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Title VL Das frühe Mittelalter Zusammenfassung
Course Vorlesung: Das frühe Mittelalter
Institution Universität Augsburg
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Vorlesung - Das frühe Mittelalter - Kaufhold...


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Vorlesung – Das frühe Mittelalter – WiSe 2021/22 1. Europäische „Werteordnung“ – Völkerwanderung – Genetik und Siedlungsgeschichte 

Europäische „Weltordnung“: Christentum wurde im Laufe des frühen Mittelalters (bis ca. zum Jahre 1000) zur gemeinsamen Ordnung der entstehenden europäischen Königreiche.  zunächst nur zur Begründung von Herrschaft und sozialer Ordnung, weniger als besonderes ethisches Verhalten.  Christentum hatte kriegerischen Charakter



Völkerwanderung/Ethnogenese: Die moderne historische Forschung versteht die Völkerwanderung nicht als die Bewegung festgefügter kriegerischer „Völker“ sondern als einen Prozess der sogenannten Ethnogenese.  Ethnogenese = Entstehung und Differenzierung der Identitäten der verschiedenen Völker (z. B. Franken, Goten, Vandalen etc.) in einem kulturellen und rechtsgeschichtlichen Prozess.  Die Identität dieser „Völker“ war weniger durch die Abstammung als durch die Kultur, das religiöse Bekenntnis und die Verfassung geprägt.



In Spätphase des römischen Reiches (5. Jahrhundert): römische Provinzen nördlich der Alpen zunehmend geringer an die römische Zentrale angebunden.  Der übliche Ortswechsel der Magistrate und Soldaten kam zum Erliegen.  Personal und das Militär des römischen Reiches wurde ortsfest  Prozess der Regionalisierung des Reiches machte sich bemerkbar



Die Goten: Im Norden des Schwarzen Meeres setzten sich im späten 4. Jahrhundert die Ostgoten und die Westgoten in Bewegung, und erreichten die Grenze des römischen Reiches an der Donau.  Sie waren z.T. vor den kriegerischen Hunnen geflohen und suchten Schutz.  9. August 378 im Grenzgebiet bei Adrianopel: Schlacht zwischen den römischen

Truppen und den ausgehungerten Goten.  römische Heer erlitt eine vollständige Niederlage (ca. 20.000 Tote, darunter der

Kaiser und viele Offiziere). Die Schlacht von Adrianopel stand am Beginn der Völkerwanderung.  spätes 5. Jhd.:

Ostgoten unter Theoderich dem Großen († 526) erreichten

weitgespannte Herrschaft von Spanien über Italien bis nach Dalmatien.  Die gotische Aristokratie errichtete eine parallele Herrschaftsordnung neben der alten

römischen Struktur.

 Grund für diese Entwicklung: unterschiedlichen Bekenntnissen der Goten (Arianer)

und der Römer (Katholische Christen).



Arianismus = häretische Form des christlichen Glaubens ->ging auf Arius († 336), einen Presbyter aus Alexandria zurück.  fand unter den germanischen Völkern des 5. und 6. Jahrhunderts viele Anhänger (z.

B. Goten und Vandalen).  Arianer hielten Christus nicht für einen dem Vater wesensgleichen Sohn Gottes,

sondern für einen besonderen Menschen, der in den Augen Gottes besondere Gnade gefunden hatte.  Die Wesensgleichheit von Vater und Sohn ist dagegen eine zentrale Lehre des

katholischen Christentums. 

Vandalen: stammen etwa aus dem Gebiet des heutigen Schlesien.  spätes 4. Jhd.: Aufbruch nach Westen auf, Überqueren Ende des Jahres 406 den

Rhein, zogen über die Pyrenäen weiter nach Südspanien.  Im Mai 429 setzten sie mit einer Flotte nach Nordafrika über.  In Hippo starb Bischof Augustinus während der Belagerung seiner Stadt durch die

Vandalen. 

Wanderung der Langobarden: Führte zum Ende der Völkerwanderung  Langobarden verließen ihre Heimat im Donauraum an Ostern 568 in einem großen

Zug und siedelten sich nach erfolgreichen Kämpfen mit den Goten im Norden Italiens an (daher Lombardei).

 Sie beendeten die Reste der gotischen Herrschaft in Italien, konnten aber selber keine

dauerhafte Herrschaftsbildung erreichen. 

Die Angelsachsen: Beginn des 5. Jahrhunderts: römische Magistrate und die römischen Truppen aus der Provinz Britannia abgezogen.  Einwanderung aus Jütland, Angeln und aus dem alten Sachsen  Diese Einwanderer waren wahrscheinlich von den romanisierten Briten zu Hilfe

geholt worden, um sich gegen Barbaren auf der Insel zur Wehr zu setzen.  Die Angelsachsen erlangten bis zum Jahre 600 allmählich eine herrschende Rolle im

späteren England 

Genetik und Siedlungsgeschichte: In jüngerer Zeit versucht die Naturwissenschaft, insbesondere die Genetik, anhand von Genpool-Analysen der modernen Bevölkerung etwa in England oder Island die Abstammungs- und Siedlungsgeschichte dieser Länder zu klären. Mit zum Teil spektakulär präsentierten Ergebnissen.  Ein neues Max- Planck - Institut in Jena widmet sich der naturwissenschaftlich

fundierten „Menschheits-geschichte“.  Das Problem dieser vermeintlich „objektiven“ Hardwareanalysen des menschlichen

Genpools ist allerdings, dass diese so modern auftretenden Ansätze sich der uralten Abstammungskategorien

bedienen.

Anders

lassen

sich

„Völker“

wie

die

„Angelsachsen“ in der DNA nicht nachweisen. 

12 angelsächsische Königsherrschaften um 600 in England: Mit dem verstärkten Einsetzen der christlichen Mission um 600 veränderte sich auch das politische Gefüge: um 700 gab es noch 7 Königsherrschaften (Wessex, Sussex, Kent, Essex, Mercia, East Anglia und Northumbria). Unter diesen übte Mercia eine gewisse Hegemonie aus. -> Heptarchie (Siebenherrschaft)

2. Der Aufstieg der Franken: Frühe Zeugnisse – Die Bedeutung der Bischöfe und des Adels – Das islamische Vordringen im Mittelmeerraum 

Der Aufstieg der Franken: Frühe Zeugnisse: Als frank bezeichneten die Römer die wilden und kühnen Bewohner der Mittel- und Niederrheinregion (d.h. etwa nördlich von Bingen).  Begriff bezeichnete keine ethnische Identität, sondern eine Eigenschaft.  Franken wurden zu militärischen Verbündeten (foederati) der Römer  Das Grab des ersten bekannten Merowingerkönigs Childerich (463-481/2) wurde im

17. Jahrhundert bei Tournai gefunden. Der Fund wurde 1831 in Paris gestohlen (und von den Dieben weitgehend eingeschmolzen), so dass die Forschung auf die Zeichnungen eines historisch interessierten Arztes von 1655 angewiesen ist, die die Grabbeigaben detailliert wiedergeben



Die Bedeutung der Bischöfe: Bischöfe der Merowingerzeit entstammten der sozialen (grundbesitzenden) Elite. Sie waren die Erben der römischen Verwaltungstradition, deren Standorte die Städte gewesen waren.

 Die Bischofssitze gehörten zu den wenigen Zentren der Schriftlichkeit dieser Epoche

(die anderen fanden sich in den bedeutenden Klöstern). 

Lex salica: Die frühmittelalterliche fränkische Rechtsüberlieferung, die lex salica, enthielt u.a. sogenannte Wergeldkataloge. Das waren Listen, die für körperliche Schädigungen (bis hin zu Tötungen) bestimmte Bußtarife vorsahen, die an den Geschädigten, bzw. an seine Familie zu zahlen waren, um den Verlust (etwa von Gliedmaßen) zu kompensieren. Eine (öffentliche) Strafverfolgung sah diese Ordnung nicht vor.



Merowingersitten: Hof der merowingischen Könige = Ort von (mitunter finsteren) Machtkämpfen + Ort zur Erziehung des adligen Nachwuchses.  praktische Herrschaftsorganisation durch Hausmeier (maior domus)  Durch Hausmeier erlangten die Karolinger im Laufe des späteren 7. Jahrhunderts

zunehmend an Macht und Einfluss. Sie nutzten ihre Position, um sich durch eine umsichtige Besetzung von hohen Kirchenämtern wichtige Anhänger (etwa Bischöfe, Äbte und ihre Verwandten) zu sichern. 

Die Rolle des Adels: Unter Karl Martell (714-741) gelang es den karolingischen Hausmeier fast, die fränkische Königsherrschaft zu erlangen. Der siegreiche Kampf mit islamischen Arabern bei Tours und Poitiers im Oktober 732 erhöhte Karls Ansehen und half, die Übernahme des Königtums in der nächsten Generation vorzubereiten.



Mohammed: 610: Mohammed erlebt eine intensive religiöse Erfahrung. Er war damals etwa 40 Jahre alt und zog sich häufiger zum Beten und Fasten in die Bergeinsamkeit um Mekka zurück. Eine starke Stimme diktierte ihm den Wortlaut religiöser Textpassagen, die er auswendig lernte. Er selber konnte nicht schreiben, veranlasste aber die Niederschrift dieser Texte, nachdem er in Abstimmung mit seiner Frau zu der Überzeugung gelangt war, eine Reihe von Offenbarungen erfahren zu haben.  Mohammeds Lehre griff religiöse Traditionsstränge auf, deren Zentrum ein

besonderer Schrein in Mekka, die Kaaba war. Hier verehrten die arabischen Stämme verschiedene Gottheiten. Mohammed predigte nun öffentlich den Glauben an einen Gott. Seine Lehre ließ er im Koran (dem zu rezitierenden) niederschreiben, eingeteilt in Suren (Kapitel). Mohammeds Monotheismus empfing viele Impulse von den anderen monotheistischen Religionen in Mekka (Juden- und Christentum), von denen er sich erst im weiteren Verlauf deutlich absetzte. 

Das islamische Vordringen im Mittelmeerraum: Mohammeds Erfolge in Mekka erregten den Unmut der mächtigen vor Ort, die ihre Position gefährdet sahen, da seine Lehre eine starke soziale Komponente hatte. Er entschloss sich, nach Medina auszuweichen (die

sogenannte hidschra im Jahre 622). In Medina fand er viele Anhänger, stieß aber auf die Ablehnung der jüdischen Gelehrten vor Ort  Emanzipation seines arabischen Monotheismus von den anderen monotheistischen

Religionen mit dem Zentrum in Jerusalem  630 zog Mohammed zurück nach Mekka – mit einer eigenen Armee. Die Stadt ergab

sich in seine Hände, und er errichtete in den zwei Jahren bis zu seinem Tod (632) seine neue Ordnung (mit pragmatischen Mitteln – keine Zwangsbekehrungen).  Die islamischen Krieger eroberten in dem Jahrhundert nach Mohammeds Tod († 632)

weite Teile Arabiens und Nordafrikas. Sie trieben ihre Eroberungen bis auf die spanische Halbinsel voran. Mohammed hatte den Beduinen der arabischen Halbinsel die Lehre an einen Gott, Allah, gebracht und mit dieser Lehre auch einen sozialen Frieden gestiftet. Die Ordnung der Ummah (der Gemeinschaft der Glaubenden) hatte für den Erfolg seiner Lehre der Hingabe (Islam) eine besondere Bedeutung. Er bereitete die arabische Kultur auf eine besondere Erfolgsgeschichte vor.

3. Das Ende der Merowinger – Die Rolle des Papstes – Kaiserkrönung Karls des Großen 

Das Ende der Merowinger: unter Pippin dem Jüngeren (Hausmeier seit 741): 751 Absetzung des Merowingerkönigs Childerich III. mit Zustimmung von Papst Zacharias  Machtübernahme Pippins zum fränkischen König  Ende der Merowinger-Herrschaft nach 250 Jahren



Die Rolle des Papstes bei dem „Staatsstreich“ der Karolinger: Bei der Absetzung des letzten merowingischen Königs kam erstmals eine Begründung zum Einsatz, die in der europäischen Herrschaftstradition Geschichte machen sollte: der König habe sich als nutzlos erwiesen (rex inutilis). Daher wurde er mit Beteiligung des Papstes seines Amtes enthoben. Die fehlende Legitimität der neuen Herrscherfamilie (die nicht königlichen Blutes war) wurde durch die päpstliche Salbung ausgeglichen. Dadurch wurde der König zum König von Gottes Gnaden (dei gratia). Das Gottesgnadentum wurde zu einer bedeutenden Legitimationsgrundlage des europäischen Königtums bis in das 19. Jahrhundert.



Karl der Große: Karl der Große folgte seinem Vater Pippin im Jahre 768 auf den fränkischen Thron. Zunächst übernahm er die Herrschaft gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann. Karlmann starb jedoch im Jahre 771, und Karl übernahm die alleinige Herrschaft. Karl war ein Krieger, der die traditionelle Lebensweise der Franken pflegte.



Lehnswesen: Karls zahlreiche Kriege wurden mit dem fränkischen Lehnsaufgebot bestritten. D. h., dass die Vasallen des Königs (diejenigen, die von ihm ein Lehen – d.h. ein Stück Land – erhalten hatten), ihm zur Hilfe verpflichtet waren. Diese Hilfe wurde in Form von festgelegten militärischen Kontingenten der Vasallen (den sogenannten Aufgeboten) erbracht.  In der Zeit von Karls Sohn Ludwig dem Frommen soll das fränkische Heer 35 000

schwere Reiter und 100 000 Fußkämpfer umfasst haben. Die militärischen Erfolge sicherten Karl die Loyalität seines kriegerischen Adels, da sie den Kämpfern Beute bescherten.  Ein Lehensverhältnis ist ein Vertrag zwischen zwei freien Männern. Dabei übergibt

der Lehnsherr dem Vasallen das Recht über ein Stück Land (Lehen, feudum, beneficium) mit den darauf lebenden Menschen. Im Gegenzug erkennt der Vasall den Lehensgeber als seinen Herrn an (Homagium) und schwört ihm die Treue. Die Verpflichtung des Vasallen gegenüber seinem Herrn wird in Formel Rat und Hilfe erfasst, d. h. dass der Vasall an den Beratungen des Herrn teilnahm (und die Entschlüsse mittrug) und dass er den Herrn im Falle der Bedrohung mit Waffen und

Kriegern (deren Zahl von der Größe des Lehens abhing) unterstützte. Das Lehensverhältnis wurde mit aufwendigem Zeremoniell begründet oder erneuert (Die neue Forschung sieht es vornehmlich als eine personale Bindung). 

Tassilo von Bayern: Der bayerische Herzog Tassilo aus der Familie der Agilolfinger führte in Regensburg einen eindrucksvollen Hof.  Nach Karls Eroberung des Langobardenreiches (mit dem Tassilo verbündet war)

nahmen die Spannungen in den 780er Jahren zu.  Karl verlangte 781 einen Treueeid von Tassilo und lud ihn zu verschiedenen

Hoftagen. Im Jahre 787 zwang Karl Tassilo zu einem Vasalleneid, den er nun auch rückwirkend interpretierte.  Wegen eines 25 Jahre zurückliegenden Verstoßes gegen den Vasalleneid wurde

Tassilo in Ingelheim 788 ein (politischer) Prozess gemacht.  Tassilo verlor sein Herzogtum und seine Familie wurde in verschiedene Klöster

eingewiesen. Damit endete das letzte alte Stammesherzogtum. 

Kaiserkrönung Karls des Großen: an Weihnachten 800 war ein Ausdruck von Karls realer Machtstellung im Westen. Mit der Kaiserkrönung Karls, die im Ablauf tatsächlich etwas improvisiert wirkte (weil es auch noch keine einschlägige Tradition gab), verlagerte sich der politische Schwerpunkt Europas auf die Regionen nördlich der Alpen.  Die Gestaltungskraft des Mittelmeerraumes ließ nach. Diese Entwicklung war neu

und sie erwies sich als nachhaltig.

4. Der Kaisertitel Karls – Kapitularien – Die Lage der Christenheit in der Karolingerzeit – Grundherrschaft 

Der Kaisertitel Karls: Der Kaisertitel Karls des Großen lautete in voller Länge: “Karolus serenissimus augustus a Deo coronatus magnus, pacificus imperator, Romanorum gubernans Imperium, qui et per misericordiam Dei rex Francorum atque Langobardorum.” Dt. Übers.: „Karl, allergnädigster, erhabener, von Gott gekrönter, großer friedebringender Kaiser, der das Römische Reich regiert und der durch Gottes Barmherzigkeit auch König der Franken und Langobarden ist“.  Die Aufgabe des Kaisers, der zwar beanspruchte, das Römische Reich zu regieren,

dies aber bei weitem nicht erreichte, war nicht territorial definiert. Seine Aufgabe als advocatus ecclesie (Vogt der Kirche) war die (im Notfall bewaffnete) Verteidigung der Christenheit gegen ihre Feinde. Tatsächlich bezog sich dieser Schutz auf die lateinische Christenheit. 

Die Aachener Hofschule: Die Aachener Hofschule (eine Gruppe bedeutender europäischer Gelehrter) gab wichtige Impulse für eine Vereinheitlichung der schriftlichen Tradition der westlichen Christenheit (Bibeltexte, liturgische Texte, Klosterregeln). Die sogenannte „Karolingische Renaissance“ sorgte durch eine breit angelegte Anstrengung zur Abschrift wichtiger Texte in einer lesbaren Schrift (karolingische Minuskel) für die Sicherung bedeutender antiker Texte. Die „karolingische Renaissance“ schuf so die Textgrundlage für die Bildungsbewegung des hohen Mittelalters.



Kapitularien: Um in seinem Reich gewisse einheitliche Rechtsstandards einzuführen, bediente sich Karl der Große verstärkt der sogenannten Kapitularien (die seine Vorgänger bereits eingeführt hatten). Kapitularien waren Erlasse, die in Kapitel (capitula) unterteilt waren und zumeist bedeutende Bereiche der karolingischen Herrschaft betrafen (Reichsteilung: divisio regnorum (806), Krongutverwaltung: capitulare de villis (Datierung ungesichert), Kirchliches Leben: admonitio generalis (789)). Die Kapitularien wurden im Reich durch Königsboten verbreitet.  Um der Zentrale in seinem großen Reich Gehör zu verschaffen, nutzte Karl der Große

die sogen. Königsboten (missi dominici). Die Königsboten bereisten das Reich einmal im Jahr, verkündeten wichtige Beschlüsse des Herrschers und verpflichteten die Untertanen in besonderen Fällen zur Treue gegenüber Karl. Die Königsboten verfügten aber nur über geringe Macht, was die Erfüllung ihrer Aufträge erschwerte. Im Jahr 802 organisierte Karl der Große das Königsbotenwesen neu, indem er solche

Männer zu missi ernannte, die vor Ort bereits über eine Machtstellung verfügten (= Adel). 

Der Transfer des Kaisertitels und des Kaisertums nach Norden in die Dynastie der Karolinger (und ab 962 in die Familie der Ottonen) erwies sich als wirksam, obwohl die Kaiserfamilien immer wieder mit erheblichen Problemen zu kämpfen hatten. Diese Dauer verdankt der Kaisertitel bis zum Ende des Mittelalters auch seiner offenen Konstruktion. Tatsächlich gab es bis zum 14. Jahrhundert keine nähere Definition, was ein Kaiser eigentlich für Kompetenzen hatte (gegenüber einem König). Das Amt verlieh eine Würde, keine Machtstellung. Auch die späteren Kämpfe mit den Päpsten drehten sich um diese Würde, nicht um konkrete Kompetenzen. Diese mangelnde Konkretion ermöglichte vielfältige Anpassungen.



Klosterleben: In der Zeit der Karolinger wurden die Klöster zu bedeutenden religiösen und kulturellen Zentren. Ihre Schreibstuben (Scriptorien) kopierten und verbreiteten wichtige Texte und sie boten der adligen Religiosität wichtige Bezugspunkte. Das klösterliche Leben wurden durch die Benediktsregel (Regula Benedicti) bestimmt, die vom Gründer des Klosters Montecassino, Benedikt von Nursia im früheren 6. Jh. verfasst worden war. Verbreitung und allgemeine Geltung erlangte sie in der karolingischen Renaissance durch die Bemühungen Benedikts von Aniane († 821).



Christianisierung: Die wichtigste Kraft der Christianisierung im frühen Mittelalter waren die Klöster und die Mönche. Die Mönche waren nicht immer Priester, aber viele von ihnen hatten doch ein lebendiges Verständnis der christlichen Tradition und der wichtigen Texte, die sie weiter vermitteln konnten. In einer agrarischen Welt waren viele Klöster eng mit dem regionalen Adel verbunden – der diese Klöster stiftete und unterhielt. Auch die Mönche dieser frühen Zeit kamen in der Regel aus adligen Familien. Was ihrer Wirkung in der bäuerlichen Welt gewisse Grenzen setzte. Man darf an den Standard dieser frühen Christianisierung keine zu großen Erwartungen haben.



Grundherrschaft: Das Frankenreich war nach heutigen Maßstäben eine schwach besiedelte, wenig erschlossene agrarische Welt. Das bäuerliche Leben spielte sich überwiegend im Rahmen der Grundherrschaft ab. Die Grundherrschaft bestand aus einem größeren Eigenbezirk des Grundherren (dem Saalland), der von freien und unfreien Bauernstellen (hufen, mansen) umgeben war. Die freien Bauern waren dem Grundherren abgabepflichtig, die unfreien Bauern waren zudem zur Arbeit auf dem Saalland verpflichtet (Frondienste). Das Herrenhaus (villa) gibt dieser Ordnung den Namen Villikationsverfassung (vgl. auch das capitulare de villis).



Das Beispiel Staffelsee: Die Aufzeichnung (das Urbar) der Grundherrschaft des Hofes Staffelsee, der um 800 in das Eigentum des Bischofs von Augsburg überging, vermittelt ein detailliertes Bild einer frühmittelalterlichen Grundherrschaft. Der Hof verfügte über 23 freie und 19 unfreie Bauernstellen, zudem gab es auch eine Spinnerei zur Tuchherstellung (in der 24 Frauen arbeiten). Das Urbar gibt an, dass ...


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