Zusammenfassung EZW - Zirfas PDF

Title Zusammenfassung EZW - Zirfas
Author Jessy Snowdrop
Course Einführung in die Erziehungswissenschaft
Institution Universität zu Köln
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Zirfas...


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Erziehungswissenschaft

1.Pädagogische Fragen und Herausforderungen Pädagogik

Erziehungswissenschaft

- bezeichnete seit Mitte des 18. Jh. sowohl die praktische als auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit Erziehung - Normen, Orientierungen für Reflexion der Praxis

- Seit Ende der 1960er Jahre – mit Vorläufern zu Beginn des 20. Jh. – gibt es den Begriff der „Erziehungswissenschaft“ - sollte für die Idee einer präzisen und objektiven, empirischen Erforschung der Erziehungswirklichkeit stehen und dadurch Wissenschaft und Praxis differenzieren

■ nicht klar voneinander zu trennen und werden nicht systematisch verwendet ■ Fach ist vielschichtiger als es die beiden Begriffe nahelegen, da es sich weder auf den Umgang mit Kindern noch auf die (wissenschaftliche) Auseinandersetzung mit Erziehung beschränkt. ■ Der Bereich ist in stetiger Veränderung und Entwicklung begriffen ■ Grundlagen, Inhalte, Normen, Ziele, Methoden usw. unterliegen einem historischen Wandel

Pädagogik als Wissenschaft: Erforschung bzw. Reflexion von pädagogischen Fragen, Kontexten, Situationen, Normen, Zielen und Verfahren in theoretischer, historischer und empirischer Art und Weise → Die Wissenschaft kann als Handlungswissenschaft oder als Erkenntniswissenschaft auf die Praxis bezogen sein

Pädagogik als Praxis: konkrete Handlungsherausforderungen, Aufgaben, Ziele und Verfahrensweisen

Strukturierungsmöglichkeiten: 1 Wissenschaftliche Paradigmen (= grundsätzliche wissenschaftliche Ausrichtungen, Strömungen, Denkweisen, Lehrmeinungen) ▪ geisteswissenschaftliche Pädagogik ▪ empirische Erziehungswissenschaft ▪ kritische Erziehungswissenschaft

2 Wissenschaftliche Fachrichtungen (Beispiele) ◻ ◻ ◻ ◻ ◻ ◻ ◻ ◻ ◻

Allgemeine Erziehungswissenschaft International und Interkulturell Vergleichende Erz. Empirische und Historische Bildungsforschung Schulpädagogik Sonderpädagogik Berufs- und Wirtschaftspädagogik Sozialpädagogik Medienpädagogik Erwachsenenbildung

3 Praktische Arbeitsfelder ◻ Schule ◻ Berufsbildung, Aus-/Fort- und Weiterbildung ◻ Kinder- und Jugendarbeit ◻ Erwachsenenbildung ◻ Altenarbeit ◻ Medien- und Kulturpädagogik ◻ Gesundheitspädagogik ◻ Behindertenarbeit/Inklusionsarbeit ◻ Stationäre Erziehungshilfen ◻ Interkulturelle Arbeit

4. Systematisierungsversuche und Verständnisprobleme ■ Sowohl die pädagogische Praxis als auch die pädagogische Wissenschaft erscheinen als vielschichtig und wandelbar ■ Diese Komplexität spiegelt sich in einer Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben, Verständnisse, Methoden, Inhalte und Ziele ■ Systematisierungsversuche scheinen dadurch kein „wirkliches“ Verständnis dessen zu liefern, was Pädagogik ist oder sein kann ■ Können dann überhaupt allgemeine Aussagen über die Pädagogik gemacht werden? ■ Gibt es überhaupt ein Proprium (allg. Wesenskern bzw. Eigentümlichkeit) pädagogischen Denkens und Handelns? ■ Gibt es eine Grundstruktur pädagogischen Denkens und Handelns? ■ Hat die Pädagogik eine eigenständige innere Logik? ■ Kann man einen pädagogischen Grundgedanken – so es ihn gibt – systematisch entwickeln?

5. Womit beschäftigt sich Pädagogik/Erziehungswissenschaft? ■ Menschen müssen in ihrem Leben selbstständig und selbstbestimmt handlungsfähig werden ■ Dafür müssen sie bestimmte Fähigkeiten, Fertigkeiten, Verhaltensweisen, Orientierungen usw. erwerben ■ Der Prozess dieses Erwerbs bedarf der Unterstützung ■ Wie diese Unterstützung gedacht werden kann und wie sie vollzogen werden soll und welche Ziele damit verfolgt werden sollen sind Fragen pädagogischer Praxis und Wissenschaft

6. Universalität und Wandelbarkeit ■ Die Antworten auf diese Fragen und Herausforderungen der Pädagogik erscheinen als historisch und sozial-kulturell wandelbar ■ Das Problem der Pädagogik ist damit ein universelles, die Bearbeitung des Problems hingegen ist nur jeweils vor dem Hintergrund spezifischer historischer und sozialkultureller Rahmenbedingungen zu verstehen ■ In diesem Sinn ist auch die wissenschaftliche Pädagogik nur in ihrer historischen und sozialkulturellen Wandelbarkeit zu verstehen

7. Die historische Entwicklung der wissenschaftlichen Pädagogik ■ (Vor 4 Millionen Jahren oder) 1778 ■ Ein praxisbezogenes, theoretisches Nachdenken über Erziehung und Bildung findet sich in Europa seit der griechischen Antike ■ Systematisches Nachdenken über pädagogische Fragen seit dem 17. Jh. (z.B. Johann Amos Comenius: Behandlung didaktischer Fragestellungen) ■ Aufschwung des pädagogischen Nachdenkens in 18. Jh. (Zeitalter der Aufklärung): z.B. -

J. Locke: Gedanken über Erziehung (1693) J.-J. Rousseau: Emile oder über die Erziehung (1762) A.H. Niemeyer: Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts (1796)

■ Um 1800: Begründung der Pädagogik als Wissenschaft Ernst Christian Trapp - 1. Professur für Pädagogik (Halle 1778)

-

Versuch einer Pädagogik“ (1780): Erste wissenschaftlich-systematische Grundlegung der Pädagogik Johann Friedrich Herbart - 1809 Prof. für Philosophie und Pädagogik in Königsberg - „Allgemeine Pädagogik aus dem Zweck der Erziehung abgeleitet“ (1806) - Entwicklung einer systematisch-theoretischen Pädagogik Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher - Professor für Theologie und Philosophie (1806 Halle, 1810 Berlin) - „Vorlesungen über Pädagogik“ (1826) - Systematische Aufschlüsselung der Bedingungen, Voraussetzungen, Grundprobleme und Ziele der Erziehung ■ 20. Jahrhundert Ausdifferenzierung der Pädagogik in verschiedene Bereiche, Ansätze und Strömungen - Heute: Plurales Feld versch. Paradigmen, die sich begrifflich, methodisch und in ihren Selbstverständnissen teils überschneiden, teils differieren

8. Pädagogik als Praxisfeld: 19. Jhr. ■ Durchsetzung der Schulpflicht: 1864 besuchten bereits 85% aller schulpflichtigen Kinder die Elementarschule ■ Einrichtung von Kindergärten (Fröbel. Mitte 19. Jh.) ■ Armen- und Fürsorgeanstalten (Wichern, Kolping, Mitte 19. Jh.) ■ Etablierung der dualen Berufsausbildung nach 1879 ■ Erziehungs- und Bildungsmaßnahmen für Jugendliche (evangelische und katholische Jugendverbände) und Erwachsene (Volksbildung, Volkshochschule)

Entwicklung 20. Jhr. ■ Einführung einer einheitlichen vierjährigen Grundschule (1919) ■ Ausbau des Berufs- und Fachschulwesens nach 1920 ■ Entwicklung eines kommunalen und von freien Trägern organisierten Systems der Jugendpflege und -fürsorge sowie die Etablierung der Erwachsenenbildung durch Volkshochschulen ■ 1964 wird die „Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft“ gegründet ■ Akademisierung der Lehrerausbildung für Grund-, Haupt- und Sonderschulen; nach 1957 Einführung des wissenschaftlichen Magisterstudiengang ■ 1969 Einrichtung verschiedener praxisbezogener Diplomstudiengänge (z.B. Sozialpädagogik, Erwachsenenbildung, Sonderpädagogik) ■ Erziehungswissenschaft zählt heute zahlenmäßig zu den zehn stärksten Universitätsfächern in Deutschland (Teildisziplinen Sozialpädagogik, Kinder- und Jugendarbeit sowie Erwachsenenbildung) ■ Zukunft: Inklusionspädagogik, Interkulturelle Bildung, Digitale Bildung

2. Erziehungswissenschaftliche Begriffe Übersicht: Erziehung

Handlungen und Maßnahmen, durch die Menschen versuchen, auf die Persönlichkeitsentwicklung anderer Menschen Einfluss zu nehmen, um sie nach bestimmten Wertmaßstäben zu fördern

Bildung

die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen

Lernen

Kennzeichnung von Änderungen menschlicher Verhaltensdispositionen, die durch Verarbeitung von Erfahrungen erklärt werden können

Sozialisation

Erziehung

Vier Grundverständnisse Technizistisch

Naturalistisch

Dualistisch

Kommunikativ

Bildhauer, Handwerker, Techniker – E. als Herstellung, Produktion, Erschaffung, Einwirkung

Gärtner oder Bauer – E. als Pflege, Schutz, Begleitung, Entwicklungsunterstütz ung

Führer und/oder Gärtner – E. als Führen, Lenken, Ausrichten und/oder Wachsenlassen (Litt)

Fordender, Förderer, Berater, Freund – E. als intersubjektives Vermittlungs- u. Aneignungsgeschehen

Gesetze und Rechte Grundgesetz Art. 1 ■ (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Grundgesetz Art. 6 ■ (1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung. ■ (2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft. ■ (3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen. ■ (4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft. ■ (5) Den unehelichen Kindern sind durch die Gesetzgebung die gleichen Bedingungen für ihre leibliche und seelische Entwicklung und ihre Stellung in der Gesellschaft zu schaffen wie den ehelichen Kindern.

BGB § 1631 (2009) „1. Die Personensorge umfasst insbesondere die Pflicht und das Recht, das Kind zu pflegen, zu erziehen, zu beaufsichtigen und seinen Aufenthalt zu bestimmen.“ 2. Kinder haben ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“

(Gültig seit: 3.11.2000)

Theorie ■ soziales Miteinander von Erzieher und Zögling ■ Miteinander wird vom Erzieher absichtsvoll ausgestaltet und an Zielen ausgerichtet ■ Die Ausgestaltung zielt auf die schrittweise „Freisetzung“/Unabhängigkeit des Z. ab ■ Der Erzieher will durch... - Das Aufzeigen von Möglichkeiten, - Das Problematisieren von Inhalten bzw. Sachverhalten und Fragestellungen sowie - Das Hinweisen auf Notwendigkeiten und Ansprüche beim Zögling Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungspotentiale freisetzen und entwickeln. ■ Erziehung zielt dadurch auf die Erweiterung bzw. Veränderung von - Kognitiv-theoretischen (Wissen), - moralisch-ethischen (Sollen) und - praktischen (Können) Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen des Zöglings. ■ Erziehung unterliegt somit den Forderungen - Der schrittweisen Einsicht des Zöglings - Der Sachgerechtheit ihrer Mittelanwendung - Der Angemessenheit ihrer Zielsetzungen - Der Sinnhaltigkeit ihrer Inhalte Allgemein: ■ Erziehung ist stets als intentionaler Prozess hin zur Mündigkeit des Menschen zu verstehen ■ Erziehung ereignet sich in einer spezifischen Auseinandersetzung mit den Erziehungsgegenständen ■ Erziehung ist sowohl dem Zögling als auch den Inhalten als auch den gesellschaftlichkulturellen Erwartungsrahmen verpflichtet ■ Erziehungshandlungen als spezifische Form sozialer Interaktion zielen darauf ab, Handlungs- und Verhaltensmöglichkeiten von anderen Menschen zu verändern ■ Erziehungshandlungen sind sowohl unterstützend als auch gegenwirkend zu denken

Strukturen und Formen ■ Grundstruktur: Erzieher – Zögling (Educand, Zuerziehender) – Gegenstand (didaktisches Dreieck) ■ Vermittlung und Aneignung ■ Fremderziehung und Selbsterziehung ■ Intentionale und funktionale Erziehung ■ Man kann nicht nicht erziehen ■ Begrenzung der Erziehung oder lebenslanger Prozess ■ Orientierung an Gegenwart und Zukunft

Bestimmungen

Gege nstan d Erzi ehe r

Zö glin g

■ Ziele in der Moderne sind Selbstständigkeit, Mündigkeit, Emanzipation, Autonomie ■ Methoden sollen gewaltfrei sein

■ Erziehung kann nicht erzwungen werden ■ Menschen müssen gewisse Dinge lernen, die auf biologischem Weg nicht vererbbar sind ■ Erziehung kann als Prinzip der Ermöglichung bzw. Unterstützung dieser Lernprozesse erachtet werden ■ Erziehung hat dadurch eine doppelte Funktion: - Tradierung von Kultur - Begleitung des einzelnen Menschen hin zur selbstständigen Handlungsfähigkeit (= Mündigkeit) ■ Erziehung und Kultur bedingen und verändern sich gegenseitig ■ Erziehung selbst wird dadurch zu einem historisch wandelbaren Phänomen

Erziehung als pädagogischer Akt ■ Erziehung als vermittelte Aneignung nichtgenetischer Tätigkeitsdispositionen ■ Erzieher und Zögling sind beide gleichermaßen an der Situation beteiligt ■ Erzieher, Zögling und Objekt befinden sich in einer triangulären Struktur ■ Erzieher und Zögling befinden sich hinsichtlich der Voraussetzungen und des Inhalts in einem asymmetrischen Verhältnis ■ Der Erzieher richtet sein Handeln auf das Handeln des Zöglings ■ Pädagogisches Handeln ist aufgrund der Subjektivität des Zöglings a-kausal und der Nichtvorhersehbarkeit der Zöglingszukunft wirkungsoffen Prinzip der „relativen Autonomie“ (E. Weniger)

Historisch: ■ A.H. Francke (1663-1727): Erziehung als Brechung des „natürlichen Eigenwillens“ und als Verhinderung des Ausbrechens „innerer Bosheit ■ I. Kant (1724-1804): Erziehung als Kultivierung der Freiheit bei dem Zwange ■ Chr. Gotthilf Salzmann (1744-1811): Erziehung als „Entwicklung und Übung der jugendlichen Kräfte“ ■ J. Paul (1763-1825): Erziehung als Achtung der „Individualität des Idealmenschen“ ■ A.S. Neill (1883-1973): Erziehung als Ermöglichung der freien Verfügung des Kindes über sich selbst ■ W. Brezinka (*1928): Erziehung als Versuch, die Persönlichkeit eines Menschen zu fördern

Erziehungsvorstellungen aus der Epoche der Aufklärung ■ Idee der Mündigkeit und Brauchbarkeit des Bürgers ■ zweckrational auf doppelte (moralische und utilitaristische) Ziele ausgerichtet ■ Menschen sollen sittlich-moralisch und ökonomisch autonom in der und für die Gesellschaft leben ■ Das Erziehungsziel ist daher ein vernünftiges Leben ■ Die Erziehung ist das alleinige Mittel, ein vernunftgeleitetes Leben realisieren zu können

Systematische Zusammenfassung Erziehung ■ Ist eine anthropologische Tatsache ■ interaktionistisches Handeln, das auf die Veränderung des Handelns anderer Menschen zielt ■ Ist gekennzeichnet durch ein spezifisches Machtgefälle zwischen Erzieher und Zögling ■ Erziehung geht mit Zielvorstellungen und Normen einher ■ E. soll Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Einstellungen, Werthaltungen vermitteln ■ Erziehung ohne Inhalt gibt es nicht ■ Erziehung ist zweckrational begründet ■ Erziehung zielt auf ein Ende ab ■ Erziehungsvorstellungen sind historisch wandelbar

Erziehungsstile I | II ■ Autoritärer Erziehungsstil ■ Überbehütender Erziehungsstil ■ Flexibler Erziehungsstil ■ Permissiver Erziehungsstil ■ Laissez-Faire Erziehungsstil ■ Autoritativer (Partizipativer) Erziehungsstil ■ Aushandelnder Erziehungsstil ■ Demokratischer Erziehungsstil ■ Beratender Erziehungsstil

Erziehungsmaßnahmen Paul Hastenteufel ■ Festigungshilfen: Übung, Training ■ Verarbeitungshilfen: Auftrag, Aufgabe ■ Steigerungshilfen: Ermahnung, Ansporn ■ Stützungshilfen: Ermutigung, Versprechen

■ Rückführungshilfen: Tadel, Strafe ■ Orientierungshilfe: Belehrung, Beratung ■ Entscheidungshilfen: Bitte, Gebot

Bildung Bildung, ahd. bildunga, mhd. bildunge, hat zunächst den Bedeutungsumfang von Bildung, Ebenbild, Nachbild, Nachahmung (äußere Gestalt) → später: Gestalt, Gestaltung, Schöpfung und Verfertigung (innere Gestalt und innere Formung) Außerdem: Typisch Deutsches Konstrukt

Schnellübersicht ■ Formaler Bildungsaspekt (Qualifikationen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Eigenschaften usw.) ■ Materialer Bildungsaspekt (Bildungsinhalte; oftmals kanonisierte Wissensbestände) ■ Doppelseitige Erschließung von Ich und Welt (kategorialer Aspekt) ■ Theoretische, ästhetische, moralische, praktische Bildung ■ Reflektierte Subjektivierung von Welt bzw. Kultur ■ Bildung eines reflektierten Verhältnisses zu sich, anderen und der Welt ■ Unabschließbarer, nicht zweckrationaler innerer Prozess ■ Prozess und Resultat ■ In der Tradition Humboldts: Utopische bzw. idealistische Implikation

Formen klassisch selbstzweckhaft humanistisch grundlegend allgemein formell individuell schulisch

modern utilitaristisch technisch weiterführend beruflich informell kollektiv außerschulisch

Grundkonstruktion ■ Formung der Persönlichkeit, des menschlichen Seins ■ Bildung beschreibt die Auseinandersetzung des Einzelnen mit als allgemein oder universell geltenden Bestimmungen von Welt, Vernunft, Sittlichkeit oder Humanität. ■ Bildung ist somit ein Verhältnisbegriff, der nicht statisch, sondern dynamisch ist: Bildung ist aktive Gestaltung des Verhältnisses von Selbst und Welt ■ In der Regel wird mit Bildung daher die Verschränkung von Individualität und Kultur, von Eigenheit und Humanität, von Selbst und Welt verstanden, wobei Kultur, Humanität und Welt als objektive Seite, Individualität, Eigenheit und Selbst als subjektive Seite der Bildung gelten. ■ Bildung meint einen differenzierten, intensiven und reflektierten Umgang mit sich und der Welt, der zur Ausformung eines selbstbestimmten kultivierten Lebensstils führt. ■ Bildung ist damit keine von Natur aus mitgegebene Anlage, sondern eine aktiv zu erlangende Disposition (Bildsamkeit). → Bildung stellt eine Form der Reflektion unseres Wissen über andere, uns selbst

und der Welt dar, gleichzeitig ist es jedoch auch zuständig für die Bildung unserer Persönlichkeit, die eben von Erfahrungen und Erlerntem geprägt ist

Das Verhältnis von Bildung und Wissen ■ Bildung als reflektierender Umgang mit Wissen, Metaebene zu reinem Wissen ■ Prozess der Aneignung und Vernetzung von möglichst vielen Perspektiven ■ Interesse, Anerkennung und verinnerlichen des Anderen ■ Bildung als Eröffnung von Selbst- und Mitbestimmung ■ Reflexion von Selbst- und Weltverhältnissen ■ Aktive Entwicklung der Persönlichkeit in Interaktion mit der Welt und den Menschen ■ Autonomer (selbstständiger) Umgang mit dem, was einem in der Welt begegnet

■ Wissen dient als Könnensvermittlung, bei der eine Gesamtheit der Fähigkeiten zum Tragen kommt ■ Bildung hat auch eine moralische Funktion, mithilfe von Bildung kann ein Mensch zwischen gut und nicht so gut unterscheiden

Das Verhältnis von Bildung und Erziehung ■ Erziehung basiert auf einem intersubjektiven Verhältnis und verfolgt Ziele ■ Erziehung besitzt zweckrationale Vorstellungen ■ Erziehung ist stets auf ihr Ende (Mündigkeit) ausgerichtet

■ Bildung betont die freie Selbsttätigkeit des Individuums und ist damit tendenziell zweckfrei ■ Im Gegensatz zu Erziehung ist Bildung nicht grundsätzlich auf die Vermittlerposition des Erziehers angewiesen ■ Bildung im Sinne einer lebenslangen Tätigkeit an sich und der Welt kann kein Ende haben,

Systematisierung I Theoretische Bildung Erkenntnis

Praktische Bildung

Moralische Bildung

Handeln-Können

Handeln-Sollen

Ästhetische Bildung Sinnliche Wahrnehmung

Traditionell werden diese beiden Aspekte zusammengefasst: Praktische Bildung bezieht sich sowohl auf die Könnens- als auch auf die Sollens-Dimension menschlicher Handlungen ■ Theoretische, praktische und ästhetische Bildung beziehen sich auf die Weltzugangsmöglichkeiten des Menschen ■ Bildung meint vor diesem Hintergrund die aktive Ausbildung eines umfassenden und reflektierten Selbst- und Weltverhältnisses

■ Bildung als Selbstformung des Menschen hinsichtlich seines Menschseins

Systematisierung II Formale Bildung spezifische Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kompetenzen, Schlüsselqualifikationen

Materiale Bildung spezifische, oftmals kanonisierte oder als klassisch bezeichnete (Wissens-) Kenntnisse

Kategoriale Bildung die Dialektik von Können und Wissen, Ich und Welt, Aneignung und Kritik

Biographische Bildung einen lebenslangen, unabschließbaren, biographischen (institutionellen) Lernprozess

Utopische Bildung die Idee einer humanen, für alle Menschen lebenswerten Gesellschaft

Die Bildungstheorie Wilhelm v. Humboldts (1767-1835)

Bildung ■ Ist auf das Subjekt und...


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