Zusammenfassung Migrationspädagogik PDF

Title Zusammenfassung Migrationspädagogik
Author Joé Präzisieren
Course Organisationspädagogig: Einführung in pädagogische Handlungsfelder und Grundbegriffe der Erziehungswissenschaft, Modul E
Institution Universität Trier
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Zusammenfassung Migrationspädagogik Die Notwendigkeit der Auseinandersetzung WARUM DIE AUSEINANDERSETZUNG? 

Es geht nicht um rezeptf#rmige Anweisungen



Es geht nicht um Vermittlung von Rezeptwissen



Es geht auch nicht um Aneignung von Vorratswissen

Notwendige Kompetenzen f)r eine wissenschaftliche Auseinandersetzung? 

Urteilskompetenz



Hermeneutische Kompetenz



Reflexionskompetenz



Transkulturelle Kompetenz

URTEILSKOMPETENZ 

Wir sind mit einer Vielzahl (migrationspädagogischen) Wissens und wissenschaftlicher Fragestellungen, Perspektiven, Positionen konfrontiert



In solchen Situationen kommt es darauf an, unterschiedliche Positionen zu vergleichen und deren praktische Relevanz einzuschätzen und so zu einer eigenen Perspektive zu gelangen



Es geht vor allem um eine kritische Beurteilung des vorhandenen Wissens

HERMENEUTISCHE KOMPETENZ 

Wir sind im wissenschaftlichen Kontext und im Alltag mit unterschiedlichen Situationen, Menschen und Lebensweisen, kulturellen Orientierungen konfrontiert, die wir verstehen (m)ssen)



Wir m)ssen in der Lage sein, das relevante allgemeine Fach- und Methodenwissen auf je besondere, je einzigartige Situationen und Menschen zu beziehen



Diese Fähigkeit hat mit Verstehen und Interpretieren zu tun und daher kann man sie als hermeneutische Kompetenz nennen

REFLEXIONSKOMPETENZ



Zur pädagogischen Handlungskompetenz geh#rt die Fähigkeit, wissenschaftlich relevantes Wissen auf sich verändernde Situationen zu beziehen



Man kann diese Fähigkeit zum lebenslangen Weiterdenken zusammen mit Urteilsfähigkeit und hermeneutischer Kompetenz unter dem Oberbegriff der Reflexionskompetenz zusammenfassen



Um die Beziehung von Wissen (Theorie) und alltägliche Situation (Praxis) zu verdeutlichen, kann man sie mit der Lage von Menschen vergleichen, die in ein unbekanntes Land oder in eine unbekannte Stadt reisen m#chten

Was machen Sie, wenn Sie in ein anderes Land fahren m#chten, in dem Sie bisher noch nicht waren? Zygmunt Bauman beschreibt in seinem Buch „Fl)chtige Moderne“ eine Vortragsreise in eine s)deuropäische Stadt: „Auf einer Vortragsreise (in eine belebte, lebendige s)deuropäische Stadt) holte mich eine junge Kollegin, Tochter aus guten Hause, ab. Sie entschuldigte sich, dass die Fahrt zu meinem Hotel umständlich und langwierig sei, da sie mitten durch die belebten und verstopften Hauptstraßen der Innenstadt f)hren w)rde. Wir brauchten fast zwei Stunden vom Flughafen zu meinem Hotel. Am Tag meiner Abreise bot mir die junge Dame an, mich zur)ck zum Flughafen zu fahren. Da ich wusste, wie anstrengend und erm)dend diese Fahrt werden w)rde, dankte ich ihr f)r das freundliche Angebot und sagte ihr, ich w)rde ein Taxi nehmen. Mit dem Taxi dauerte die Fahrt vom Hotel zum Flughafen kaum Zehn Minuten. Allerdings fuhr der Taxifahrer durch verwinkelte und heruntergekommene Straßen, durch gottverlassene Slums (...). Der Hinweis meiner Gastgeberin, es gebe keine Alternative zur Route durch die Innenstadt, war nicht vorgeschoben. Dieser Weg entsprach ihrer geistigen Landkarte der Stadt, in der sie seit ihrer Geburt lebte. Die heruntergekommenen Distrikte, durch die ich mit dem Taxi fuhr, waren auf dieser Landkarte nicht verzeichnet. Auf dieser Karte waren dort, wo diese Distrikte lagen, weiße Flecken, leere Räume“ (Bauman 2000: 124).

Das Beispiel zeigt: unsere Wahrnehmungen von Situationen sind individuell unterschiedlich und von unserer gesellschaftlicher Lage, unseren Lebensverhältnissen abhängig

TRANSKULTURELLE KOMPETENZ



Als transkulturelle Kompetenz wird die Fähigkeit verstanden, die Lebenswirklichkeiten der Einzelnen in unterschiedlichen Situationen zu verstehen, zu reflektieren und angemessene Handlungsperspektiven daraus zu entwickeln



Transkulturell kompetente Personen nehmen Menschen als Individuen in ihren sozialen Kontexten, mit ihren Fähigkeiten wahr und nicht als Angeh#rige von Gruppen oder fremder Kulturen



Transkulturelle Kompetenz ist daher reflexiv, d.h. Menschen werden als handelnde Individuen, als Subjekte und als ExpertInnen ihrer Lebenspraxis wahrgenommen

Wir brauchen transkulturelle Kompetenzen in pädagogischen Feldern, um..... 

Klischees und Stereotypisierungen zu hinterfragen,



ein angemessenes Bild von Menschen und ihren Lebenssituationen zu machen,



Menschen gesellschaftlich zu kontextualisieren

Ein erstens Anliegen ist die Verkn)pfung von sachlich- informierender Darstellung und kritischer Problematisierung der ausgewählten Bereiche, Aspekte und Perspektiven Ein zweites Ziel ist es, die zu behandelnden Aspekte, Fragestellungen und Theorien im Sinne der oben skizzierten Kompetenzen in einen Bezug zu Handlungssituationen aus der (pädagogischen) Praxis zu setzen

An diesem Beispiel wird deutlich, welches Wissen in einem Schulbuch vermittelt wird. Obwohl Yasmin in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, ihre Lebensgeschichte erzählt, wird sie unter der Kategorie „Ausländer“ behandelt.

“Wir haben 359 Kinder aus 29 Nationen, davon 80 Prozent Migrantenkinder”, erklärt Selle-Merkle. “Irgendwann wurde uns Lehrern klar, dass die Probleme im Unterricht vor allem durch unsere Verständnisdefizite entstehen, wenn es um den kulturellen Hintergrund der Sch)ler geht”. Das klingt abstrakt. “Wenn wir mit einem deutschen Kind ein ‘ernstes Wort’ reden, fordern wir es auf, uns anzusehen”, gibt die Pädagogin ein Beispiel. “Bei islamischen Kindern ist dies jedoch grundverkehrt. Sie haben gelernt, in solch einem Gespräch die Augen zu senken, alles andere wäre f)r sie respektlos” (Mobil 12/2005, S. 66).

An diesem Beispiel wird deutlich, wie bestimmte Eigenschaften zugeschrieben und generalisiert werden und wie durch Klischees eine Normalität erzeugt wird Im Rahmen der Neueinschulungen k#nnen interessierte Eltern den Unterricht in einer K#lner Grundschule besuchen. Die „Probestunde“ endet mit einem Erzählkreis. Nach einem gemeinsamen Lied stellen sich die Kinder nacheinander vor, der Ablauf ist ritualisiert: „Ich heiße Annette, bin acht Jahre alt, gehe in die zweite Klasse und komme aus K#ln“, beginnt die erste Sch)lerin. Es folgt Peter, sieben Jahre, der in der ersten Klasse ist und sich ebenfalls aus K#ln stammend beschreibt. Die Sch)lerinnen und Sch)ler fahren fort: „Ich heiße Paolo, bin acht Jahre alt, gehe in die zweite Klasse und komme aus Italien“, gefolgt von Hikmet: „Ich bin sechs Jahre alt, gehe in die erste Klasse und komme aus der T)rkei.“ In dieser Weise stellen sich auch die anderen Sch)lerinnen und Sch)ler vor. Gegen Ende spricht Elvira. Sie stellt sich so vor: „Ich heiße Elvira, bin acht Jahre alt, gehe in die zweite Klasse und komme aus Schleiden.“ Erläuternd beugt sich der Lehrer zu mir her)ber: „Sie ist nun schon seit zwei Jahren in K#ln und sagt immer noch, sie kommt aus der Eifel.“ (Forschungsaufzeichnungen K#ln)

Auch dieses Beispiel demonstriert, welches Wissen die Handlungen von Lehrer/innen prägt

Historische Perspektive: Von der Ausländerpädagogik zur diversitätsbewussten Bildung 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Einf)hrung: Migration: Eine Frage der Perspektive? Unterschiedliche Phasen im Umgang mit Migration und Vielheit Zählebigkeit ausländer pädagogischer Perspektive Mediale Repräsentation Aufräumen: Ein reduktionistischer Blick Transkulturelle Perspektive auf Migration

Migrationspädagogik: Eine Frage der Perspektive?

Favelas im Kopf?

2. Unterschiedliche Phasen im Umgang mit Migration und Vielheit Kontinuität im Umgang mit Migration (Genealogie des Integrationsdispositivs) Die erste K#lner Studie zur Gastarbeiterthematik(1969): K#lner Gastarbeiter, deren Charakterstrukturen und passende Berufe dazu

Charakterstrukturen der Italiener: “In der heutigen italienischen Gesellschaft ist die Familie die dominante Kleinstruktur, stabil und flexibel, deren Interrelationen sich in vielfältiger Form Ausdruck verschaffen: Vetternwirtschaft, Sippenhaftung, die unsichtbare Mafia als Bedrohung und gleichzeitig Schutz. Aus einer solchen Familienstruktur entsteht ein Hang zum Partikularismus, den die Soziologie als eine der Ursachen der R)ckständigkeit abgelegener Gebiete ansieht, als deren Folge die Armut einen Teil der Männer in andere Länder treibt. (...) Wir nennen einige Berufe, die hierzu passen: Friseur, alle Bade- und Pflegeberufe, Hoteliers, Masseur, Helfer im Operationssaal, beim Zahnarzt, im Zoo und beim Tierarzt. Jede Art von Zivilisationstechnik m)sste ihnen leicht fallen; jede Arbeit m)sste ihnen eine M#glichkeit zur Entfaltung und Selbständigkeit bieten” (1969: 12/13)

„Zerrissen zwischen zwei Kulturen“

„kulturelle Schizophrenie”

Die Lage von Migranten bzw. Migrationsjugendlichen wurde dramatisiert, wie das folgende Zitat zeigt aus einer Studie: „Dieses Spektrum von grob skizzierten gemeinsamen Lebensräumen der italienischen Jugendlichen stellt deutlich dar, wie reibungsvoll und kompliziert die Findung einer eindeutigen kulturellen Identität bei den Jugendlichen wird. Sie sind zwischen zwei Kulturen ständig hin- und hergerissen, zwei stabilen und eindeutigen Kulturen, die aber gegenseitig nicht nur kaum Affinitäten zeigen, sondern auch in ständigem Konflikt sind.“ Kultur- und Modernitätsdifferenzhypothesen beziehen sich auf Sozialisation von Migranten bzw. Migrationskindern und sie wurden als eine pädagogische Herausforderung verstanden:   

Konzept einer erweiterten Sozialisation Konzept einer zweiten Kindheit Konzept einer Resozialisation

Berliner Studie: “Ungenutzte Potentiale. Zur Lage der Integration in Deutschland” Berlin-Institut f)r Bev#lkerung und Entwicklung, Januar 2009 “Zwar sind die meisten schon lange im Land, aber ihre Herkunft, oft aus wenig entwickelten Gebieten im Osten der T)rkei, wirkt sich bis heute aus: Als einstige Gastarbeiter kamen sie häufig ohne Schul- und Berufsabschluss, und auch die j)ngere Generation lässt wenig Bildungsmotivation erkennen [...] Ein Nachteil dieser Gruppe ist ihre Gr#ße: Weil es vor allem in Städten so viele sind, fällt es ihnen leicht, unter sich zu bleiben [...] Parallelgesellschaften, die einer Angleichung der Lebensverhältnisse im Wege stehen, sind Folge” (S. 7).

Die ersten Sätze in der Einleitung: „Die entsprechenden Punkte d)rften einander verstärken, so dass hier durchaus Ansätze einer Parallelgesellschaft vorfindbar sind. Dies gilt im Rbrigen gerade f)r Angeh#rige der zweiten Migrantengeneration“

Konzepte des “Kulturstandards” (A. Thomas 1993) haben in vielen Ansätzen interkultureller Beratung und Trainings Eingang gefunden Argumente wie

“Sie k#nnen nicht anders, weil ihre Kultur so ist” oder “Man soll sie so lassen, wie sie sind”

3. Die Zählebigkeit ausländerpädagogischer Perspektive   

Der (schulische) Umgang mit Migration und Migrantenkindern wird bisher von Konzepten wie “Integration”, “kulturelle Differenz” oder “ethnische Identität” bestimmt Die erkenntnistheoretische Basis solcher Konzepte ist eine funktionierende, eindeutig homogene #sterreichische Gesellschaft, welche einen angemessenen Umgang finden m)sse mit “Anderen” und “Fremden” Ihr Idealsch)ler ist #sterreichisch/deutsch, entstammt einer Mittelschichtsfamilie und ist einsprachig sozialisiert

Migrantenkinder und –jugendliche werden als Passungsproblem wahrgenommen! Die Wahrnehmung von Migrantenkindern als „Problemfall” weist in Usterreich und Deutschland eine gewisse Kontinuität auf

Beispiel 1: Umgang mit Mehrsprachigkeit Ende des 18. Jahrhunderts war die Auffassung weit verbreitet, dass Mehrsprachigkeit f)r die geistige Entwicklung von Kindern schädlich sei Berthold Otto (1859-1933), der zu den Reformpädagogen gerechnet wird, äußerte sich wie folgt: „Jedes deutsche Kind, das einem polnischen Kind zuliebe einige polnische W#rter spricht, sollte immer denken: ‚Jetzt ist ein St)ck von mir, also auch ein kleines St)ckchen Deutschland, von den Polen erobert‘. Darum braucht man nicht etwa unfreundlich zu sein gegen polnische Kinde; man kann freundlich und nett mit ihnen spielen; aber wenn sie mit uns reden wollen, m)ssen sie deutsch sprechen; in Deutschland wird deutsch gesprochen (...)” (zitiert nach Kr)ger-Potratz 2005: 87).

In einem Elternbrief, der von einem Realschuldirektor im Jahre 1999 formuliert wurde, kommt diese Grundhaltung auch zum Ausdruck: „An unserer Schule wird deutsch gesprochen. Wir bitten die Eltern unserer ausländischen Mitsch)ler/innen wie auch die anderen, deren Muttersprache eine andere als Deutsch ist, im Interesse der Kinder darauf hinzuwirken, dass die Umgangssprache Deutsch ist. In der Schule m#chten wir jedenfalls weder Russisch noch T)rkisch h#ren, denn diese Sprachen werden hier nicht gelehrt” (Ingrid M)llerM)nch, in: FR vom 29.10.1999). Beispiel 2: Kulturschock: Kulturdifferenzen )berfordern unser Bildungssystem Bernd B#ttig ist Direktor der Eberhard-Klein-Oberschule am Wrangelkiez in Berlin Kreuzberg: “Unsere Schule ist eine Insel. Hier m)ssen sich die Sch)ler an Regeln halten, die draußen nicht gelten. Auf der Insel versuchen die Lehrer und Sozialpädagogen ihren Sch)lern demokratische Wertvorstellungen beizubringen, auch in Projektwochen zu Themen wie Gleichberechtigung oder Recht und Unrecht. Auf der Insel wird Deutschland gespielt, praktisch herrschen in vielen Familien die archaischen Gesetze Ostanatoliens [...]” (Schneider/Stefanis 2005 Magazin der S)ddeutschen Zeitung, S. 12). Kulturschock im Kindergarten: Auf Erzieherinnen wartet gesellschaftliche Schwerstarbeit – auch mit “kleinen Paschas” K#lner Stadtanzeiger vom 15. November 2005 „In die Keupstraße ist seit Jahrzehnten das Morgenland eingezogen. Hier herrschen t)rkische Sitten, die Gesetze einer in sich fast geschlossenen Gesellschaft [...] Auf die Erzieherinnen wartet gesellschaftliche Schwerstarbeit. Sie sollen die Kleinen eine neue Sprache beibringen, ihnen deutsche Umgangsformen, deutsche Werte vermitteln” (Boldt, K#lner Stadtanzeiger vom 15. November 2005) 4. Mediale Repräsentation “Aber warum bleiben die Fremden so häufig fremd, warum kommen vor allem T)rken nicht in Deutschland an, offenbar nicht einmal die, die hier geboren sind?” “Wer als Fremder kommt, bleibt fremd. Mehr noch, auch nach 50 Jahren, nach manchmal drei Generationen, selbst mit deutschem Pass, lebt eine alarmierend hohe Zahl von Zuwanderern nach wie vor in einer Parallelwelt, und um die Zukunft steht es schlecht” „Wenn das Klassenzimmer zu einem Ghetto wird. Eine Arena )ber „Getto-Schulen“, Gewalt und gelungene Integration“ Tolerant bis zur Selbstaufgabe? Die Konfrontation mit islamischen Migranten und deren Kultur sollte die Europäer dazu veranlassen, die christlichen Wurzeln ihrer Wertvorstellungen wieder ernster zu nehmen.

„Frauen unter religi#ser Vorschrift“ „Tanz mit mir: Nur wer die Schritte kennt, kann mit Menschen aus anderen Kulturen erfolgreich verhandeln. Ein Interview mit dem Trainer Gary Thomas“

5. Aufräumen: Ein reduktionistischer Blick Diese sortierende Perspektive ist eine aufräumende Perspektive: • Nach Ursus Wehrli w)rde das etwa so aussehen Vorher

Aufgeräumte Version

6. Transkulturelle Perspektive auf Migration VIELHEIT ist die Lebenspraxis!  

Die alltägliche Realität ist gekennzeichnet durch radikale Vielheit, Mehrdeutigkeit, Heterotopie und Widerspr)che Lebensentw)rfe sind in Bewegung geraten



Durch transnationale Netzwerke und deren Nutzung werden neue Kompetenzen entwickelt, soziales und kulturelles Kapital akkumuliert. Transnationale Räume werden zu M#glichkeitsräumen

„Es ist die Illusion der Sesshaften, dass man sich räumlich und kulturell auf ein Territorium festlegen muss, um eine Antwort auf die Frage der Identität zu finden.“

„Es geht darum, den geteilten Raum kreativ neu zu erfinden. Insofern darf „Diversity“ auch nicht als notwendiges Rbel betrachtet werden, sondern als eine begr)ßenswerte Gestaltungsaufgabe. Tatsächlich k#nnte ‚Diversity’ eine ganz neue Definition des Gemeinwesens mit sich bringen. Denn im Gegensatz zum traditionellen Modell des Nationalstaates, der sich auf die geteilte Geschichte beruft, verweist ‚Diversity’ auf das Zusammenleben in einer geteilten Zukunft.“    

Die historisch geprägte Vielheit findet auch in Lebensläufen ihren Ausdruck Zugeh#rigkeiten sind in der heutigen Zeit einem ständigen Wandel unterworfen, sie sind beweglicher und gleichzeitig unsicherer geworden. Immer weniger Menschen verbringen ihr Leben an ein und demselben Ort, viele haben ihren Wohnsitz mehrmals gewechselt, Ländergrenzen passiert. Geographische und kognitive Bewegung gehen Hand in Hand. Dies alles geh#rt zum Alltag und wird erst auf den zweiten Blick deutlich: wenn Lebensläufe erzählt, visualisiert und reflektiert werden

BIOGRAPHISCHE BEISPIELE „Meine Großmutter ist Deutsche, mein Großvater ist Russe oder Ukrainer. Getroffen haben sie sich in Polen, welches geteilt war. Da haben sie sich kennen gelernt, dann kam der Rest der Familie und nach dem Weltkrieg sind die meisten wieder zur)ck nach Deutschland gegangen. Ein Teil ist geblieben. (...) Ich glaube ich bin ein Nomade und gehe weiter. Es zieht mich weiter. (...) Ich kann mir vorstellen mit sechzig wieder hierhin zu kommen.“ BIOGRAPHISCHE BEISPIELE „Also, vielleicht sind wir noch zu jung oder ich weiß nicht. Wir m#chten weiterhin Erfahrungen im Ausland machen. Schauen wir mal, was kommt.“ „Ich m#chte nur noch hinzuf)gen, dass es heute viel einfacher ist, f)r Menschen in anderen Ländern als ihrem Heimatland zu arbeiten und zu leben, im Vergleich dazu, wie es vor 20 Jahren war. Die Europäische Union und die Uffnung der Grenzen

haben sicherlich zu dieser Erleichterung beigetragen aber hauptsächlich glaube ich, dass dies auf die Globalisierung der Firmen, die Menschen und Kompetenzen um die Welt bewegen, zur)ckzuf)hren ist.“

Wir leben mit VIELHEIT und wir leben gut damit! Uffentliche Benennungspraxis INHALT 1) 2) 3) 4) 5)

Einf)hrende Bemerkungen Unterschiedliche Phasen der Benennungspraxis Andere Referenzrahmen Reaktionen auf die #ffentliche Benennungspraxis Postmigrantisch und Mehrheimisch: andere Benennungen

1) Einf)hrende Bemerkungen MIGRATION ODER MOBILITXT?

FOLGERUNGEN

DIVERSITXT ALS ABWEICHUNG ODER WILLKOMMENE DIVERSITXT

FOLGERUNGEN

Wichtig in diesem Zusammenhang:     

Entstehungszusammenhang von Begriffen Historische und gesellschaftliche Kontextualisierung der Benennungspraxis Wann bzw. in welchem Kontext wird „Kultur“ oder „Interkultur“ zum Thema? Zweck der Thematisierung? „Kultur“ als Erklärungsmodell f)r institutionelle Diskriminierung? Wie wird die Benennungspraxis von den Betroffenen wahrgenommen? Wie wird darauf reagiert?

2) Unterschiedliche Repräsentationspraxen

 

Eine gewisse Kontinuität im Umgang mit Migration und Migranten ist zu beobachten Dieser #ffentliche Umgang bestimmte und bestimmt die entsprechende Benennungspraxis

1. Phase: - Gastarbeiterpolitik - Gastarbeiterforschung - Gastarbeiterberatung

Der Umgang schwankt zwischen Mitleid, Herablassung und Besorgnis

Diagnosen: - Migranten kommen aus unterentwickelten Gebieten - bilden eine ‚unsichtbare Mafia‘

Theoretische Deutungen: - Abweichung (‚sie passen nicht in unsere Kultur‘) - Kulturdifferenzhypothese - Modernitätsdifferenzhypothese

Die Charakterstrukturen der Gastarbeiter wurden untersucht oder Assimilierungsprozesse 2. Phase: - Ausländerpolitik - Ausländerforschung - Ausländerpädagogik - Ausländersozialarbeit - Ausländerberatung


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