Suizidalität Zusammenfassung PDF

Title Suizidalität Zusammenfassung
Author Juliane Klie
Course Psychische Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten
Institution Hochschule Osnabrück
Pages 5
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Summary

Sommersemester 2019...


Description

2_ Suizidalität 1. Begriffsdefinitionen - Suizidgedanken: Gedanken, sich das Leben zu nehmen. Die Gedanken können gelegentlich oder ständig vorhanden sein - Suizidabsicht: Absicht, sich das Leben zu nehmen. Die Absicht kann sehr konkret oder unbestimmt vorhanden sein - Suizidversuch: Absichtliche Selbstschädigungen mit der Möglichkeit das tödlichen Ausgangs. Suizidversuche können unterschiedliche Schweregrade aufweisen - Suizid: Absichtliche Selbstschädigung, die zum Tode führt - „Stiller Suizid“: immer weniger trinken oder essen (z.B. im Alter) - Erweiterter Suizid: Tötung von anderen Menschen und anschließende Selbsttötung (z.B. Amoklauf mit anschließender Selbsttötung, „Beziehungstaten“). Hier verbinden sich Fremdund Selbstgefährdung 2. Suizidmethoden 2.1. Harte Methoden - Erschießen - Erhängen - Sturz aus großer Höhe - Sich vor ein Fahrzeug werfen - Etc. 2.2. Weiche Methoden - Überdosierung von Medikamenten - Leichtere Schnittwunden - Etc. Merke: - Harte Methoden überwiegend Männer - Männer zeigen drastischere Verhaltensweisen bei Selbst- und Fremdgefährdung (Suizid und erweiterter Suizid) - Besonders harte Methoden treten auch bei Patienten auf, die an einer Schizophrenie erkrankt sind (Wahn, Halluzinationen, IchStörungen, Denkstörungen): z.B. sich verbrennen, schwere Schnittwunden/Stichverletzungen bis zum Abtrennen von Extremitäten, Tod durch Strom, etc.

3. Risikogruppen

3.1. Risikofaktoren - Psychische Erkrankungen: Depressionen, Sucht, Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenie  Suizidalität beruht auf einer grundlegenden Fehlinterpretation der eigenen Situation und ist meist Ausdruck einer psychischen Störung  Über 90% aller Suizide sind durch eine psychische Erkrankung bedingt  Bei Abklingen der psychischen Symptomatik ist vom Wegfall der subjektiven Beweggründe für den Suizid auszugehen - Geschlecht: Männer > Frauen - Alter: älter als 50 Jahre > jünger als 50 Jahre - Familienstand: Geschiedene>Verwitwete>Ledige>Verheiratete - Soziale Schicht: Unterschicht überrepräsentiert - Arbeitsstand: Arbeitslose >> mit Arbeitsplatz - Jahreszeit: Sommer und Frühling > Winter und Herbst (trifft auch auf Depressionen zu) - Stadt/Land: Stadt > Land (in Ländern der ehemaligen Sowjetunion umgekehrt) - Religionszugehörigkeit: protestantisch > katholisch - Soziale Faktoren: Isolation, Arbeitslosigkeit, geringere soziale Schicht, Inhaftierung - Lebenskrisen: Trennung, narzisstische Kränkungen, Krankheit, Alter, usw. - Gesellschaftliche Situation durch Kapitalismus bedingt: Hoher Leistungsdruck (z.B. in den Industrienationen), Soziale Isolation (z.B. Individualistische versus kollektivistische Gesellschaften) - Enttabuisierung des Suizids: z.B. als Akt höchster Willensfreiheit im Gegensatz zur religiösen Haltung – Suizid als Sünde

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Lernen am Modell: Imitation, Nachahmung, z.B. bei Amoklauf, Suizidforen, etc. (hier liegt der Fokus besonders auf Jugendlichen) Angehörige: wie geht es den Hinterbliebenen, wie verarbeiten Kinder einen Suizid des Elternteils, usw. Suizidrate bei Männern höher als bei Frauen Starker Anstieg bei Männern im höheren Alter Suizidversuchsrate bei Frauen höher als bei Männern Besonders junge Frauen begehen Suizidversuche

4. Erklärungsmodelle I. Erwägung - Einengung: Wahlmöglichkeiten werden eingeschränkt (z.B. durch subjektive Bewertung oder reale Erfahrungen) – Erleben von Arbeitslosigkeit – Soziale Isolation – Einziger Ausweg Suizid - Suggestive Momente: Suizid in der Familie und der Umgebung, Pressemeldungen, Literatur und Filme usw. II. Ambivalenz: - direkte Suizidankündigungen - Hilferuf als Ventilfunktion, Kontaktversuche III. Entschluss: Suizidhandlungen - Indirekte Suizidankündigungen - Vorbereitungshandlungen, Ruhe vor dem Sturm  Warum nehmen Suizidgedanken und -absichten zu? o Verständnis der Verhaltenstherapie: In erster Phase wirken Verstärkermechanismen, d.h. eine Person fängt an über Suizid nachzudenken und sie erlebt Entspannung, Ruhe, Erlösung, etc.  Positive Verstärkung der Suizidgedanken, treten häufiger auf  Negative Gedanken (z.B. Hoffnungslosigkeit etc.) lassen nach, d.h. auch negative Verstärkung führt zur Zunahme der Suizidgedanken

5. 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7)

Psychotherapeutisches Vorgehen bei Suizidalität Beziehungsangebot und direktes Ansprechen Engmaschiges Begleitung und Tagesstrukturierung Verträge und Selbstverpflichtungen (suizidale Tendenzen sollen als kontrollierbar erlebt werden!) Zeitperspektive erarbeiten und verändern (Zeit gewinnen, zeitlichen Aufschub vereinbaren, Pro und Contra sammeln) Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen Notfallpläne Zwangseinweisungen, wenn nicht distanzierungsfähig und nicht absprachefähig

6. Abklärung eines Suizidrisikos Kenntnis von Fachbegriffen und Beurteilungskategorien sind eine fachliche Voraussetzung für die Beratungsarbeit, weil sie die Entscheidungsgrundlage bilden - Distanzierungsfähigkeit: o akute Suizidalität, wenn Person sich nicht mehr distanzieren kann o hat ständige Suizidgedanken, kann sich nicht kontrollieren, empfindet Gedanken als tröstlich, hat konkrete, hat Vorbereitungen getroffen - Absprachefähigkeit: o Suizidalität sehr hoch, wenn sie sich nicht an Absprachen halten, z.B. bis zum nächsten Treffen sich nichts anzutun, Vorbereitungen rückgängig machen (will), auf keine konkrete Zusage einlassen - Unterstützung von ausgebildeten Behandlern einholen: um Distanzierungs- und Absprachefähigkeit einschätzen zu können, benötigen sie die Unterstützung von ausgebildeten Behandlern, dennoch mit Thema gut vertraut sein Denkbare Fallvarianten: 1) Suizidalität glaubwürdig und sicher distanziert sowie absprachefähig o Suizidalität nicht tabuisieren und regelmäßig abfragen  nicht aus dem Auge verlieren, Suizidalität kann sich schnell ändern 2) Suizidalität Distanzierungs- und Absprachefähigkeit unklar o Stationäre Aufnahme veranlassen; Gefühl haben, dass sich Klient in Gefahr befindet, kann nicht garantieren sich nichts anzutun, wenn man dies nicht veranlassen würde 3) Suizidalität nicht distanziert, nicht absprachefähig o Stationäre Aufnahme veranlassen bei unklarer Lage; man will das Leben sichern, Gefahr zu groß 7. Krisenplan für die Arbeit mit suizidalen Klienten

Folgende Fragen sollten Sie sich stellen: 1) Klare Konzeption für den Umgang mit suizidalen Klienten in der Institution in der Sie arbeiten vorhanden? 2) Wenn noch nicht oder nicht ausreichend: Regeln und Krisenplan für die Institution finden 3) Findet ein regelmäßiger kollegialer Erfahrungsaustausch zum Thema Arbeit mit suizidalen Klienten statt? 4) Wenn nicht: Erfahrungsaustausch initiieren 5) Findet eine Unterstützung auf Leitungsebene statt, d.h. ist jemand in der schwierigen Entscheidungssituation für sie erreichbar? 6) Wenn nicht: Unterstützungsstrukturen einfordern...


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