Zusammenfassung: Psycholinguistik PDF

Title Zusammenfassung: Psycholinguistik
Course Einführung in die Linguistik
Institution Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
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Summary

Zusammenfassung der Vorlesung zum Thema "Psycholinguistik"...


Description

Psycholinguistik:   

Psycholinguistik untersucht sprachliches Verhalten als Bestandteil menschlicher Kognition Wissenschaft vom menschlichen Sprachgebrauch Ziel ist es, Modelle der Sprachverarbeitung zu konzipieren => Psycholinguistik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mir den mentalen Repräsentationen und Prozessen beschäftigt, die Menschen dazu befähigen, Sprache zu verwenden. Ein wesentliches Kennzeichen des Faches ist, dass man empirisch arbeitet; theoretische Modelle aufsetzt, und diese in der Regel experimentell überprüft.



Grundlagenforschung:  Sprache lernen, verstehen & produzieren



Angrenzende Wissenschaften:



Die kognitive Wende:



Teilgebiete der Psycholinguistik:   

Spracherwerb: Erst- (L1) und Zweitspracherwerb (L2) Sprachverstehen: Hören, Lesen, Gebärdensprache Sprachproduktion: Sprechen, Schreiben, Gebärdensprache => detailliertere Einteilung der Sprachverarbeitung:  akustisch-phonetische Verarbeitung (McGruk Effekt)  visuelle/auditive Wortverarbeitung (Segmentierung)  das mentale Lexikon (Holzweg-Effekt)  syntaktische Verarbeitung (Parsing) (Holzweg-Effekt)  semantische Verarbeitung (Satz, Diskurs)  pragmatische Verarbeitung (Satz, Diskurs)

=> Zentrale Fragen: 

Wissen/Repräsentation:

 Welche Art von linguistischem Wissen (sprachliche Repräsentation) liegt unserer Sprachfähigkeit zugrunde?  Wie wird es erzeugt? Welche Struktur unterliegt diesem Wissen? 

Prozesse/ Vorgänge:  Welche mentalen Vorgänge (Wahrnehmung, Denken, Gedächtnis) liegen unserer Sprachfähigkeit zugrunde?  Anhand welcher Prozesse werden die Repräsentationen abgerufen und verarbeitet?



Architektur:  Welche übergreifende Architektur liegt der Sprachverarbeitung/ der Sprachfähigkeit zugrunde? Wie koordiniert diese die vielzähligen Prozesse?



Sprachverarbeitung: Was muss geleistet werden während a) des Sprachverstehens, b) der Sprachproduktion

a. Sprachverstehen: 

Segmentierungsproblem:  Andersalsgeschriebenesprachebietetunsgesprochenesprachekeineleerz eichenzwischendeneinzelnenwörtern  Hohe Variation in der Aussprache: Alter, Dialekt, Stimmung, Sprachgeschwindigkeit… => Kontext ist wichtig! o

McGurk Effekt: bezeichnet die Beeinflussung der Wahrnehmung eines akustischen Sprachsignals durch die gleichzeitige Beobachtung einer Lippenbewegung bzw. unbewusstes Lippenlesen. -> Intermodale Integration

o

Ganong Effekt: der Befund, dass die Wahrnehmung eines mehrdeutigen Phonems auf einen Laut verzerrt ist, der eher ein Wort als ein Nicht-Wort erzeugt

b. Sprachproduktion: o

Stroop Effekt (1935): Interaktion zwischen visueller, lexikalischer Information und dem Wortfindungsprozess:

Stroop-Effekt: Lexikalische Information beeinflusst den Wortfindungsprozess während der Sprachproduktion. o



Holzwegeffekt: Ein Satz wird durch eine lokale Ambiguität (=Mehr; Doppeldeutigkeit) nicht verstanden, die Reanalyse scheitert oder ist erschwert.

Geschichte der Psycholinguistik: 

Anfänge im späten 18.Jhdt.: Erste Erkenntnisse im Bereich der Sprachperzeption, Produktion, Aphasie, Spracherwerb (Syntax erst in den späten 50er des 20 Jhdts.) -> Theorie über das Gehirn als Zentrum aller mentalen Funktionen entwickelt durch Franz Joseph Gall (Arzt) => Phrenologie (Karten des menschlichen Kopfs)  Gehirn als Sitz aller geistiger Fähigkeiten  Gehirn besteht aus verschiedenen Organen, die wiederum Sitz einer bestimmten Geistesgabe oder Charaktereigenschaft seien



Entdeckung des sprachlichen Zentrums im Gehirn für Sprachproduktion (Broca, 1861) und Sprachverstehen (Wernicke, 1871) (Broca- und Wernicke-Aphasie)



1875 erstes psychologisches Laboratorium in Leipzig unter Wilhelm Wundt, Sprache wird Gegenstand der Psychologie



1895 erste wissenschaftliche (psycholinguistische) Beschäftigung mit Versprechern von Rudolf Meringer & Carl Mayer, Versprecher erlauben Einblicke in Repräsentations- und Verarbeitungsaspekte



Ende des 19 Jhdt./Anfang des 20. Jhdt. entstanden zahlreiche Tagebücher zur Erfassung der kindlichen Sprachentwicklung, z.B.: Clara und William Stern dokumentieren ihre Kinder bis zum Alter von 12, 10 und 7 auf fast 5000 Seiten



Anfang des 20 Jhdt. bruingt Ferdinand Saussure Struktur in die Sprachforschung, Language vs. language vs. parole (biologisch bedingte Sprachfähigkeit vs. Form/Struktur vs. Sprechen/Sprachgebrauch), Sprache als lebendigen und nicht mehr nur erstarrtes System





1933 reduziert Leonard Bloomfield Sprachstrukturforschung auf rein formale Klassifizierung von sprachlichen Strukturen, Anlehnung an Behaviorismus (jedes menschliche Verhalten kann erklärt werden durch Reiz => Reaktion), man muss also das Verhalten beobachten, mentale Zustände/Psychologie irrelevant für Sprachforschung, Bewusstsein und Introspektion zu verwenden (Wundts Ansatz) ist falsch



Höhepunkt des Behaviorismus: 1957 Artikel zu verbalem Verhalten von Burrhus Frederic Skinner, verbales Lernen und Verhalten wird im Rahmen von Konditionierung (Reiz-Reaktionsmuster) erklärt

Die kognitive Wende: 

1959: Noam Chomskys Kritik an Skinner: Reiz-Reaktionsmuster können die unendliche Produktivität und Systematik der Sprache nicht erklären -> mentale Repräsentationen(=abgespeicherte informationstragende Struktur, sprachliches Wissen im Langzeitgedächtnis mentales Lexikon) im Sprachsystem müssen erforscht werden



Chomskys Theorie dreht sich allerdings nicht um psychologische Prozesse, sondern um Beschreibungen linguistischer Strukturen auf der Satzebene -> Trotzdem großer Einfluss auf die Psycholinguistik, da Chomsky die Unterscheidung zwischen Kompetenz und Performanz betont (wobei Chomsky sich nur auf Kompetenz bezieht)  



Kompetenz = unser Wissen über Sprache Performanz = Verwendung von Sprache

Ergebnisse aus diesem Ansatz: linguistische Strukturen, aber nicht die generativen Regeln, entsprechen der psychologischen Verarbeitung => Psycholinguistik



Methoden der Psycholinguistik: 

Messung/ Datenerhebung 

Online: gute zeitliche Auflösung z.B.: Reaktionszeitmessungen (Priming, Lesezeit, Wortbenennung)  



Messungen von Reaktionszeit gehen auf Franciscus Cornelisu Donders und Johann de Jaager (1868) zurück Reaktionszeit: Die Zeit vom Auftreten eines Stimulus bist zu einer spezifischen Reaktion

Offline: wenig Informationen über zeitliche Verläufe

z.B.: Datensammlungen; Fragebögen; Ratings; Akzeptabilitätsurteile, etc. Verprechersammlungen:  



Empirische Methoden  



Geben Antwort auf die Frage: Wie muss das Sprachproduktionssystem beschaffen sein, um bei einem Entgleisen genau die Arten von Versprechern hervorzubringen, die wir beobachten? Welche linguistische Verarbeitungseinheiten spielen auch in der menschlichen Verarbeitung eine Rolle?

Behaviorale Methoden: messen das sprachliche Verhalten neurowissenschaftliche Methoden: messen die Sprachverarbeitung im Gehirn

Modellbildung Anhand von experimentellen Ergebnissen können wir Sprachverarbeitungsmodelle bilden oder bestehende Modelle verbessern. Modelle bilden unsere aktuellen (teils sehr kontroversen) Vorstellungen darüber ab, wie menschliche Sprachverarbeitung funktioniert. Modelle bilden den aktuellen Forschungsstand ab und sind eine wesentliche Säule empirischer Forschung!

 





Theoretisches Modell Simulation

Studien: 

Längsschnittstudie: Die selbe Gruppe von Personen wird über einen bestimmten Zeitraum über bestimmte Zeitabschnitte getestet -> immer dieselben Personen - ENTWICKLUNG, aber sehr zeitaufwendig



Querschnittsstudie: Vergleich verschiedener Personengruppen einmalig zu einem bestimmten Zeitpunkt -> weniger Zeitaufwand, aber lediglich MOMENTAUFNAHME

bottom-up vs. top-down Prozesse perzeptuelle Transduktoren (Wahrnehmungstransduktoren)

physikalische Reize werden in neuronale Signale umgewandelt

Input-Module

Interpretation

zentrales kognitives System

-> bottom-up-Prozess:  

Informationsfluss erflogt nur in eingezeichnete Richtung kein Feedback zwischen den Modulen

-> top-down-Prozess:  



autonome Sprachverarbeitung:    



Informationsfluss erfolgt nicht nur in festgelegte Richtung Module können untereinander Feedback austauschen

Informationsverarbeitung während des Sprachverstehens und der Sprachproduktion erfolgt durch prozedurale Module Jedes Modul erstellt eine spezifische Repräsentation, die nur vom Output der vorherigen Module beeinflusst wird beinhaltet nur bottom-up Prozesse allerdings nicht strikt seriell, sondern auch kaskadierend -> Informationen können stückweise weitergegeben werden, sodass eine gewisse Parallelität der Prozesse möglich ist

interaktive Sprachverarbeitung:    

Richtung des Informationsflusses ist nicht strikt festgelegt Verarbeitungskomponenten interagieren zu jedem Zeitpunkt mit anderen Verarbeitungskomponenten Zusammenwirken von bottom-up und top-down Prozessen Widerspricht der informationalen Enkapsolierung...


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