Title | Skript IUBH Psych |
---|---|
Author | liza krnr |
Course | Psychologie |
Institution | IU Internationale Hochschule |
Pages | 116 |
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STUDIENSKRIPTPsychologieDLBSAPSYImpressumHerausgeber: IUBH Internationale Hochschule GmbH IUBH International University of Applied Sciences Juri-Gagarin-Ring 152 D-99084 ErfurtPostanschrift: Albert-Proeller-Straße 15- D-86675 Buchdorfmedia@iubh iubhDLBSAPSY Version Nr.: 001-2021-© 2021 IUBH Internat...
STUDIENSKRIPT
Psychologie DLBSAPSY01
Studienskript Psychologie DLBSAPSY01
2
Impressum
Impressum Herausgeber: IUBH Internationale Hochschule GmbH IUBH International University of Applied Sciences Juri-Gagarin-Ring 152 D-99084 Erfurt Postanschrift: Albert-Proeller-Straße 15-19 D-86675 Buchdorf [email protected] www.iubh.de DLBSAPSY01 Version Nr.: 001-2021-0201
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Wissenschaftliche Leitung
3
Wissenschaftliche Leitung Prof. Dr. Heike Schiebeck Frau Schiebeck leitet den Studiengang Wirtschaftspsychologie im IUBH Fernstudium. Ihre besonderen Interessen liegen auf den Gebieten Kompetenzmanagement, Burnout-Prävention und der Arbeit von selbstorganisierten Teams. Vor ihrer Promotion zum Dr. phil. am Lehrstuhl für Organisations- und Wirtschaftspsychologie der LMU München war Frau Schiebeck als Schulungsleiterin Zentraleuropa für die LEGO Group tätig. Nach ihrer Promotion verantwortete sie als HR-Managerin die Personalarbeit der Weltbild-Filialen. Neben ihrer Aufgabe als Studiengangleiterin für Wirtschaftspsychologie an der IUBH ist Frau Schiebeck verantwortlich für die Bereiche Unternehmensentwicklung und PR-Management in einem HR-Startup. Hier interessiert sie sich besonders für Fragestellungen rund um das Thema „New Work“.
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Inhaltsverzeichnis
4
Inhaltsverzeichnis Psychologie Wissenschaftliche Leitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Einleitung Psychologie
7
Wegweiser durch das Studienskript . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Übergeordnete Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Lektion 1 Die Wissenschaft der Psychologie 1.1
Geschichte der Psychologie und psychologische Perspektiven . . . . . . . . 12
1.2
Psychologie als empirische Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Lektion 2 Psychobiologische Grundlagen
22
2.1
Aufbau der Nervenzellen und Informationsübertragung . . . . . . . . . . . . . 22
2.2
Nervensystem und Aufbau des Gehirns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Lektion 3 Wahrnehmung und Aufmerksamkeit
30
3.1
Grundprinzipien der Wahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
3.2
Soziale Wahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Lektion 4 Kognitive Prozesse
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12
42
4.1
Denken, Problemlösen, Entscheiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
4.2
Urteilsbildung und Entscheidungsfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
4.3
Intelligenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Inhaltsverzeichnis
Lektion 5 Lernen und Gedächtnis
48
5.1
Klassisches und operantes Konditionieren (assoziatives Lernen) . . . . . 48
5.2
Nichtassoziatives Lernen: Habituation und Sensitivierung . . . . . . . . . . . 49
5.3
Kognition, Interaktion und Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
5.4
Gelerntes behalten: Gedächtnissysteme und Wissensorganisation . . . . 51
Lektion 6 Motivation und Emotion
56
6.1
Motivationstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
6.2
Emotionstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Lektion 7 Persönlichkeitstheorien
64
7.1
Persönlichkeitstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
7.2
Entwicklungstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Lektion 8 Sozialpsychologie
5
74
8.1
Gruppen und ihre Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
8.2
Einstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
8.3
Stereotype und Vorurteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
8.4
Aggressives Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
8.5
Prosoziales Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
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6
Inhaltsverzeichnis
Lektion 9 Psychotherapeutische Verfahren der Gegenwart
88
9.1
Psychodynamische Psychotherapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
9.2
Kognitiv-verhaltenstherapeutische Psychotherapien . . . . . . . . . . . . . . . . 90
9.3
Humanistische Gesprächspsychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
9.4
Systemische Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
9.5
Psychotherapien im Vergleich und allgemeine Wirkprinzipien . . . . . . . . 95
Lektion 10 Berufsgruppen, -verbände und gesetzliche Regelungen
100
10.1 Berufsgruppen und Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 10.2 Berufsverbände und Psychotherapeutengesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
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Anhang 1 Literaturverzeichnis
106
Anhang 2 Abbildungsverzeichnis
110
Einleitung Psychologie
Einleitung
8
Wegweiser durch das Studienskript
Herzlich willkommen! Dieses Studienskript bildet die Grundlage Ihres Kurses. Ergänzend zum Studienskript stehen Ihnen weitere Medien aus unserer Online-Bibliothek sowie Videos zur Verfügung, mit deren Hilfe Sie sich Ihren individuellen Lern-Mix zusammenstellen können. Auf diese Weise können Sie sich den Stoff in Ihrem eigenen Tempo aneignen und dabei auf lerntypspezifische Anforderungen Rücksicht nehmen. Die Inhalte sind nach didaktischen Kriterien in Lektionen aufgeteilt, wobei jede Lektion aus mehreren Lernzyklen besteht. Jeder Lernzyklus enthält jeweils nur einen neuen inhaltlichen Schwerpunkt. So können Sie neuen Lernstoff schnell und effektiv zu Ihrem bereits vorhandenen Wissen hinzufügen. Im Interactive Book befinden sich am Ende eines jeden Lernzyklus die Fragen zur Selbstkontrolle. Mithilfe dieser Fragen können Sie eigenständig und ohne jeden Druck überprüfen, ob Sie die neuen Inhalte schon verinnerlicht haben. Sobald Sie eine Lektion komplett bearbeitet haben, können Sie Ihr Wissen auf der Lernplattform unter Beweis stellen. Über automatisch auswertbare Fragen erhalten Sie ein direktes Feedback zu Ihren Lernfortschritten. Die Wissenskontrolle gilt als bestanden, wenn Sie mindestens 80 % der Fragen richtig beantwortet haben. Sollte das einmal nicht auf Anhieb klappen, können Sie die Tests beliebig oft wiederholen. Wenn Sie die Wissenskontrolle für sämtliche Lektionen gemeistert haben, führen Sie bitte die abschließende Evaluierung des Kurses durch. Im folgenden Studienskript wird aufgrund der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Ungeachtet dessen möchten wir hervorheben, dass immer Männer und Frauen, Inter- und Trans*Personen gemeint sind sowie auch jene, die sich keinem Geschlecht zuordnen wollen oder können.
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Einleitung
9
Übergeordnete Lernziele
Der Kurs Psychologie vermittelt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Grundlagen und Anwendungsfelder dieses Fachs. Ausgehend von ihrer historischen Entstehung lernen Sie verschiedene Perspektiven auf die Psychologie kennen, die prägend für unterschiedliche Menschenbilder und Therapieschulen sind, ebenso wie die Merkmale der Psychologie als empirische Wissenschaft. Zum Basiswissen gehören neurowissenschaftliche Grundlagen über die Funktionsweise des Nervensystems und wichtiger Gehirnstrukturen. Darüber hinaus erfahren Sie, wie menschliche Wahrnehmung funktioniert und welche Rolle Aufmerksamkeit und Bewusstsein spielen. Um kognitive Prozesse zu verstehen, wird Ihnen alltagsnah gezeigt, wie Menschen denken, Probleme lösen und Entscheidungen treffen. Elementar ist auch die Funktionsweise der Lernund Gedächtnisprozesse. Wie Menschen empfinden und was sie antreibt, erfahren Sie durch Theorien zu Emotion und Motivation. Sie erhalten außerdem Einblick in wichtige Persönlichkeits- und Entwicklungstheorien. Der Schwerpunkt Sozialpsychologie bringt Ihnen die Forschung zu Gruppenprozessen, Einstellungen, Vorurteilen, Aggression und prosozialem Verhalten näher. Ausgewählte psychotherapeutische Verfahren der Gegenwart werden Ihnen ebenso vorgestellt wie übergeordnete Wirkfaktoren in der Psychotherapie. Abschließend informiert der Kurs über verschiedene Berufsgruppen im Umfeld der Psychologie, Weiterbildungsmöglichkeiten, Berufsverbände und gesetzliche Regelungen.
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Lektion 1 Die Wissenschaft der Psychologie
LERNZIELE Nach der Bearbeitung dieser Lektion werden Sie wissen, … … wie Psychologie als Wissenschaft definiert wird. … welche wichtigen Perspektiven es auf die Psychologie gibt. … welche Merkmale eine gute psychologische Theorie auszeichnen. … wie der empirische Forschungsprozess in der Psychologie verläuft.
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12
Lektion 1
1. Die Wissenschaft der Psychologie
Einführung Was bestimmt das Wesen des Menschen? Welche Faktoren beeinflussen seine Handlungen? Wie lassen sich Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen erklären und verändern? All diese Fragen stellt die Psychologie. Anders als die Philosophie geht die moderne Psychologie bei der Suche nach Antworten nicht nur theoretisch, sondern auch empirisch vor. Die Entwicklung der vergleichsweise jungen Wissenschaft von der Entstehung bis heute schildert diese Lektion.
1.1 Geschichte der Psychologie und psychologische Perspektiven So alt die Fragen sind, die die Psychologie stellt, so jung ist sie als Wissenschaft. Philosophie, Biologie, Medizin und Sozialwissenschaften bilden ihre Wurzeln. Psychologie Heute wird die Psychologie als Wissenschaft vom Verhalten und Erleben des Menschen definiert (Wittchen/Hoyer 2011, S. 4).
Als Geburtsstunde der empirischen Psychologie gilt Wilhelm Wundts Gründung des ersten Labors für experimentelle Psychologie 1879 in Leipzig. Der Physiologe Wundt untersuchte dort u. a. elementare Prozesse der Wahrnehmung (Gerrig 2015, S. 9). Ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte der Wiener Neurologe Sigmund Freud (1856–1939) die Psychoanalyse und damit eine revolutionäre Theorie vom Menschen. Sie beruht auf der Vorstellung, dass das Erleben, Denken und Handeln von unbewussten psychischen Kräften und Dynamiken beeinflusst wird. Ausgehend von dieser Annahme entwickelte Freud sein berühmtes Instanzenmodell der Persönlichkeit, das über die Psychologie hinaus viele andere Disziplinen beeinflusst hat. Merke Das Instanzenmodell besteht aus drei Komponenten, die laut Freud oft miteinander in Widerstreit liegen (Filipek/Hartmann/Schneider 2012, S. 75): • • •
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Es (Triebe und instinktive Bedürfnisse), Ich (Wahrnehmung, Denken, Steuerung, Abwehrmechanismen) und Über-Ich (Werte der Eltern/Gesellschaft, Verbote/Gebote, Moralvorstellungen).
Lektion 1
13
Die Wissenschaft der Psychologie
Es gab aber auch andere Sichtweisen auf den Menschen. So konzentrierte sich der von John Watson (1878–1958) begründete Behaviorismus ausschließlich auf das beobachtbare Verhalten. Der Behaviorismus geht davon aus, dass sich Verhaltensweisen durch bestimmte Auslösereize (Stimuli), Instinkte und als Folge von Lob und Strafe erklären lassen. Watson und ein weiterer wichtiger Behaviorist, B. F. Skinner (1904–1990), untersuchten solche grundlegenden Reiz-Reaktions-Zusammenhänge vor allem an Tieren und erkannten dabei u. a. die elementaren Lernprinzipien des klassischen und operanten Konditionierens, die auch auf Menschen anwendbar sind (Gerrig 2015, S. 13f.). In den 1940er- und 1950er-Jahren entstand im Rahmen der humanistischen Bewegung nach Psychoanalyse und Behaviorismus eine dritte Kraft. Die humanistische Psychologie mit ihren Hauptvertretern Carl Rogers (1902–1987) und Abraham Maslow (1908–1970) geht von einem ganzheitlich-optimistischen Menschenbild aus. Danach wird der Mensch nicht von unbewussten Instinkten angetrieben, sondern strebt nach der Entwicklung seiner Potenziale, persönlichem Wachstum und Selbstverwirklichung (Gerrig 2015, S. 14f.). Ende der 1960er-Jahre kam es zur Revolution – der sogenannten kognitiven Wende. Nach den Reiz-Reaktions-Analysen der Behavioristen und der psychoanalytischen Beschäftigung mit dem Unbewussten rückte die kognitive Psychologie nun die (bewussten) geistigen Prozesse ins Zentrum der Untersuchung. Als Kognitionen werden alle Erkenntnisleistungen wie Wahrnehmen, Denken und Erinnern bezeichnet. Ein wichtiger Vertreter dieser rationalistischen Richtung der Psychologie, die den Menschen als vernünftiges und freies Wesen versteht, war Jean Piaget (1896–1980), der eine bedeutsame Theorie der kognitiven Entwicklung des Kindes entwarf (Schönpflug 2006, S. 329). Weitere einflussreiche Entwicklungslinien der Psychologie sind (neuro-)biologische Ansätze, die evolutionäre Sichtweise und eine kulturvergleichende Perspektive. Dementsprechend wird in der Psychologie interdisziplinär geforscht. Die Psychologie hat sich heute zwar als selbstständige Einzelwissenschaft etabliert, lässt sich aber nicht ausschließlich den Natur-, Geistes- oder Sozialwissenschaften zuordnen, sondern hat an allen diesen Richtungen Anteil (Pritzel 2016, S. 228ff.; Schönpflug 2006, S. 77ff.).
Verschiedene Perspektiven auf die Psychologie Die chronologische Darstellung, wie sich die Psychologie historisch entwickelt hat, bedeutet nicht, dass die früheren Ansätze die späteren ersetzt hätten. Tatsächlich existieren bis heute – bei aller Annäherung – diese verschiedenen Ansätze nebeneinander. So kommt es, dass man je nach theoretischer und therapeutischer Schule innerhalb der Psychologie auf sehr unterschiedliche Menschenbilder, therapeutische Erklärungen und Verfahrensweisen stößt. Heute existieren sieben gültige Perspektiven auf die Psychologie, die für Forschung und Praxis relevant sind (Gerrig 2015, S. 18).
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Lektion 1
Vergleich von sieben Perspektiven der zeitgenössischen Psychologie Perspektive
Untersuchungsschwerpunkt
primäre Forschungsthemen
psychodynamisch
Triebe, Konflikte
Verhalten als sichtbarer Ausdruck unbewusster Motive
behavioristisch
spezifische gezeigte Reaktionen
Verhalten und seine Verursachung durch Stimuli und Folgen
humanistisch
menschliches Erleben und Potenziale
Lebensmuster, Werte, Ziele
kognitiv
kognitive Prozesse, Sprache
Schlussfolgern auf kognitive Prozesse durch Verhaltensindikatoren
biologisch
Prozesse in Gehirn und Nervensystem
biochemische Basis von Verhalten und mentalen Prozessen
evolutionär
evolutionär entstandene psychische Anpassungsvorgänge
Mechanismen als evolutionär entstandene adaptive Funktionen
kulturvergleichend
interkulturelle Muster von Haltungen und Verhalten
universelle und kulturspezifische Aspekte menschlicher Erfahrung
Welche der genannten Perspektiven ist nun richtig? Keine Sichtweise zeigt das ganze Bild, aber jede kann in bestimmten Bereichen hilfreich sein, Menschen besser zu verstehen und ihnen damit auch besser zu helfen. Für ein umfassendes Verständnis psychologischer Phänomene sollte man stets alle Perspektiven im Hinterkopf behalten.
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Lektion 1
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Die Wissenschaft der Psychologie
1.2 Psychologie als empirische Wissenschaft Merke Psychologie ist die Wissenschaft, die das menschliche Erleben und Verhalten beschreibt, erklärt, vorhersagt und bei Bedarf zu verändern hilft (Gerrig 2015, S. 4ff.).
Das allein macht noch keine Wissenschaft aus, denn Menschen entwickeln auch im Alltag persönliche Theorien, mit denen sie das Verhalten ihrer Mitmenschen zu erklären und für die Zukunft zu berechnen versuchen.
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Lektion 1
Ein Beispiel dazu: Tim ist gestern nicht zu meiner Party gekommen. Ich vermute, weil er zu schüchtern ist. Also wird er morgen wohl auch nicht mit in den Club tanzen gehen. Solch naive Theorien leiten aus Einzelfällen Verallgemeinerungen ab. Das nennt man induktives Vorgehen. Schließt man umgekehrt vom Allgemeinen auf das Besondere, handelt es sich um ein deduktives Vorgehen (Bak 2016, S. 7ff.). Was unterscheidet die Alltagspsychologie also von der wissenschaftlichen Psychologie? Im Alltag kümmern sich Menschen nicht darum, ob ihre Theorien überprüfbar oder plausibel zu erklären sind, meist genügt ihnen ein ungefähres Gefühl für die Stimmigkeit ihrer Annahmen. Die wissenschaftliche Psychologie gibt sich damit nicht zufrieden, sondern konstruiert ihre Theorien nach bestimmten Kriterien, sodass diese Erklärungen liefern, die überprüft werden können.
Merkmale einer guten psychologischen Theorie Zu den Merkmalen einer guten psychologischen Theorie gehören nach Bak (2016, S. 8) die folgenden Aspekte: • • • • • • • • •
Falsifizierbarkeit: Die Theorie sollte Vorhersagen erlauben, empirisch prüfbar und damit prinzipiell falsifizierbar sein. Beschreibung: Die Theoriebeschreibung hilft, die Komplexität beobachteter Verhaltens- und Erlebnisweisen zu reduzieren. Erklärung: Die Theorie sollte Gründe für Verhalten und Erleben liefern und so helfen, bestimmte Phänomene zu verstehen. Vollständigkeit: Verhalten und Erleben werden durch die Theorie möglichst vollständig beschrieben. Sparsamkeit: Theoretische Konzepte, die zur Erklärung von Phänomenen herangezogen werden, sollten sparsam sein, d. h. so wenig wie möglich voraussetzen. Heuristischer Wertgehalt: Eine gute psychologische Theorie dient als Heuristik für weitere Forschung und regt diese an. Praxiswert: Die Theorie zeichnet sich durch einen praktischen Nutzen aus. Widerspruchsfreiheit: Die Theorie sollte in sich konsistent sein, d. h. keine widersprüchlichen Aussagen beinhalten. Verträglichkeit: Auch eine neue Theorie sollte sich mit anderen bewährten Theorien vertragen.
Der empirische Forschungsprozess in der Psychologie Zur wissenschaftlichen Forschung gehört es nicht nur Theorien zu entwickeln, sondern auch, sie empirisch zu überprüfen. Dazu werden zunächst Hypoth...