirassistischer und rassismuskritischer Bildungsarbeit

Vor dem Hintergrund der bisherigen Ausführungen, sollen nachfolgend pädagogische Handlungsmöglichkeiten im Sinne einer antirassistischen und rassismuskritischen Perspektive skizziert werden. Dafür werden zunächst Ziele und Handlungsmotive rassismuskritischer und antirassistischer Ansätze kurz erläutert. „Rassismuskritik heißt: zum Thema machen, in welcher Weise, unter welchen Bedingungen und mit welchen Konsequenzen Selbstverständnisse und Handlungsweisen von Individuen, Gruppen, Institutionen und Strukturen durch Rassismen vermittelt sind und Rassismen stärken“ (Mecheril; Melter 2010, S.172). Die Intention, rassismuskritischer Ansätze ist Benachteiligung, Gewalt und Ausgrenzung aufgrund von Rassenkonstruktionen zu analysieren und diese abzuschwächen. Gleichzeitig sollen als Gegenmodelle, gerechtere Verhältnisse aufgezeigt werden. Anhand von rassismustheoretischem Wissen kann es gelingen, Rassenkonstruktionen aufzudecken. Dabei nimmt Rassismuskritik in der Praxis eine (selbst-)reflexive Betrachtungsperspektive auf Handlungen, Einrichtungen, Diskurse und Strukturen ein. Antirassistische Ansätze haben zum Ziel, Individuen über vermeintlich fremde Kulturen zu belehren und nach mehr Toleranz zu appelieren (Broden, S.826) wohingegen rassismuskritische Ansätze darauf abzielen, „die Aufteilung in dazugehörig und nicht-dazugehörig zu problematisieren und zu verändern“ (ebd.). An dieser Stelle ist darauf zu verweisen, dass die Diskurse und Konzeptionen der antirassistischen Pädagogik seit Beginn stets unter strenger Beobachtung stehen und vielfach kritisiert werden. Die kritischen Gesichtspunkte sind in drei zusammenhängenden Aspekten dargelegt: Moralismus, Essentialismus sowie Reduktionismus (vgl. Mecheril; Melter 2010, S.170f). „Eingedenk des Wissens um die skizzierten Probleme und die paradoxen Effekte antirassistischer Ansätze bietet es sich mit Blick auf pädagogisches Handeln und Deuten an, von rassismuskritischen Perspektiven zu sprechen“ (Mecheril; Melter 2010, S.173). Der von Paul Mecheril verwendete Ausdruck „Wege aus dem Rassismus“ bezeichnet

einerseits „Wege, die vom Rassismus fortführen“ und andererseits

„Wege, die aus dem Rassismus kommen“ (Mecheril 2004, S.180). Diese Ambivalenz macht deutlich, dass Rassismus nicht einfach als vorhandenes

„Problem“ aus der Welt geschaffen und überwunden werden kann, sondern dass man zunächst an „rassistische Logiken anschließen“ muss (ebd.). Eine antirassistische und rassismuskritische Praxis sollte Rassismus als Erscheinungsform gesellschaftlichen Zusammenlebens betrachten. Das Ziel sollte nicht eine kategorische Vermeidung oder Überwindung sein, sondern viel mehr einen angemessenen Umgang zu finden und Rassenkonstruktionen abzuschwächen. Voraussetzung hierfür ist zunächst ein weniger „fremdenfeindlicher Umgang“ durch zum Beispiel Reflexion und Bewusstmachung des „Eigenen“ (vgl. Lüddecke 2007, S.147), woraus sich für den Einzelnen Fragestellungen ergeben wie beispielsweise: Was unterscheidet mich persönlich oder meine identifikatorische Gruppe von den „Anderen“? Was müsste bei dem Fremden vorhanden sein, damit ich es nicht mehr als „fremd“ empfinde? Des Weiteren kann die Vermeidung von Klassifikationen in Gruppenkategorien einen antirassistischen Ansatz darstellen, wenn zum Beispiel nicht mehr von wir Deutschen und die Türken, sondern von „wir im Stadtviertel“ gesprochen wird. Aus dieser Perspektive ergeben sich plötzlich neue Gemeinsamkeiten und ein definitorisch weiter gefasstes „Wir“, dessen Zugehörigkeit nicht durch die Nationalität terminiert sind. Weiter sollte eine vermehrte Aufklärung beispielsweise darüber erfolgen, dass Migrationsprozesse keine neuzeitliche Erscheinung sind, sondern schon immer vorhanden waren und als Tatsache in einem Einwanderungsland in erster Linie als positiv zu betrachten ist.

Außerdem muss die Bildungsarbeit einen Beitrag zum

Umgang mit rassistischen Ausdrucksformen leisten, indem sie Erziehungsformen und Konzepte anbietet, welche auf Wertevermittlungen und –reflexionen und den Aspekt der Ungleichheit und Gleichbehandlung explizit eingeht. Dabei beziehen sich diese Handlungsansätze vor allem auf die Denk- und Verhaltensmuster des Einzelnen. Wie bereits erwähnt, entsteht Rassismus zunächst in den Köpfen der Individuen. Sie spiegelt sich dann als zweiter Schritt, in der Ideologie und den Handlungen einer Gru ppe wieder. Rassismus zu „bekämpfen“ oder entgegenzuwirken bedeutet demnach primär eine angestrebte Veränderung der Einstellung fremdenfeindlicher oder rassistischer Individuen. Demzufolge müsste eine grundlegende Veränderung der Denkmuster und der vorurteilshaften Einstellungen erzielt werden, was zwar nur im Bewusstsein der Einzelnen letztlich vollzogen werden kann, die Öffentlichkeit und vor allem bildende Institutionen und

die pädagogische Praxis können jedoch einen wichtigen und ersten Impuls für solche Veränderungen liefern, mit Hilfe von Aufklärung, Information und Flexibilisierung (vgl. Mecheril 2004, S.184f). Die Vermittlung von Wissen über Rassismus, sollte eine wichtige Rolle in den bildenden Institutionen spielen. Neben allgemeinem Wissen über die begriffliche Bedeutung, geht es hier auch immer um geschichtliches Wissen. Für die Bildungsinstitutionen und insbesondere für die Schulen stellen beispielsweise der Antisemitismus in Deutschland und die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust zentrale und notwendige Themen dar. Diese Aspekte liefern den Schüler*innen das entsprechende Hintergrundwissen, um über den historischen Rassismus und auch über konkrete rassistische Ausdrucksformen zu reflektieren. Darüber hinaus sollte in diesem Sinne eine kritische und reflexive Haltung gefördert und eine individuelle Auseinandersetzung mit Stereotypen und Feindbildern angeregt werden (vgl. Lüddecke 2007, S. 244). Weiterer Gesichtspunkt ist die Thematisierung und Auseinandersetzung mit erlebten Erfahrungen, die Schüler*innen zu einer kritischen Reflexion anregen können. Dabei ist anzumerken, dass seitens der Lehrperson ein sensibler Umgang gefordert ist, da sich die Thematisierung negativer Erfahrungen bei falscher Herangehensweise kontraproduktiv auswirken kann. Hierbei ist zu betonen, dass die Schüler*innen in diesem Fall beispielsweise nicht durch Mitleid in die Rolle des „Opfers“ verfallen sollten. Ein weiterer wichtiger Punkt zum Umgang mit rassistischem Verhalten ist, dass die entsprechenden Individuen als urteilsfähiges Subjekt anerkannt werden müssen. Ein voreingenommenes Verhalten der Lehrperson, aufgrund der fremdenfeindlichen Einstellung entsprechender Schüler*innen kann dazu führen, dass sich jene von vorn herein als „schlechter Mensch“ markiert fühlen und sich völlig verschließen. Schließlich würde man durch die Vorurteile in gleicher Weise handeln, wie die Schüler*innen, die dafür kritisiert werden. Dadurch wird der Zugang zu diesen Schüler*innen massiv gehemmt.

6. Resümee Nach intensiver Auseinandersetzung mit Rassismus, erfolgt abschließend ein kurze Schlussfolgerung über die bisherigen Ausarbeitungen zum Thema „Rassismus als pädagogische Herausforderung“. Wie bereits an mehreren Stellen angeklungen ist, muss die Pädagogik im Kontext antirassistischer und rassismuskritischer Bildungsarbeit entsprechende Methoden entwickeln, um rassistische Denkweisen zu bearbeiten und entsprechende Zugänge zu den Schüler*innen finden. Bildungsarbeit soll in diesem Sinne eine kritische Haltung bei den Schüler*innen fördern, die durch Lehrpersonen in ihrem Wege der „Selbstbildung“ begleitet und unterstützt werden sollen. Ein wesentlicher Bestandteil rassismuskritischer Pädagogik, ist das Handeln gegen Rassismus zu stärken. Dies bedeutet das Schweigen über rassistische Vorfälle und Routinen zu brechen und das Bewusstsein dahingehend zu stärken, eine kritische und reflexive Haltung fremdenfeindlicher Typisierungen einzunehmen und somit gegen Rassismus anzukämpfen. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen sind so zu gestalten, dass Menschen gleichberechtigt miteinander leben können und die gleichen Chancen zur Partizipation haben. Dies stellt sich als komplexe Herausforderung dar und dessen Realisierung scheint kaum zu ermöglichen. Pädagogik kann sich jedoch bereits zur Aufgabe machen, Fremdheit, di...


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