DE-Woyzeck Szene 2 - zusammenfassung PDF

Title DE-Woyzeck Szene 2 - zusammenfassung
Course Pädagogische Psychologie
Institution Fachhochschule Bielefeld
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Analyse „Woyzeck“ Szene 2

Das Dramenfragment „Woyzeck“ wurde im Jahre 1837 von Georg Büchner verfasst und am 8. November 1913 uraufgeführt. Es entstand zur Zeit des Vormärz und behandelt gesellschaftliche Missstände sowie die Ausbeutung der unteren Schicht. Die vorliegende Szene ist die zweite und stellt Marie Zickwolf, eine wichtige Figur im Stück, vor. Im Drama „Woyzeck“ geht es um den mittellosen und von der Gesellschaft unterdrückten Franz Woyzeck. Er ist ein Soldat und wird sowohl von seinem Vorgesetzten als auch von dem Doktor schikaniert. Zudem leidet er an physischen wie psychischen Beschwerden, welche durch das medizinische Experiment, an dem er gegen Geld teilnehmt, verursacht werden. Viele bezeichnen ihn wegen seiner Verwirrtheit als „hirnwütig“. Auch seine Freundin, die Mutter seines unehelichen Kindes Christian, erkennt sein Zustand, hilft ihm jedoch nicht. Gegen Ende bringt er sie deswegen, aber vor allem wegen ihrer Affäre mit dem Tambourmajor, um. In der vorliegenden Szene „Die Stadt“ erscheint Marie Zickwolf das erste Mal, mit ihrem Kind auf dem Arm. Sie gehört, wie alle Gesprächsteilnehmer, der unteren Schicht an, was sich in ihrer dialektalen und grammatisch falschen Sprache zeigt. Sie schaut wie ihre Nachbarin Margret aus dem Fenster und sieht dem Zapfenstreich zu. Die Szene lässt sich prinzipiell in drei Teile gliedern: Zuerst redet Marie mit ihrer Nachbarin, dann schließt sie ihr Fenster und singt und schließlich kommt Woyzeck, mit dem sie redet. Die Szene beginnt damit, dass Marie mit ihrem Kind, welches ihr auf dem Arm wippt, redet. Sie scheint das Trommeln der Soldaten nachzumachen, indem sie „Sa ra ra ra“ (Z. 1) sagt. Dann fragt sie ihren circa zweijährigen Sohn in einer Ellipse, ob er es hört. Ihre Nachbarin redet dann über den Tambourmajor, welchen sie großartig zu finden scheint. Auch Marie tut dies und wird im weiteren Verlauf des Stückes eine Affäre mit ihm haben. Beide Frauen vergleichen den Mann mit einem starken Lebewesen: Margret sagt, er sei „wie ein Baum“ (Z. 3) und Marie behauptet, er stehe „auf seinen Füßen wie ein Löwe“ (Z. 4). Bereits diese beiden Aussagen lassen eine Rivalität und Eifersucht der Nachbarinnen vermuten.

Als der Tambourmajor dann grüßt, mokiert Margret sich metaphorisch darüber, dass Marie dem Mann gegenüber so „ein freundliche[s] Auge“ (Z.6) habe, was man bei ihr sonst nicht sehe. Marie ignoriert dies vorerst, indem sie über Soldaten als „schöne Bursch[en]“ (Z. 11) singt. Als Margret ihr dann jedoch vorwirft, dass sie flirtet, indem sie sagt, dass Maries Augen glänzen, reagiert diese und unterbricht den Gesang. So behauptet sie, dass Margrets Augen selbst vom „Jud“ (Z. 11) geputzt nicht mehr als „zwei Knöpfe“ (Z. 13) wert seien. Dies scheint Margret so aus dem Konzept zu bringen, dass sie erst einmal nur aufgebracht „Was, Sie? Sie?“ (Z. 14) sagt. Anschließend geht sie nicht weiter auf die Bemerkungen ein, sondern beginnt erneut, Marie Vorwürfe zu machen. So nennt sie Marie „Frau Jungfer“ (Z. 14), während sie sich selbst als „honette Person“ (Z. 15) bezeichnet, wodurch sie sich deutlich von Marie differenziert und sich selbst gut darstellt. Dann betont sie durch das Wiederholen des Wortes „Sie“ (Z. 15) und der Konjunktion „aber“ (Z. 15) das negative Verhalten Maries und hält ihr vor, „sieben Paar lederne Hosen [durchzugucken]“ (Z. 15-16). Diese Metapher impliziert, dass Marie mit sieben Männern schläft und mehrere Affären hat, was nicht der Wahrheit entspricht. Aus dem Streitgespräch lässt sich entnehmen, dass Marie ihre Sitiuation zwar erkennt, dennoch rebelliert, da sie ihr Kind liebt. Nach dieser Aussage scheint Marie Margrets Gerede nicht mehr ertragen zu können und bezeichnet ihre Nachbarin nur noch als „Luder“ (Z. 17), bevor sie das Fenster schließt (Vgl. Z. 17). Dies tut sie wahrscheinlich auch, um ihren Sohn zu schützen, da sie danach „Komm, mei Bub!“ (Z. 17-18) sagt. Anschließend nennt sie ihr Kind ein „arm[es] Hurenkind“ (Z. 18), welches ihr jedoch Freude macht (Vgl. Z. 19). Im Weiteren singt Marie über ihre eigene Situation, wahrscheinlich, um sich selbst und das Kind zu beruhigen. Die ersten vier Verse sind ein Paarreim und beginnen mit der Frage „Mädel, was fangst du jetzt an?“ (Z. 21). Diese Frage scheint sie sich selbst zu stellen, da sie nicht weiterweiß. Dann verdeutlicht sie den Grund für diese Frage und sagt, dass sie „ein klein Kind und kein´ Mann“ (Z. 22) habe. Hier bemitleidet sie sich also selbst, bis sie, was im Gegensatz zu den schwerfälligen Aussagen steht „Eia, popeia, mei Bub, juchhe!“ (Z. 25) singt. Hier reimen sich die einzelnen Verse auch nicht mehr. Im nächsten Vers behauptet sie dann noch, dass niemand sie unterstützt (Vgl. Z. 26), was nicht ganz stimmt, da Woyzeck ihr finanziell hilft. Der Text des Liedes lässt vermuten, dass Marie sich zwar um ihr Kind kümmert, dabei jedoch immer mehr an sich denkt.

Der letzte Teil des Liedes, welches sie sich selbst spontan ausgedacht zu haben scheint, ist relativ schwer einzuordnen. So könnten die Verse entweder keine tiefsinnigere Aussage beinhalten, oder aber auf die Ständegesellschaft verweisen. Die „sechs Schimmel“ (Z. 27) sowie der „kühle Wein“ (Z.27) könnten demnach Dinge darstellen, die sich Marie wünscht, sich jedoch nicht leisten kann. Ob diese Interpretation jedoch intendiert ist, lässt sich nicht feststellen, da Maries Gesang durch ein Klopfen am Fenster unterbrochen wird (Vgl. Z. 31). Marie fragt daraufhin in einer Ellipse, wer da ist (Vgl. Z. 34) und bittet, nachdem sie erkennt, dass es Franz ist, ihren Freund herein (Vgl. Z. 34). Dieser jedoch antwortet sehr knapp und abweisend, dass er nicht kann, da er „zum Verles“ (Z. 35) müsse. Marie fragt ihn dann, ob er „für den Hauptmann“ (Z. 36), seinen Vorgesetzten, Stecken geschnitten habe, was er bejaht. Dass diese Aussage stimmt, sieht man in der ersten Szene. Marie scheint zu erkennen, dass es ihrem Freund nicht gut geht und fragt ihn, was er hat (Vgl. Z. 38), woraufhin er ihr geheimnisvoll von seinen Wahnvorstellungen aus der vorherigen Szene erzählt (Vgl. Z. 39-41). Dadurch wirkt er wie ein Gehetzter, welcher vor etwas Undefinierbarem flüchtet. Marie scheint diese nicht zu verstehen und zeigt demnach mit ihrer einfachen Aussage „Mann!“ (Z. 42) auch kein Verständnis. Woyzeck jedoch fährt fort und behauptet, dass ihm etwas gefolgt sei (Vgl. Z. 43-44). Auch hier erwidert Marie nur kurz „Franz!“ (Z. 45), was ihm in keiner Weise hilft. Daraufhin zeigt sich das erste Mal deutlich Woyzecks Hektik, da er sagt, dass er fortmüsse (Vgl. S. 46). Dennoch wird klar, dass ihm seine Familie wichtig ist, da er den Abend mit ihnen verbringen möchte und etwas für sie gespart hat (Vgl. Z. 46-47). Woyzeck wartet nicht mehr auf eine Antwort, sondern geht, woraufhin Marie allein mit dem Kind ist und einen Monolog führt. Sie nennt ihn „vergeistert“ (Z. 48) und scheint enttäuscht darüber zu sein, dass Woyzeck Christian nicht angesehen hat. Hierbei scheint sie Woyzecks Probleme nicht wahr- beziehungsweise ernst zu nehmen, was zeigt, wie sehr sie ihre eigenen Sorgen in den Vordergrund stellt. Auch zeigt dies die Kommunikationslosigkeit der beiden Figuren. Dann fragt sie ihren Sohn, warum er so still ist und ob er sich fürchtet (Vgl. Z. 50). Durch ihren letzten Satz „Ich halt´s nit aus, es schauert mich!“ (Z. 52) wird deutlich, dass sie selbst Angst vor dem Gemütszustand ihres Freundes hat. Hierbei legt sie den Schwerpunkt auf ihre Ängste und Sorgen und lässt völlig

außer Acht, wie es Woyzeck geht und wie sie ihm helfen kann. Sie distanziert sich also wie alle anderen von ihm, obwohl sie ihm als seine Partnerin am nächsten stehen sollte. Nach dieser Aussage geht sie ab. Zusammenfassend kann man sagen, dass die vorliegende Szene bedeutend für den weiteren Verlauf des Dramas ist. In dieser Szene bekommt der Leser das erste Mal einen Einblick in das Leben und die Gedankenwelt von Marie Zickwolf, welche eine wichtige Figur im Drama darstellt. So sind hier die ersten Anzeichen dafür zu finden, dass Marie Woyzeck im weiteren Verlauf des Dramas mit dem Tambourmajor betrügen wird. Auch wird deutlich, dass Marie zu sehr in ihrer eigenen Gedankenwelt gefangen ist, um zu bemerken, dass Franz ernsthafte Probleme hat und ihre Unterstützung benötigt. Ihr scheint der Zustand Woyzecks mehr Angst als Sorge zu bereiten, was vermutlich ein weiterer Grund für ihre Affäre ist, durch die sie sich von ihren Problemen ablenkt....


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