Zusammenfassung Risikowahl-Modell Atkinson PDF

Title Zusammenfassung Risikowahl-Modell Atkinson
Course Seminar Grundlagen der Psychologie
Institution Otto-Friedrich Universität Bamberg
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Summary

Eine umfassende Zusammenfassung zu Erwartungs-Mal-Wert-Modellen nach der Theorie des Motivationsforschers John Atkinson (spez. Risikowahl-Modell in Verbindung mit dem Leistungsmotiv)...


Description

John Atkinson - Psychologie der Leistungsmotivation Anlehnung an Lewins Theorie 1935 (Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt)

→ Mathematisierung durch Experimente o

Bedürfnis nach Leistung: Murray (1938) postulierte neben anderen Bedürfnissen auch ein Bedürfnis nach Leistung, d. h. nach dem Bewältigen von Aufgaben, die als herausfordernd erlebt werden. Dieses Leistungsmotiv äußert sich z. B. darin, dass wir Freude daran haben, etwas Schwieriges zu schaffen, Fähigkeiten zu erwerben und anzuwenden, Hindernisse zu überwinden und mit anderen zu konkurrieren.

o

Die Tendenz, Erfolg aufzusuchen: Die Tendenz, Erfolg aufzusuchen, ist nach Atkinson (1964) ein Produkt aus drei verschiedenen Größen: (1) dem Leistungsmotiv (auch: Erfolgsmotiv), (2) der subjektiven Erfolgserwartung (in Atkinsons Terminologie: Wahrscheinlichkeit von Erfolg) für eine bestimmte Aufgabe und (3) dem Anreiz dieses Erfolges bei der betreffenden Aufgabe. 1. Das Leistungsmotiv: Das Motiv, Erfolg anzustreben, fasst Atkinson als eine stabile Disposition der Person auf. Unter Bezugnahme auf Murray (1938) definiert er dieses Motiv als die Fähigkeit, Stolz nach Erfolg zu erleben oder zu antizipieren. 2. Die subjektive Erfolgserwartung: Die subjektive Wahrscheinlichkeit von Erfolg ist definiert als die Erwartung einer Person, dass eine Handlung zum Ziel führen wird. Im Leistungskontext ist dies in aller Regel die Erwartung, dass eine gewählte Aufgabe erfolgreich bearbeitet werden kann. Es handelt sich um eine Situationsvariable, die eine Person aufgrund eigener Erfahrungen erlernt. Die subjektive Erfolgserwartung kann durch Prozentwerte angegeben werden; so könnte sie bei einer schwierigen Aufgabe .10 (10 %) betragen, bei einer einfachen Aufgabe .90 (90 %). In vielen Experimenten wurde die Erfolgserwartung für Aufgaben, die den Probanden unbekannt waren, anhand von normativen Informationen operationalisiert. 3. Der Anreiz von Erfolg: Der Stolz auf die erfolgreiche Bearbeitung einer Aufgabe wird Atkinson zufolge umso größer sein, je schwieriger diese ist. Daraus resultiert eine inverse Beziehung zwischen dem Anreiz von Erfolg A und der Erfolgserwartung W. → A=1-W → Annahme/Axiom: Erfolgserwartung und Anreiz linear miteinander verknüpft → Diese drei Variablen sind multiplikativ miteinander verknüpft und ergeben so die Tendenz, einen Erfolg aufzusuchen: T = M x W x A. o

Beispiel: Erfolgserwartung, Student bekommt Note 1 und erfährt nur 2 von 200 haben diese Note; Student bekommt Note 1 und erfährt 198 von 200 haben diese Note: Anreiz für Erfolg in Anbindung an Erfolgserwartung variiert zwischen 0 und 1.

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Emotionale Reaktion auf den Erfolg: Ein wichtiges Merkmal ist die Definition dieser Variablen als eine emotionale Reaktion auf Erfolg. Somit sind die Reaktionen auf Erfolg von zwei Faktoren abhängig: von einer stabilen 1

Persondisposition (überdauernde Disposition) und von einer situativen Variable. Der Stolz auf einen Erfolg wird umso größer sein, je ausgeprägter das Leistungsmotiv und je schwieriger die Aufgabe ist.

Entstehung der Erwartungs-Wert-Theorie durch vorhandene Denkmodelle und Forschungsstrategien: Als Urheber der Leistungsmotivationsforschung gelten McClelland und Atkinson. Diese Forscher berücksichtigten auf der einen Seite die Forderung Lewins, dass man Verhalten stets als Wechselwirkungsprodukt von Person und Situation konzipieren muss. Auf der anderen Seite griffen sie Murrays Idee auf, dass man allgemeine Klassen von PersonUmweltbezügen bilden kann, die jeweils durch ein bestimmtes Thema definiert sind. Als drittes fühlten sich McClelland und Atkinson einer empirisch-experimentellen Forschung in der Psychologie verpflichtet. Schließlich findet sich als viertes bei ihnen die Freudsche Vorstellung wieder, dass die Antriebe unseres Verhaltens uns selbst durchaus nicht immer klar sein müssen, sondern auch unbewusster Natur sind und sich in Fantasien und Situationsinterpretationen niederschlagen. → Prägung der „klassischen" Motivationspsychologie Leistungsziele werden aus untersch. Gründen angestrebt. Das muss nicht unbedingt etwas mit Leistungsmotivation zu tun haben. Das Konstrukt Leistungsmotivation (im psychologischen Sinne): Verhalten, das auf die Selbstbewertung eigener Tüchtigkeit zielt, und zwar in Auseinandersetzung mit einem Gütemaßstab (Abstraktionsleistung!), den es zu erreichen oder zu übertreffen gilt. Was ist damit gemeint? Beispiele: Computerspiele verlieren umgehend ihre Attraktivität, wenn der Spieler nicht mehr angezeigt bekommt, wieviel Punkte er erreicht hat. Ein Freizeitjogger fängt schon nach wenigen Läufen an, seine Zeit zu messen, und freut sich, wenn er die Zeit des vorherigen Laufes übertreffen konnte. → Erfolgserlebnis im Volksmund Als Anreiz der Zielerreichung genügen also der Stolz, etwas persönlich Anspruchsvolles geschafft zu haben und die daraus resultierende Zufriedenheit mit der eigenen Tüchtigkeit (erlebt als „gutes Gefühl"). → Leistungsthematische Freude nur dann, wenn man das Resultat sich selbst - der eigenen Fähigkeit und/oder dem eigenen Bemühen - zuschreiben kann. (vs. äußere Ursachen: Glück, Hilfe von Anderen, geringe Anforderungen, etc.)  Selbstbewertungseffekte von Freude und Stolz über die eigene Tüchtigkeit *Vorläufer bei Kindern: „Selbermachen-wollen“ (Trainingsgelegenheiten, Entwicklungsprofit)

Die Bevorzugung von Anforderungen, die man vielleicht gerade noch schaffen könnte, ist zu späteren Entwicklungszeitpunkten ein typisches Merkmal leistungsmotivierten Verhaltens. Alltagssprachlich werden Anforderungen dieser Art meist als „Herausforderungen" bezeichnet. Leistungsmotivation, Heckhausen (1965): „das Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Tätigkeiten zu steigern oder möglichst hochzuhalten, in denen man einen 2

Gütemaßstab für verbindlich hält, und deren Ausführung deshalb gelingen oder mißlingen kann." → siehe Lewin: Motivation abhängig von Person und Situation PERSON

vs.

Bedürfnisähnlicher Faktor:

SITUATION Risikowahl-Modell

Leistungsmotiv als personenspezifische Konstante (Wahrnehmungs- & Bewertungsdisposition)

Motive beeinflussen, wie jemand eine bestimmte Klasse von Handlungssituationen wahrnimmt und bewertet. Im Fall des Leistungsmotivs ist die Klasse von Handlungssituationen vor allem dadurch definiert, dass dort Gütemaßstäbe eine wichtige Rolle spielen bzw. spielen können. → Person mit stark ausgeprägtem Leistungsmotiv: sieht wie durch eine eingefärbte Brille, die best. Aspekte von Situationen auffällig macht & als wichtig hervorhebt, Gelegenheiten, um ihre Tüchtigkeit zu erproben. Versch. Personen, untersch. (stark) ausgeprägte Motive, z.B. Machtmotiv Ausprägung der Motive scheint stark von frühen Erfahrungen abzuhängen, die eine Person in der jeweiligen Klasse von Handlungssituationen gemacht hat. *Das Leistungsmotiv ist auch im Jugend- und Erwachsenenalter noch beeinflussbar.

Das Leistungsmotiv wird nicht von sich aus aktiv, die Person hat für Grundsituationen verallgemeinerte Zielvorstellungen und Erwartungen entwickelt (durch Erfahrung). → Wichtig dafür: motivpassende Situation, dann treten individuelle Motivausprägungen in Kraft (schlagen sich im Verhalten nieder). Aus dem Personenmerkmal Motiv wird dann eine aktuelle Motivation. (Situation vs. Motiv → wechselseitige Beziehung)

SITUATION – Das Risikowahl-Modell Anspruchsniveau: Das, was sich die Person zu schaffen vornimmt. → Erleben von Erfolg und Misserfolg nicht direkt von der gemeisterten Aufgabe oder der Güte des erzielten Resultats abhängt, sondern vom zuvor gesetzten Anspruchsniveau. Wird es erreicht oder übertroffen, kann Erfolg erlebt werden; wird es verfehlt, können sich Misserfolgserlebnisse einstellen. Annahme Atkinson: Menschen richten sich nach einer Wahrscheinlichkeit, das gesetzte Ziel erreichen zu können. → Erfolgswahrscheinlichkeit steigt je einfacher die Aufgabe bzw. je anspruchsvoller das Ziel ist. (Leistungsthematischer) ANREIZ: Es zeigt sich, dass es nicht beliebig ist, welche Aufgabe man geschafft hat. Der Anreiz eines Erfolges ist umso größer, je schwieriger die zu bewältigende Aufgabe ist. Dabei ist die Erfolgswahrscheinlichkeit jedoch geringer. 3

→ Beziehung invers linear (umgekehrt proportional zueinander = Multiplikation beider Variablen): Je größer das eine, umso kleiner das andere. → Leistungsbezog. Affekt ist invers linear zur subj. Erfolgswahrscheinlichkeit (z.B. umgesetzt in Aufgabenschwierigkeit) & Motivationstendenz (Handlungsbereitschaft) = Erwartung x Wert (Anreiz) FOLGE: Anregung der Leistungsmotivation + Attraktivität der Aufgabe = Mittelschwere Aufgabenanforderungen (Erfolg sowie Misserfolg möglich) → „realistische Zielsetzung“

ACHTUNG: Subjektive Aufgabenschwierigkeit bezogen auf die Fähigkeit des Handelns Voraussetzung: Aufgabensituation leistungsthematisch strukturiert? Personfaktor: Leistungsmotiv muss hinreichend stark ausgeprägt sein.

Erfolgszuversichtliches/Misserfolgsängstliches Erleben in Anforderungssituationen: Teils abhängig von Situation + relativ zeitstabile/individuelle Unterschiede der Sicht auf die Dinge (Tendenzen)

ERFOLGSMOTIV

vs.

MISSERFOLGSMOTIV

„Hoffnung auf Erfolg“ (HE)

„Furcht vor Misserfolg“ (FM)

Mittelschwere Aufgaben

Leichte & schwere Aufgaben

 Summe beider ist Gesamtmotivation  Differenz aus beiden ist „Netto-Hoffnung“, die überwiegende Richtung des Motivs  Kurve gültig für erfolgszuversichtliche Menschen, aber Annahme Atkinson: Spiegelbildliche Motivationskurve für misserfolgsmotivierte Personen

Experiment vs. Modell: Erfolgszuversichtliche bevorzugen nicht exakt 50%-ige Erfolgsrisiko, sondern sind oft etwas riskanter und akzeptieren 30% bis 40% Erfolgswahrscheinlichkeiten. → eventuell „Hoffnungsbonus" (Hoffnung sich steigern zu können), auch unter Alltagsbedingungen Modell legitimiert Für Misserfolgsmotivierte Hypothese experimentell nicht bestätigt! 4

Ausdauer: Risikowahl-Modell übertragbar  Das Wichtigste ist wohl, dass Motivationsmodelle eben Motivation und motivationsnahe Verhaltensmerkmale wie Anstrengung oder Ausdauer vorhersagen. Wie sich diese dann auf die Verhaltenseffizienz und die Leistung auswirken, ist eine andere Frage. Hierzu werden Ausführungstheorien benötigt. Keineswegs ist es so, dass mit steigender Anstrengung notwendig auch die Leistung steigt.  Der Zusammenhang zwischen Motivation und Leistung ist also hoch komplex, so dass es nicht verwundert, wenn sich mit reinen Motivationsmodellen Leistung kaum vorhersagen lässt - selbst dann nicht, wenn es sich bei der fraglichen Motivation um Leistungsmotivation handelt. *Ursachenerklärung von Erfolg und Misserfolg? (Kausalattributionen und Zeitstabilität, Selbstbewertungsaffekte)

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