Personenwahrnehmung - Zusammenfassung Forschungskolloquium Sozialpsychologie und Motivation PDF

Title Personenwahrnehmung - Zusammenfassung Forschungskolloquium Sozialpsychologie und Motivation
Author Viktor Surau
Course Forschungskolloquium Sozialpsychologie und Motivation
Institution Universität Konstanz
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Description

Personenwahrnehmung Sich einen ersten Eindruck bilden • •

Wir bilden schnell und leicht erste Eindrücke Sichtbare Hinweisreize ("cues") bilden das Rohmaterial erster Eindrücke o Physisches Erscheinungsbild  "Was schön ist, ist auch gut"  Attraktivität ist bester Prädiktor für Sympathie und Zufriedenheit in DatingStudie (Walster et al., 1966)  Attraktive Politiker werden eher gewählt (Hart, Ottati, & Krumdick, 2011)  Auch andere Merkmale als Schönheit: z.B. Todorov et al. (2005): Kurze Darbietung der Gesichter von unbekannten politischen KandidatInnen –"Wer ist kompetenter?"Antwort ist guter Prädiktor für tatsächlichen Wahlerfolg o Nonverbale Cues  Lügendetektion im Alltag: V.a. Körpersignale sind "verräterisch", aber Menschen nutzen spontan eher Inhalt und Gesichtsausdruck (Zuckerman et al., 1981)  Unter Ablenkung ist Eindruck manchmal zutreffender als bei voller Aufmerksamkeit o Vertrautheit  Andere werden sympathischer, je öfter wir sie sehen (auch ohne Interaktion) (Zajonc, 1968) o Persönliche Umgebung  Einrichtung / Gegenstände im Zimmer erlauben akkurate Schlüsse auf die Persönlichkeit (Gosling et al., 2002)  Gilt auch online: Facebook-Profile (Back et al., 2010) o Verhalten  Vielleicht wichtigster Hinweisreiz: "Es gibt nichts Gutes, es sei denn man tut es"(Erich Kästner) o Welche Cues erregen Aufmerksamkeit?  Augenfälligkeit ("salience") • Kontrast o Svenja geht gern ins Kino und sammelt lebende Spinnen • Kontext o Christian erzählt Witze ... auf einer Party / bei einer Trauerfeier Wir interpretieren Cues anhand gespeicherten Wissens o Assoziationen = gelernte kognitive Verbindungen  z.B. lügen => Unehrlichkeit  helfen => Freundlichkeit  Automatische Aktivierung: "Stefan verirrte sich in seinem eigenen Haus." – Ihr Eindruck von Stefan? •



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Kognitive Zugänglichkeit  Wichtig bei mehrdeutigen Cues • "Tanja beschwert sich lauthals beim Verkäufer über die schlechte Qualität der Ware." –Ist Tanja schlecht gelaunt oder berechtigterweise unzufrieden?  Priming • = erhöhte Zugänglichkeit durch kurz zurückliegende Aktivierung • Studie von Higgins, Rholes & Jones (1977) o Vpn lesen mehrdeutige Personenbeschreibung:  "By the way he acted one could readily guess that Donald was well aware of his ability to do many things well." (selbstbewusst / eingebildet)  "Donald spent a great amount of his time in search of what he called excitement. … perhaps, he would do some skydiving or cross the atlantic in a sailboat." (abenteuerlustig/ leichtsinnig)  Zuvor Priming: Begriffe versteckt in "Gedächtnisaufgabe", 4 Bedingungen: • 1. anwendbar, positiv (selbstbewusst, abenteuerlustig ...) • 2. anwendbar, negativ (eingebildet, leichtsinnig …) • 3. nicht anwendbar, positiv (dankbar, gehorsam …) • 4. nicht anwendbar, negativ (ungeschickt, ahnungslos …) o Ergebnisse Higgins et al. (1977):Freie Charakterisierung Donalds (Häufigkeiten)





Priming beeinflusst soziale Urteile, wenn die dadurch zugänglichen Kategorien auf die Urteilsaufgabe anwendbar sind Bewusste Wahrnehmung nicht notwendig: subliminales Priming (Bargh & Pietromonaco, 1982)

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Wir schließen von Verhalten auf die Persönlichkeit o Oft schließen wir von beobachtetem Verhalten direkt auf Eigenschaften (= Dispositionen) der Person.  Beispiel: finsterer Gesichtsausdruck => Person ist aggressiv o Das wird als korrespondierende Schlussfolgerung bezeichnet (d.h. eine Disposition korrespondiert mit dem Verhalten; Jones & Davis, 1965). o Wann ist das gerechtfertigt?  wenn die Person frei entscheiden konnte  wenn das Verhalten wenige spezifische Effekte hat  wenn das Verhalten unerwartet oder untypisch ist o Korrespondierende Schlussfolgerungen sind häufig unzutreffend. o Studie von Jones und Harris (1967):Vpn sollen aus einer Rede über Fidel Castro die Einstellung des Redners erschließen. 2 x 2 Versuchsbedingungen:  Rede ist proo der contra Castro  Vpn erfahren, dass der Redner Wahlfreiheithatte oder keine Wahlfreiheit.



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Ergebnis: Die Situation (Wahlfreiheit oder nicht) wird kaum berücksichtigt. Selbst wenn keine Entscheidungsfreiheit vorliegt, schließen wir von Verhalten auf Dispositionen. Dies wird als Korrespondenzverzerrung oder "fundamentaler Attributionsfehler" bezeichnet (s.a. Ross, Amabile & Steinmetz, 1977). Ausmaß des Fehlers ist abhängig von • •

Aufmerksamkeitsfokus kulturellen Einflüssen (stärker in "individualistischen" Kulturen)

Jenseits des ersten Eindrucks • • • •

Bei "genauerem Hinsehen" erkennen wir, dass Verhalten nicht immer eine Eigenschaft der Person reflektiert. Korrespondierende Schlussfolgerung ist ein Beispiel für oberflächliche Verarbeitung. Bei systematischer Verarbeitung wird mehr Information genutzt und eingehender geprüft. o Erfordert Motivation und Fähigkeit. Kausalattributionen (Urteile über die Ursachen von Verhalten oder Ereignissen) sind ein Beispiel für mehr oder weniger systematische Verarbeitung. Harold H. Kelley (1921 –2003): 3



Kovariationsmodell der Attribution (Kelley, 1973) o Kovariation als notwendige Bedingung für Kausalität: Ursache und Wirkung müssen zusammen auftreten. o Wenn Experiment unmöglich, verwendet die Wissenschaft Kovariation als Grundlage für Urteile über Kausalbeziehungen. o Individuum als "naive/r Wissenschaftler/in" geht genauso vor. o Frage: Warum zeigt Person P ein bestimmtes Verhalten? o Beispiel: Paul tritt Linda beim Tanzen auf die Füße–Warum?  Drei Arten von Information bestimmen die Antwort: • •

Konsensus: Verhalten sich andere Personen in dieser Situation in gleicher Weise wie P? Konsistenz: Verhält sich P gegenüber diesem "Objekt" bei anderen Gelegenheiten in gleicher Weise?

Distinktheit: Verhält sich P gegenüber anderen, unterschiedlichen "Objekten" anders? Muster für Attribution auf die Person:  Konsensus niedrig  Distinktheit niedrig  Konsistenz hoch Muster für Attribution auf das Objekt:  Konsensus hoch  Distinktheit hoch  Konsistenz hoch Muster für Attribution auf die "Umstände":  Konsensus niedrig  Distinktheit hoch  Konsistenz niedrig Kritik am Kovariationsmodell  Setzt mehrere Beobachtungen voraus, was oft nicht möglich ist  Personen können diese Informationen zwar benutzen, tun es häufig im Alltag aber nicht, sondern attribuieren Kausalität z.B. auf das augenfälligste Merkmal  Kovariation ist nicht gleich Kausalität •

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Schlüsselstudie: Korrektur des ersten Eindrucks durch Attributionen • •



Systematische Verarbeitung kann zu Attributionen führen, die den ersten Eindruck revidieren Dan Gilbert: 3 Stufen der Verarbeitung: o 1.Identifikation des Verhaltens (z.B. als "nervös") o 2.Dispositionale Schlussfolgerung (z.B. "P ist ängstlich") o 3.Ggf. Situative Korrektur (z.B. "P wartet auf eine schwierige Prüfung, da wäre jeder nervös.") Gilberts Hypothese: Stufen 1 und 2 laufen automatisch ab; die dritte Stufe erfordert kognitive Anstrengung (= systematische Verarbeitung) 4



Gilbert, Pelham & Krull (1988) o Vpn sehen ein Video ohne Ton, in dem eine Frau interviewt wird und sich nervös und ängstlich verhält. o Später sollen sie angeben, ob die Zielperson eine ängstliche Person ist. o Die Interviewthemen sind als Untertitel eingeblendet. Erste UV sind die Themen, 2 Bedingungen:  angstauslösende Themen  angenehme Themen

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Weitere UV: Ablenkung oder keine Ablenkung  keine Ablenkung: das Verhalten der Frau genau beobachten ("one task")  Ablenkung: sich zusätzlich die Untertitel genau merken ("two tasks") Hypothesen:  Ablenkung verhindert situative Korrektur => Korrespondierende Schlussfolgerungen auch dann, wenn die Situation sich als bessere Erklärung für das Verhalten anbietet  Ohne Ablenkung wird der Situationseinfluss berücksichtigt Ergebnisse stützen die Hypothesen:

Einen Gesamteindruck bilden  Personen erwarten, dass positive bzw. negative Eigenschaften gemeinsam auftreten (implizite Persönlichkeitstheorien) • z.B. großzügig => ehrlich => herzlich  Integration: Verhaltensweisen, die auf ähnliche Disposition schließen lassen, werden zusammen abgespeichert  Negative Verhaltensinformation erhält größeres Gewicht Gesamteindruck kann durch Motive verzerrt sein  Wunschdenken / Selbstwertschutz: 5

Klein & Kunda (1992): Vpn beobachten Zielperson beim Lösen von Aufgaben und schätzen deren Kompetenz ein. Zwei Erwartungsbedingungen: • (a) Zielperson ist später Partnerbei ähnlichen Aufgaben • (b) Zielperson ist später Gegner Ergebnis: Positivere Einschätzung in (a) •



Effekte von Eindrücken •

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Kommunikation eines ersten Eindrucks kann die Erinnerung beeinflussen (Echterhoff, Higgins & Levine, 2009). o Mitteilungen, die an die Erwartung des Adressaten angepasst sind("Natürlich ist dein Erstgeborener das tollste Baby der Welt!"), beeinflussen die kognitiven Repräsentationen des Senders(der das Baby danach als netter erinnert). Der erste Eindruck dominiert ("primacy effect"). Der erste Eindruck erzeugt Erwartungen. Weiteres Verhalten wird im Licht dieser Erwartungen interpretiert. Erste Eindrücke sind resistent ("Perseveranzeffekt"). o Anwendungsbeispiel: Wenn ein "unzulässiges Beweismittel" erst einmal eingeführt ist, gelingt es Juroren nicht, es nachträglich zu ignorieren (Loftus, 1974). Eindrücke als "sich selbst erfüllende Prophezeiungen"("self-fulfilling prophecies") o Erster Eindruck von einer Zielperson beeinflusst das eigene Verhalten gegenüber dieser Zielperson o Dies begünstigt Reaktionen der Zielperson, die den eigenen Eindruck "bestätigen" o Snyder, Tanke & Berscheid (1977): Männer, die glaubten mit einer attraktiven (vs. unattraktiven) Frau zu telefonieren, riefen bei der Gesprächspartnerin Verhalten hervor, das von unabhängigen Beurteilern als positiver und sympathischer beurteilt wurde Umgang mit inkonsistenter Information o Erhöhter Verarbeitungsaufwand bei Beobachtung unerwarteten Verhaltens o Erklärungsversuche(Attribution) o Beides führt zu besserer Erinnerung an inkonsistentes Verhalten Eindrücke werden mit der Zeit komplexer(wichtig: verschiedene Kontexte!) Eindrücke können sich auch fundamental ändern o Kulturelle Unterschiede: Asiatische Vpn erwarten mehr Veränderungen im Verhalten je nach Kontext o Erste Eindrücke bleiben oft neben neueren, komplexeren Eindrücken im Gedächtnis gespeichert(sind aber weniger zugänglich)

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