Schizophrenie - Zusammenfassung Grundlagen und Anwendung: Klinische Psychologie PDF

Title Schizophrenie - Zusammenfassung Grundlagen und Anwendung: Klinische Psychologie
Author Anja Kreft
Course Grundlagen und Anwendung: Klinische Psychologie
Institution Universität Bielefeld
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Summary

Ausführliche Lernzettel zum Thema Schizophrenie bei Catani...


Description

SCHIZOPHRENIE Psychosen (nach WHO, ICD10, 1994) = Gruppe von schweren psychischen Störungen, bei denen Halluzinationen, Wahn und bestimmte Formen schweren abnormen Verhaltens (schwere Erregungszustände und Überaktivität, ausgeprägte psychomotorische Hemmung) vorkommen - Psychotisch = Aspekt des Realitätsverlustes, der mit einer Psychose einhergeht - Affektive Psychosen: zB Bipolare Erkrankung, extreme affektive Zustände, geht auch mit Realitätsverlust einher (Manie = Hochgefühl, Größenwahn, Depression = Verarmungswahn, Schuldwahn)

Symptome Wahrnehmung - Aufmerksamkeitsdefizite - Unfähigkeit, Aufmerksamkeit zu fokussieren und fokussiert zu lassen - Sinnestäuschungen - Anomale Erfahrungen: qualitative Veränderung eines korrekt erkannten Objektes (zB gesteigerte Intensität, déjà vu, Derealisation, bestimmte Geräusche werden lauter) - Synaesthesie (zB Zahlen farbig wahrnehmen) - Illusion: Fehlerkennung eines Objektes - Halluzination: Wahrnehmung ohne äußeres Objekt (höchste Zuspitzung) - Gedankenlautwerden (Vorstufe von Stimmen hören/Halluzination) Wahn -

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Definition nach Jaspers: Glaube mit außergewöhnlicher Überzeugung Unantastbar durch widersprüchliche Informationen u. Argumente Inhalt ist unmöglich DSM: nicht von Kultur oder Sub-Kultur geteilt Wenn es mehr als 3 Leute gibt, die an den Wahn glauben, ist es kein Wahn mehr Paranoider Wahn: erfahre schlechtes von anderen Eifersuchtswahn, Liebeswahn Beziehungswahn (man bezieht bestimmte Ereignisse auf sich selbst, zB dass man Schuld an einem Flugzeugabsturz ist) Größenwahn (bei Manie, ist nicht immer einfach abgrenzbar zu paranoidem Wahn) Gemachte Gedanken/Gefühle/Handlungen etc., Gedankenübertragung, Gedankenentzug (jemand will mich beeinflussen/verändern, hat die Macht, dass ich etwas anderes fühle, als üblich  schwierigste aller Wahnvorstellungen, denn damit löst sich das ICH auf) Abstufungen - Wahnstimmung = unbestimmtes Gefühl, „etwas stimmt nicht“, normale Vorgänge erscheinen merkwürdig, verändert, mit geheimnisvoller aber unklarer Bedeutung, Patient bezieht Dinge auf sich und fühlt sich im Mittelpunkt - Wahnwahrnehmung = wahnhafte Fehlinterpretation einer realen Wahrnehmung, Eigenbezug, Bsp: Radiosprecher spricht zu mir, jemand hat es auf mich abgesehen - Wahneinfall = plötzliche wahnhafte Interpretation - Wahnidee = der eigentliche Wahn

Symptome Formale Denkstörung - Gestörter Denkablauf, Logik, Grammatik - Konkretistisches Denken = Personen geht die Fähigkeit ab in Metaphern, Symbolen und Vergleichen zu denken  Unfähigkeit zu Abstrahieren - Zerfahrenheit = einzelne Zusammenhänge können nicht mehr zusammenpassen, vollständige Unfähigkeit logische Zusammenhänge, die in relativ zeitlicher Nähe geschehen sollten, korrekt zu erkennen; basale Gewohnheiten lösen sich auf (zB morgens aufstehen, duschen, sich anziehen) - Inkohärenz = wenn sich die Logik vollständig aufgelöst hat, nicht mal einzelne Sinneszusammenhänge können formuliert werden, zT nicht mal mehr ganze Sätze - Neologismen = neu ausgedachte Wörter werden genutzt, Patienten gehen davon aus, dass alle wissen, was gemeint ist - Sprachverarmung (fällt nicht sofort auf, geht als Symptom aber nicht vorbei; man sollte mit jedem Patienten versuchen ein Gesprächsthema zu finden, was ihn interessiert  Schizophrene können kaum ein vernünftiges Gespräch führen, kommt ihnen selbst aber nicht komisch vor, leiden auch nicht darunter; finden es eher komisch, dass man mit ihnen reden möchte) - Gedankenflucht (nicht spezifisch für Schizophrenie), Lockerung des Sinnzusammenhangs Affektive Symptome - Anhedonie = Unfähigkeit Freude zu empfinden, typisch für Depression - Affektverflachung = auch weniger Freude, aber auch weniger traurig  tendenziell ein Warnzeichen, Achtung: Wird oft missverstanden als Nebenwirkung der Medikation - Inkongruenter Affekt = es werden Gefühle gezeigt, aber die passen nicht zum „Inhalt“, mit einer gewissen Systematik ist es genau das verkehrte Gefühl für eine Situation Psychologische Defizite - Defizit in Initiative und Antrieb, Apathie - Intellektueller Abbau  kein Antrieb länger Aufmerksamkeit und Konzentration zu halten - Gedächtnisdefizit

Erstrangsymptome nach Schneider = Symptome, die mit hoher Wahrscheinlichkeit bei Schizophrenie auftreten und mit geringer Wahrscheinlichkeit bei anderen Störungen - Gedankenlautwerden - Stimmenhören in dritter Person - Kommentierende Stimmen - Körperhalluzinationen (von außen gemacht) - Gedankenentzug oder -beeinflussung - Gedankenausbreitung - Wahnwahrnehmung (man interpretiert etwas so, dass es in den Wahn passt) - Eigene Handlungen werden durch äußere Mächte beeinflusst oder gemacht erlebt

Empirische Klassifikationen -

Andreasen: positiver Typ, negativer Typ, Mischtyp  nicht zeitlich stabil, eher Krankheitsphasen - Positiver Typ/Psychose: - Bizarre Gedanken - Paraniodes Erleben - Halluzinationen - Desorganisation konzeptuellen Denken - Negativsyndrom:  DIE 4 A’s LERNEN! - Abulie (Initiativverlust) - Anhedonie (Verlust an Freude und Lust) - Affektive Verflachung - Alogie (Sprachverarmung) - Aus negativen Symptomen heraus werden Patienten häufig in Kliniken eingewiesen, weil sie darunter häuf etwas Schlimmes machen, zB Suizidversuch - Positiv-Symptomatik kriegt man relativ schnell in den Griff, Wahn nimmt ab, Halluzinationen hören auf, man kann wieder mit Patienten reden - Negativ-Symptomatik hält sich, Patienten sind funktionsbeeinträchtigt, leiden aber nicht darunter, weil sie selbst es kaum merken

DSM 5 Kriterien -

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1 von 1-3 und 1 von 1-4 1. Wahn 2. Halluzination 3. Desorganisierte Sprache 4. Groß desorganisiertes Verhalten oder Katatonie 5. Negativsymptome Funktionsbeeinträchtigung Mind. 6 Monate, davon mind. einen Monat floride Symptome (= Phase, in der die Symptome voll zur Entfaltung kommen

Epidemiologie der Schizophrenie -

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Inzidenz (Neuerkrankungsrate): Männer 11/100.000, Frauen 9,5/100.000 12-Monatsprävalenz: 1,4-4,6/1000 Lebenszeitrisiko: 1/100 = Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person einmalig in ihrem Leben diese Störung kriegt = Hochrechnung aus Lebenszeitprävalenz-Zahlen  NICHT Lebenszeitprävalenz! = dass Menschen in einer gesamten Population schon einmal diese Störung entwickelt haben [gerne Klausurfrage: Warum ist Lebenszeitrisiko immer höher als Lebenszeitprävalenz? Weil sie einen längeren Zeitraum umfasst] Inzidenz interkulturell sehr ähnlich, aber unterschiedliche Prävalenzraten

Verlauf der Schizophrenie -

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Man weiß wenig darüber  High Risk Studien Geburtskohorten - Häufiger Komplikationen in Schwangerschaft und Geburt - Verzögerungen in kognitiver, motorischer, sozialer Entwicklung - 4-6 Jahre: Neigung zu sozialem Rückzug - 11 Jahre: signifikant schwächere kognitive Leistungen als Kontrollgruppe Tritt frühestens ab 20. Lebensjahr auf Wenn Risikofaktoren zutreffen nun 2%-Chance statt vorherige 1%-Chance

Beginn der Schizophrenie -

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Prodromale Phase = Wahnhaftes, Denkstörungen noch nicht vorhanden; Personen sind etwas seltsam, gepaart mit Negativsymptomatik (Unsicherheit, Energieverlust, depressive Symptome)  Beginn mit ca. 25 Jahren, hält sich dann ca. 5 Jahre Ende 20 erstes positives Symptom: psychotische Phase beginnt (nicht Pre-phae); kann manchmal auch nur ein paar Monate gehen Dann irgendwann Pik der positiven Symptome, dann nur noch kurzer Zeitraum bis index-admission (Hospitalisierung, Zwangseinweisung wg. Eigen-/Fremdgefährdung, Vernachlässigung, Wahn) Wenn Positivsymptomatik losgeht, geht es sehr schnell

Verschiedene Phasen mit Symptomen In akuter Phase nur psychotisch  nur positive Symptome Häufig danach starker Niedergang in negative Symptomatik Dann: wird das Niveau vor der Phase wieder erreicht (Ausgangslage)?

Verlauf der Schizophrenie Günstige Prognose bei: - Hohes Erkrankungsalter - Keine familiäre Belastung mit Schizophrenie - Kein Substanzmissbrauch oder andere psychische Krankheiten vor Ausbruch der Schizophrenie - Kurze Dauer der ersten Episode - Wenige Episoden in der Vergangenheit - Gute prämorbide Anpassung in Beziehungen und Beruf - Akuter Beginn - Vorwiegend positive Symptome - Verheiratet - Weibliches Geschlecht - Früher Behandlungsbeginn - Ländlicher Hintergrund und enge Familienbande - Gute Therapiecompliance

Komorbidität -

Depression (auch schon im Frühverlauf) Substanzmissbrauch (Alkohol- und Drogenmissbrauch) - Folgen: vermehrt positive Symptome - Weniger Affektverflachung - Geringere Compliance - Kaum Beschäftigung in Reha-Maßnahmen - Gefahr der Beschaffungskriminalität

Ursachen der Schizophrenie -

Keine Bestätigung für analytische Modelle, kein Hinweis für Erziehungsmängel als Ursache Effektstärken der Risikofaktoren für Schizophrenie

Gehirnuntersuchungen bei Schizophrenie -

Leichte Verminderung der gesamten Hirnmasse Erweiterung der Seitenventrikel Reduzierte Asymmetrie (Temporal, Frontal) Strukturelle Veränderungen stärker bei Männern Häufigkeit von Anomalien: 50-80% Verminderte Anzahl und Dichte von Neuronen im Hippocampus (findet man aber zB auch bei PTBS) Hirnveränderungen i.d.R. vor der Erkrankung vorhanden Keine Zunahme im Verlauf der Erkrankung, außer Abnahme des PFC  haben zB Kontrollschwierigkeiten, können keine Entscheidungen treffen oder Handlungen planen Hinweise auf Hirnentwicklungsstörung Bei Geschwistern und MZ auch strukturelle Anomalien, aber in deutlich geringerem Ausmaß Anomalien nicht spezifisch für Schizophrenie (auch bei affektiven Psychosen) Kontinuum Gesund/affektive Psychose/Schizophrenie in Mittelwert und Varianz

Die Dopamin-Hypothese (A. Carlsson) - Überaktivität dopaminerger Übertragung im limbischen System - Zu viel Dopamin im ZNS an Synapsen - Entdeckung der Neuroleptika 1964 (Chlorpromazin, Haloperidol) = Dopaminantagonisten - Amphetamine, L-Dopa - Aber: keine vermehrte Ausscheidung von Dopamin-Stoffwechselprodukten (Hormonvanillinmandelsäure, HVA) im Blut, Liquor oder Urin, zeitlich verzögerte Wirkung der Neuroleptika - Größere Dichte oder höhere Empfindlichkeit der Dopaminrezeptoren?

Schizophrenie und psychosoziale Belastung -

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Vor entstehen der Schizophrenie Häufung von kritischen Lebensereignisse, auch unabhängigen Lebensereignissen (nicht von Patient selbst verursacht)  Diathese-Stess-Modell „Expressed Emotions“ (Feindseligkeit, Kritik, emotionales Überengagement) in der Familie sagen Rückfallgefahr voraus...


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