Syntax - Zusammenfassung Fachwissenschaft Deutsch PDF

Title Syntax - Zusammenfassung Fachwissenschaft Deutsch
Author Laura Chittaro
Course Fachwissenschaft Deutsch
Institution Fachhochschule Nordwestschweiz
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Summary

Herbst und Frühlingssemester
Zusammenfassung für Prüfung...


Description

Syntax

Lisa Locher

Syntax (Satzlehre) (vgl. Gallmann/Sitta 2015, S. 12-20; 90-100; 117-123) 1. Satzlehre/Syntax allgemein  Begriff „Satz“: Ein Satz ist eine sprachliche Einheit mit folgenden Merkmalen:  Er weist einen bestimmten grammatischen Bau auf (grammatische Einheit)  Er ist also abgeschlossen gekennzeichnet (intonatorische Einheit)  Es gibt Aussagesätze (.), Fragesätze (?), Ausrufesätze (!)  „Die Struktur eines Satzes wird vom Verb bestimmt.“ Man spricht hier auch von den verbalen Teilen des Satzes. Sätze haben eine innere Struktur, das heisst es sind mehr als Aneinanderreihungen von Wörtern. Diese Struktur ist vor allem vom Verb bestimmt, wie am folgenden Beispiel deutlich wird: Bsp.: Anna fragte den Einheimischen sicherheitshalber nach dem direkten Weg. Das Verb ist hier fragte. Dieses Wort verlangt drei Satzglieder als Ergänzung: Satzglied 1: Anna = handelnde Person Satzglied 2: den Eiheimischen = angesprochene Person Satzglied 3: nach dem Weg = betroffener Sachverhalt Der Satz enthält ausserdem ein weiteres Satzglied, eine Angabe: Satzglied 4: sicherheitshalber = Motiv der Handlung  Wortgruppe: Eine Wortgruppe ist eine Einheit des Satzes, die aus einem oder mehreren Wörtern besteht. Jede Wortgruppe hat einen Kern; Wortgruppen mit nur einem einzigen Wort bestehen nur aus dem Kern. Bei den Wortgruppen lassen sich zwei Unterarten unterscheiden: Satzglieder und Gliedteile. „Wortgruppe“ ist also ein Oberbegriff, der sowohl Satzglieder als auch Gliedteile umfasst. Satzglieder: Diejenigen Wortgruppen, die sich direkt auf das Verb oder den ganzen Satz beziehen. Kann innerhalb eines Satzes verschoben werden. Gliedteile: Als Gliedteile bezeichnen wir Wortgruppen, die im Innern eines Satzgliedes neben dem Kern auftreten. Sie können nur zusammen mit ihrem Satzglied verschoben werden. Bsp.: „Die Mannschaft / ist / mit ihrem neuen Trainer aus Schweden / zufrieden.“ Satzglied „mit ihrem neuen Trainer aus Schweden“: Da ist der Kern  ihrem Trainer Im ganzen Satz ist der Kern: Die Mannschaft ist zufrieden. Fazit: Im Satz können neben den verbalen Teilen zwei Arten von Wortgruppen vorkommen: Die Satzglieder lassen sich innerhalb des Satzes geschlossen verschieben und beziehen sich inhaltlich auf das Verb oder den ganzen Satz. Die Gliedteile stehen innerhalb von Satzgliedern und lassen sich nur mit diesem zusammen verschieben. Inhaltlich beziehen sie sich auf den Kern des Satzgliedes. 2. Satzformen Die unterschiedlichen Formen der deutschen Sätze lassen sich auf ein gemeinsames Grundmuster zurückführen. Es ist geprägt von der sogenannten 1

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Lisa Locher Satzklammer. Diese ist bestimmt für die verbalen Teile (oder für unterordnende Konjunktionen). Die Satzglieder besetzen das Vor- und das Mittelfeld. Es ergibt sich das folgende Grundmuster: Vorfeld linke Satzklammer Mittelfeld rechte Satzklammer |__________________________| Satzklammer Vorfeld und linke Satzklammer sind zahlenmässig festgelegt: -Vorfeld: genau 1 oder 0. Das heisst: Je nach Satzform 1 Satzglied oder keins. -Linke Satzklammer: genau 1 oder 0. Das heisst: je nach Satzform 1 Wortform ( finites Verb oder unterordnende Konjunktion) oder keine. Ohne Beschränkung: -Mittelfeld: 0 bis ∞ = beliebige Anzahl Satzglieder (Begrenzung: Verständlichkeit) -rechte Satzklammer: 0 bis ∞ beliebige Anzahl Verbformen (Begrenzung: Verständlichkeit; Sätze mit 5 oder mehr Verbformen sind nicht mehr verständlich).  Drei Satzformen: Verbzweisatz: Finite Form an zweiter Stelle

Bsp.: Susanne legt das Buch auf den Tisch

Vorfeld finite Verbform Mittelfeld übrige Verbformen |____________________| Susanne will das Buch auf Satzklammer den Tisch legen Welches Buch hätte Susann auf den Tisch legen sollen? Verberstsatz: Finite Form steht an erster Stelle Das Vorfeld ist leer (bzw. ist nicht vorhanden): _________ finite Verbform Mittelfeld übrige Verbformen |________________________| Satzklammer

Bsp.: Liegt das Buch auf dem Tisch? Leg das Buch auf den Tisch! Lass das Buch auf dem Tisch liegen!

Verbletztsatz: Finite Verbform an letzter Stelle Sätze mit finiter Verbform an letzter Stelle sind gewöhnliche Nebensätze. Man kann zwei Unterarten unterscheiden: Bei der ersten Unterart ist die linke Satzklammer mit einer unterordnenden Konjunktion (Subkonjunktion) besetzt; man spricht dann von einem Konjunktionalnebensatz. Das Vorfeld ist leer (bzw. nicht vorhanden): _________ Konjunktion Mittelfeld alle Verbformen |______Satzklammer______| Bsp.: (Ich ärgere mich,..) weil das Buch auf dem Tisch liegt. 2

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Lisa Locher (Ich sehe,..) dass Susanne das Buch auf dem Tisch liegen lässt. Bei der zweiten Unterart enthält das Satzglied im Vorfeld ein Relativpronomen (=Relativnebensatz) oder ein Interrogativpronomen (=Fragenebensatz bzw. Interrogativnebensatz), zuweilen auch ein entsprechendes Adverb (Pronominaladverb). Die linke Satzklammer bleibt leer (bzw. fehlt): Vorfeld _______ Mittelfeld alle Verbformen |_________________| Satzklammer Bsp.: (Ich brauche das Buch,..) das __ Susanne auf den Tisch legt. (Das ist das Buch,..) auf dessen letzter Seite __ ich das Zitat fand. (Ich frage mich,..) worauf__ Susanne das Buch legen will.

3. Satz- und Äusserungsarten Äusserungsart: Wenn man sich in menschlicher Rede äussert, will man etwas bewirken. Man will zum Beispiel etwas feststellen, versprechen, bestreiten; man will Verwendung ausdrücken; protestieren, oder fragen usw. Es lassen sich viele und sehr differenzierte Äusserungsarten unterscheiden: Aussagen, Versprechungen, Drohungen, Ratschläge, Vermutungen, Fragen, Befehle; Warnungen, Hinweise usw. Satzarten: - Aussagesatz (Deklarativsatz) –> Äusserung bei der eine Bewertung über Richtig und Falsch möglich ist: Öl ist leichter als Wasser. - Fragesatz (Interrogativsatz) --> Sätze in denen man Fragen stellt. Entscheidungsfragen (Ja – Nein): Kommst du mit?, Alternativfragen (für eine der angebotenen Möglichkeiten entscheiden): Kommst du nun mit oder nicht?, Ergänzungsfrage (Wissenslücke füllen): Wen bringst du mit? - Ausrufesatz (Exklamativsatz) --> Erstaunen / Bewunderung zum Ausdruck bringen: Du bist aber gross geworden!, Wen Otto wieder alles eigeladen hat! - Aufforderungssatz: Du solltest das Fester schliessen, bitte., Schliess das Fenster, bitte!., Bitte Fenster schliessen. (Klare Abgrenzung von Ausrufesätzen und Aufforderungssätzen oft nicht möglich.) - Wunschsatz (Desiderativsatz): Hätte ich doch etwas mehr Zeit!, Wenn ich nur etwas mehr Zeit hätte! Verhalten von Satzarten und Satzformen zueinander: Bei der Satzart geht es um das Gesagte, also die inhaltliche Äusserungsart, bei der Satzform direkt um den Aufbau der Sätze.

4. Proben: (Sinn der Proben: Überprüfen ob etw. richtig oder falsch ist.) -Klangprobe: „Hör gut zu:“ Heisst es Probe oder Brobe?  Laut aussprechen bevor schreiben, um zu verstehen, um zu wissen was richtig ist und was falsch. -Ersatzprobe: Wörter oder Wortgruppen werden innerhalb eines Satzes durch einen anderen Ausdruck ersetzt. Der Rest des Satzes bleibt unverändert. 3

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Bsp.: Peter ist zornig.  Der Baum ist zornig. ( Der/Wer = Nominativ) Wer ist zornig? Peter ist heiss.  Dem Baum ist heiss. (Dem/Wem = Dativ) Wem ist heiss? -Ablese- oder Listenprobe: Ein Ausdruck, der grammatisch bestimmt werden soll, wird in einer Liste aufgesucht oder mit den Angaben auf einer Liste verglichen. „Liste“ muss dabei nicht heissen, dass etwas Gedrucktes vorliegen muss, man kann eine Liste auch im Kopf haben. Im folgenden Satz soll der Kasus der farbig hinterlegten Wortgruppe bestimmt werden: Philipp musste den ganzen Tag das Bett hüten. Liste: Wer / Der = Nominativ Wen / Den = Akkusativ Wem / Dem = Dativ Wessen / Des = Genitiv

 Die Tabelle zeigt: den = Akkusativ. Die Wortgruppe steht also im Akkusativ. Die Ableseprobe ist eine wichtige Voraussetzung für die Ersatzprobe.

-Einsetzprobe: Umkehrung der Ersatzprobe: Der fragliche Ausdruck wird möglichst wenig verändert, stattdessen wird der Rest des Satzes ersetzt. Bei den kursiv gesetzten Wörtern der folgenden Sätze ist unklar, ob sie den Adjektiven oder Adverbien zuzuordnen sind: Das Heft war billig. Das Heft war gratis. Nun können Adjektive typischerweise zwischen Begleiter und Nomen stehen, Adverbien nicht. Vor diesem Hintergrund kann man die zu untersuchenden Wörter in eine passende Fügung einsetzten und testen, ob die Stellung zwischen Begleiter und Nomen möglich ist oder nicht. Wie bei der Ersatzprobe ist auch hier nicht wichtig, dass sich daraus ein sinnvoller Ausdruck ergibt. billig  der billige Baum – in Ordnung, also Adjektiv gratis  der gratise Baum – unmöglich, also Adverb -Flexionsprobe (Veränderungsprobe): Bei der Bestimmung der Wortartzugehörigkeit einer Wortform ist es oft notwendig, zu prüfen, auf welche Weise die Wortform verändert werden kann. Im folgenden Satz ist die Wortart von angemessen zu bestimmen: Verb oder Adjektiv? Dieser Beitrag ist angemessen. Hier kann man probeweise flektieren: Konjugieren: ich messe an, du misst an, er/sie misst an..., ich habe angemessen Komparieren: angemessen, angemessener, am angemessensten Beim Konjugieren zeigt sich, dass das Wort einen völlig anderen Sinn erhält, es kann sich bei der vorliegenden Wortform nicht um eine Form von anmessen handeln. Zu einem befriedigenderen Ergebnis führt das Komparieren (Steigern); sinnvoll ist also die Einordung als Adjektiv. -Erweiterungsprobe: Durch das Hinzufügen von Wörter bzw. Satzglieder können Sätze ausgebaut werden. Mit dieser Probe kann ich erkennen, dass wenn ich zusätzliche Wörter in eine Lücke schreibe, um welche Wortarten es sich dann handelt. 4

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Lisa Locher Es soll bestimmt werden ob ein Infinitiv nominalisiert ist oder nicht. Hier kann man prüfen, ob sich ein Artikel einsetzen lässt oder nicht. Ist das möglich, so ist der Infinitiv als nominalisiert zu bestimmen. Adrian hasst warten. (Warten?) Adrian muss warten. (Warten?) Die Probe ergibt: Möglich: Adrian hasst das Warten. Unmöglich: Adrian muss das Warten. Im ersten Satz liegt eine Noinalisierung vor (man schreibt also gross), im zweiten nicht (man schreibt klein). -Weglassprobe: Das Gegenstück der Erweiterung ist die Weglassprobe. Bei ihr geht es um das gezielte Weglassen von Wörtern oder Wortgruppen. Hier nutzt man den Umstand, dass das grammatische Grundgerüst eines Satzes deutlich sichtbar wird, wenn man systematisch vereinfacht. Beim ersten Satzglied des folgenden Satzes ist der Kern zu bestimmen. Schon einen Tag nach der Abreise seiner Freundin fühlt er sich einsam. Verkürzt: Nach der Abreise fühlt er sich einsam. -Verschiebeprobe (Umstellprobe): Bei der Verschiebeprobe handelt es sich um die gezielte Veränderung der Abfolge von Wörtern und Wortgruppen im Satz. Dabei muss der Satz grammatisch korrekt bleiben, und sein Inhalt darf höchstens geringfügige Veränderungen erfahren.  Der Sinn des Satzes darf sich nicht verändern! Die Sitzung mit dem Chef bereite ich morgen vor. Verschobene Glieder: Morgen bereite ich die Sitzung mit dem Chef vor. Ich bereite die Sitzung mit dem Chef morgen vor. Ich bereite morgen die Sitzung mit dem Chef vor. Es erweisen sich also als Satzglieder: Die Sitzung mit dem Chef ich morgen -Umformungsprobe: Dabei handelt es sich um die Umwandlung des Baus eines Satzes. Dabei muss der Inhalt des Aussagesatzes auch in der neuen Formulierung erhalten bleiben. Der Sinn der Umformungsprobe ist, dass Sätze umgeformt werden um eine Aussage etwas genauer auszudrücken. Bsp.: Wir können heute nicht kommen; Wir müssen Hausaufgaben machen.  Wir können heute nicht komme, weil wir Hausaufgaben machen müssen  Wir können heute nicht kommen, denn wir müssen Hausaufgaben machen. Subjekt (Nomen) eines Satzes bestimmen:  Die Lärche ist ein Nadelbaum: - ein Nadelbaum sein/ die Lärche  Lärche = Subjekt

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Lisa Locher  Welche Proben dienen eher dem Bereich der Syntax, welche eher für die Erkennung der Wortarten? -Einsetzprobe -Flexionsprobe -Ablese-Listenprobe -Umformungsprobe

-Weglassprobe -Verschiebeprobe -Ersatzprobe -Erweiterungsprobe

 Nutzen der Proben: -> Bildung/Hinterfragen von grammatischen Kategorien (Wortarten, Satzglieder) -> Einsicht in den Aufbau und das Funktionieren der Sprache.

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