Zusammenfassung V1-Kulturbegriffe PDF

Title Zusammenfassung V1-Kulturbegriffe
Author Fumie Hyttynen
Course Paradigmen der Kulturwissenschaften I Kernbereich
Institution Leuphana Universität Lüneburg
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Zusammenfassung V1...


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Vorlesung 1 Kultur im Allgemeinen: 1. Das Kultivieren des Bodens, Anbau von Pflanzen 2. Bakterienkulturen 3. Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Ausdrucksformen eines Volkes 4. geistige und seelische Bildung, verfeinerte Lebensart Kultur und Natur: 

Kultur = etymologisch (Wortherkunft) an der Natur abgeleiteter Begriff setzt eine Natur jenseits von uns voraus als Wechselverhältnis zwischen dem Künstlichen und dem Natürlichen (was tun wir mit der Welt(künstlich) vs. Was tut die Welt mit uns(natürliche))



Jenseits von uns ist die Natur. Sie muss zu einer für den Menschen bedeutsame Form bearbeitet werden, um erkannt zu werden (konstruktivistischer Punkt; Bezug zu Vico)

o

Dekonstruktion des Gegensatzes Kultur vs. Natur Erkenntnis, dass „Kultur“ in sich selbst eine solche Dekonstruktion/ dialektisch ist

Zivilisation und Kultur 

Zivilisation = 18. Jh.: allgemeiner geistiger, spiritueller, materieller Fortschritt ; Synonym für Kultur  Wende zum 19. Jh.: Antonym für Kultur: Kulturkritik oder Zivilisationskritik



Naturalisierungen  zur Natur erklärt, für uns unzugänglich, was hingenommen werden muss als Tatsache

Andreas Reckwitz‘ 4 Kulturbegriffe Normativer Kulturbegriff 

= wertend, z.B. zivilisiert oder unzivilisiert (Gegenteil von deskriptiv=beschreibend, wertneutral)

o

Auszeichnung bestimmter ästhetischer Phänomene, Objekte und Praktiken

o

Kultur als ausgezeichnete, für „jedermann“ erstrebenswerte Lebensform, ist der Gestaltung und Veränderung zugänglich. In Wahrheit wird ein der bürgerlichen Kultur entsprechender Maßstab des Kultivierten und Nicht-Kultivierten vorausgesetzt



„Der normative (d.h. wertende und vorschreibende) Kulturbegriff beruht auf einer wertenden Gegenüberstellung bzw. einer Auszeichnung bestimmter ästhetischer

Phänomene, Objekte und Praktiken, die in einer Gesellschaft hochgeschätzt und durch Traditionsbildung bewahrt werden.“ Totalitätsorientierter Kulturbegriff 

Begriffliche Ausweitung (Kulturen der Welt)



entuniversalisiert, historisiert und kontextualisiert: „unvergleichliche“ Identität eines Kollektivs mit in sich selbst vertrauten, jeweiligen normativem Maßstab



Kultur als „ganze Lebensform“ (=Gesellschaft; vorkonstruktivistisch) und als ganzheitliches Konzept: spezifische Lebensformen einzelner Kollektive (Plural!) in der Geschichte; Bindung von unterschiedlichen Lebensformen an Gemeinschaften nach innen homogener und nach außen geschlossener Schein (Verschiedenheit und Gleichwertigkeit)



Kultur als alles, was nicht „Natur“ ist. Universalisierung: menschliche „Natur“ sei „kulturbedürftig“. Die „Kulturalität des Menschen“ erscheint als „natürlich und notwendig“ (Kontingenzeinschränkung)



Vergleich

unterschiedlicher

Kulturen

als

„Kollektivsubjekte“

(„Nationen“,

„Gemeinschaften“, „Völker“, „Kulturkreise“) 

„Im Gegensatz zum normativen zeichnet sich der totalitätsorientierte Kulturbegriff zum einen dadurch aus, dass er von ästhetischen Wertungen und Ausgrenzungen absieht und ‚ganze Lebensformen‘, d.h. die Gesamtheit der Denk-, Handlungs- und Wahrnehmungsmuster von Kollektiven in den Mittelpunkt rückt. Zum anderen ist er durch eine Anerkennung der Verschiedenartigkeit und Gleichwertigkeit von Kulturen und kulturellen Aus-drucksformen geprägt. Gemäß eines solchen nicht-normativen, ganzheitlichen Verständnisses, von dem bis heute z.B. die Anthropologie, Ethnologie und Volkskunde ausgehen, meint der Begriff ‚Kultur‘ den Inbegriff aller kollektiv verbreiteten Glaubens-, Lebens- und Wissens-formen, die sich Menschen im Zuge der Sozialisation aneignen und durch die sich eine Gesellschaft von anderen unterscheidet.“

Differenztheoretischer Kulturbegriff o

Begriffliche Ausweitung ist nicht vergleichend und hat keinen Bezug auf „ganze Lebensformen“

o

Kultur als Hochkultur (eingeschränktes, ausdifferenziertes Kulturbild) und als deskriptive Identifikation von Kulturen und bürgerlicher Hochkultur (abgrenzbar von Massen- und Volkskultur) Selektive Kultur als spezialisiertes soziales ausdifferenziertes Teilsystem der modernen Gesellschaft = enges Feld der Kunst, Bildung, Wissenschaft und sonstiger intellektuellen Aktivitäten. Dieses Teilsystem erbringt bestimmte

funktionale

Leistungen

(intellektuelle

und

ästhetische

Wertdeutung

z.B.

künstlerische, Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen übernehmen die Funktion eines Treuhändlers gesellschaftlicher Symbolisierungen) 

„Der differenztheoretische Kulturbegriff unterscheidet sich von einem solchen weiten und ganzheitlichen Verständnis von Kultur durch eine radikale Einschränkung auf ‚das enge Feld der Kunst, der Bildung, der Wissenschaft und sonstiger intellektueller Aktivitäten.‘ [Reckwitz 2004, S. 6]. Kultur wird gemäß diesem aus der Soziologie stammenden und in der Systemtheorie ausgearbeiteten Konzept aufgefasst als ein bestimmtes Teilsystem der sozial ausdifferenzierten ‚modernen Gesellschaft, das sich auf intellektuelle und ästhetische Weltdeutungen spezialisiert‘ und das ‚zum Bestand der modernen Gesellschaft bestimmte funktionale Leistungen erbringt.‘ [ebd].“

Bedeutungs- und wissensorientierter Kulturbegriff o

Kultur/-en als Sinn- und Unterscheidungssysteme und „Symbolische Unterscheidung der Wirklichkeit“ z.B. Sprache, Religion

o

sozialkonstruktiv: Verhaltenskomplexe entstehen vor dem Hintergrund symbolischer Ordnungen durch spezifische Formen der Weltinterpretation, werden reproduziert und verändern sich( zu unterschiedlichen Zeiten und Orten)

o

es gibt verschiedene Kulturen und unterschiedliche Interpretationen der Welt „Bedeutungswelt“ = die „Welt“ existiert nur als bedeutungsvoll symbolische Humanwelt, alles „Sinnliche nur als Sinnhaftes“

o

semiotisch/konstruktivistisch: Kultur als vom Menschen erzeugte Gesamtkomplex von Vorstellungen,

Denkformen,

empfindungsweisen,

Werten

und

Bedeutungen

(symbolorientiert) o

„Trotz der Vielfalt unterschiedlicher Entwürfe ist in den letzten 15 Jahren eine fachübergreifende

Präferenz

für

einen

bedeutungs-

und

wissensorientierten

Kulturbegriff erkennbar, der semiotisch und konstruktivistisch geprägt ist. Demzufolge wird Kultur als der von Menschen erzeugte Gesamtkomplex von Vorstellungen, Denkformen, Empfindungsweisen, Werten und Bedeutungen aufgefasst, der sich in Symbolsystemen materialisiert. Einer solchen Begriffsbestimmung zufolge sind nicht nur materiale (z.B. künstlerische) Ausdrucksformen zum Bereich der Kultur zu zählen, sondern auch die sozialen Institutionen und mentalen Dispositionen, die die Hervorbringung solcher Artefakte überhaupt erst ermöglichen.“

Wissenschaftliches Paradigma Cultural Studies: Two Paradigms 

Stuart Hall (1981): „ kuturalistisches Paradigma“ (KP) vs. „ strukturalistisches Paradigma“ (SP)



(Oliver Marchart (2008): „kulturalistisches Paradigma“ vs. „poststrukturalistisches Paradigma“)



KP = Kultur als Totalität gelebter Praktiken/ Kultur als erlebte Erfahrung, Rehabilitierung der kreativen Erfahrung der Leute im Umgang mit den vorgefundenen sozialen Bedingungen



SP = Kategorien, Klassifikationen und Rahmen der Kultur sind Existenzbedingungen für Erfahrungen und ihr ‚Effekt‘. Erfahrungen sind kein Fundament von irgendetwas.

Deutsche Kulturwissenschaften 

Institut für Kulturwissenschaften Wien (IFK): 2 dominierende „Paradigmen“ im deutschsprachigen Diskurs:



Memoria-Paradigma („Erinnerungskultur“), das mit „kollektiven und kommunikativen Strukturen des kulturellen Gedächtnisses beschäftigt“



Text-Paradigma als „kultursemiotisches Forschungsprogramm, das Kulturen als Texte und Literaturen als Texte der Kulturen zu verstehen sucht und sich interpretativer Verfahren bedient, um die sozial signifikanten Wahrnehmungs-, Symbolisierungs- und Kognitionsstile in ihrer lebensweltlichen Wirksamkeit zu analysieren.“



Deutsche Kuwi  Fragen zur Kultur, humanistisch



Musner/ Wunberg (1999) drittes soziales bzw. politisches Paradigma (an Kulturbegriff der Cultural Studies geknüpft)  Kultur als „ganze Lebensweise“, als „signifikante Praxis“ des strukturalistischen Paradigmas: John Fiske (2001)  Kultur in CS ist politisch, nicht ästhetisch oder humanistisch  Britische Kuwi, Fragen zu Macht, Nähe zur Politik

‚Cultural Turn‘ Doris Bachmann-Medick (2006): „Wende“/“turn“-Begriff statt „Paradigmenwechsel“ in Kulturwissenschaften o

Bezug auf „puristische“ Kuhn-Rezeption

o

„Turn“ als evolutionäre Form des wissenschaftlichen Wandels. Kulturwissenschaften seien interdisziplinär

 Kulturwissenschaft vs. Kulturwissenschaften als ein Paradigma vs. Mehrere Paradigmen...


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