Portfolio Seminar Einführung in die Politikdidaktik PDF

Title Portfolio Seminar Einführung in die Politikdidaktik
Course Politikwissenschaften
Institution Justus-Liebig-Universität Gießen
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Summary

Portfolio Einfühung in die Politikdidaktik
Modul 8...


Description

Modul 8: Einführung in die Geschichte, Theorie und Didaktik der politischen Bildung WS 2014/15 + SS 2015 Leitung: Zur Hand:

Portfolio zur Einführung in die Geschichte, Theorie und Didaktik der politischen Bildung

Sina Hartmann

L3

Inhaltsverzeichnis

1. Portfolioaufgabe:

Erläutern Sie das didaktische Prinzip des exemplarischen Lernens und beziehen Sie es auf ein Beispiel aus dem Fach Politik und Wirtschaft. Wo sehen sie Vorteile, wo eventuelle Grenzen des Prinzips? (Vorlesung des Wintersemesters 2014/2015) S. 2-7

2. Übung:

Essay: Schildern Sie verschiedene Aspekte eines konstruktivistischen Lernverständnisses und diskutieren Sie an einem Themenbeispiel Konsequenzen für den Unterricht im Fach „Politik und Wirtschaft“. (Sitzung/Vorlesung „Lehren und Lernen im Fach Politik und Wirtschaft“.) S. 8- 14

3. Theorienseminar:

Hausarbeit zu dem Thema „Exemplarisches Lernen“. S. 1523 4. Literaturverzeichnis:

S . 24

1| Seite

1. Portfolioaufgabe: Erläutern Sie das didaktische Prinzip des exemplarischen Lernens und beziehen Sie es auf ein Beispiel aus dem Fach Politik und Wirtschaft. Zunächst gilt es das Prinzip des exemplarischen Lernens näher zu betrachten. Das exemplarische Lernen ist, neben der Problemorientierung, der Handlungsorientierung und der Wissenschaftsorientierung eines von sechs didaktischen Prinzipien der Politischen Bildung.1 Ziel des Exemplarischen Lernens sei eine begründete Auswahl und Anordnung von ergiebigen Lerninhalten, bevorzugt durch Lernen durch Beispiele. Daher sei es fester Bestandteil der Curriculumtheorie und der Lerntheorie. 2 Bei der Auswahl der didaktischen Methoden gilt es daher auf den Charakter und die Lernstruktur der Schüler, sowie den Lerngegenstand selbst, einzugehen. 3 Didaktische Methoden dienen der Unterstützung der Schüler selbst Zugang zum Lerninhalt zu finden und ermöglichen den Lehrkräften, diesen möglichst interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Dies ist selbstverständlich abhängig von dem jeweiligen Thema. So kann der Lehrer seine Schüler dabei unterstützen, eine eigene Meinung zu bilden. Die Methode des exemplarischen Lernens findet nicht nur im Fach Politik und Wirtschaft seinen Nutzen; es ist auf nahezu jeden sich bietenden Fachbereich anwendbar. Jedoch sind nicht alle Prinzipien auf jeden Inhalt einer Lernsituation anwendbar.4 Seinen Ursprung fand der Begriff des Exemplarischen Lernens bereits bei Comenius, der die Vermittlung von Wissen auf das Wesentliche richten wollte. 5 Besondere Anerkennung gewann dieses Prinzip jedoch, laut der Tübinger Beschlüsse, erst in den 1950er Jahren. 1

Vgl. Sander, Wolfgang: Politik entdecken- Freiheit leben. Didaktische Grundlagen politischer Bildung. 4:Aufl. Schwalbach/Ts.. Wochenschauverlag 2014. S. 190.200. 2 Vgl. Grammes, Tilmann. Exemplarisches Lernen. In: Handbuch politischer Bildung. Hrsg. v. Wolfgang Sander, 4.Auflage. Schwalbach/Ts. WOCHENSCHAU Verlag 2014. Hier S. 249f. 3 Vgl. Fischer, Sebastian u. Lange, Dirk: Qualitative empirische Forschung zur politischen Bildung. Lerndidaktiken. In: Handbuch politischer Bildung. Hrsg. v. Wolfgang Sander. 4. Aufl. Schwalbach/Ts. WOCHENSCHAU Verlag 2014. Hier S. 94 f. 4 Vgl. Sander, Wolfgang: Politik entdecken- Freiheit leben. S.190. 5 Vgl. Grammes, Tilmann: Exemplarisches Lernen. Hier S. 250f.

Diese besagen, dass es besser ist weniger zu lehren, dafür aber gründlich. 6 Dies kann in Abhängigkeit damit stehen, dass der Wissenszuwachs der Gesellschaft immer mehr ansteigt und die Wissensvermittlung demnach sich als schwierig erweist, weshalb Exemplarisches Lernen an einem expliziten Beispiel den Fokus auf einen Sachverhalt legt und somit eine lukrative Alternative darstellt.7 Das Exemplarische Lernen dient nicht nur der Demonstration, bzw. dem jeweiligen Einstieg in ein Thema, sondern der Inhalt soll den Themenbereich selbst wiedergeben. 8 Jedes neue Fallbeispiel dient somit einem neuen Einstieg und lässt die Schüler neue Erfahrungen machen, um zu Lernen und unbekannte Sachverhalte zu verstehen und zu verknüpfen. Die Schüler sollen eine fundierte Wahl und eine eigene Ordnung von Lerninhalten durch Lernen am Beispiel treffen. 9 Es ist daher wichtig, geeignete Fallbeispiele zu wählen, aus denen die Schüler möglichst viel Gewinn ziehen und dieser sollte optimaler Weise über den Gegenstandsbereich selbst hinausgehen. 10 Das Bestreben des Exemplarischen Lernens liegt darin, dass die Schüler sich so mit komplexeren Themenbereichen unbekannte und nicht offensichtliche Dinge erschließen können, sodass das zunächst Zusammenhangslose hier veranschaulicht wird. 11 So finden die Schüler besten Falls eigene Wege zu komplexeren Sachlagen und erhalten somit die Fähigkeit, diese auch auf andere Gegenstandsbereiche im Alltag anzuwenden und zu abstrahieren. 12 So wird durch das Exemplarische Prinzip ein Beitrag zur Allgemeinbildung geleistet, welche von allgemeinem Wissen zu unterscheiden ist. 13 So muss ein Schwerpunkt des Themengebietes gesetzt werden, der „Unwichtiges“ ausklammert. 14 Um die Lernzeit des Schülers möglichst kompetent und effektiv zu gestalten, wurden sechs didaktische Prinzipien für den Politikunterricht eingeführt. Demnach sollte der Politikunterricht stets das Aktualitätsprinzip verfolgen; es sollte ein übergeordnetes Konzept geben, dass immer beständig und unabhängig von den Tagesthemen ist. 15 Des Weiteren soll auf wegbegleitende Probleme des Zeitalters eingegangen werden, da diese beständig sind. Die 6

Vgl. ebd. S.250. Vgl. Sander, Wolfgang: Politik entdecken- Freiheit leben. S.197. 8 Vgl. ebd. S 193. 9 Vgl. Grammes, Tilmann: Exemplarisches Lernen. Hier S. 249f. 10 Vgl. Sander, Wolfgang: Politik entdecken- Freiheit leben. S.193. 11 Vgl. ebd. S. 207. 12 Vgl. ebd. S 193/211. 13 Vgl. Grammes, Tilmann: Exemplarisches Lernen. Hier S. 251f. 14 Vgl. ebd. S. 251. 7

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Vgl. ebd. S. 252.

Schüler sollen mit dem Umgang vielfältiger Methoden vertraut gemacht werden, sodass der Schüler durch den Lernstoff und das Lernen selbst lernt. 16 Das Exemplarische Lernen im Unterricht tatsächlich umzusetzen fordert Erfahrung und Fachkompetenz, sodass von dem verallgemeinerten Fall zum Wesentlichen der Thematik vorgedrungen werden kann.17 Weshalb das Exemplarische Lernen besonders effizient in Verbindung mit dem genetischen Prinzip wird. Das genetische Prinzip unterscheidet sich in „Gewissensmodell“ und „Reflexionsmodell“. 18 Ersteres beinhaltet die Tatsache, dass das Wissen „tatsächlich“ und „sicheres Wissen“ ist, demnach ein faktisches Wissen, welches nicht in Frage gestellt werden muss. 19 Das Reflexionsmodell steht im Gegensatz dazu, denn es stellt grundlegende Dinge in Frage und sieht Wissen abhängig vom Menschen.20 Hier werden Rückschlüsse auf tatsächliche Begebenheiten gezogen. Das genetische Prinzip lässt Schüler den jeweiligen Lerngegenstand selbst nachvollziehen, sodass er selbst unterschiedliche Sachlagen erkennen, unterscheiden und verstehen und somit den Sinn hinterfragen und reflektieren kann. 21 Damit das genetische Prinzip gelingt, sollte der Unterricht anschaulich und in erzählender Form gestaltet sein. Der Schüler sollte dem Gegenstand direkt gegenübertreten und durch Erstaunen den Moment der Wissensübermittlung auskosten. Er sollte zur Auseinandersetzung mit dem Themenbereich selbst strukturierende Fragen an diesen formulieren. Dieser Faktor ist jedoch abhängig von den jeweiligen Schülern.22 Schüler sollen somit lernen, bei jeglichen Formen von Auseinandersetzungen, beide Seiten gegeneinander abzuwägen und sich ihre eigene Meinung zu bilden. Um Gegenstände voneinander abzuwägen, ist das Hineinversetzen in eine andere Position unverzichtbar; diese Fähigkeit zählt zum genetischen Prinzip. Ein Lerngegenstand soll nach dem Prinzip des Exemplarischen Lernens anhand von Beispielen nachvollzogen, verstanden und abstrahiert werden. Daher wird das

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Vgl. Grammes, Tilmann: Exemplarisches Lernen. In: Handbuch politischer Bildung. Hrsg. v. Wolfgang Sander.4.Auflage. Schwalbach/Ts. WOCHENSCHAU Verlag 2014. Hier S. 251f. 17 Vgl. ebd. S. 253. 18 Ebd. S. 253f. 19 Ebd. S. 253f. 20 Ebd. S. 253f. 21 Vgl. Grammes, Tilmann: Exemplarisches Lernen. S.100.

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Vgl. Grammes, Tilmann: Exemplarisches Lernen. Hier S. 254.

Exemplarische Lernen am Fallbeispiel bevorzugt verwirklicht. 23 Das Nahebringen eines bestimmten Gegenstandsbereiches kann so individuell und anregend gestaltet werden. Der Schwerpunkt, der bei einer Fallanalyse herausgearbeitet wird, variiert von Gegenstandsbereich zu Gegenstandsbereich. Das nachfolgende Fallbespiel, welches ich näher beleuchten werde, thematisiert die aktuelle Flüchtlingsdebatte. Kein anderes Thema steht zurzeit so sehr im Fokus der Medien und der Gesellschaft, wie dieses. Kein weiteres Thema wirft derartig viele Fragen auf. Fast eine Viertel Millionen Menschen kamen in den Vergangenen Monaten aus Ländern, wie beispielsweise Syrien, Serbien oder dem Kosovo, nach Deutschland und suchten Schutz. Doch warum stellt es sich als offensichtliches Problem heraus, Menschen in Not zu helfen? Warum sorgt dies für geteilte Meinungen? Warum scheinen sich die deutschen Staatsbürger so dagegen zu „wehren“? Wieso werden die Häuser angezündet, die eine Unterkunft für Flüchtlinge bieten sollten? Sind die Deutschen doch rassistischer, als sie es zugeben würden oder spielt sich dieses Szenario auch in anderen Ländern ab? Haben sie aus ihrer Vergangenheit nicht gelernt? Wie würde man sich in deren Situation fühlen? Wie wünscht man sich in deren Situation behandelt zu werden? Das Flüchtlingsproblem gilt nicht nur als aktuelles Phänomen sondern als „Jahrhundertphänomen“.24 Das Überleben von Millionen von Menschen soll gewährleistet werden. Es wird vor Augen geführt, wie erschreckend auch heute noch mit Flüchtlingen umgegangen wird; dabei sind sie normale Menschen. Die Regierung muss nun eine Lösung für dieses entstandene Chaos finden, Unterkünfte bereitstellen und ihnen ein Zuhause geben. 25 Auch liegt es nahe, dass der Kern bekämpft werden muss, der die Flüchtlinge überhaupt zur Flucht bewegt, denn diese geschieht nicht ohne Grund. Dies scheint jedoch in Anbetracht des Todes und der dort herrschenden Gewalt und Perspektivlosigkeit nahezu unmöglich. 26Doch bietet Perspektivlosigkeit allein eine Voraussetzung, in Deutschland Asyl zu beantragen? Welche Voraussetzungen sollte bzw. muss ein Asylbewerber haben, 23

Vgl. Grammes, Tilmann: Exemplarisches Lernen. S. 254. www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlinge-jahrhundert-problem-1.2609060. Abgerufen am 28.09.2015. 25 Vgl. ebd. 26 Vgl. ebd. 24

um in Deutschland wohnen zu können? Es gibt viele Ursachen, warum Menschen aus ihrer Heimat flüchten, doch wer entscheidet, welche Ursachen „Ursache genug“ sind? Wer legt die Schwere der Ursachen fest und wer entscheidet, wer einreisen darf und wer nicht? Woran wird dies gemessen? Sind die Deutschen tatsächlich egoistisch und erachten ihr eigenes Vermögen wichtiger als das Menschenleben? Diese Fragen sind es, die zurzeit viele Menschen auf der Welt beschäftigen. Daher bietet sich dies als aktuelles Fallbeispiel im Rahmen des Exemplarischen Lernens an. Möglich wäre es, den Schülern einen Fall in Form eines Dokumentarfilms oder eines Zeitungsartikels näherzubringen. Bevorzugt sollten abwechslungsreiche Methoden und Medien verwendet werden. Wenn möglich kann auch ein Asylbewerber in das Unterrichtsgeschehen eingeladen und direkt befragt werden, welches den Idealfall darstelle. Hier würde sich der Schüler auf direkter Weise mit dem Gegenstand beschäftigen und sich auf ihn einlassen. Wichtig ist, den Schülern den Unterrichtsgegenstand aus möglichst vielen Perspektiven zu zeigen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, ein „Flüchtlingslager“ mit den Schülern im Rahmen einer Tagesexkursion zu besuchen. Dabei können die Schüler nicht nur beobachten, sie können in direkten Kontakt mit ihnen treten und ggf. als Unterstützer fungieren. So ist es den Schülern möglich, tief in die Materie einzutauchen und verschiedene Blickwinkel des Lerngegenstandes gewinnen, diese gegeneinander abzuwägen, um schließlich eine eigene Meinung zu formulieren. Weitere Themenbereiche, die von den Schülern im Rahmen des Exemplarischen Lernens behandelt werden können, sind: Rassismus, Nationalsozialismus, Menschlichkeit, Menschenrecht und Menschenwürde, die Flüchtlingsdebatte im Ausland, Asylbewerberverfahren. Den Schülern wird hier ermöglicht einen eigenen Eindruck über das Thema zu gewinnen und unter keinen Einflüssen anderer zu stehen. Am Ende jeder Unterrichtsstunde, sowie als Abschluss der Unterrichtseinheit, sollten die Schüler in der Lage sein, sich ein eigenes Urteil durch Eingrenzungen und Abwägungen zu bilden. Sie sollten verschiedene Betrachtungsweisen des Lerngegenstandes kennengelernt und diesen Gegenstand auf andere Sachbereiche übertragen können. Ein Vorteil des Prinzips Exemplarischen Lernens ist zunächst die Fokussierung auf bestimmte Themenbereiche. So wird das Augenmerk auf einen Teilaspekt des Ganzen

gesetzt. Dies ist wesentlich zeitsparender und bietet die Möglichkeit tiefer in die Materie einzudringen, als bei einem Überfluss an Fakten- und Detailwissen. Das Exemplarische Lernen bietet einen Ausgleich zwischen Wissensvermittlung und Wissensaufnahme der Schüler und stellt somit den Idealfall dar. Da die Schüler jedoch lernen, diese Sachverhalte auf andere Bereiche anzuwenden, lernen sie besten Falls über den Lerninhalt hinaus fürs Leben. Anhand von Fällen wird den Schülern Wissen vermittelt. Da die Gegenstandsbereiche des Unterrichts individuell ausgewählt werden können, ist es auch möglich auf Schülerwünsche einzugehen und somit geeignete Fallbeispiele zu finden, die Begeisterung und Motivation fördern. Dem Lehrer ist es möglich, aktuelle Themen auszuwählen, die das Interesse der Schüler wiederspiegeln. Jedoch muss er darauf achten, dass die Themen einen politischen „Nährboden“ haben und lehrreich sind. Eine Grenze ist in Hinblick des Curriculums zu sehen, da die Schüler durch die „freie“ und beliebige Auswahl an Themenkomplexen womöglich nicht auf den gleichen Stand gebracht werden können. Die einzelnen Aspekte die anhand eines Fallbeispiels erarbeitet werden, sind nur in einigen Punkten auf andere Fälle zu transferieren und können daher nicht als Ganzes übertragen werden. So entsteht eine Art Kettenreaktion in den darauffolgenden Schuljahren, welche das Kompensieren dieser „Lücken“ erschwert. Das Exemplarische Lernen bietet unbegrenzten Freiraum zur Entfaltung der Schüler und Gestaltung des Unterrichtes und ist somit als wichtiger Bestandteil der Politikdidaktik anzusehen.

2. Aufgabe: Essay: Schildern Sie verschiedene Aspekte eines konstruktivistischen Lernverständnisses und diskutieren Sie an einem Themenbeispiel Konsequenzen für den Unterricht im Fach Politik und Wirtschaft. (Sitzung/Vorlesung „ Lehren und Lernen im Fach Politik und Wirtschaft“). Zunächst gilt es, um den weiteren Verlauf nachvollziehen zu können, den Begriff des Konstruktivismus zu klären. Der Konstruktivismus fand seinen Ursprung in der Philosophie und breitete sich erst im heutigen Jahrhundert gänzlich aus. Jedoch wurde er in den Geisteswissenschaften bekannter als in den Naturwissenschaften und fand dementsprechend in den Geisteswissenschaften größere Verwendung. Seit 2001 nahm auch Wolfgang Sander den Begriff des Konstruktivismus zum ersten Mal in seine Didaktik der politischen Bildung auf. Die Grundannahme des Konstruktivismus ist, dass wir den Zugang zur Realität „strukturdeterminiert“ finden, das heißt, wir nehmen alles aus unserer Umgebung über unsere Sinne wahr und können uns daher nur über unsere Sinne eine Meinung über unsere Umwelt bilden und nehmen sie daher nicht wahr, wie sie „wirklich“ ist. 27 Dem Menschen ist es nicht möglich die „tatsächliche“ Wirklichkeit zu sehen; seine Wirklichkeit ist immer subjektiv beeinflusst durch seine Sinnesorgane, sein Nervensystem und seinen kognitiven Apparat. Aufgrund dieser Tatsache erfolgt unser Zugang zur Realität „strukturdeterminiert“.28 Daher ist der Konstruktivismus als Ergebnis „komplexer Konstruktionsprozesse“ zu sehen.29 So sehen wir das, was wir von der Umwelt wahrnehmen, was von der Umwelt „konstruiert“ wird, als unsere eigene Realität an. Damit der Mensch das Wahrgenommene letztendlich versteht, kategorisiert er es mit Hilfe der Sprache. Ein Konzept ist ein Entwurf, den man sich in Gedanken von etwas macht. So wird es dem Menschen durch diese Kategorisierung und explizite Benennung ermöglicht,

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Sander, Wolfgang: Wissenschaftstheoretische Grundlagen politischer Bildung: Konstruktivismus. In: Handbuch politische Bildung. Hrsg. v. Wolfgang Sander. 4. Auflage. Schwalbach/ Ts.: Wochenschau Verlag 2013. S.77-89. 28 Ebd. S.77-89. 29 Ebd. S.77-89.

den Tisch von dem Stuhl zu unterscheiden. Diese Kategorisierungen hat der Mensch jedoch nicht von Geburt an, sondern er konstruiert sich die Welt selbst. 30 Wir können uns die Welt nur aus unserer eigenen Perspektive erschließen, dies macht den Menschen aus. Aufgrund dessen, dass wir nicht über unsere Sinneseindrücke hinaus befähigt sind zu denken, ist unser Wissen immer beschränkt, vorläufig und kontextabhängig. Daher bedient sich der Konstruktivismus der „Viabilität“, die besagt, dass das Wissen brauchbar, passend und gangbar ist. 31 Die Relevanz des Konstruktivismus für die Didaktik der politischen Bildung zeigt sich daran, dass Bildungsprozesse in Zusammenhang mit Wissen, Erkennen und Verstehen stehen. Daraus folgen selbstverständlich auch Fragen und Probleme, mit denen sich der Konstruktivismus als Erkenntnistheorie beschäftigt. Daher kann die Perspektive des Konstruktivismus durchaus hilfreich für die Didaktik sein, vor allem in der Bildung, der Politik, dem Wissen und dem Lernen. In Bezug auf Bildung gilt der Konstruktivismus als „notwendiges Referenzkonzept für institutionalisierte Lernangebote“.32 Die Ansammlung von Wissen sei demnach nicht als sicher anzusehen, sondern sei abhängig von der jeweiligen anschließenden Reflexion. Bildungsprozesse bringen Menschen auch andere Kulturen, Sprachen, Wissen, Religionen und Geschichte näher. Lernen muss veranlasst, angeregt und von außen angestoßen werden; sie ist jedoch nicht von außen steuerbar. Lehrer sind somit professionelle Begleiter auf dem Weg des Lernens.

Konstruktivistischer Unterricht: Das konstruktivistische Lernverständnis fordert von den Lernenden selbstorganisiertes Lernen. Dies ist von den einzelnen Schülern abhängig, von der Klassenkonstellation, dem Lernfeld und natürlich dem Alter der Schüler selbst. Dies erfordert ein recht hohes Maß an Selbstorganisation und kann nicht zwingend auf Anhieb funktionieren, so muss der 30

Vgl. Sander, Wolfgang: Wissenschaftstheoretische Grundlagen politischer Bildung: Konstruktivismus. In: Handbuch politische Bildung. Hrsg. v. Wolfgang Sander. 4., völlig überarbeitete Auflage. Bonn: Wochenschau Verlag 2014. S. 77-89. Hier S. 77f. 31 Vgl. Ebd., Hier. S. 80. 32 Ebd., Hier. S. 84-85 .

Lehrer intervenieren und die Klasse wieder, auf den richtigen Weg begleiten, sobald Probleme auftreten. Er sollte sowohl auf Stärken als auch auf Schwächen seiner Schüler eingehen und die passende Umgebung, sowie die individuellen Lernangebote bereitstellen. Da, wie oben bereits erläutert, jeder Mensch auf seine eigene Art und Weise Wissen konsumiert und verarbeitet, ist das Wissen, was die Schüler sich selbst konstruieren, individuell. Jeder Schüler konstruiert sein Wissen selbst, was abhängig von den jeweiligen Charakteren und Lerntypen ist. Demzufolge muss die Lehrkraft eine besondere Auswahl an Medien stellen, um eine möglichst gute Lernbasis für jeden einzelnen Schüler zu schaffen. Es ist hilfreich, Abwechslung in den Schulalltag zu bringen und ggf. in vielfältiger Weise jegliche Art von Medien statt Schulbücher und Arbeitsblätter zu stellen. Er sollte sowohl Material als auch Medien organisieren und entwerfen. Es ist wichtig und sollte unbedingt berücksichtigt werden, dass den Schülern Möglichkeiten gegeben werden muss, wie und wo sie lernen können. Der Lehrer sollte Lehrorganisationen und Arbeitsbedingungen aktiv m...


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