Zusammenfassung Forst Toleranz PDF

Title Zusammenfassung Forst Toleranz
Author Dustin Hennig
Course Toleranz und Interkulturalität
Institution Technische Universität Chemnitz
Pages 3
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Summary

Zusammenfassung einzelner Themenblöcke aus Forsts Buch "Toleranz im Konflikt - Geschichte, Gehalt und Gegenwart eines umstrittenen Begriffs" im Rahmen der Veranstaltung "Toleranz und Interkulturalität" im Sommersemester 2019....


Description

Zusammenfassung: Rainer Forst – Toleranz im Konflikt 1. Toleranzbegriff anhand von Paradoxien bestimmen (Bedeutungskern aller Toleranzverständnisse) Bedeutungskern setzt sich aus 6 Komponenten zusammen 1) Kontext der Toleranz: Subjekte (Personen, Gruppen, Gesellschaft, Staat) und ihre Beziehung, Objekte (Praktiken und Überzeugungen) 2) Ablehnungskomponente: Objekte der Toleranz in einem normativ gehaltvollen Sinne als falsch ansehen oder schlecht verurteilen Ansonsten: Indifferenz (Fehlen einer positiven oder negativen Bewertung) oder Bejahung (vorliegen einer ausschließlich positiven Bewertung Kriterien für eine vernünftige Ablehnung finden, ansonsten entsteht Paradoxie des toleranten Rassisten: jemand mit besonders vielen Vorurteilen ohne vertretbare Gründe, hätte eine besonders große Möglichkeit, tolerant zu sein  grob irrationale und unmoralische Vorurteile sind als Ablehnungsgründe ausgeschlossen, Ablehnung muss nachvollziehbar sein 3) Akzeptanzkomponente: positive Gründe sprechen für Tolerierung der Ablehnungsobjekte, ohne deren Gründe aufzulösen und aufzuheben, sie sind lediglich höher gewichtet Paradoxie der moralischen Toleranz: Kann es moralisch geboten sein, das moralisch Schlechte oder Falsche zu tolerieren?  Paradoxie bleibt ungelöst und verlangt nach einer Begründung des moralischen Wertes der Toleranz Paradoxie der Wahrheitsrelativierung: Der Tolerierende ist gezwungen, eigene Überzeugungen (ggf. auch moralische) für wahr zu halten, um Ablehnungskomponente auszubilden, andererseits aber annehmen, dass auch die anderen, abgelehnten Überzeugungen wahr sein könnten, um sie akzeptieren zu können  bleibt ungelöst 4) Grenzen der Toleranz/Zurückweisungskomponente: Toleranz ist aufzuheben, wenn die Ablehnungsgründe die Akzeptanzgründe überwiegen Entstehung von drei Bereichen: Bereich des Eigenen (keine Ablehnung) – Bereich des Tolerierbaren (Akzeptanzgründe überwiegen Ablehnungsgründe) – Bereich des nicht Tolerierbaren (Ablehnungsgründe überwiegen Akzeptanzgründe) Paradoxie der Selbstzerstörung: Man kann nicht alles tolerieren, weil man ein Objekt tolerieren müsste und gleichzeitig die Intoleranz dem Objekt gegenüber  würde zu Selbstabschaffung der Toleranz führen, daher darf Intoleranz nicht akzeptiert werden Paradoxie der Grenzziehung: Sobald man eine Grenze zum Nichttolerierbaren in Form von Intoleranz zieht, wird man selbst intolerant  Paradoxie bleibt ungelöst und verlangt nach einer Begründung des moralischen Wertes der Toleranz 5) Freiwilligkeit nicht Notwendigkeit, da man gegen Objekte der Toleranz ohnehin machtlos ist (sie Erdulden/Ertragen muss)  bedeutet jedoch nicht, dass man wirklich mit dieser Macht ausgestattet sein muss, sich hypothetisch mit dieser Macht auch für Toleranz zu entscheiden, reicht aus

6) Toleranz kann sich sowohl als Praxis wie auch als Haltung äußern, wobei sich beides nicht notwendigerweise bedingt (z.B. tolerant handeln nicht im Sinne der Toleranz, sondern aus anderen Beweggründen möglich)

2. Toleranzkonzeptionen (weitere Ausgestaltung des Kerns, kontextabhängig) vorstellen 4 Stück:

ErlaubnisKoexistenzRespektkonzeption Wertschätzungskonzeption konzeption konzeption - beziehen sich auf politischen Kontext eines Staates, indem Bürger Differenzen aufweisen (da Mitglieder partikularer Gemeinschaften) - alle Konzeptionen sind gleichzeitig präsent  Konfliktpotenzial Erlaubniskonzeption (Machtausübung) - Beziehung zwischen Autorität oder Mehrheit und einer von deren Wertvorstellungen abweichende Minderheit(en)  Toleranz als Erlaubnis gegenüber der Minderheit auf ihre Art zu leben, solange sie die Autorität nicht in Frage stellt - Anderssein der Minderheit sollte Privatsache sein  nicht öffentliche Unruhe/Ordnung stören  nicht-reziproke Toleranzsituation Koexistenz-Konzeption (Waffenstillstand) - vorrangig pragmatisch-instrumentelle Begründung der Toleranz (Konfliktvermeidung, Zielverfolgung) - gleichrangige Gruppen, statt Autorität + Minderheit  Toleranz für sozialen Frieden - wechselseitiger Kompromiss  Koexistenz, statt Konflikt - kein normativer Charakter  kein stabiler sozialer Zustand, denn bei Ändern der Machtverhältnisse kann Toleranz beendet werden - Misstrauen Respektkonzeption (autonome Lebensgestaltung) - moralische Begründung: wechselseitige Achtung sich tolerierender Menschen(gruppen)  autonome Personen/ gleichberechtigte Mitglieder einer rechtsstaatlich verfassten politischen Gemeinschaft - andere Einstellungen nicht als wahr oder ethisch gut ansehen + schätzen, sondern als autonom gewählt, nicht unmoralisch + nicht ungerecht 1. Modell formaler Gleichheit: Trennung Privat vs. öffentlicher Raum, ethische Differenzen nur im Privaten austragen, keine Konflikte in öffentlich-politischer Sphäre  französische Behörden: keine Kopftücher in Schule (Öffentlichkeit) 2. Modell qualitativer Gleichheit: - keine Trennung von Privatem + öffentlichem Raum - Modell 1 bevorzugt Lebensformen, bei denen diese Trennung leichter fällt  unfair - Respektieren von unterschiedlichen, politisch relevanten ethisch-kulturellen Identitäten, aufgrund von besonderer existentieller Bedeutung Wertschätzungskonzeption - andere Überzeugungen + Praktiken als ethisch wertvoll schätzen - reservierte Wertschätzung, da Ablehnungskomponente zentral für Toleranz (schätzen einiger Seiten, andere ablehnen - es gibt bestimmte, sozial geteilte Vorstellungen des guten Lebens, deren partielle Variationen tolerierbar sind

3. Toleranz als normativ abhängiger Begriff - alle Konzeptionen Interpretationen des Begriffs Toleranz - Begriff der Toleranz normativ abhängig, ohne andere Grundlagen ist er unbestimmt + leer - Toleranz kein Wert an sich – wird erst wertvoll + tugendhaft, indem man Komponenten (Ablehnung, Anerkennung…) begründet  falsche Toleranz möglich, wenn moralische Vergehen geduldet werden  Toleranz muss dem Guten dienen Normative Grundlagen:  Grundlagen müssen normativ eigenständig sein  höherstufiger Charakter (Konfliktvermittlung, wechselseitige Verbindlichkeit, unparteiische Grenzziehung der Toleranz) - Begriff der Toleranz nicht im Kern umstritten, sondern keine eindeutigen Standards für Begriffsverwendung...


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