Zusammenfassung Ethnomethodologische Konversationsanalyse PDF

Title Zusammenfassung Ethnomethodologische Konversationsanalyse
Course Qualitative Methoden
Institution Universität Innsbruck
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Qualitative Methoden – Bruesemeister Kapitel 4 Konversationsanalyse

Ethnomethodologische Konversationsanalyse von Harvey Sacks Mitte der 60er Jahre in den USA gegründet, Harvey Sacks wurde von Erving Goffman und Harold Garfinkel zur Ethnomethodologie beeinflusst Ethnomethodologie – Theorierichtung der Soziologie – soziale Gruppe daraufhin untersuchen, welche Methoden sie ´bei der Abwicklung ihrer alltäglichen Angelegenheiten ganz selbstverständlich´ verwenden Konversationsanalyse – zentrale Forschungsmethode für den Theorieansatz der Ethnomethodologie – gibt sich nicht mit der Einsicht zufrieden, dass die Individuen durch Werte und Normen immer schon in die soziale Wirklichkeit eingepasst sind – es soll gezeigt werden, wie eine solche Einpassung von den Einzelnen in einer Situation praktisch vollzogen wird – Akteure sind dazu aufgerufen, in jeder Situation eine gemeinsame Verständigung erst herzustellen Allgemeine Merkmale – jeder Akteur als leeres Blatt, der gemeinsam mit anderen in einer Situation den Charakter der sozialen Wirklichkeit erst festlegen muss – ´radikale Soziologie´: selbst wenn man zugibt, dass es Traditionen, Normen und Regeln gibt, müssen diese noch an situative Umstände angepasst werden, um handlungsrelevant zu sein – Interaktionsmethoden der Individuen herausfinden – Gespräche aller Art, z.B. auch formelle Interaktionen in institutionellen Settings betrachtet – es werden Gesten sowie andere nichtsprachliche Kommunikationsformen berücksichtigt – soziale Ordnung ist eine von den Akteuren hergestellte ´Vollzugswirklichkeit´ – bei der Auswertung soll strikt datengeleitet vorgegangen werden (nicht theoriegeleitet) – Anspruch, Vorwissen radikal einzuklammern und somit sehr empirienah zu sein – das Thema wirkt sich in jeder einzelnen Sequenz (sei sie noch so unbedeutend) prozedural auf das Gespräch aus – → die Datenauswertung muss daher Interaktionssequenzen anhand von Transkripten möglichst genau beschreiben (z.B. Tabuthemen, aufgestaute Erfahrungen, ungewisse Zukunft .. kann alles eine Konversation beeinflussen) – Fälle werden nur als Datenlieferanten betrachtet – die Strategien der Akteure interessieren nicht als solche, sondern gleichsam nur als Oberflächenphänomene, hinter denen die eigentlich interessierenden, formalen Ordnungsoder Tiefenelemente von Kommunikationen zu erkennen sind – es muss am Datenmaterial gezeigt werden, ´auf welche Weise die Interagierenden selbst in ihren Äußerungen und Handlungen diese formalen Mechanismen berücksichtigen´ – Untersuchungsschwerpunkt ist – innerhalb der Unterscheidung von Situation, Selektion und Aggregation – zunächst auf die Situation gelegt – es interessiert, wie Akteure mit ihrer Wirklichkeit in einer Situation umgehen, diese Wirklichkeit handelnd herstellen – Aggregationen als Regeln des handelnden Zusammenwirkens vieler Akteure, die sich mit der Zeit verselbstständigt haben Vorgehen in der Konversationsanalyse – zunächst ungefairer Eindruck von dem zu untersuchenden Gespräch verschaffen – Transkripte Detail für Detail durchgehen, um Verlaufsstruktur zu ermitteln

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darauf achten, was gesagt wird, aber vor allem auch wie dies geschieht genaue Beschreibung eines Gesprächssegements, welches in seinen Auswirkungen auf die soziale Interaktion untersucht wird wie wirkt sich eine einzelne Äußerung auf den Fortgang der Interaktion aus Analyse der Deutungsmuster ergänzt um eine Analyse der Handlungsmuster (Fokus) Wirkungen von faktischen Interaktionsbeiträgen werden beobachtet, unabhängig davon, was den Einzelnen zu seiner Äußerung motiviert haben mag Vergleiche haben in der Methode nur einen geringen Stellenwert ist jedoch eine typische Ablaufstruktur für den untersuchten Bereich herausgearbeitet worden, kann man leicht Abweichungen von dem typischen Muster identifizieren Gleichförmigkeit in vielen Gesprächen: Abläufe sind von einer Struktur geleitet, die dem Einzelnen so nicht bewusst sind die beobachtete Kommunikationsstruktur ist gleichsam mit einer Tiefenstruktur versehen, die die Oberflächen – Kommunikation steuert eine solche Tiefenstruktur mit Hilfe beobachteter Gesprächsabläufe ausfindig zu machen, ist das Ziel der Methode es geht also um genaue Beschreibungen von Gesprächsabläufen reines Auswertungsverfahren (alle Arten von Gesprächen) Kommunikationen sowie das soziale Leben als eine Art Reißverschlussmodell: Kommunikationsbeiträge greifen ineinander somit gibt es gelingende Form und auch abweichende und reparaturbedürftige Formen der Kommunikation (beide werden auf ihre zugrundeliegenden Tiefenregeln bzw. Strukturen hin untersucht) Wahlhandlungen der Einzelnen und ein handelndes Zusammenwirken in einer Situation

Krisenexperimente – ganz bewusst ungewohntes Verhalten in einer Kommunikation und dann beobachten,wie der andere reagiert – in beliebigen Gespräch penetrant nachfragen, was denn der andere mit seiner Äußerung gemeint habe – schematisches Nachfragen kann eine Kommunikation zum Einsturz bringen – Grundgedanke: in den Störungen indirekt formale Muster für ein Gelingen der Kommunikation erkennen – diese formalen Muster werden als Ordnungsbegriffe festgehalten Formale Muster der Gesprächsorganisation – Indexikalität: zentrales Ordnungselement von Kommunikation: Sinn und Bedeutung einer Äußerung ergeben sich daraus, welche Äußerungen vorher in einer Situation gefallen sind – z.B. Passt das (Jacke), könnte zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort anders ´indexikalisiert´ sein – die Tiefenregeln der Kommunikation sind ´handlungsanleitend´, ohne jedoch ´selbst zu Objekten der Aufmerksamkeit zu werden´ (die Betroffenen sind weder in der Lage, Gründe für die Störung der Kommunikation, noch für deren Gelingen anzugeben) – neben der Indexikalität gibt es noch andere Muster: Kontextabhängigkeit und Kontexterneuerung (Bedeutung einer K. Ist von einem Kontext abhängig und gleichzeitig bildet sie den Kontext für die nächste Handlung) – ´filling in´ unvollständige Äußerungen oder Bedeutungslücken werden komplettiert (Akteure sind gleichsam tolerant) oder inkosistente Äußerungen werden übergangen ´let it pass´ – es werden oft typische Wissensbestände verwendet, auch wenn diese nur vorläufige Deutungen einer Situation erlauben – Akteure deuten eine Kommunikationssituation nicht nur anhand aktueller Äußerungen, sondern betten sie in gleichsam fiktive Gesamtgeschehnisse (Sinn) – viele Kommunikationen weisen ähnlich formale Muster auf – es werden typische Kommunikationen nach formalen Merkmalen hin untersucht, die diese steuern und am Leben erhalten



es werden z.B. Begrüßungen und Wünsche, Wunschverweigerungen, Einladungen oder Komplimente betrachtet oder Gattungen herausgearbeitet (aufwendig)

Kritik – Schwergewicht auf die Untersuchung von ´Vollzugswirklichkeiten´ – genaue Beobachtung Selektionsentscheidungen einzelner Akteure und sich anschließende Reaktionen – Analytisch wird das Geschehen auf Tiefenregeln zurückgeführt – die beobachteten Praktiken werden theoretisch durch formale Muster, Strukturen erklärt (können von den Akteuren selbst nicht beobachtet werden) – Beobachten lässt sich allerdings immer nur Anwendungen von Strukturen, d.h. Die formalen Muster der K. Lassen sich im strengen Sinne nicht empirisch beweisen – nur interne Vergleichsmaßstäbe (werden empirisch gewonnen), ist ein Strukturelement auch für andere Gesprächstypen relevant (Reichweite der Erklärungskraft) – Widerspruch zum Selbstanspruch (man will eine Struktur aus empirischen Daten ermitteln) Fazit – Methode kann sehr genau und detailliert empirische Phänomene beobachten, die mit Gesprächen zu tun haben – die Befunde werden aber sogleich mit der Frage nach den Konstitutionsfaktoren von situativen Ordnungen, nach der Zerbrechlichkeit dieser Ordnungen sowie deren Reparatur verbunden, wobei Annahmen über Strukturen eine große Rolle spielen – beobachtet werden können alltägliche, außergewöhnliche, kurze, länger andauernde Kommunikationssituationen – deren Abläufe sind ´durch eine spezifische Zeitökonomie gekennzeichnet´ – Konversationsanalytische Fragestellungen sind prozessorientiert (Suche nach Anschlusshandlungen) – Akteuren wird große Gestaltungsmöglichkeit zuerkannt – soziale Wirklichkeit ist nicht einfach vorgegeben, sondern Produkt von Interaktionsprozessen – wenig auf Vorwissen zurückgreifen, stark empirienah – fokussiert auf den unmittelbaren Ablauf einer Kommunikation – es ist auch möglich soziologische Fragestellungen innerhalb eines institutionellen Settings zu untersuchen...


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