Title | Zusammenfassung Psychopharmakologie |
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Course | Klinische Neurowissenschaften |
Institution | Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg |
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Sommersemester...
Vorlesung 1 – Einführung Begriffsklärung -
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Pharmakologie = untersucht Wechselwirkung zwischen körperfremden Stoffen (Pharmaka) und Organismen (Arznei-)Droge = Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen, die zur Herstellung von Arzneimitteln verwendet werden (oft durch Trocknung konserviert) Psychopharmakon = Substanz mit psychotropem Effekt (Abgrenzung von Placebo und indirekten psychotropen Wirkungen über somatische Veränderungen) Psychopharmakologie = Spezialgebiet der Pharmakologie, das Kenntnisse aller Substanzen mit Wirkungen auf die Psyche zusammenfasst Pharmakopsychologie = Teilgebiet der Psychopharmakologie, das sich mit Modifizierung normalpsychischer Abläufe durch Pharmaka befasst Neuropsychopharmakologie = stärkere Gewichtung kognitiver und motorischer Veränderungen Pharmakokinetik = o Aufnahme-/Resorptionsverhalten o Verteilungsverhalten o Ausscheidungs-/Eliminationsverhalten …einer Wirksubstanz im Organismus Pharmakodynamik = Arzeimittelwirkung auf Organismus und die vermittelnden Mechanismen
Pharmakokinetik allgemein -
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für Therapie interessant: o Zeitspanne bis Wirkungseintritt o Wirkungsdauer Aussagen über Wirkungszeitprofil nach Verabreichung durch (lineare) Dosis-Konzentrations- und Konzentrations-Wirkungsbziehungen direkte Messung der Konzentration oft nicht möglich Messung der Konzentration in Blut, Plasma, Speichel, Liquor,…
Applikationsformen unterscheiden sich aufgrund Aufnahme-/Verteilungsgeschwindigkeit, maxiale Wirkstoffkonzentration, Wirkdauer, Bioverfügbarkeit,… -
intravenös o Blolusinjektion rascher Wirkungseintritt (praktisch sofortige Verteilung im Blutkreislauf) rasche Elimination meist als Exponentionalfunktion = Kinetik 1. Ordnung o Halbwertszeit: β = Eliminationskonstante (Stoffmenge, die in einer Zeiteinheit ausgeschieden wird) o nach 5 Halbwerszeiten nur noch 1/32 der Ausgangskonzentration gilt als klinisch ausgeschieden
seltener: Kinetik 0. Ordnung mit gesättigten Eliminationsmechanismen konstanter Abbau/Ausscheidung (z.B. Alkohol) kontinuierliche Infusion
o
steady state: Zufuhr = Elimination
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oral o o
o
o
längere Anflutphase als intravenös Resorption (Menge pro Zeiteinheit) u.a. abhängig von Wasserlöslichkeit, Fettlösigkeit, Substanz Dissoziationskonstante der Substanz und pH-Wert des Magen-/Darminhalts Magen-Darm-Motilität Galenik: magensaftresistente Kapsel, Retardpräparat Resorption = Durchtritt durch Membranen Diffusion durch Lipoidschicht oder Poren (Hydrophobe oder kleine hydrophile Moleküle) Filtration von kleinen hydrophilen Molekülen erleichterte Diffusion von Molekülen mit Affinität für Carrier aktiver Transport von Molekülen mit Affinität für Carrier Pinozytose und Phagozytose von größeren Molekülen Resorption mit Kinetik 1. Ordnung Berechnung einer Resorptionshalbwertszeit möglich A: Kinetik der Aufnahme (Resorption) B: Kinetik der Ausscheidung (Elimination) C: resultierende Kinetik der Plasmakonzentration
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weitere Applikationsformen: o intramuskulär o subkutan (unter die Haut) o inhalatorisch o rektal o perkutan (durch die Haut) o intrathekal (in Liquorraum) Applikationsformen im Vergleich
intravenös (einmal)
oral
intravenös (konstant)
oral (wiederholt)
Bioverfügbarkeit = Ausmaß des Erscheinens+Verweilens des Wirkstoffes am Wirkort -
Beschreibung durch: o Fläche unter Plasmakonzentration-Zeitkurve (AUC) o maximale Plasmakonzentration (Cmax) o Zeit bis Erreichen der maximalen Konzentration tmax
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Galenik = Lehre von der Herstellung von Arzneimitteln o unterschiedliche Plasmakonzentrationskurven bei Gabe des gleichen Medikaments in verschiedenen Tabletten unterschiedlicher Hersteller o Retardpräparate langsame + kontinuierliche Freisetzung des Wirkstoffes durch retardierte Resorption Verschiebung + Verbreitern des Maximums der Plasmakonzentration nach hinten weniger häufige Medikamentennahme
Metabolismus (Biotransformation) und Elimination) -
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hepatisch (durch die Leber) o Abbau zu meist löslichen Produkten Ausscheidung über Galle oder Niere o first-pass effect = Metabolisierung eines Teils des oral applizierten Stoffes vor Übergang in Blutkreislauf renal (durch die Nieren) o nur freier Anteil (nicht plasmagebundener) o Umwandlung nicht wasserlöslicher Stoffe in besser lösliche (z.B. in Leber) andere Wege: z.B. Lunge, Schweiß
Blut-Hirn-Schranke/Blut-Liquor-Schranke -
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Abschirmung des Nervengewebes (durch Gliafüßchen der Astrozyten mit tight junctions) kaum durchlässig für hydrophile Substanzen (z.B. Glucose, Aminosäuren) spezielle Transportersysteme weitesgehend durchlässig für lipophile (fettlösliche) Substanzen durch Zellmembran (z.B. Domperidon, LDOPA, Dopamin, Haloperidol) abhängig von Ionisationsgrad: nur undissoziierter Anteil, abhängig vom pHWert Depletionsexperimente o acute dietary tryptophan depletion (ATD) Aminosäure-Mixgetränk mit allen essentiellen Aminosäuren außer Tryptophan Aktivierung von Proteosynthese (Eiweßbildung in Leber und Muskeln) und dadurch Verbrauch von Aminosäuren aus Plasma inklusive Tryptophan Konkurrenz neutraler Aminosäuren um aktiven Transport durch Blut-Hirn-Schranke Tryptophanmangel im Gehirn reduzierter Serotoninspiegel o acute dietary phenylalanine/tyrosine depletion Reduktion des Dopaminspiegels im Gehirn
Zusammenfassung: pharmakokinetische Kenngrößen -
Absorption/Resorption = Aufnahme eines aus Arzneimittel freigesetzten und durch Gewebs- und Gefäßmembranen diffundierten Stoffes in Blutkreislauf Bioverfügbarkeit = Ausmaß und Geschwindigkeit des Erscheinens eines Wirkstoffes aus galenischer Form im Blutkreislauf/am Wirkort Elimination = Summe aller Vorgänge zur Abnahme der Konzentration eines Stoffes im Organismus (wichtiges Maß t1/2) Clearance = Summe aller Eliminationsvorgänge für einen Wirkstoff
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Metabolismus = chemische Umwandlung von Arzneistoffen im Organismus zu besser ausscheibaren Substanzen steady state = Gleichgewicht zwischen aufgenommener und eliminierter Wirkstoffmenge bei kontinuierlicher oder Mehrfachdosierung Verteilungsvolumen = fiktive Maß der Verteilung eines Pharmakon vom Blutplasma in Gewebe
Klassifikation der Neuropsychopharmaka -
verschiedene Klassifikationskriterien, aber meist anhand Hauptindikationsgebieten: o Antidepressiva o Phasenprophylaxe affektiver Psychosen o Tranquilizer o Hypnotika o Psychostimulanzien o Antikonvulsiva o Nootropika
Vorlesung 2 – Pharmakodynamik, Transmittersysteme Pharmakodynamik = Beziehung zwischen Konzentration am Wirkungsort (Plasmakonzentration) und klinischer Wirkung (Rezeptorbindung) -
Kennwerte o maximale Wirkung (Emax) = weitere Konzentrationssteigerung ohne Wirkungssteigerung o wirksame Konzentration 50 (EC50) = Erreichen von 50% der maximalen Wirkung o toxische Konzentration 50 (TC50) = Erreichen von 50% der maximal toxischen Wirkung o therapeutischer Index TC50/EC50 o therapeutischer Bereich/Breite TC50-EC50 o letale Dosis 50 (LD50) = Dosis bei der 50% der Versuchstiere sterben
unterschiedliche Verläufe für therapeutische und toxische Wirkung möglich
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meist hyperbolische bzw. sigmoidale Konzentrations-Wirkungsbeziehung
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Darstellungsformen o über Personen hinweg (wirkt vs. wirkt nicht) o Wirkungsstärke bei Einzelperson
Arzneimittelinteraktionen -
gleichzeitige Therapie mit mehreren Pharmaka therapeutischer Effekt möglicherweise zu klein/zu groß oder verstärkte unerwünschte Wirkung pharmakokinetische Interaktionen o Ebene der Resorption: Wechselwirkungen im Gastrointestinaltrakt (physikalische oder chemische Interaktion mit Nahrungsbestandteilen, veränderte pH-Verhältnisse, Motilitätsänderung, toxische Wirkungen) Empfehlungen: schnelle Resorption gewünscht: nüchtern langfristige Verordnung (steady state): zur Mahlzeit immer ausreichend Flüssigkeit o Ebene der Verteilung: z.B. starke Plasma-Eiweiß-Bindung des einen Verdrängung des anderen o Ebene des Metabolismus: Kompetition um Enzymsysteme Hemmung des Abbaus Enzyminduktion als Reaktion der Leber beschleunigter Abbau
gesteigerter Durchblutung der Leber erst geringerer first-pass-Effekt (höhere Konzentration), dann gesteigerte hepatische Clearance (geringere Konzentration) anhaltende Steigerung der Leberdurchblutung: gleiche AUC, aber höhere cmax vorübergehende Steigerung der Leberdurchblutung: geringerer first-pass-Effekt (höhere AUC und cmax)
Ebende der Ausscheidung: Beeinflussung der Nierenfunktion und –durchblutung (z.B. pHVeränderungen keine Resorption dissoziierter Stoffe aus Primärharn) pharmakodynamische Interaktionen o Konkurrenz am gemeinsamen Wirkort (z.B. Rezeptor, Transporter) o Rezeptorbindung (reversibel kompetitive Blockierung, irreversibel nichtkompetitive Blockierung) o indirekte pathophysiologische Veränderungen o Synergismus/Antagonismus (z.B. MAO-Hemmer und SSRI toxisches Serotonin-Syndrom) o
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Transmittersysteme -
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Bestandteile von Neuronen o Soma: Synthese des Transmitters oder von Vorstufen des Transmitters o Axon: Transport zum Wirkort o präsynaptische Vesikel: Speicherung und Freisetzung bei Depolarisation o Synapse/Variokosität: Ausbreitung des Transmitters Bindung an Rezeptoren, Transportmoleküle oder Enzyme zur Modulation der postsynaptischen Aktivität (EPSP/IPSP) Wirkung von Transmittern o exzitatorisch/inhibitorisch o post-/prä-/extrasynaptisch o modulierend auf andere Transmittersysteme Dale’s Prinzip: Aktionspotential eines Neurons führt an allen Synapsen des Axons zur Ausschüttung derselben Neurotransmitter Wirkungsmechanismen von Transmittern o ionotrop o metabotrop (second messenger, G-Protein) Weiterleitung eines extrazellulären Signals durch Konzentrationsänderung einer intrazellulären chemische Substanz Interaktionen an Rezeptoren: Agonisten, Antagonisten, partielle Agonisten/Antagonisten Pharmakawirkungen auf Transmittersysteme o direkte Wirkung auf Rezeptoren: (partielle) Agonisten/Antagonisten reversible/irreversible Bindung o Beeinflussung von Synthese, Speicherung, Freisetzung, Wiederaufnahme oder Abbau o selektiv/spezifisch/versch. Systeme gleichzeitig
Neurotransmitter -
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Charakteristika o Synthese im präsynaptischen Neuron + Speicherung in Vesikeln o aktivitätsabhängige Freisetzung aus präsynaptischem Neuron o Verursachung der gleichen Antwort im postsynaptischen Neuron wie Stimulation des präsynaptischen Neurons o Entfernung aus synaptischem Spalt durch Degradation und/oder zelluläre Aufnahme o vorwiegend Aminosäuren Glutamat o meist exzitatorisch o Synthese aus Glutamin o Glutamat-Rezeptoren NMDA AMPA Kainat GABA o meist inhibitorisch o Synthese aus Glutamat o GABAA-Rezeptor mit GABA-abhängigem Cl- Kanal Acetylcholin o Entdeckung: elektrische Stimulation des N. Vagus Reduktion der Herzrate o 10% der Synapsen im ZNS o meist exzitatorisch o afferente Projektionen auf allen Ebenen des ZNS o wichtig für Aufmerksamkeit, Wachheit, Vigilanz o Hauptursprungsorte: Ncl. basalis Meynert, Area septalis, Tectum o Synthese aus Acetyl-CoA und Cholin o Spaltung in Acetyl-CoA und Cholin im synaptischen Spalt Ansatz für ACh-Esterase-Hemmer o ACh-Rezeptoren nikotinerg muskarinerg
Neuromodulatoren biogene Amine
Monoamine
Histamin
Katecholamine
Serotonin
Neuropeptide
Tyramin
Putrescin, Cadaverin
Enkephaline, Oxytocin, Insulin,…
Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin -
Monoaminerge Systeme o teilweise unmyelinisierte Axone o synaptische und extrasynaptische Freisetzung (volume transmission) o dienen nicht der schnellen und exakten Signalübertragung eher modulierende Wirkung o Noradrenalin: Kerngebiet v.a. Locus coeruleus o Serotonin: Kerngebit v.a. Raphekerne
Vorlesung 3 – Rolle des Serotonin bei der Handlungsüberwachung -
im Alltag ständig Überwachung des eigenen Verhaltens + der Umwelt nötig Anpassungsreaktionen: Orientierungs-, Schreckreaktionen Handlungsüberwachungssystem signalisiert: o Notwendigkeit o Stärke o Art …der Anpassung
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Trial-by-trial post error adjustments o general: slowing (für Neuorientierung) post-error slowing o specific: selektive Aufmerksamkeit (für relevante Aufgabe) wichtigen Input verstärken und unwichtigen Input unterdrücken neuronale Korrelate der Handlungsüberwachung = posteriorer medialer frontaler Cortex (pMFC) EEG Korrelate der Handlungsüberwachung o error-related negativity (ERN) = negative Auslenkung an frontozentralen Elektroden … ms nach Fehler folgende Positivierung (Pe) von frontal nach parietal Fehler werden bewusst wahrgenommen o feedback-related negativity (FRN) = negative Auslenkung … ms nach ausbleibendem Feedback folgende Postivierung muss nicht bewusst sein (trial-error-learning) o N2
Serotonin (5-HT) -
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monoaminerger Neuromodulator mind. 14 Rezeptortypen (5HT3: ionotrob, alle anderen metabotrop) verschiedene serotonerge Neurone (z.B. mit/ohne Rücktransport und Wiederaufnahme) Synthese aus Tryptophan (essentielle Aminosäure, die über Nahrung aufgenommen wird) Abbau über Monoaminoxidase (MAO-A) Ausscheidung über Niere komplexe und nicht vollständig verstandene Funktionen o Verarbeitung von Belohnung und Bestrafung o instrumentelles und Pavlovsches Lernen o emotionale Regulation o Verhaltenshemmung o Handlungsüberwachung und -anpassung o serotonerge Medikamente bei verschiedenen psychiatrischen Störungen (z.B: Depression, Zwang, Angst) SSRI = Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (oft weniger starke Abhängigkeit bei Serotonin erhöhenden Medikamenten (unklar warum)) Serotonintransporter (SERT, 5-HTT) o Membranprotein aktiver Transport von Serotonin aus synaptischen Spalt zurück in präsynaptische Terminale Beendet Wirkung o Blockieren der Transporter (SSRI) oder Umkehrung der Transportrichtung (MDMA) möglich o Kodierung im Gen SLC6A4 auf Chromosom 17 Längenpolymorphismen in der Promotorregion des Gens veränderte Expression (Transporterdichte) lang viel SERT weniger Serotonin + kürzer im synaptischen Spalt
Studie -
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2 Versuchsgruppen: 11 S+ (Träger des kurzen Allels wenig SERT), 11 L+ (Träger des langen Allels viel SERT) Hypothese: S+ größere ERN (da mehr Serotonin) erste Ergebnisse: keine Effekte auf ERN durch SSRI Weiterentwicklung: o 15 SS, 17 LL o 2 Bedingungen: Kochsalzlösung (Salin) vs. Citalopram (beide Versuchsgruppen in beiden Bedingungen mit 1 Woche Zeit dazwischen) o Ablauf Infusion EEG (+weitere Erhebungen, z.B. Blutdruck) 2 Experimente, u.a. Flankierreizaufgabe (auf mittleren Pfeil reagieren, vorher erscheint kongruenter oder inkongruenter Hinweisreiz) und Go/No-Go task o Periphere Wirkungen erhöhter Blutdruck bei Citalopram kein Unterschied beim Puls o Unspezifische Wirkungen kein Unterschied bei Aufmerksamkeit (Trail-Marking Test) leichte Unterschiede im STAI (nicht signifikant) o relevante Effekte keine Effekte auf Fehlerrate! (d.h. folgende Effekte können nicht darauf beruhen) post-error slowing SS > LL citalopram > placebo post-conflict slowing (inkongruente Trials) keine Effekte ERN und Pe keine Effekte error-related ERPs und PES größere ERN und Pe sagen größeres PES vorher Coupling bei LL und citalopram unterbrochen Zusammenfassung o differenzierte Serotonin Effekte auf PES und ERPs ähnliche Effekte von Genotyp und Substanz auf PES (stärker, je höher Serotonin Level) Motorinhibition spezifisch für Fehler keine Effekte auf ERN und Pe o Serotonin scheint Prozesse parallel oder/und nach ERN und Pe zu beeinflsussen o eventuell via serotonergen Projektionen zum STN o aversive Ereignisse erhöhen Feuerraten der Raphé Neurone o Assoziation des SS Genotyp mit erhöhter Sensitivität für Stress, Schreckreaktionen und Risiko für Stimmungsstörungen o FAZIT: wir wissen noch nicht so viel
Vorlesung 4: Affektive Störungen Charakterisierung -
Symptomatik: abnorme Veränderung von Stimmung und Antrieb (höher/niedriger) typischer Verlauf: klarer Beginn und klares Ende i.d.R. vollständige Remission (keine wesentlichen kognitiven- oder Persönlichkeitsveränderungen)
Endogene Depression -
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Symtomatik o Psychische Symptome Verstimmung (traurig, schwermütig, hilflos, mürrisch…) formale Denkstörung (verlangsamt, Einfallsarmut, Gedankenkreisen) inhaltliche Denkstörung (Schuld, Wahn) Einengung bis Erstarrung emotionaler Äußerungsmöglichkeiten (Anhedonie, Gefühllosigkeit) Interessenverlust o psychomotorische und Antriebssymptome (in beide Richtungen) Hemmung, Bewegungsarmut Agitiertheit, Unruhe o somatisch-vegetative Symptome Kraftlosigkeit Appetitlosigkeit Gewichtsverlust Magen-Darm-Beschwerden Schlafstörungen Einteilung in… o ängstlich-agitiertes depressives Syndrom o gehemmt-apathisches depressives Syndrom o psychosomatisch-vegetatives depressives Syndrom
Manie -
Symptomatik o obligatorisch: gehobene Stimmung, fröhlich-mitreißend, seltener gereizt-aggressiv o mindestens 3 weitere Symptome überhöhtes Selbstwertgefühl Konzentrationsstörungen, starke Ablenkbarkeit Ideenflucht (vom hundersten ins tausendste) Logorrhoe Antriebssteigerung Schlafstörung (meist vermindert)
Neurobiologie der Depression -
Bedingungsfaktoren o genetische Mitbeteiligung (Erstgradangehörige von Patienten mit MDD: 2,5x höheres Risiko) o Gen-Umwelt-Interaktion (Zwillingsstudie mit erkranktem Zwilling: 14,6x höheres Risiko) o genomweite Assoziationsstudien und Kandidatengen-Studien Gene mit Einfluss auf monoaminerge synaptische Konzentration, Stoffwechsel der Neurotransmitter, Signalweiterleitung, Zellwachstum/-differenzierung, Axon- und Organellenfunktion) Überlappung der Risikogene für bipolare Störung mit Schizophrenie und ADHS
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Hypothesen o Neurotransmitter-Hypothesen (Dysbalance von Monoaminen und anderen Transmittern veränderte Rezeptordichte und -empfindlichkeit und Transmitterkonzentration) Katecholaminmangel basierend auf antidepressiver Wirkung von Imipramin und MAO-Hemmern und depressionerger Wirkung von Reserpin funktionelles Defizit mono- bzw. katecholaminerger Systeme Fokus auf Noradrenalin kontroverse Datenlage zu Hauptmetabolitenkonzentration in Liquor, Plasma, Urin post mortem Studie: weniger pigmentierte katecholaminerge Neurone im Locus coeruleus bei Suizidenten Serotoninmangel teilweise weniger Serotonin-Metaboliten im Liquor bei Depressiven veränderte Dichte und Sensitivität von Serotonin-Rezeptorsubtypen Assoziation wirksamer antidepressive Therapien (Antidepressiva, EKT) mit Erhöhung serotonerger Neurotransmission Tryptophan-Depletion bei Depressiven in Remission Rückfall Paradoxon: negative Verstärker, Verhaltensinhibition und verminderte Impulsivität erhöhte Serotonin-Ausschüttung (passt nicht zu Mangel bei Depression) Dopaminmangel Hemmung der DA-Wiederaufnahme durch trizyklische Antidepressiva verringerte Metabolitenkonzentration im Liquor Modulation von DA-Freisetzung im Striatum durch rTMS über PFC komplexe Interaktion von Dopamin und Serotonin Kontrolle der Ausschüttung beider Monoamine durch laterale Habenula (Auffälligkeiten bei MDD und bipolaren Störungen) o Neuroendokrinologische Hypothesen Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinde-Achse Überaktivität mit gesteigerter ACTH- und Cortisolausschüttung manchmal gestörter Dexamethason-Test (d.h. keine Hemmung der CRH- und ACTHProduktion) erhöhte ACTH- und Cortisolausschüttung nach Dexamethason-Vorbehandlung und anschließend Gabe von CRH (DEX/CRH-Stimulationstest) H...