Zusammenfassung - Gesamter PDF

Title Zusammenfassung - Gesamter
Course Entwicklungspsychologische Grundlagen
Institution FernUniversität in Hagen
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Kapitel 4...


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4. Thematische Gliederungen der Ontogenese → Lebensspanne lässt sich nicht nur anhand des Alters betrachten; auch inhaltliche Gliederung möglich! Dazu zwei Beispiele: 4.1. Das Konzept der Entwicklungsaufgabe → Robert Havighurst (1948) → Lebenslauf beschrieben durch die in bestimmten Phasen auftretenden zentralen Themen = durch das Konzept der Entwicklungsaufgabe → Entwicklungsaufgabe = Aufgabe, die sich in einer bestimmten Lebensperiode stellt → Erfolgreiche Bewältigung führt zu Zufriedenheit & Erfolg, ein Versagen zu Unzufriedenheit, Ablehnung durch Gesellschaft, Schwierigkeiten bei späteren Aufgaben → Unterscheidet drei Quellen der Entstehung einer Entwicklungsaufgabe:  Physische Reife,  kultureller Druck (v.a. als Erwachsener),  individuelle Zielsetzungen Heute: 1. individuelle Leistungsfähigkeit (auch physisch) 2. soziokulturelle Entwicklungsnorm 3. Individuelle Zielsetzungen → Entwicklung nach Havinghurst: lebenslanges Überwinden von Problemen, wobei Individuum eine aktive Rolle einnimmt: Frühes Erwachsenenalter (23-30): → Heirat, Geburt von Kindern, Arbeit/Beruf, Lebensstil finden Mittleres Erwachsenenalter (31-50): →Haushalt führen, Kinder aufziehen, berufliche Karriere Spätes Erwachsenenalter (51 und älter): → Energien auf neue Rolle lenken, eigenes Leben akzeptieren, Sterbehaltung entwickeln → Starke gesellschaftliche, historische & kulturelle Dimension (keine universelle Gültigkeit!) → Beschreibt man Bewältigung von Entwicklungsaufgaben in bestimmten Kontexten, ist dies keine allgemeine Beschreibung; lokal & zeitgebunden 4.2. Erik Erikson: Themen & Krisen über Lebensspanne → Gliedert Lebenslauf in dominante Themen, die er als Krisen konzipiert Biographie: → 1902 – 1994 → Jude, zog nach Karlsruhe, wollte Künstler werden → Geriet durch Bekanntschaften, ging ans Wiener Psychoanalytische Institut →verließ mit Ehefrau und 3 Kindern Wien, zog nach Kopenhagen, dann Boston →(Kinderpsychoanalytiker); Prrofessor in Yale & Berkeley → Berühmte Untersuchungen des Lebens der Ureinwohner der Lakota & Yurok → 1950: Childhood and Society → Kliniker, Psychiater, Professor..

Werk/zentrale Thesen: →Ist ein Neoanalytiker, orientiert sich an Entwicklungstheorie Freuds (psychosexuelle → Phasen: Orale-, Anale-, Phallische-, Latenz-, Genitale Phase) → In jeder Phase ist bestimmte erogene Körperzone dominant → Lustgewinn Um von einer Phase in die nächste zu kommen, muss optimale Menge an Befriedigung → erreicht werden (kein optimales Maß = Entwicklungsstörungen) → Gelungene Entwicklung = reife Sexualität, gelungene Ausbildung der Instanzen ICH & ÜBER-ES ( regulieren schon vorhandenes ES) → Wendet sich aber zum Teil von Freud ab; keine psychosexuellen, sondern psychosoziale Phasen (ICH entwickelt sich durch soziale Beziehungen in sozialen Kontexten) → Entwicklung hört nicht bei der Adoleszenz auf, geht über ganze Lebensspanne Für jede Phase werden Entwicklungsthemen formuliert, die positiv oder negativ bewältigt werden können; Themen von Geburt an angelegt, erst in Phase dominant →Kommt in jeder Phase zu einer Krise (muss erfolgreich bewältigt werden) →Bewältigung = Erfahrungen sowohl des positiven (sollten dominant sein) als auch negativen Pols Psychosoziale Entwicklung nach Erikson 1.Thema: Vertrauen vs. Missvertrauen (1. Lebensjahr) Vertrauen = Erfahrung, dass zwischen Welt und persönlichen Bedürfnisses Übereinstimmung herrscht; Grundhaltung, die sich durch weiteres Leben zieht → Neugeborenen Bedürfnisse müssen von anderen befriedigt werden →Kind soll vertrauens- als auch missvertrauens -erzeugende Ereignisse kennenlernen →(Erwachsener wird nicht gezielt & promt Bedürfnissen gerecht; Vertrauen soll sich durchsetzen) 2.Thema: Autonomie vs Scham und Zweifel (2.&3. Lebensjahr) → Erste Erfahrungen der Selbstständigkeit, sprechen, gehen, Toilette → Angewiesen auf positive Unterstützung, v.a. bei Misserfolgen →Lernt Regeln kennen und die äußeren (Sanktion) & inneren (Scham) Konsequenzen des Regelbruchs →Autonomie-Erfahrungen sollen dabei dominieren, nicht Scham & Zweifel 3.Thema: Initiative vs Schuldgefühl (4.&5. Lebensjahr) → Kind differenziert sich von Umwelt, versucht Realität zu erkunden, unterschiedliche Spielrollen → Sollte Erfahrungen machen, Dinge alleine anzugehen →Wichtig: Ausbildung von Schuldgefühlen → Aber:Mehr fördern des positiven Pols 4.Thema: Werksinn vs Minderwertigkeitsgefühl (6.Lebensjahr – Pubertät) → Kind ist lernebgierig, Anerkennung für kognitive Fähigkeiten → entwickelt Werksinn (neben Spiel auch etwas nützliches leisten) Bleiben Erfolgserlebnisse aus = Minderwertigkeitsgefühl (müssen gefördert werden) 5.Thema: Identität vs Identitätsdiffusion (Adoleszenz)

→ Vertrauen, Autonomie, Initiative & Werksinn tragen zur Identitätsbildung bei → Körperliche Veränderungen und neuartige Umweltansprüche: Wer bin ich/möchte sein? Etc →Identität muss im Hinblick auf neue soziale Rollen gefunden werden (Auseinandersetzung mit Bezugspersonen, Gleichaltrigen, anderem Geschlecht, Beruf) →Bessere Identitätsbildung durch viele positive Erfahrungen in vorherigen Phasen (sonst Identitätsdiffusion: zusammenhangsloses Nebeneinander von Rollen & Zielen) →Erfahrungen von temporärer Identitätsdiffusion sehr wichtig, muss aber überwunden werden 6.Thema: Intimität & Solidarität vs Isolierung (Beginn Erwachsenenalter) →Geklärte Identität erlaubt Partnerschaft und Intimität (Sichverlieren & Sichfinden in Anderen); Nicht gefestigte Identität = Isolierung 7.Thema: Generativität vs Stagnation und Selbstabsorption (mittleres Erwachsenenalter) →Bedürfnis, Werte für kommende Generation zu schaffen, weiterzugeben (zB durch Familiengründung) →Mangelnde Generativität führt zu Stagnation, Selbstverwöhnung und Langeweile, verhindert psychisches Wachstum 8.Thema: Integrität vs Verzweiflung (spätes Erwachsenenalter) → Bisheriges Leben akzeptieren; ansonsten Verzweiflung Modell auch nur in gesellschaftlichen & kulturellen Kontext zu sehen; Identitätskonzept bis heute unklar

4.3. Zur Identität von Identität: Ein Konstrukt und seine Operationalisierung am Bsp des Identitätsstatus-Ansatzes von James E. Marcia → In der Forschung hat das Thema „Identität“ eine große Bedeutung →Wie wird Identität in der psychologischen Forschung empirisch zugänglich, und in welcher Beziehung steht letzteres zum jeweils forschungsleitenden Identitätskonstrukt? Bsp: Erik Erikson →Im Rahmen seiner Theorie ist die Ausbildung einer Identitätskonstruktion das zentrale, krisenhaft erlebte Entwicklungsthema der Adoleszenz (aber auch in anderen Phasen) →Erstens die Beantwortung der Fragen „Wer bin ich?“, „Wer will ich sein?“ →Zweites die raum- zeitliche Dimension der nicht starren Selbstgleichheit (gefühlten Selbstkontinuität/- konsistenz trotz Veränderungen, gefühlten Kohärenz trotz vieler Identitätsentwürfe) Konsistenz: Tendenz, bestimmte Überzeugungen und Verhalten subjektiv als „vereinbar“ zu wahren. Etwas ist „in sich konsitent“ => Die Bestandteile passen zusammen. Kohärenz: Kohärenz bedeutet dass ein Gedankengang o.Ä. in sich logisch, zusammenhängend und nachvollziehbar ist. Kontinuität: Raum/zeitliche Nähe

→Gemeint ist auch die von außen anerkannte Unterscheidbarkeit von Anderen (Einzgartigkeit, aber auch Zugehörigkeit zu anderen) →In der Adoleszenz findet eine krisenhaft erlebte kritische Auseinandersetzung mit alten und neuen Identitätsalternativen statt, die zu einer Festlegung führt (alternativ: aus Kindheit resultierende oder sozial, kulturell angetragene Entwürfe können einfach übernommen werden) →Erfolgen weder Explotarion noch Verpflichtung = Identitätsdiffusion (wenig konsistente/kohärente Entwürfe; evtl Leere & Orientierungslosigkeit) Die Operationalisierung: James E. Marcia →Ab Mitte der 60-er widmete sich Marcia auf der Basis von Eriksons Theorie der Konstruktion einer Methode zur Erfassung von Identität(-entwicklung) →Der resultierende Identity Status Approach & das Identity Status Interview (ISI) sind bis heute aktuell →Zentrale Rolle den von Erikson postulierten Prozessen der Exploration und der Verpflichtung/Festlegung (→ commitment!) ; temporale Dimension der gefühlten Selbstgleichheit hier weniger wichtig. →Für Marcia findet Identitätskonstruktion in thematischen Kontexten/Domänen statt →z.B. Berufliche, Schulische, Politische, Religiöse Überzeugungen, später noch Freundschaft, Sexualität etc. →Innerhalb dieser Kontexte können Identitätsentwürfe meher oder weniger stark exploriert (krisenhaft erlebt oder auch nicht) werden, bevor eine innere Verpflichtung/Festlegung stattfinden KANN. →Durch halbstrukturierte, kontextspezifische Interviews wird durch eine explizite/implizite Gewichtung des Ausmaßes von Exploration & Commitment ein Identitätsstatus diagnostiziert

Es resultieren vier verschiedene Identitätsstati: Übernommene Identität: hohes Commitment ohne vorangegangene Exploration (was Eltern wollen) Erarbeitete Identität: Commitment folgt einer Explorationsphase (Studiumentscheidung) Moratorium: Exploration, ohne dass es zu Commitment kommt Identitätsdiffusion: Kein Commitment/Exploration → Desinteresse, Beliebigkeit Probleme in diesem Ansatz: 1) Allgemeiner Identitätsstatus oder Kontextspezifität? → Erikson ging von einem allgemeinen, kontextübergreifenden Identitätskonstrukt aus → Interviewauswertung zeigt aber Kontextspezifität → Trotz der individuellen Variation wird ein „overall identity status“ berechnet (Subjektives Urteil der Interviewteilnehmer kann eingehen) →Alternativ wird Auftretenswahrscheinlichkeit der entspr. Status über die Domänen hinweg als Grundlage eines „allgemeinen Identitätsstatus“ berücksichtigt. →Haußer , Flensburg Identity Status Interview: subj. Gewichtung der untersch. Kontexte; Vpn bringen selbst Domänen in Rangreihe im Bezug auf ihre Bedeutsamkeit & sollen darberhinaus über eine Beziehung zwischen den Domänen diskutieren. →Forschungspragmatisch gesehen ist „Allgemeiner Status“ nachvollziehbar (leichter vergleichbar, kommunizierbar, Mittelwertsbildung) →Ungekärt, welche Domänen sinnvoll einzubeziehen und thematisierbar sind (Haußer schlägt

beispielsweise vor, „Heimat/Gefühl regionaler Identität“ zu ergänzen. 2) Kohärenz als Artefakt? → Interviews wie ISI oder FISI generieren narrative Daten →Narrative Modul folgt allerdings seiner eigenen Logik, produziert zB mehr Kohärenz als aktuelles Erleben kennzeichnet → Auch muss erlebte „Gleichzeitigkeit“ in sequentielle Struktur gebracht werden → Frage, ob man diffuse Identität überhaupt so ausdrücken kann („Kohärenzzwang“) →Weitere Frage, ob Kohärenz nicht eher ein Artefakt der Methode ist 3) Identitätsstatus oder Identitätsentwicklung? →Erikson: Identitätsentwicklung; Marcia: Identitätsstatus (Entwicklung erfordert Längsschnittstudien, die Entwicklungslogik beim Durchlaufen der Stati aufweisen sollten; z.B. vom Moratorium hin zu einer erarbeiteten Identität) →Allerdings zeigt der Identitätsstatus keinen eindeutigen Zusammenhang mit dem Alter (heterogene Verläufe) →Frage, ob überhaupt das Konstrukt Identität erfasst wird (vllt eher Infoverarbeitungs- & Entscheidungsstile) →Oder die moderne Annahme einer Entwicklungslogik hin zur erarbeiteten Identität stimmt nicht (mehr) → Argumentation, dass erarbeitete Identität kontraproduktiv in der wandelnden flexiblen Welt ist → Entdeckung unterschiedlicher Diffusionsstati von Marcia: 4 Substati:  Störungsdiffusion,  Entwicklungsdiffusion,  sorgenfreie Diffusion,  kulturelladaptive Diffusion (letzter interessant; Reaktion auf Flexibilität etc., um gesellschaftlichen Anforderungen besser gerecht werden zu können; Mit klaren Wertvorstellungen & gefestigten Zielen gelingt es weniger, sich wechselnden Bedingungen anzupassen) Quantitative Ansätze: Exploration, Commitment, Identitätsstatus → Arbeit mit ISI (Identitäts-Status-Interview) ist mühsam und zeitaufwändig → Bestrebungen, Status quantitativ durch Fragebögen zu erfassen →Entweder wird Status direkt über entsprechende Items erfasst oder aber indirekt über Verrechnung der Ausprägung der direkt erfassten Dimensionen Commitment & Exploration (In beiden Alternativen finden unterschiedliche Domänen Berücksichtigung) Bsp: Erfassung von Commitment und Exploration → Mit der Urtecht-Groningen Identity Developmental Scale II werden Commitment und Exploration getrennt für unterschiedliche Domänen über entsprechende Items auf mehrstufigen Skalen erfasst (U-GIDS-II)

→ Wird deutlich, dass beide Dimensionen nicht deckungsgleich mit Marcias Definition sind → Zweiter Fragebogen, mit dem Exploration und Commitment direkt erfasst werden: Ego Identity Process Questionnaire (EIPQ)

→ Commitment/Exploration EIPQ ist nicht gleich Commtment/Exploration U-GIDS-II →Während Commitment im U-GIDS eine emotionale Komponente impliziert, erfasst der EIPQ vielmehr die An-oder Abwesenheit einer Festlegung →Exploration im EIPQ impliziert eine breitere Exploration von Alternativen, im U-GIDS eine viel engere, fokussiertere Exploration des entsprechenden Lebensbereiches → Beide Fragebögen messen aber Identität, zumindest Teilidentisches (Schwierig, Unterschiede zu erfahren) Beispiel: Direkte Erfassung des Identitätsstatus - Im Extended Objective Measure of Ego Identity Status II (EOM-EIS-II) werden identitätsstatus-indizierende Items direkt formuliert:

Zeigt sich auf den ersten Blick ein Zusammenhang mit dem Identitätsstatusmodell (Sonst eher weniger Zusammenhang zu vorher genannten Fragebögen) Fazit Identität variiert stark in Abhängigkeit von der Operationalisierung, ist ein maximal unscharfes und weites Konstrukt...


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