SSE VL - Zusammenfassung der Vorlesung \"Einführung in den Schriftspracherwerb\" von Martschinke PDF

Title SSE VL - Zusammenfassung der Vorlesung \"Einführung in den Schriftspracherwerb\" von Martschinke
Author Katharina Simmerl
Course Geographie
Institution Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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Summary

Zusammenfassung der Vorlesung "Einführung in den Schriftspracherwerb" von Martschinke im SoSe 2020...


Description

Einführung in den Schriftspracherwerb Vorlesung 21.04.2020: Was ist Lesen/Schreiben? Was macht Kindern Schwierigkeiten? 1. Schrift gibt Hinweise auf den Klang von Wörtern bzw. ihre Aussprache → keine Abbildung semantischer Eigenschaften 2. Kooperation von Lauten mit Buchstaben 3. Wichtig: Raumlage, Reihenfolge, Richtung der Buchstaben 4. Schrift ist Zeichen für etwas anderes 5. Manche Lautmerkmale sind bedeutungsvoll, manche nicht 6. Beziehung Schriftzeichen und Laut ist willkürlich 7. Manche Buchstabenmerkmale sind in konkreten Beispielen wichtig, manche nicht 8. Beziehung abstrahierter Laut und idealisiertem Schriftzeichen ist nicht eindeutig

VL 28.04.2020: Linguistische Merkmale von Schriftsprache Unterschiedliche Einteilungen:

Linguistische Strukturmerkmale der deutschen Sprache: •

• • • • •

Phonologisches Prinzip (Phonem-Graphem-Korrespondenz): ein Phonem wird durch ein Graphem repräsentiert → Prozentsatz lauttreuer Wiedergabe von Buchstaben (Naumann): 73% Morphematisches Prinzip (Stammprinzip und Stammerhalt): gleiche Morpheme werden gleich geschrieben Orthographisches/silbisches Prinzip (Dehnung, Schärfung,…) Grammatisches Prinzip (z.B. Groß-u. Kleinschreibung, Zeichensetzung) Semantisches Prinzip (homophone Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung) Historisches, graphisch-formales, ästhetisches Prinzip (Mitttag → Mittag)

Strukturelemente der Sprache •

Phone – Phoneme – Grapheme ▪ Mensch kann 4000 Phoneme artikulieren und wahrnehmen ▪ Verschiedene Phone in einem Phonem bündeln und dafür Graphem schreiben ▪ Phoneme: kleinste bedeutungsunterscheidene Einheit einer Sprache ▪ Grapheme: Buchstaben die mit Phone, korrespondieren ▪ Phonetische Mehrdeutigkeit: ein Graphem steht für mehrere Phoneme



▪ Graphematische Mehrdeutigkeit: mehrere Grapheme stehen für ein Phonem Morpheme – Wörter – Sätze ▪ Wort als Graphemfolge zwischen Spatien (Leerzeichen) findet keine eindeutige Entsprechung zu lautlicher Abfolge der Sprache ▪ Morphem: kleinste bedeutungstragende Einheit einer Sprache ▪ Substantive durch Großschreibung → syntaktische Kategorie ▪ Satzgliederung in gesprochener Sprache: Betonung, Satzmelodie, Rhythmus, Tempo → in geschriebener Sprache durch Satzzeichen

Wortbildtheorie Hinweise auf Lebendigkeit der Wortbildtheorie: 1. 2. 3. 4.

Unterricht erfordert oft Abschreiben Aufschreiben gefährlich, weil sich Fehler einprägen können Überkleben falscher Wörter in Diktaten Strichwörter als Übungsform

Pro-Argumente: 1. 2. 3. 4.

Wörter können schneller oder besser gelesen werden als zufällige Buchstabenfolgen Häufiger vorkommende Wörter werden schneller und besser gelesen Kinder können Wörter etc. erkennen ohne Buchstaben zu kennen Wenn man Wort nicht weiß, aufschreiben um zu „sehen“ wie es richtig geschrieben wird

Contra-Argumente: 1. 2. 3. 4. 5.

Wörter können auch dann erlesen werden, wenn Groß-und Kleinbuchstaben abwechseln Wörter mit einzigartigem Umriss können nicht schneller erlesen werden als Wörter mit häufigem Umriss Wortumrisse kein effektives Merkmal, weil viele Wörter gleiche Gestalt haben Kinder erkennen beim Lesenlernen Wörter oft am ersten o. letzten Buchstaben Wörter in anderer Anordnung oder in anderen Schrifttypen können relativ schnell erlesen werden

→ Es gibt ein wortspezifisches Lernen, für Speicherung von Wörtern brauchen wir wortspezifische Informationen → Wortspezifisches Lernen ist nicht an die visuelle Modalität gebunden Alternative von Scheerer-Neumann

1. 2. 3. 4.

Es gibt naiv-ganzheitliches Lesen bei Kindern. Kinder erkennen Wörter ohne Zugang zu Buchstaben u. Lauten zu haben Eigentlicher Leselernprozess: Phonologischer Weg als logische Konsequenz aus dem dominanten Lautschriftprinzip unserer Schrift Erwachsener Leser besitzt Sichtwortschatz und kann größere Einheiten auf einen Blick erkennen Erwachsener Leser braucht bei schwierigen Wörtern auch phonologischen Weg

Zwei-Wege-Modell des Worterkennens im Lesen (Coltheart, Scheerer-Neumann) • •

Direkter Weg – Lexikalisch: direkte Aktivierung der Wortbedeutung (auf einen Blick) Indirekter Weg – Regelgeleitet: der Reihe nach aufbauen, zusammensetzten

Kognitive Klarheit (Downing) • •

Funktionale Konzepte: Kommunikative Form von Schrift (z.B. Wozu braucht man Schrift?) Merkmalskonzepte: Merkmale für die Abbildung der gesprochenen Sprache in der geschriebenen Sprache (z.B. Was ist ein Wort?)

VL 05.05: Entwicklungspsychologische Grundlagen •

Emergent literacy: Lesen und Schreiben als langsam entwickelnde (emergent) Fähigkeiten → Kinder können bereits sehr früh Wissen über Lesen und Schreiben erwerben

Fehler als Einblick in die Denkentwicklung (Brügelmann) 1. 2. 3. 4.

Fehler markieren begrenzten Grad der Beherrschung der Schriftsprache Fehler können Ausdruck individueller Ordnungsleisten und Lernfortschritte sein Stress und Überforderung steigern Fehleranteil auf jedem Entwicklungsstand → Können ist situationsabhängig Fehler als Ausdruck unzureichender Erfahrung mit Schriftsprache und gedanklicher Unklarheit über ihre Funktion /über ihre Funktion / über ihren technischen Aufbau

Entwicklungsmodell nach Frith Stufe 1a 1b

Lesen Logographisch (1) Logographisch (2)

Schreiben (symbolisch) Logographisch (2)

2a 2b

Logographisch (3) Alphabetisch (2)

Alphabetisch (1) Alphabetisch (2)

3a 3b

Orthographisch (1) Orthographisch (2)

Alphabetisch (3) Orthographisch (2)

→ Beim Schreiben startet es alphabetisch → Beim Lesen startet die orthographische Strategie

6-9 Orthographische Strategie (Würfel, WÜRFL, WÜaFel) 2-5 Alphabetische Strategie (WÖAFL, WF, W)

1 Logographische Strategie (EVA, MAMA) 0 Präliterale Strategie

Entwicklunsgmodell nach Valtin Fähigkeiten und Einsichten Nachahmung äußerer Verhaltensweisen Kenntnis einzelner Buchstaben an Hand figurativer Merkmale Beginnende Einsicht in den Buchstaben-Laut-Bezug, Kenntnis einiger Buchstaben / Laute Einsicht in die Buchstaben-LautBeziehung Verwendung orthographischer bzw. sprachkultureller Elemente Automatisierung von Teilprozessen

1 2 3 4 5 6

Lesen „Als-ob“ – Lesen

Schreiben Kritzeln

Erraten von Wörtern

Malen von Buchstabenreihen

Benennen von Lautelementen

Schreiben von Lautelementen

Buchstabenweises Erlesen

Phonetische Schreibungen

Fortgeschrittenes Lesen

Verwendung orthographischer Muster Entfaltete orthographische Kenntnisse

Automatisiertes Worterkennen

Jede Verschriftung ist eine aktive Konstruktion des Kindes → KIlIA: voll entfaltete, alphabetische Verschriftungsstrategie am häufigsten; große Unterschiede Was leisten Entwicklungsmodelle – Fortschritte 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Kind als aktiver Konstrukteur seines Wissens Lernvoraussetzungen und Lernprozess im Blick Verbindung zu kognitionspsychologischen Überlegungen, die den Lernprozess als Denkentwicklung beschreiben Fehler als Fenster zum schriftsprachlichen Denken der Kinder Förderdiagnostische Möglichkeiten bzw. Chancen einer Lernumgebung durch an den Entwicklungsstand angepasste Angebote Alphabetische Strategien als zentrales Moment Vorschulische Erfahrungen in ihrer Bedeutung erkannt

Was leisten Entwicklungsmodelle nicht – Vorbehalte und Bedenken 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Informationsverlust für den individuellen Entwicklungsverlauf eines einzelnen Schülers durch die Allgemeingültigkeit des Modells Stufenmodelle fast durchgehend auf Wortebene konzipiert Linearer Strategieerwerb für orthographische Stufe fragwürdig, da verschiedene Strategien im Verbund genutzt werden müssen Schwerpunkt auf Schreibentwicklung, da Produkt vorhanden, damit aber Schreiblernprozess zu wenig berücksichtigt und insbesondere das Lesen zu wenig beachtet Ursachen für Entwicklungsverzögerungen ungeklärt Gefahr der „Nicht-Förderung“

VL 12.05: Sind Kinder Buchstabensa Buchstabensammle mmle mmlerr oder Wortbildjäger? Buchstabiermethode (synthetisch): 16.-19.Jhd. • • •

Auswendiglernen des ABCS in Reihenfolge Buchstabenaddition: Buchstabieren von Silben Syllabieren der Wörter (nach- und vorsprechen)

Lautiermethode (synthetisch): Beginn 16. Jhd. Valentin Ickelsamer • • •

Anlautmethode: Ausgangspunkt ist Merkwort und dessen Anlaut; Koppelung des Merkworts (+Bild) , Anlaut und Buchstabe Sinnlautmethode: Emotionale Ladung der Lautgeschichte (Empfindungslaute, Naturlaute, Geräuschlaute) Phonomimische Methode: Lautgebärden zur Visualisierung

• •

Schreib-Lesemethode: Form der Buchstaben beruht auf der zu ihrer Aussprache erforderlichen Mundstellung Vokalisationsmethode: Verschmelzung eines Mitlauts mit einem Selbstlaut zu einheitlichem Lautgebilde, Üben sprechtechnischen Vorgangs

Kennzeichen synthetischer Methoden • •

Vom Teil zum Ganzen, vom Buchstaben/Laut zum Wort Laut & Buchstabe als einfaches Element

Lehrgangsstufen synthetischer Methoden: 1. 2. 3. 4.

Laut- und Buchstabengewinnung Festigung Lautverschmelzung Wort- und Satzlesen

Analytische Methoden Methoden: 20.Jhd. • • • • •

Ganzwortmethode (z.B. Brückl) Ganzsatzmethode (z.B. Wittmann) Ganzheitsmethode (Gebrüder Kern): Einprägen der Wortbilder führt zum richtigen Schreiben, Wortbildtheorie ist empirisch widerlegt Vom Ganzen zum Teil, vom Wort zum Buchstaben/Laut Nur Wort und Satz sind Träger der Bedeutung

Lehrgangsstufen analytischer Methoden: 1. 2. 3. 4.

Wort-/Satz- „lesen“, naiv-ganzheitlich Lautgewinnung, Analyse Lautverschmelzung Wort- und Satzlesen

Methodenstreit Untersuchung Schmalohr (1961): keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Methoden, Tendenz bessere Rechtschreibleistung bei synthetisch unterrichteter Schüler, bessere Arbeitshaltung bei analytisch Untersuchung Müller (1964): am Ende 2.Kl. Überlegenheit synthetisch unterrichteten Kindern in Lesetechnik und Leseverstehen, keine Unterschiede nach 4.Kl., Ganzwortmethode aber besser als Ganzsatzmethode und gleichwertig im Bereich Lesetechnik mit lautsynthetischen Verfahren Untersuchung Ferdinand (1970/72): signifikante Unterschiede in 1.Kl. zugunsten synthetisch unterrichtender Kinder, Ende 2.Kl. Annäherung aber Tendenz synthetisch unterrichteter Kinder besser im Lesen und analytisch unterrichtete Kinder besser in Aufsatzgestaltung, Ende 4.Kl. signifikante Unterschiede zugunsten analytisch geschulten Kinder Fazit: → Pattsituation • • •

Kurzfristige Überlegenheit synthetischer Verfahren (evtl. durch Art der Übungsform → phonologische Bewusstheit) Höhere Lerneffektivität synthetischer Verfahren für leistungsschwächere Schüler Zum Ende der Grundschulzeit keine Methodeneffekte (evtl. da am Anfang starke Unterschiede, dann aber bei beiden synthetische und analytische Prozesse)

Methodenintegration Ab Lehrplan 1981: gemäßigt ganzheitliche bzw. gemäßigt synthetische Methode in der ersten Erwerbsphase Moderne Methoden • • • ➔

Spracherfahrungsansatz Lesen durch Schreiben Entwicklungsorientierter Ansatz Eigener Zugang, Angebote für alternative Zugriffe auf Schrift, Reiche Lernumgebung, aktive Möglichkei

VL 19.5: Ausgewählte Beispiele für historische und aktuelle Methoden Montessori (historisch) • • •

Metallene Einsätze im Metallrahmen: Muskelbeherrschung, Schulung der Stifthaltung, Kleinräumige Bewegung ausführen, Schulung Graphomotorik, Einübung der Grundbewegung Sandpapierbuchstaben: Kennenlernen der Buchstaben durch Fühlen & Sehen, Aufbau der GraphemPhonem-Korrespondenz, Vorbereitung des Schreibens (Kennenlernen der Schreibrichtung) Bewegliches Alphabet: Wörter in Laute analysieren, Laute durch Buchstaben darstellen, Vorbereitung des Lesens und Schreibens

Reichen (aktuell) • • •







Selbstgesteuertes Lesenlernen: Lesedidaktische, lernpsychologische u. schulpädagogische Grundlagen eines vom Schüler selbstgesteuerten Schriftspracherwerbs Lesen durch Schreiben heißt eigentlich: Lesenlernen ohne Leseunterricht (implizites Lernen, Lesekompetenz als Produkt des Schreibens) Konstituierende Prinzipien: 1. Lesedidaktisches Prinzip: Lesen durch Schreiben 2. Lernpsychologisches Prinzip: Selbstgesteuertes Lernen 3. Schulpädagogisches Prinzip: Werkstattunterricht Zu 1. Lesedidaktisches Prinzip: 1. Lesen durch Schreiben: Kind zerlegt Wort in seine Lautkette & vollständig phonetisch aufschreiben 2. Kind kann alle Wörter der Welt schreiben 3. Lesekompetenz als automatisches Begleitprodukt 4. Buchstabentabelle dient als zentrales Hilfsmittel Zu 2. Lernpsychologisches Prinzip: → Kind lernt nicht von allein aber von selbst 1. Analogie von Sprecherwerb und Schriftspracherwerb 2. Lernen und Schreibenlernen durch kognitive Selbststeuerung 3. Prinzip der minimalen Hilfe 4. Präfigurationsprozesse (z.B. Wort des Tages) 5. Soziales Lernen 6. Kognitive Aktivierung statt mechanisches Üben Zu 3. Schulpädagogisches Prinzip: Die Schüler arbeiten, sie arbeiten an Verschiedenem, sie arbeiten allein o. in Gruppen, arbeiten z.T. selbstständig (ohne Lehrer) ▪ Individualisiert & fächerübergreifend ▪ Verschiedene Lernangebote: Arbeitsblätter, Lesestoff, Musische Tätigkeiten ▪ Organisation über ein Chef-System als Herzstück des Werkstattunterrichts ▪ Lehrer: moderiert, regt (wenn möglich indirekt) an, stellt Lernangebote zusammen, berät, beobachtet betreut Einzelne intensiv ▪ „halbe“ Unterrichtszeit

BRD-DDR-Vergleich (1994) DDR - lehrgangsartiges Einüben eines ausgewählten Mindestwortschatzes - Doppelt so viele Wochenstunden, bedeutende Rolle der Rechtschreibübungen - Betonung des visuellen Einprägens und der bewussten Einsicht in den Morphemaufbau der Schrift → DDR leicht überlegen

BRD - Mischstichprobe aus offenen und geschlossenen Unterrichtsansätzen, oft auch Verbindungen beider Richtungen

Schweiz - Lesen durch Schreiben - Selbstständiges lautorientiertes Verschriften - Betonung der Einsicht in den Lautbezug der Schrift - Offene Lernumgebung

Längsschnittstudie von Weinhold (2006) Vergleich von 3 didaktischen Konzepten (Fibel, Lesen durch Schreiben, silbenanalytische Methode) → keine klare Überlegenheit einer Methode

Graphemtreffer im Methodenvergleich Start: LdS überlegen dann Fibel und Silbe ganz unten → Ende 2. Klasse: relativ ähnlich, geringe Überlegenheit der Fibel Rechtschreiberfolg nach unterschiedlichen Didaktiken (Kuhl, Röhr-Sendlmeier) Extremes Ergebnis, Untersuchung wird kritisch diskutiert, keine Pädagogiker und Didaktiker, nicht klar was dahinter steht Rede und Gegenrede Es gibt nicht „die Fibel“; Eindruck: Schreiben wird auch Rechtschreiben reduziert Metaanalyse (Funke 2014) Buntes Bild; es kommt auch die Qualität an, ist oft entscheidender als Konzept Faktencheck Grundschule: Populäre Vorurteile und ihre Widerlegung Lautorientiertes Schreiben behindert am Anfang die Rechtschreibentwicklung nicht, wenn Kinder schon im Laufe der ersten Klasse Schritt für Schritt auf orthographische Besonderheiten hin orientiert werden.

VL 26.5: Lehrgangsorientiertes Arbeiten mit der Fibel Sachorientiertes Vorgehen: Sache steht im Mittelpunkt Lernzielorientiertes Vorgehen: Anforderungen, denen Schüler auf bestimmte Lerninhalte gerecht werden sollen Systematisch aufgebautes, kleinschrittiges Vorgehen: unterteilt in Teile der Schwierigkeit nach geordnet Die Fibel ist: sachorientiert, lernzielorientiert, systematisch aufgebaut und führt Kind schrittweise zum Lesen- und Schreibenlernen Kritik an der Fibel (70er Jahre) • •

Indoktrination (z.B. Automatische Prägung von Rollenbildern und Verhaltensregeln für den Alltag) Wirklichkeitsfremd (Kinder finden keinen persönlichen Zugang zum Lesen und Schreiben)

80er-Jahre • • •

Wandel bezüglich Themen und deren Behandlung in vielen Fibelwerken (neue Themen: Schullaltag, Konflikte, Eltern, …) Brügelmann: In Fragestellung traditioneller Werte, >Zulassung unterschiedlicher Meinungen → Fibeln sind behutsamer und vielfältiger geworden Diskussion: Lernen durch Schriftsprachgebrauch (Lernweg) oder Lernen durch Instruktion (Lehrgang)

Aktuelle Diskussion • •

Es geht um konkrete Unterrichtsprozesse und die Qualität des Materials, weniger um die Frage ob Lernweg oder Lehrgang Differenzierung und Individualisierung

Fibel besteht nicht mehr wie früher nur aus einem Buch sondern auch Arbeitsheft, Übungen, Bausteinsystem. Anlauttabelle; ermöglichen Binnendifferenzierung und Individualisierung → Öffnung des Unterrichts möglich Schründer-Lenzen • • • • • •

Methodenintegrierte Fibelkonzepte: Lollipop, Fara und Fu, Bausteinfibel Schreiborientierte Ansätze: Konfetti-Lernpaket, Start frei-Fibel,… Silbenorientierte Zugänge zur Schriftsprache:, Piri-Silbenfibel, Karibu-Fibel, ABC der Tiere Angebote speziell für Kinder mit Migrationshintergrund: Oskar-Fibel, Luna-Fibel, XaLando Angebote für Kinder mit besonderen Lese-Rechtschreibschwierigkeiten: von Kunterbunt, Zebra, Jo-JO-Fibel Angebote für den jahrgangsgemischten Unterricht: Tinto, Löwenzahn und Pusteblume

Methodenintegrierte Fibelkonzepte • • • • • • •



Analytisch-synthetische Methode Systematische und schrittweise Einführung von Buchstaben Prinzip vom Einfachen zum Schweren Einführung der Laute und Buchstaben in einem sinnvollen Wortganzen Streng analytisch-synthetische Fibellehrgänge (z.B. Tobi): arbeitet nur mit Wörtern (aus erarbeiteten Buchstaben), Textarmut wird durch reiche Bebilderung überspielt Nicht streng-analytisch-synthetische Fibellehrgänge (zB Bausteine): Verwendung einzelner Ganzwörter um schneller zu sinnvollen Sätzen zu kommen, trotzdem inhaltsarme Texte auf den ersten Seiten Planvolle Strukturierung: alle Materialien synchron, Verbindung Lesen und Schreiben von Anfang an, Arbeitsheft als zentrales Medium zum Lesenlernen, Training der phonologischen Bewusstheit, durch Minimalpaare wird Verbindung von Laut und Buchstabe eingeübt Viele Übungen zum sinnerfassenden Lesen, unterschiedliche Textsorten, selbstständige Lernphasen durch Einsatz der Anlauttabelle, Modelvorstellung eines gestuften SSE

Bsp für ein schreiborientiertes Lehrgangskonzept: Konfetti • • • • • •

Ohne fibeltypische Einführung von Buchstaben Einsatz von Kindern, die bereits lesen können, oder zum Vorlesen durch die Lehrkraft Keine systematische Steigerung der Leseschwierigkeit u. keine Identifikationsfiguren Verschiedene Themen und Textsorten Vorgehen: lauttreues Verschriften mit Anlauttabelle (Einprägen der Phonem-Graphem-Korrespondenz), Lesen durch Schreiben, Einführung rechtschriftlicher Aspekte Prinzipien: Lernprozessorientierter Einsatz der einzelnen Materialien, individuelle Bearbeitungszeit, Jahrgangsmischung, Pflichtpensum + Freiarbeitsmaterialien, offene Unterrichtsphasen

Silbenorientierte Lehrgangskonzepte • •

Silbenstruktur steht im Vordergrund → am Anfang geht es um syllabierendes Sprechen und nicht um Lesen und Schreiben Aufmerksamkeit auf Silben und Artikulationseinheiten wenden

BSP: ABC der Tiere (Silben) •

Kinder sollen Basismuster der beiden Silbenstrukturen spontan erfassen, kein buchstabenweises Synthetisieren, keine Wörter auf den ersten Fibelseiten nur Silben, Zusammensetzung zu sinnvollen Wörtern erst im Fortgang des Leselernprozess → Fibel Dadaismus? Methodenintegrierte und schreiborientierte Fibellehrgänge - Wortbedeutung und sinnentnehmendes Lesen von Anfang an - Phonologische Bewusstheit im engeren Sinn - Freies Schreiben von Anfang an (Anlauttabelle)

Silbenorientierter Fibellehrgang - Lesetechnische Vorläuferfähigkeiten (zB synchrones Silebnsprechen, Klatschen, Rhythmusgefühl) - Phonologische Bewusstheit im engeren Sinn - Kein freies Schreiben, da Gefahr des Verharrens der Kinder auf ihren „vorläufigen“ Schreibungen
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