Zusammenfassung Urologie PDF

Title Zusammenfassung Urologie
Course Urologie
Institution Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Summary

Gesamtzusammenfassung aus Vorlesungen, Kurs, Praktikum und Amboss (Online-Nachschlagewerk) des Fachs Urologie aus dem Wintersemester 2018/2019...


Description

Zusammenfassung Modul Urologie Themen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Physiologie Miktionsstörungen Infektionen Steinleiden Prostata Neurourologie Urologische Traumatologie und Notfälle

8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.

Sexuell übertragbare Erkrankungen Kinderurologie Urologie der Frau Onkologie Pathologie Radiologie Nuklearmedizin, Strahlentherapie!

1. Physiologie Niere (Ren) Aufgaben der Niere! - Aufrechterhaltung eines stabilen inneren Milieus - Kontrolle der Salz-und Wasserausscheidung - Regulation des Säure-Basen-Haushaltes - Entgiftung

- Filter für Proteine - Produktion wichtiger Hormone (Erythropoetin, Calcitriol)

- Beteiligung an der Blutdruckkontrolle!

Funktionsweise → Mikroskopischer Aufbau der Niere - Glomerulus - Gewundenes Gefäßknäuel - Vas afferens (Arteriola glomerularis aff.): Leitet Blut zur Filtration in die Kapillare - Gewundene Kapillare mit gefenstertem Kapillarendothel und glomerulärer Basalmembran (GBM): Filtration des Blutes und Produktion des Primärharns statt - Vas efferens (Arteriola glomerularis eff.): Leitet Blut aus Kapillare in Vasa recta (Gegenstromprinzip) - Intraglomeruläre Mesangiumzellen - Bowman-Kapsel - Nimmt zw. ihren Blättern den filtrierten Primärharn auf und leitet ihn am Harnpol ins Tubulussystem - Viscerales (inneres) Blatt → liegt dem Glomerulus direkt an, wird von den Podozyten gebildet - Kapselraum (Harnraum): Liegt zwischen den beiden Blättern - Parietales (äußeres) Blatt → einschichtiges Plattenepithel, begrenzt Kapselraum - Nierenparenchym - Juxtaglomerulärer Apparat (JGA) - Zellgruppe, die dem Gefäßpol des Glomerulums anliegt und regulatorische Funktionen übernimmt - Extraglomeruläre Mesangiumzellen: evtl. beteiligt an Regulation der Nierendurchblutung - Juxtaglomeruläre Zellen (= granulierte Zellen): Glatte Muskelzellen in der Wand des Vas afferens, auch “Polkissenzellen” genannt, bilden Renin zur Regulation des Blutdrucks und des Elektrolythaushalts (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System) - Macula densa: Epithelbereich innerhalb des distalen Nephrons; dort lokalisiert, wo der distale Tubulus das Vas afferens berührt, misst die NaCl-Konzentration im Harn des distalen Tubulus Harnproduktion: 3 Stufen - Glomeruläre Filtration (120 ml/min) → Primärharn dem Tubulus zugeführt - Tubuläre Resorption (Rücktransport) → gelöste Stoffe und Wasser werden aus dem Tubulus in das Blut (rück-) resorbiert - Tubuläre Sekretion (aktive Ausscheidung) → Sekretion (Ausscheidung) von Ammoniak, Kalium, org. Säuren etc. in den Endharn 1

Harnleiter (Ureter) Aufbau - paarig - 25-30 cm lang - Einteilung lageabhängig in drei Abschnitte (Pars abdominalis, Pars pelvica, Pars intramuralis) - drei Engstellen (klinisch besonders wichtig → festsetzen von Harnsteine) → Harnleiter verlaufen

- über den Iliakalgefäßen Funktion - Harntransport (fangen Harn aus dem Nierenbeckenkelchsystem auf und transportieren ihn zur Harnblase) - Blasenwärts gerichtet - In peristaltischen Wellen - Geschwindigkeit von 2-3 cm/s - Vesikoureteraler Verschluss - Harnleiter ziehen in einem schrägen Winkel durch die Muskulatur der Harnblase (Ostia ureteres) - kontinuierliche Kontraktion der Harnblasenmuskelschicht ist Mündung verschlossen → Schutz gegen vesikoureteralen Reflux → gegen aufsteigenden Infektionen - Öffnung bei einer blasenwärts gerichteten peristaltischen Welle

Harnblase (Vesica urinaria) Aufbau - muskuläres, von einem speziellen Epithel (Urothel) ausgekleidetes Hohlorgan - liegt zwischen Harnleiter und Harnröhre im kleinen Becken - 500-1000ml Fassungsvermögen Funktion - Blasenverschluss (= Kontinenz) - Koordiniertes Zusammenspiel aus Kontraktion und Relaxation der beteiligten Muskulatur - M. sphincter vesicae internus → unwillkürliche Kontraktion - M. sphincter urethrae externus → willkürliche Kontraktion - M. detrusor vesicae → Relaxation - Anteile des Beckenbodens → Kontraktion (unwillkürlich bei intraabdomineller Druckerhöhung) - Ventraler vesikourethraler Suspensionsapparat → Kontraktion der muskulären Anteile, dynamische Aufhängung des Blasenhalses, anterolaterale Stabilisierung des vesikourethralen Übergangs - Hinterer vesikourethraler Winkel → Unterstützung der Kontinenzerhaltung: Intravesikale oder intraabdominelle Druckerhöhung (zB Blasenfüllung, Bauchpresse) senkt die Blase nach distal ab, Dabei werden der Blasenhals und der Übergang zur Urethra vom Blasenkorpus komprimiert - Ablauf der Blasenentleerung (= Miktion) - Aktivierung von Dehnungsrezeptoren durch die Füllung der Harnblase - Afferenzen ziehen in das sakrale Miktionszentrum (S2-3) und in das pontine Miktionszentrum - Efferenzen ziehen zur Harnblase und bewirken eine - Kontraktion des M. detrusor vesicae → Erhöhung des Blaseninnendrucks - Kontraktion der Muskulatur des Trigonum vesicae → Verschluss der Harnleiteröffnungen - Erschlaffung des M. sphincter vesicae internus sowie Kontraktion des M. dilatator urethrae und M. pubovesicalis → Erweiterung der Harnröhrenöffnung - Willkürlich: Erschlaffung des M. sphincter urethrae externus - Miktion

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Harnröhre (Urethra) - Funktion - verbindet Harnblase mit der Außenwelt → Ableitung des Harns (siehe: Blasenentleerung) - beim Mann zusätzlich der Spermientransport während der Ejakulation Prostata - Aufbau: umgibt den prox. Anteil der Harnröhre, in den die beiden Samenleiter münden, kastanienförmig - Funktion: wichtigste akzessorische Geschlechtsdrüse des Mannes, produziert das saure Prostatasekret Hoden (Testis) - Aufbau: paarig angelegt - Funktion - Spermatogenese (bis zur Pubertät lediglich bis zum Stadium der Spermatogonien, danach bis zum Ende des Lebens Spermatiden → Weiterentwicklung in Nebenhoden)

- Produktion von 95% der männlichen Geschlechtshormone (Androgene) Nebenhoden (Epididymis) - Lage: dorsal dem Hoden angelagert - Funktion: Abschließende Ausreifung und Transport der Spermien Samenleiter (Ductus deferentes) - Aufbau: paarig angelegt - Funktion: Verbindung der beiden Nebenhoden mit der Harnröhre → Spermientransport Bläschendrüse (Glandula vesiculosa) - Aufbau: paarig angelegte akzessorische Geschlechtsdrüse des Mannes - Funktion: Produktion fructosereichen, alkalischen Sekrets → Energieversorgung der Spermien Penis - Aufbau: Harnröhre, von drei Schwellkörpern umfasst (paarige Corpora cavernosa, Corpus spongiosum) - Funktionen: Ableitung des Harns, Emission von Spermien - Point and Shoot: Erektion (= Point) parasympathisch, Emission (= Shoot) sympathisch - Ejakulat (Sperma): drei Anteile, Ejakulationsvolumen von ca. 3 ml - Vorfraktion: Prostatasekret (weißlich, flüssig, saurer pH) - Hauptfraktion: Samenflüssigkeit mit Spermatozoen (milchig-weiß, gallertartig) - Schlussfraktion: Bläschendrüsensekret (gelblich, alkalischer pH)!

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2. Miktionsstörungen Dysurie - Definition: erschwerte, ggf. schmerzhafte Blasenentleerung, geht häufig mit einer Pollakisurie einher - Strangurie: Dysurie mit Inkontinenz durch Schmerz - Ätiologie - häufigste Ursache: Harnwegsentzündungen (Urethritis oder Zystitis), Konkremente - Erkrankungen der Prostata: Benigne Prostatahyperplasie (BPH), Prostatitis, Prostatakarzinom - selten: Blasen-Scheiden-Fistel, neurogene Störungen, psychogen Pollakisurie - Definition: Häufiger Harndrang mit geringer Harnmenge → Harnmenge nicht erhöht (DD: Polyurie) - Variante: Nykturie → vermehrtes nächtliches Wasserlassen - Ätiologie - häufigste Ursache: unteren HWI (Urethritis, Zystitis, Prostatitis), BPH (Blasenentleerung mit Restharn) - selten: Reizblase, Stress Algurie - Definition: schmerzhaftes Wasserlassen - Ätiologie - Entzündungen der unteren Harnwege, Entzündungen der Prostata (Prostatitis, Prostataabszess) - Konkremente in den Harnwegen (Blasenstein, Urethrastein) - Tumoren (Prostatakarzinom, Harnröhrenkarzinom) - selten: Harnröhrenverletzung, Spermatozystitis, Fremdkörper in der Blase Restharn - Definition: Harnvolumen, das nach Blasenentleerung innerhalb der Harnblase zurückbleibt - Problem: Erhöhte Restharnmengen begünstigen die Entstehung rezidivierender Harnwegsinfekte - Ätiologie: Erhöhte Restharnmengen finden sich bei - Abflussstörungen im Bereich der Harnröhre in Folge Stenosen, Strikturen oder Tumoren, benignen (Hyperplasie, Adenom) oder malignen (Karzinom) Erkrankungen der Prostata

- Erkrankungen der Harnblase, zB Harnblasendivertikel, Harnblasenkarzinom - neuromuskulär: u.a. Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie, Querschnittssyndrom, Morbus Parkinson Hämaturie - Definition: Pathologische Ausscheidung von Erythrozyten im Harn (>5/µl) - Mikrohämaturie: keine Rotfärbung, aber Erythrozyten↑ nachweisbar (Streifen, Mikroskopie) - Makrohämaturie: : sichtbare Rotfärbung ≥ 1ml Blut/ 1l Urin - Ätiologie - Renal: IgA Nephropathie, Alport Syndrom, Syndrom der dünnen Basalm., Vaskulitis, interstitielle Nephritis, Analgetikanephropathie, Zystennieren, Embolie, Thrombose,…

- Postrenal - Infektionen: Zystitis, Prostatitis - Konkremente: Urolithiasis (Nephrolithiasis, Ureterolithiasis, Zystolithiasis, Urethralithiasis) - Tumore: Prostata, Blase, Niere, Harnleiter - Andere: Prostatahyperplasie, Menses, Endometriose, Sport, Geschlechtsverkehr, Gerinnungsstörung, Medikamente (Antikoagulantien, Zytostatika), Schistosomiasis

Harnstau - Definition: obere =supravesikale oder untere =subvesikale Harnabflussstörung - Ätiologie - supravesikal: Harnleiterkonkremente, Tumoren, Ureterstenosen, Nierenbeckenabgangsengen → Harnstauungsniere (Hydronephrose), akut mit Flankenschmerz, ggf. Fieber/Entzündungssymptomatik

- subvesikal: Obstruktionen der Harnblase oder der Urethra!

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3. Infektionen Überblick Harnwegsinfektionen - häufigste Infektion in der Allgemeinarztpraxis, meist Frauen (≥40-50% der Frauen haben mind. 1 HWI in ihrem Leben, ≥1/3 rezidivierend)

- Einteilung nach Lokalisation - obere Harnwegsinfektion: Pyelonephritis - untere (oder ableitende) Harnwegsinfektion: Urozystitis (häufigste Lokalisation), Urothritis - Einteilung nach Schwere - Unkomplizierte HWI: Infektion ohne relevante funktionelle/anatomische Anomalien, Nierenfunktionsstörungen/Begleiterkrankungen, die eine HWI bzw. Komplikationen begünstigen

- Komplizierte HWI: alle Infektionen, die die Kriterien der unkomplizierten nicht erfüllen - Rezidivierende HWI: ≥2 Infektionen/Halbjahr oder ≥3 Infektionen/Jahr - Asymptomatische Bakteriurie: Vorliegen einer signifikanten Bakteriurie ohne Symptome

- Klinische Symptome eines HWI - Unterer HWI: Dysurie, Strangurie, Pollakisurie, Schmerzhafte Hämaturie, Enuresis (v.a. bei Kindern) - Oberer HWI: Fieber, Schüttelfrost, Beeinträchtigung des Allgemeinbefindes, Schmerzhaftes Nierenlager, Schock bei Urosepsis, selten Urämie

Urozystitis Definition: meist Entzündung der Harnblase in Folge von Infektionen mit Keimen der Darmflora Epidemiologie

- häufig (7.000.000/Jahr in Deutschland) - meistens gut behandelbar, aber bei inadäquater Behandlung mitunter langfristige Folgen Ätiologie - Erreger - Meist Infektion durch Bakterien der Darmflora - Enterobacteriaceae (gram-negative Stäbchen): uropathogene Escherichia coli (UPEC → ca. 80% der Erreger), Proteus mirabilis, Klebsiellen - Weitere: Enterokokken, Staphylokokken (zB S. saprophyticus), Ureaplasma urealyticum - Bei Kindern Zystitis häufig durch Adenoviren - Abakterielle, interstitielle Zystitis - Prädisponierende Faktoren

heiten (Harnröhrenverengung, Nierensteine, BPH…)?, wenn nicht → keine Behandlung nötig

- Honeymoon-Zystitis: Bakterienübertragung in die Harnröhre beim Geschlechtsverkehr -

Anomalien des Harntrakts (zB Harnblasendivertikel), Blasenentleerungsstörungen Diabetes mellitus Immunsuppression (SS, Medikamente, Kälte,…), Antibiotikaeinnahme vor 2-4 Wochen Verhütungsmethode mit Diaphragmen, Spermiziden, Kondom frühere HWI

Klinik - Unkomplizierte Urozystitis ! - Keine systemischen Infektparameter - Kein Fieber - Keine Flankenschmerzen - Keine Auffälligkeiten im oberen Harntrakts! - Symptomatik: Dysurie/ Strangurie, Algurie, Pollakisurie, Hämaturie, Drangsymptomatik, Geruch (durch Urease Ausscheidung der Bakterien), Trübung des Urins, suprapubische Schmerzen - Bei Fieber, Schüttelfrost, Flankenschmerzen → V.a. Pyelonephritis 5

Diagnostik - 3-Gläser-Probe: 1. Glas 10-15ml, 2. Glas Hauptmenge, 3. Glas 10-30ml, (+Prostataprimat) - Makroskopische Untersuchung („Harnschau“) - Urin-Stix: qualitiativ/ semiquantitativ chemische Verfahren (Teststreifen) → pH, Zucker, Nitrit, Bilirubin, Eiweiß, Ketonkörper, Blut → Leukozyturie (>1000 Leukos/ml), Hämaturie, Nitrit positiv - Urin-Mikroskopie (genauer als Urin-Stix, unauffälliger Befund → Ausschluss HWI) - Urinkultur: Keimnachweis, signifikante Bakteriurie ≥ 105 KBE/ml (+ Leukozyturie = HWI gesichert) - asymptomatische Bakteriurie, Besiedlung vs. Infektion, >2 Erreger verdächtig für Kontamination - Mittelstrahlurin → ab 103/ml verdächtig, ab 105/ml gesichert - Katheterurin → >104 Keime/ml Urin sprechen für HWI - Punktionsurin → eine positive Kultur ist beweisend (eigentlich steril!) - Apparativ (vor allem bei komplizierter Zystitis) →Ausschlussdiagnostik - Sono: Harnstau, Pyelonephritis (Niere ödematös vergrößert, Parenchym-Echogenität↑) - Zystoskopie: Malignom, Reflux… - Differentialdiagnosen - Interstitielle Zystitis: Seltene, chronische, abakterielle, schmerzhafte Zystitis mit Fibrosierung der Harnblasenwand - Ätiologie: Unklar - Klinik: chronische Pollakisurie, suprapubische Schmerzen - Diagnostik: Zystoskopie → Mastzellinfiltration in zystoskopischen Harnblasenprobebiopsien - Therapie: keine kausale Therapie bekannt, Behandlung der chronischen Schmerzen (Antidepressiva, intravesikale Injektionen) - Tuberkulöse Zystitis - Medikamentös induzierte Zystitis (zB durch NSAR, Cyclophosphamid) - Andere Erkrankungen der Blase (zB Urolithiasis, Harnblasenkarzinom, Fremdkörper) - Adnexitis, Prostatitis Therapie - Schmerzen beim Wasserlassen? → wenn nicht ggf. trotz leichter Bakteriurie keine Therapie notwendig - Symptomatische Therapie: Analgesie (! NSARs maskieren ggf. Verschlechterung!), Flüssigkeitszufuhr ↑ - ggf. Katheterwechsel (dann Gefahr einer sek. Zystitis !) - Kalkulierte Therapie: kurz + Hochdosis ,abhängig von: lokaler Resistenzlage (!veränderlich!), vorherige Antibiosen, individuellem Risikoprofil, KI (bspw. SS) → im Verlauf Anpassung nach Resistogramm - antibiotische Therapie der unkomplizierten, symptomatischer Urozystitis → nicht bei asympt. Bakteriurie (fördert Resistenzen, begünstigt sek. Infektion mit virulenteren Erregern), Ausnahme: SS - Therapie der 1. Wahl bei nicht-schwangeren Frauen - Fosfomycin-Granulat (einmalig, 3000mg) n - oder Pivmecillinam (Peniclillin-Derivat, 400mg 2-3x tgl., 3 Tage). - oder Nitrofurantoin (100mg 2xtgl., 5 Tage) - Negatives Nitrit deutet auf Enterokokken oder Pseudomonaden hin → ggf. Resistenz gegenüber Cephalosporinen!

- Therapie der 2. Wahl oder nach frustraner Ersttherapie bei nicht-schwangeren Frauen -

Fluorchinolone (Ciprofloxacin/Levofloxacin/Ofloxacin) (3 Tage) orale Cephalosporine (Cefuroxim) oder Trimethoprim (+Sulfamethoxazol): nur bei Kenntniss der lokalen Resistenzlage UPEC → Resistenzlage: Ampicillin und Cotrimoxazol sind nicht mehr Medikamente erster Wahl!

- Therapien bei besonderen Verlaufsformen - Immunsupprimierte Patienten eher mit Pseudomonas wirksamen AB behandeln - in der Schwangerschaft -

orale Cephalosporine (zB Cefuroxim) oder Penicilline & -derivate (zB Amoxicillin/Pivmecillinam) schlechtere Alternative: Fosfomycin-Granulat (einmalig)/Nitrofurantoin /Cotrimoxazol/Trimethoprim jede asymptomatische Bakteriurie während einer Schwangerschaft wird behandelt

- Kontrolle nach 14d

- Rezidivprophylaxe: Behandlung von Entleerungsstörung, regelmäßige Blasenentleerung, Miktion nach Koitus, Flüssigkeitszufuhr/Urinmenge ↑, Immunstimulanzien (UroVaxom, Strovac), Cranberry (Adhäsion von Bakterien an Uroepithelzellen↓), D-Mannose, Bärentraubenblätter, Kapuzinerkresse, Meerettichwurzel Komplikationen: Pyelonephritis, Epididymitis, Prostatitis 6

Pyelonephritis Definition: infektiöse Entzündung des Nierenbeckens in Mitbeteiligung des Nierenparenchyms meist infolge eines aufsteigenden bakteriellen Infekts der Harnblase Ätiologie - meist gehen bakterielle Infekte der Harnblase (Urozystitis) voraus

- Erreger (fast immer aszendierende Infektion → ähnliches Keimspektrum wie HWI) - E. coli (70%), Proteus, Klebsiellen, Enterokokken, Pseudomonas, Staphylokokken - Prädisposition: Schwangerschaft, Diabetes, Immunsuppression, supra- oder subvesikale Harntransportstörungen, interventionelle Eingriffe Klinik: Dysurie, Fieber, Schüttelfrost, Flankenschmerzen, Nierenlagerklopfschmerz, meist einseitig Diagnostik: - Urin-Stix: meist Leukozyturie & Mikrohämaturie - Urinkultur zum Keimnachweis mit Resistogramm - Blut: Entzündungsparameter, Retentionsparameter, Blutkultur - Sono: Ausschluss von Abflussstörungen - vergrößerte, im Parenchym aufgelockerte, gut atemverschiebliche Niere (dezente Veränderungen) - Mark-Rinden-Trennung evtl. unscharf - ergänzend bei unklarer Genese - Kontrastmittel CT des Abdomens/Urogramm zur Darstellung der Abflussverhältnisse - Miktionsurethrogramm zur Verifizierung eines vesikoureteralen Reflux - Urodynamik zum Ausschluss einer neurogenen Entleerungsstörung oder subvesikalen Obstruktion - statische DMSA-Nierenfunktionsszintigraphie zur Bestimmung der Nierenleistung im Seitenvergleich Therapie - Supportiv: Flüssigkeitssubstitution, bei Harnverhalt/ Restharn/ Pyurie → transurethraler Dauerkatheter - frühzeitige antibiotische Therapie zur Vermeidung einer Ausbreitung des Infekts und Urosepsis - milder Verlauf → Therapie p.o. - 1. Wahl: Fluorchinolone (oral, Ciprofloxacin/Levofloxacin) - alternativ: Cephalosporine (zB in der Schwangerschaft oder E. coli Resistenzen >10%) - alternativ bei nachgewiesener Sensibilität des Erregers Amoxicillin & Clavulansäure oder Cotrimoxazol - kalkulierte AB-Therapie mit Ciprofloxazin deckt auch eine ambulant erworbene Infektion mit Enterokokken ab - schwerer Verlauf = hohes Fieber, Verschlechterung des AZ, Übelkeit, Erbrechen Therapie i.v. - 1. Wahl: Ciprofloxazin/Levofloxazin - alternativ: Cefriaxon/Ampicillin & Sulbactam/Piperacillin & Tazobac/Meropenem → Kombi mit Genta (keine Monotherapie!) - nach Besserung bei Erregerempfindlichkeit Deeskalation auf orale Antibiose, Gesamtdauer 7-14 Tage

- komplizierte Infektion: renal ausgeschiedene Fluorchinolone (v.a. Ciprofloxacin)/Cephalosporine der Gruppe IIIa/ Aminopenicilline plus Betalaktamaseinhibitoren

Komplikationen - Chronifizierung: Rezidivierende bakterielle Pyelonephritiden → Hypoplasie der Niere in bestimmten Segmenten, gehäuft bei vesikoureteralem Reflux, Schrumpfniere - Terminale Niereninsuffizienz bei beidseitigem Befall, Einzelniere,Pathologie der kontralateralen Niere - Urosepsis: Lebensbedrohliche Organdysfunktion infolge dysregulierter Immunantwort auf HWI (s.u.) - paranephritischer Abszess - Hydronephrose (Stauungsniere) Sonderform: Schwangerschaftspyelonephritis - Progesteron → Weitstellung der Ureteren, Glucosegehalt im Urin↑ → erleichterte Keimaszension - Therapie: - unkomplizierte/milde Verläufe: p.o., Amoxizillin & Clavulansäure/Cephalosporine der 3. Generation - komplizierte/schwere Verläufe: Vorgehen wie bei schwerer Pyelonephritis, unter strengem NutzenRisiko anwendbar sind Beta-Laktam-Antibiotika,v.a. Fluorchinolone & Cotrimoxazol sind kontraindiziert 7

Urethritis Definition: Entzündung der Harnröhre, meist durch sexuell übertragbare Erkrankungen Klinik: Juckreiz, Brennen, eitriger Ausfluss

Pyonephrose Definition: Septische Harnstauungsniere, Eitersackniere (Infizierte Hydronephrose) Äthiologie: Harntransportstörung (Obstruktion wie durch Urolithiasis, Prostataadenom, Karzinome, nach urologischen Eingriffen) → Infektion des in der Niere gestauten Urins Therapie - Entlastung (Harnleiterschiene, Doppel-J-Katheter, Perkutane Nephrostomie), Entfernung des Abflusshindernisses - Antibiose, zB Ceftriaxon

Urosepsis Definition: durch eine bakterielle Entzündung der Harnwege verursachte systemische Entzündung Ätiologie: Harntransportstörung (Obstruktion wie durch Urolithiasis, Prostataadenom, Karzinom...


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