Zusammenfassung Klausurthemen WS 19/20 EWS Geschichte von Erziehung und Bildung PDF

Title Zusammenfassung Klausurthemen WS 19/20 EWS Geschichte von Erziehung und Bildung
Author Ni ML
Course Ideen-, Sozial- und Institutionengeschichte von Erziehung und Bildung
Institution Universität Augsburg
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Thema 1.1: Familienerziehung im Wandel

Begriffsklärung „Familie“ „...gesellschaftliche Einrichtung, in der absichtsvoll von der älteren an die jüngere Generation Kenntnisse, Fertigkeiten und Orientierung, Einstellungen und Haltungen weitergegeben werden, mit dem Ziel, den Familienmitgliedern der nachwachsenden Generation zur kulturellen und gesellschaftlichen Mündigkeit zu verhelfen.“ „Wann immer sich Erwachsene Kindern annehmen und sie dauerhaft erziehen und diese Verantwortung staatlich anerkannt ist, bilden sie eine Familie.“

Aufwachsen im „ganzen Haus“ = Wirtschafts- und Sozialeinheit - exemplarisch verkörpert im Bauernhof, Gutshof und Hof des städtischen Handwerkers - Arbeit und Wohnen unter einem Dach vereint - „Hausvater“ übt rechtliche, wirtschaftliche und erzieherische Gewalt über gesamten Hausstand aus und trägt Verantwortung für dessen Mitglieder

Die Bedeutung der Aufklärung für die Konstituierung der Familie als Erziehungsinstitution „Verhäuslichung“ → Tendenz zur Trennung Kinder- und Erwachsenenwelt Ariès vs. De Mause ⇨ Philippe Ariès: - Kindheitsgeschichte als Verfallsgeschichte - Konstruktion von „Kindheit“ = Hierarchisierung des Verhältnisses zwischen Erwachsenen und Kindern - Repression von Kindern - soziale Ausgliederung von Kindern aus dem Erwachsenenleben wird kritisiert ⇨ Lloyd de Mause: - Entdeckung der „Kindlichkeit des Kindes“ = Fortschrittsgeschichte - Kinder bekommen notwendige Unterstützung durch Erwachsene

Die Kanonisierung des bürgerlichen Familienmodells im 19. Jahrhundert ▶ Bürgerliches Familienmodell = auf der Ehe basierend drei wesentliche Elemente: - „Entlastung von wirtschaftlichen Funktionen“ → im Zuge der Industrialisierung - „Emotionalisierung des Privaten“ → Gegenüberstellung zum öffentlichen Raum - „Polarisierung der Geschlechter“ → Wirken der Frau auf privaten Raum beschränkt: ∙ Refugium für Ehemann gestalten (damit Mann Kraft schöpfen kann, um seiner Erwerbstätigkeit im öffentl. Raum nachzukommen) ∙ Haushaltsführung ∙ Aufopfernde Pflege und Erziehung ihrer Kinder ▶ Trennung der Kinder- von der Erwachsenenwelt ▶ Mythische Überhöhung des Familienmodells Familie als Heiligtum: - das Beste, was das Menschenherz in sich trägt, soll hier ans Licht gebracht und gepflegt wird - „von Gott erbauter Herd, auf dem die Flamme der Liebe brennt“ - der sittliche Mensch findet hier seine tiefste Befriedigung, sein höchstes Glück

Die Erziehungsziele und Erziehungsweisen der bürgerlichen Familien Werte:

Leistung und Bildung

Erziehungsziele:

Fleiß, Arbeitsamkeit, Gehorsam gegenüber Pflichten, Entfaltung individueller Anlagen zur gesellschaftl. Tüchtigkeit, Glaube an die Kraft und den Erfolg individueller Anstrengung

Geschlechterrollenstereotype: Z.B. aus allg. Landrecht für Preußischen Staaten: ∙ „Pflegeaufsicht der Mutter“ ∙ „Erziehungsgewalt des Vaters“ → Leistung des Vaters in der Hochstilisierung des väterlichen Berufs zum Vorbild erklärt Kindheit:

Konstruktion eines Schonraums

Erziehungssituation in Arbeiterfamilien → Leitbild der bürgerlichen Familie zeigt Defizite in eigener Lebensform ▶ Erziehungsziele: durch Existenzsicherung bestimmt Keine Trennung von Kinder-/Erwachsenenwelt → kein Schonraum für Kinder ▶ Prozess der „Verbürgerlichung“ der Arbeiterfamilie: Erhöhung der Löhne, sozialstaatliche Absicherung, Verbesserung der Wohnbedingungen, Verbot von Kinderarbeit (1900), allg. Schulpflicht (1918), obligatorische vierjährige GS für alle Kinder (1920)

Die intendierten Auswirkungen der Pädagogik vom Kinde aus und der Jugendbewegung auf die Familie als Erziehungsinstitution → Kritik an bürgerlichen Erziehungsvorstellungen Ellen Kay, „Das Jh. des Kindes“ (1902): übertriebene Besorgnis (z.B. Kind kann auf den Glockenschlag essen; vgl. „Zappel-Philipp“) und Überbehütung der Eltern führt zur Entwicklung der Kinder in nervösen, reizbaren Gewohnheitstyrannen stattdessen: Erziehung zur Abhärtung gegen die Ungleichheiten, Unannehmlichkeiten usw. führt zu Lebensfreude und Gemütsstärke „Erst wenn die Kinder von der Schule, der Straße, der Fabrik wieder für das Haus erobert werden, und die Mütter von der Außenarbeit oder dem Gesellschaftsleben den Kindern wiedergegeben werden, wird eine natürliche Erziehung in Rousseaus und Spencers Geist zur Wirklichkeit werden können, eine Erziehung durch das Heimleben [also das Familienleben] für das Leben.“ (Key, E.: Das Jahrhundert des Kindes. Neu hrsg. 2000) ⇨

Thema 1.2: Geschichte der Familienerziehung Reformpädagogische Bewegung 1890-1933 Vorläufer: Jugendbewegung z.B. Wandervogel: Zusammenschluss bürgerlicher Jugendlicher zu gemeinsamen Wanderfahrten und Feiern → Freideutsche Jugend will selbstbestimmende, eigenverantwortliche Lebensgestaltung im Sinne von jugendgerechten Veranstaltungen (kein Alkohol oder Nikotin) Verbindung zu wichtigen Vertretern der Reformpädagogik: Hermann Lietz, Gustav Wyneken, Kurt Hahn

Familienerziehung in der Weimarer Republik Weimarer Reichsverfassung, Art. 119-121: - Anerkennung von Ehe und Familie als grundrechtlich geschützte Bereiche - Kinderrechte (Recht auf Gesundheit, eigener Lebensraum, eigenständige psycho-soziale Entwicklung) - Erziehungshandeln der Eltern unter staatlicher Kontrolle (Erziehung des Kindes zur leiblichen, seelischen und gesellschaftlichen Tüchtigkeit ist oberste Pflicht und natürliches Recht der Eltern, über deren Betätigung die staatl. Gemeinschaft wacht)

Möglichkeiten und Grenzen der Familie als Erziehungsinstituion in der NS-Zeit Basis: Elternhaus, Schule, Hitlerjugend Erziehung als Züchtung Menschenideal: trotzige Verkörperung männlicher Kraft + Weiber, die richtige Männer zur Welt bringen keine Spießbürger oder tugendsame alte Jungfern (Hitler, A.: Mein Kampf)

Die Herausforderung der Familie als Erziehungsinstitution nach dem Zweiten Weltkrieg „unvollständige Familien“ (vaterlose Generation durch den Krieg) defizitär → Schäden für die Kinder wegen mangelnder Erziehung und fehlender Kontrolle befürchtet → Rollenkonflikte durch Verschiebung der Aufgabenverteilung während des Krieges → Restituierung des bürgerlichen Familienmodells mit der „bewährten“ Arbeitsteilung der Geschlechter war erwünscht Familiale Autoritätsbeziehungen: ▶ Baumert (1954): Deutsche Familien nach dem Kriege - „Familien mit Merkmalen autoritärer Struktur“: Ausbildungsberuf durch Vater vorgeschrieben - „Tendenz zur Gleichrangigkeit: Berufswunsch der Eltern für ihr Kind führen nicht zum Zwang, individuelle Eigenart des Kindes möglich ▶ Wurzbacher (1954): Leitbilder gegenwärtigen deutschen Familienlebens - dominant ausgeübte elterliche Verfügungsgewalt, unter Ausblendung der kindlichen Interessen im elterlichen Interesse (Minderheit der untersuchten Familien) - Versuch der Eigenständigkeit der Kinder gerecht zu werden, auf ihrem Bedürfnisse einzugehen; offene Aussprachen Bestandteil des Familienlebens (Mehrheit der untersuchten Familien) ⇨ Vormachtstellung des Vaters lässt nach, Auflösung der Autorität

Die Restauration bzw. endgültige Durchsetzung des bürgerlichen Familienmodells in den 50er/60er Jahren - Vater-Mutter-zwei-Kinder-Familie hat höchste gesellschaftl. Verbreitung - hohe Zahl der Eheschließung, Zahl der Scheidung sehr gering - geringe Erwerbsbeteiligung verheirateter Frauen (ideologische und soziale Gründe) → Familie als gottgegebener Ort der Stabilität und Harmonie (heile Welt) → Autorität und Gehorsam basierende Erziehung als fraglose Selbstverständlichkeit aufgefasst

Kritik an der bürgerlichen Familie und ihrer Erziehung – die antiautoritäre Erziehung als Gegenmodell Wandel der elterlichen Erziehungsziele in der letzten 40 Jahren: - Verlust der hervorragenden Bedeutung: Gehorsam, Pflichterfüllung, Disziplin, Höflichkeit, Ordnung u. Sauberkeit - Spitze der Erziehungsziele: Selbstständigkeit, Kritikfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Ablehnung körperlicher Züchtigung → Vom „Befehlshaushalt“ zum „Verhandlungshaushalt“

Ausblick auf aktuelle Herausforderungen der Familie als Erziehungsinstitution Jedes Erziehungskonzept enthält: - Muster der sozialen und emotionalen Unterstützung, der Disziplinierung und Kontrolle - Muster der biografischen Selbstfindung oder der emotionalen Vernachlässigung Negative Form: Erziehung zur Selbstständigkeit als Entlastung für Eltern → Überforderung von Kindern möglich

Thema 2: Reformpädagogik und Alternativschulen Entwicklungslinien der Reformpädagogik (ca. 1890 – 1933) ▶ Wurzeln der Reformpädagogik - Kritikkultur: ∙ Vertreter: Friedrich Nietzsche, Julius Langbehn, Paul de Lagarde ∙ Kritik an Gesellschaft und Schule: Materialismus, Intellektualismus, Spezialistentum, Bildungsphilistertum, Historismus (Bestseller: „Rembrandt als Erzieher“) - Jugendbewegung: ∙ proletarische und bürgerliche Jugendbewegung ∙ Jugend als eigenständige Lebensphase ∙ Ideale: Naturverbundenheit, Selbstbestimmung, Kameradschaftlichkeit, „Jugend führt Jugend“ ∙ Eigene Organisationsführung: Wandervogel, Fahrten, Lied und Tanz Meißner Formel 1913: Nikotin- und Alkoholabstinenz Symbole: Fahne, Kleidung, „Klampfe“ ∙ Führer: z.B. Gustav Wyneken, Adolf Reichwein ▶ Situation des Kindes um 1900: - ca. 100 Schüler pro Klasse - Mietskaserne → Schlafgänger - Mangelnde Hygiene → Krankeiten - Erfahrungsdefizite - Kinderarbeit ▶ Phasen der reformpädagogischen Bewegung: ■ Kunsterziehungsbewegung - Vertreter: Alfred Lichtwark (1852 – 1914, Direktor der Hamburger Kunsthalle) - Werk: „Übungen in der Betrachtung von Kunstwerken“, 1909 (durch Kunst zur Kunst) - Ziele: Verbesserung der Gesellschaft durch Kunst - Mittel: ∙ Ganzheitliche Bildung durch ästhetische Vervollkommnung in allen Lebensbereichen ∙ „Weckung der schöpferischen Kräfte im Kind“ ∙ Genius im Kinde fördern, Lehrer als Künstler ∙ ästhetische Genussfähigkeit schulen - Drei Kunsterziehungstage (organisiert von Lichtwark) ∙ 1901 Dresden mit Schwerpunkt Kunst ∙ 1902 Weimar: Literatur ∙ 1905 Hamburg: Musik und Leibeserziehung → Austausch von Künstlern, Pädagogen, Journalisten, Architekten etc. Auswirkung auf die Schule: Ästhetisierung des Unterrichts und der Gebäude Individualisierung des Zeichenunterrichts ■ Pädagogik vom Kinde aus: - Ellen Key (1829 – 1926) schwedische Autorin, Lehrerin, Frauenrechtlerin 1901 „Das Jahrhundert des Kindes“, „Seelenmorde an den Schulen“ - Forderungen: ∙ Respekt vor der Würde des Kindes ∙ Akzeptanz der Eigenrechte des Kindes ∙ Individualisierung, Selbsttätigkeit, keine Stoffüberbürdung ∙ Bedeutung häuslicher Erziehung

■ Arbeitsschulbewegung: - Vertreter: Dr. Georg Kerschensteiner Münchner Stadtschulrat, Teilnehmer der Reichsschulkonferenz 1919, Vater der Berufsschule - Ziel: Selbsttätigkeit, Lebensnähe, brauchbarer Staatsbürger - Mittel: geistige und praktische Arbeit ■ Landerziehungsheimbewegung: - Vertreter: Hermann Lietz, Gustav Wyneken, Paul Geheeb, Kurt Hahn - Ort: z.B. Internat in Schloss, Landgut → Pädagogische Provinz fernab der Stadt - Ziel: allseitige Persönlichkeitsbildung - Mittel: Erziehungsgemeinschaft, Werkstattunterricht, Ganzheitlichkeit ▶ Neue Raumaufteilung der Reformpädagogik: Innen: - Verkehrs- und Gemeinschaftsräume, Fachräume Außen: - Spiel- und Sportplatz, Freiluftunterrichtsplatz, Turnhalle, Schulgarten

Zusammenfassung: Prinzipien der Reformpädagogik ▶ Kindorientierung, Kindgemäßheit ▶ Sachorientierung, Selbsttätigkeit ▶ Handlungsorientierung, Ganzheitlichkeit, neue Körperlichkeit ▶ Lebensweltbezug, außerschulische Lernorte ▶ Ästhetisierung, musische Erziehung

Zwei Beispiele für bis heute aktuelle reformpädagogische Konzepte ▶ Waldorfschule Begründer erster Waldorfschule: Emil Molt Ziel: alle Kindern den Weg zur Bildung öffnen → 1919 erste Waldorfschule in Stuttgart Pädagogische Ausgestaltung durch: Rudolf Steiner (1861 - 1925) - Referent der Berliner Arbeiterbildungsschule (hält Kurse in Geschichte und deutscher Literatur) - Gründer der Anthroposophischen Gesellschaft Steiners Erziehungsbegriff/Waldorfpädagogik: - Hinter dem sinnlichen Erfassbaren existiert eine übersinnliche Welt mit eigenem geistigem Dasein. → „unmittelbare Anschauung“ - „unmittelbare Anschauung“ der geistigen Welt wurde später mit Gehalten der westlichen und östlichen Mystik konfrontiert → Gesetze des Karma und der Reinkarnation - Wie wirkliche Rettung der Menschheit sieht Steiner in der Dreigliederung des sozialen Organismus: → Brüderlichkeit → Gleichheit → Freiheit → ■ Entwicklung des Menschen im 7-Jahres Rhythmus - Im ersten Jahrsiebt (0 – 7): - Im zweiten Jahrsiebt (7 – 14): - Das dritte Jahrsiebt (14 – 21): - Erziehung ab 21 Jahren =

Kind zur Welt im Verhältnis der Nachahmung. Erzieher vor allem Vorbild. Kräfte frei für andere Leistungen. Motto: „Die Welt ist schön.“ Erzieher als Künstler (künstlerisch ausgestalteter Unterricht) Erziehung dieser Zeit normalerweise: „Nachfolge und Autorität“ Kennzeichnung durch neuerlichen Gestaltwandel (Geschlechtsreife) Zeit der eigenen Urteilsbildung. Selbsterziehung

■ Anthroposophischer Schulbau - Organische Architektur ohne rechte Winkel - Bildungshaus: Kleine Einheiten im Schuldorf mit Schonraum (großes Haus, kleines Haus, Ententeich etc.) - Halbrundes Klassenzimmer (je Klassenzimmer ein Farbthema) ■ Die Schulkonzeption - Prinzip der Autorität und der Persönlichkeit des Lehrers in den ersten Schuljahren - Der Respekt des Erziehers/des Lehrers vor der Würde des Kindes - Jedes Kind nach allen Möglichkeiten fördern → Sinneserziehung das Kind in allen seinen Sinnen ansprechen → Temperamente Lehrer soll das Temperament jedes einzelnen Kindes erkennen können + sein eigenes gut kennen → Klassenstufen - Schüler werden in Altersklassen durch die zwölf Jahre geführt - es gibt kein Sitzenbleiben - zusätzliche 13. Klasse bereitet auf Abiturprüfung vorgeschrieben - vielfach ist ein Kindergarten angeschlossen → Unterricht ● Epochenunterricht Erste beiden Stunden „Hauptunterricht“: = 3-4 Wochen Unterricht in einem „Fach“ ermöglicht konzentriertes, „ökonomisches“ Arbeiten intensive Beschäftigung mit Inhalten, keine Zerplitterung der „Fächer“ - Epochenhefte Schulbücher nur als Primärlektüre, Zurückhaltung lektionierten Lehrbüchern ● Fremdsprachenunterricht - zwei Fremdsprachen ab 1. Klasse (Eng + Franz oder Russisch) - Latein in der Mittelstufe ● Handwerkl. Unterricht, Künste, Eurythmie (= Bewegungskunst, sichtbare Sprache und Musik), Praktika ● Feste und Feiern: Rhythmus der Jahreszeiten als Strukturelement → Klassenlehrer - Klassenlehrer führt eine Klasse vom ersten bis zum achten Schuljahr begleitet die Schüler mit allen natur- und kulturkundlichen Fächern - Aufgabe: Unterricht im Hinblick auf leibliche und geistige Entwicklung der Kinder zu gestalten - daneben Fachlehrer z.B. für Eurythmie - Orientierung an offenem Rahmenlehrplan → Abschlüsse - keine Zeugnisse mit Noten: Einmal jährlich kurze Gutachten, Zeugnisspruch - Abschluss in einzelnen Bundesländern unterschiedliche Bestimmungen - Waldorfschulzeit endet nach 12. Klasse mit Waldorfschulabschluss (etwa Mittlere Reife) - danach Möglichkeit in einem 13. Schuljahr auf das Abitur vorzubereiten → Selbstverwaltung - freie Unternehmen - Schulprofil: pädag. Gestaltung in den Händen der Lehrerschaft (pädagogische Unabhängigkeit)

▶ Montessori Begründerin: Maria Montessori (1870 - 1952) Leitsatz: „Hilf mir, es selbst zu tun“ ■ Erziehungspsychologische Grundlagen - Priorität: Immanenter Bauplan des Kindes (Kind als Baumeister seiner selbst), Kind steht im Zentrum und wird in seiner Individualität geschätzt Erwachsene geben ausschließlich Hilfe zur Selbstentfaltung → Kenntnisse über kindliche Entwicklung sind konstitutiv - Sensible Phasen: Interesse für eine Sache des Kindes in einer bestimmten Lebensperiode → keine beliebige Gegenstandzuwendung des Kindes, sondern Leitung des Unbewussten (eigenständiges handeln) ■ Altersstufenkonzept - Beginn der Erziehung nach der Geburt - 0 – 3 Jahre Geistiger Embryo: - 3 – 6 Jahre Frühe Kindheit:

∙ motorische und intellektuelle Funktionsentwicklung ∙ von Individuum zu leistenden Anpassung an soziokulturelles Umfeld ∙ Koordinierung der Bewegung, Sprache + Entwicklung elementarer Intelligenzleistungen ( Orientieren, Vergleichen etc.) ∙ Polarisation der Aufmerksamkeit

- Grundschulkind:

∙ Erfährt Bildung und lernt sich zu beherrschen

- Jugendliche:

∙ Entwicklung der Persönlichkeit ∙ Sozialisation → wird zum gesellschaftlichen Wesen

■ Erziehungsphilosophie: Montessori: Erziehung als Mittel, die Persönlichkeit der Kinder zu entwickeln, um reifen und unabhängigen Erwachsenenstatus zu erreichen - Gestaltung einer bedürfnisgerechten Umgebung für das Kind (Zentral: Ästhetik und Ordnung) - Befreiung der kindlichen Seele von egoistischem Verhalten der Erwachsenen (aber: Gewährleistung von Schutz und Hilfe) - kindliche Natur strebt Produktivität an - Anforderung an Erzieher: Begrenzte Intervention (das Kind machen lassen), Respekt für Kinder und Achten der kindlichen Persönlichkeit, wissenschaftliche Ausbildung Erzieher sollte anregende Umgebung durch didaktisches Material (kein Spielzeug) schaffen, indem das Kind, seinen Entwicklungsstand und seinen Fähigkeiten entsprechend, frei entfalten kann ■ Drei Leitideen der Montessori-Pädagogik: - Selbsterziehung Eigenständige Auswahl der Übung durch das Kind, ohne Druck von außen - Materialisierte Abstraktionen als Erziehungsgegenstand: Übungen an wissenschaftlich abgestuften Gegenständen - Erzieher: Vorbereitung der Subjekt-Objekt-Begegnung; gekennzeichnet durch Zurückhaltung ■ Methodik und Didaktik: - Übungen des praktischen Lebens (im Rahmen „Hilf mir es selbst zu tun“) - Sinnesmaterial (Material auf Bewegung und Sinne ausgerichtet, z.B. Geräuschdosen) - Materialverwendung entsprechen der Altersstufe - Kulturtechniken (z.B. rechnen und schreiben) - Gruppenübungen (z.B. Stillübungen, Gehen-auf-der-Linie)

→ Material auf Bewegung und Sinne ausgerichtet → Materialverwendung entsprechend der Altersstufe → Zehn didaktische Prinzipien: 1. Schau vom Ganzen 2. Isolierung einer Schwierigkeit 3. Indirekte Vorbereitung 4. Freie Wahl in vorbereiteter Umgebung 5. Jedes Grundmaterial nur einmal vorhanden

6. Fehlerkontrolle im Material 7. Unbeschränkte Wiederholbarkeit 8. Vollendung einer Arbeit 9. Altersmischung 10. Soziales Lernen

■ Verwendung von Montessori-Materialen: - Zunächst: vorbereitende Umgebung schaffen (passendes Mobiliar für Kinder, um eigenständig tätig zu sein) - Alles offen zugänglich für Kinder + selbstständiges holen und aufräumen der Materialen - kein vorgeschriebenes Raumkonzept (aber Aufteilung verschiedener Arbeitsbereiche sinnvoll) Materialen für: - Übung des praktischen Lebens - Übung der Sinneswahrnehmung: Zur Unterscheidung von Dimensionen (z.B. Rosa Turm, Einsatzzylinder), Farbsinn (z.B. Farbtäfelchen), Gehörsinn (z.B. Geräuschdosen), Wärmesinn (z.B. Wärmekrüge), Sprachförderung (z.B. Lesefächer), Handhabung von Brüchen (z.B. Bruchrechenkreise) Kriterien für die Konzipierung von Montessori-Materialien: -

Einmaligkeit Ästhetik (schlichte Form, kräftige Farben, Holz) Isolation der Schwierigkeit (nur Sinnesqualität im Mittelpunkt) Aktivität (soll zu) Wiederholungen (provozieren) (eigenständige) Fehlerkontrolle

■ Kritik an Montessori: - Überbetonung kognitiver Lernziele (wenig Emotionalität) - Defizitäres Erzieher-Kind-Verhältnis (wenig Liebe und Anerkennung) - Gefahr der Verabsolutierung und des Ausgrenzens anderer Kinder - mangelnde soziale Interaktion unter den Kindern - Gefahr der ideologischen Auffassung ihrer Philosophie - Einseitiger Individualismus, Kognitivismus, Künstlichkeit und Autoritarismus

Thema 3.1: Männlichkeitsforschung und Erziehungsbegriff im Wandel

Männlichkeit(en) und Schule Geschlecht = soziale Differenzkategorie, die in permanenter Interaktion hergestellt wird → Existenz von genau zwei Geschlechtern (geschlechtstypische Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Vorlieben) keine natürliche Gegebenheit, sondern Ergebnis eines hochkomplexen Zusammenspiel zwischen Individuum und Gesellschaft Männlichkeit = kulturelles Muster Summe der Anforderungen an alle, die Männer bzw. Jungen sind, sich als solche identifizieren oder als solche adressiert werden → aktive He...


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