Zusammenfassung Sozialstrukturanalyse PDF

Title Zusammenfassung Sozialstrukturanalyse
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Course Sozialstrukturanalyse
Institution Ludwig-Maximilians-Universität München
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Zusammenfassung Sozialstrukturanalyse...


Description

Kapitel 1 – Grundlagen Ziele der Sozialstrukturanalyse   

Beschreibung (Deskription) sozialer Prozesse/Strukturen Erklärung (Kausalität) sozialer Strukturen Politikberatung

Satzarten   

Logische Sätze: Definitionen, Tautologien: wahr/falsch unabhängig vom Zustand der Welt) Präskriptive Sätze: Werturteile, Normen, können durch empirische Forschung nicht begründet werden Empirische Sätze: Stellen Behauptungen über beobachtbare Sachverhalte auf, die wahr oder falsch sein können

Werturteilsfreiheit    

Von Max Weber Werturteile empirisch nicht begründbar Wertgesteuerte Wissenschaft führt leicht zu falschen Ergebnissen (selektive Wahrnehmung) Wertfreiheitspostulat: Wissenschaftler sollen Werte ausblenden + Kontrolle von Daten  Forschende sollten Daten, Analysen, Interpretation nicht passend machen; Ergebnisoffen sein, Kontrollierte Methoden verwenden, Offenlegung von Methoden/Daten/Analyse (Open Science)

Analyseebenen   

Mikroebene: Analyse Merkmale von Individuen Mesoebene: „“ Haushalte, Organisationen, … Makroebene: „“ Gesellschaft, sozialer Strukturen

Erklärung -> Antworten auf „Warum-Fragen“ 



Durkheims „Regeln der soziologischen Methode“ (1895) - Soziales mit Sozialem erklären  Makro-Makro Erklärung - Makro-Makro Erklärungen sind unvollständig (es fehlt ein Mikromodell der individuellen Handlung) Modell soziologischer Erklärung - Mikrofundierung soziologischer Erklärung  Makro-Mikro-Makro Erklärung - Coleman’s-Boat

Querschnitt und Längsschnitt 



 1

Querschnittsbetrachtung - Zeitpunkbezogenes Bild sozialer Strukturen - Vorteil: meisten Daten fallen Querschnitt an - ABER immer Unvollständig Längsschnittbetrachtung - Makroebene: Zeitreihen geben sozialen Wandel (Trend) wider - Mikroebene: Paneldaten erlauben Untersuchung individueller Dynamik (Lebensverlaufsanalyse) Paneldaten sind am informativsten - Makro: konstant 10% arm; Mikro-Panel: Sind 10% ganzes Leben arm?

Kapitel 2 – Bevölkerung 2.1 Struktur und Wandel der Bevölkerung Bevölkerung = Basis der Gesellschaft (Demographie) 



Wohnbevölkerung in Deutschland - 83,0Mio. (2018) - Bevölkerungsstruktur  51% Frau, 49% Mann, ??% Divers  „Sex-Ratio“ = 0,96 -> 96 Männer auf 100 Frauen  12,2% Ausländer  25,5% Migrationshintergrund  22% sind 65+ Demographische Grundgleichung: Bev(t) = Bev(t-1) + Geburten- Sterbefälle + Zuzüge- Fortzüge

Entwicklung der Bevölkerung 



Entwicklung bis heute - Anstieg 1960: Babyboom + Gastarbeiter - Rückgang ab 1974: Pillenknick + Anwerbestopp - Anstieg 1987-95: Immigration ab 1990 von Aussiedler, Ex-Jugoslawien - Stagnation 1995-2010 - Seitdem wieder Anstieg durch Immigration Prognose - Konstante Geburtenrate von 1,55% + steigende Lebenserwartung um 6 Jahre - Wanderungssaldo  Variante 1: Rückgang bis 2030 auf dann konstant 111.000.  Variante 2: Rückgang bis 2026 auf 206.000  Variante 3: Rückgang bis 2030 auf 300.000

Exkurs – Wie viele Einwohner hat Deutschland  



Bevölkerungszahl wichtig für Steueraufteilung, … Volkszählungen - UN: alle 10 Jahre - BRD: letzte Volkszählung 1987 (DDR 1981) (Boykott, in manchen Städten 20% Karteileichen) Zensus 2011 - 10% Bevölkerungsstichprobe (registergestützt) -> Melderegister.. - Ergebnis: Einwohnerzahl um 1,5 Mio. überschätzt

Altersstruktur der Bevölkerung  



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= Verteilung der Altersgruppen (meist 0-95) Drei Grundtypen - Pyramide: Wachsende Bevölkerung  Mehr Kinder als für Reproduktion erforderlich - Bienenstock: Stationäre Bevölkerung, Bev. bleibt gleich, Jeder Jahrgang reprod. selbst - Pilz: Schrumpfende Bevölkerung, weniger Kinder geboren als für Reprod. erforderlich In Deutschland: - Tannenbaum (wg. Babyboom) auf dem Weg zum Pilz - Sex-ratio bei Geburt: 1,05 (105 Männer auf 100 Frauen)

Effekte der Altersstruktur  



„Echo-Effekte“ eine Generation später - Baby-Boomer erzeugten 1990 kleineren und aktuell noch kleineren Boom Effekt der Kohortengröße - Stark besetzte Kohorten (Babyboomer) haben crowding Probleme, schrumpfenede entsprechend Vorteile - Easterlin Hypothese: Kleine Kohorten profitieren auf Arbeitsmarkt und können sich wieder mehr Kinder leisten (Babyboom) (empirisch falsch) Effekte im Partnermarkt - Rückzug aus dem inländischen, heterosexuellen Partnermarkt bei Frauen und Männern gleich häufig - Altersabstand: Mann 2-3 Jahre älter - Wachsende Bevölkerung: Partnermarkt tendenziell ausgeglichen - Konstante/schrumpfende Bevölkerung: Ungleichgewicht, nicht alle Männer finden Partnerin („marriage squeeze“)

Folgen der Alterung  

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Vergleich 2018 und 2060 Annahme 2060 fast perfekter Pilz  Var. 1: Deutliche Alterung; weniger Junge, mehr alte  Var. 2: Alterung deutlich schwächer (aufgrund höher immigration) Bremst techn. Fortschritt (ältere weniger innovativ aber sorgfältiger) Gefährdet Finanzierbarkeit der Sozialsysteme (Hängt auch von Produktivität ab) - Steigt Produktivität synchron mit Altenquotient  Beitragssätzen müssen nicht steigen - Steigt Produktivität langsamer  Entgegensteuerung durch längere Lebensarbeitszeit

2.2 Fertilität Fertilität: Veränderung der Geburtenrate   

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Zusammengefasste Geburtenziffer (total fertility rate,TRF) = Summe der altersspezifischen Geburtenziffern eines Jahres (durchschnittliche Kinderzahl einer fiktiven Frauenkohorte, wenn sie sich so verhielte, wie die Frauen des aktuellen Jahres) Geburtenrückgang - Periodeneffekte  Weltkriege mit anschließenden Nachholeffekten  Weltwirtschaftskrise 1930  Baby-Booms im Dritten Reich und um 1960 - Trend sinkender Geburtenziffer  1. Geburtenrückgang: Anfang 20. Jhd. von 4,5 auf 2 o Von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft o Nutzen von Kindern sank  2. Geburtenrückgang: 1970er von 2 auf 1,5 o Von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs-, Konsumgesellschaft o Opportunitätskosten steigen (kinder nur schwer mit karriere vereinbar)

Probleme TFR  

Reagiert auf Tempo-Effekte (wenn alter bei Geburt erhöht, wird „wahre“ Geburtenziffer Unterschätzt In Deutschland stieg Geburtsalter stetig an  TFR unterschätzt Fertilität

Endgültige Kinderzahl    

Kohorten Kennziffer (completed fertility rate, CFR) Besser geeignet zur Abbildung des Geburtsverhaltens einer Geburtskohorte Summe der altersspezifischen Geburtenziffern einer Kohorte bis 45 Durchschnittl. Kinderzahl, die die Kohorte tatsächlich bekommen hat Nachteil: Erst bekannt, wenn Kohorte 45

West vs. Ost   

Bis 1970 ähnlich Baby-Boom 1975-90 (Honecker-Berg) Geburteneinbruch 1990 (Wendeschock)

Handlungstheorie (Leibenstein) 



Nutzen - Konsumnutzen (affektiver Nutzen; Kinderliebe) - Einkommensnutzen (Wert von kind als Arbeitskraft) - Versicherungsnutzen (Alterssicherung) Kosten - Direkte (monetäre) Kosten: Nahrung, Kleidung, … - Opportunitätskosten: Kinder kosten Zeit (einschränkung erwerbstätigkeit, Konsum und Freizeitsverzicht)

Opportunitätskosten – Argument  

Niedriger Kinderwunsch von Männern Unterschiedliche Fertilität in Ländern - Bessere (staatliche) Kinderbetreuung  Höhere Geburtenrate (Opportunitätskosten niedrig) - Anomalie: USA (keine gute Familienpolitik aber hohe Geburtsraten)

Familienpolitik 



Sollen die deutschen wieder mehr Kinder bekommen? - Normative Forderung: wissenschaftl. nicht begründbar - Chauvinist: Deutschland sollte nicht schrumpfen - Öko-Aktivist: Öko-Bilanz wird durch weniger Bevölkerung besser Bsp: Politik will höhere Geburtenraten - Opportunitätskosten entscheidender Faktor - Kinderkrippenausbau verstärken - Elterngeld hilft nicht, weil finanzielle Anreize nicht wirken

2.3 Mortalität 4

Alles eine Frage des persönlichen Standpunktes

Sterbewahrscheinlichkeit (Whs. im Alter t zu sterben)   

Verläuft U-förmig Mortalität sinkt mit Kalenderzeit Frauen haben geringere Mortalität (kein Motorradgipfel ab 18)

Lebenserwartung        

Überlebenswahrscheinlichkeit (lx): Wie groß ist die Whs. im Alter x zu sterben? Überlebenskurve: Whs. mind. 50 zu werden heute 98% (Frauen), 96% (Männer) Rektangularisierung (=Altern) der Überlebenskurven: Hohe Planbarkeit des Lebens (Keine Risikogesellschaft) Lebenserwartung bei Geburt (e0): Fläche unter Überlebenskurve Fernere Lebenserwartung im Alter x (ex): Fläche unter Überlebenskurve rechts von x geteilt durch l(x) Qx, lx, ex = Sterbetafel 1871 bimodiale Verteilung der Sterbefälle (mittelwerte nicht sinnvoll) Heute unimodale Verteilung der Sterbefälle (maßzahl sinnvoll)

Gründe für steigende Lebenserwartung 

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Anstieg ab Ende des 19. Jhd.: 40 Jahre - 30 Jahre gewonnen durch Reduktion der Säuglings- und Kindersterblichkeit - 10 Jahre gewonnen durch medizinisch techn. Fortschritt Epidemiologischer Übergang: Früher starben Kinder an Infektionen, heute Ältere an Herzinfarkt Folge der Wiedervereinigung: Ostdeutsche haben 6 Jahre gewonnen

2.4 Migration Ausländeranteil      

2018: 12,2% Ost 4%, West 13% Konstant in 2000ern, da Zuwanderungssaldo gering und zunehmende Einbürgerung 2011 verschwand über 1 Mio. durch Zensus Steigt gegenwärtig wieder Migrationshintergrund: Ausländer + Deutsche mit eigener Zuwanderung oder Zuwanderung mind. eines Elternteils

Theorien der Migration 



Mikro-Modell: Migration als rationale Entscheidung - Push Faktoren: Krieg, Verfolgung, Katastrophen - Haupt Pull-Faktor: Arbeitsmarktchancen  je höher Lohngefälle desto wsl. Migration Warum dennoch nur wenige? - Arbeitsmarktchancen individuell unterschiedlich - Hohe Migrationskosten - Hohe Unsicherheit über Chancen am Zielort

Empirische Phänomene 5

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Warum Kurze Distanzen: mit der Distanz steigen Unsicherheit und Kosten Warum Bevorzugte Zielorte: Durch Migrationspioniere wird Unsicherheit am Zielort abgebaut  Kettenmigration Warum Eher junge Menschen: - Risikofreudiger - geringeres materielles und soziales Kapital - Humankapitalinvestitionen lohnen eher am Anfang des Lebens

Folgen der Migration  



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Demographische Folgen: Abbremsen des Bevölkerungsrückgangs (+300 Tsd. Pro jahr kein Rückgang); „Verjüngung“ der Alterstruktur Wirtschaftliche Folgen (hängen von Bedarf ab) bei Zuwanderung bei.. - Arbeitskräftemangel: Wachstumsförderung - Schlechte Konjunktur: Migration in die Sozialhilfe Sozialstrukturelle Folgen (hängen von Qualifikation ab) - Zuwanderung Geringqualifizierter: Fahrstuhleffekt für Einheimische, Migranten in niedrigeren soz. Positionen (ethnische Ungleichheit) - Zuwanderung Hochqualifizierter: Verdrängungswettbewerb, evtl. Integrationsprobleme im Zielland

Kapitel 3 – Private Lebensformen 3.1 Lebensformwahl Lebensformen    

Privater Haushalt Haushaltsgröße (ein- zwei-mehr Personen) Zahl der Generationen Lebensform - Beziehungsmuster des alltägl. Zusammenlebens - Unterscheidung nach Verrechtlichung des Zusammenlebens  Living-Apart-Together (LAT)  Nichteheliche Lebensgemeinschaft (NEL)  Ehe - Unterscheidung nach Vorhandensein von Kindern  Mind. 1 Erwachsener und mind. 1 Kind  Familie

Wandel der Lebensformen   

Erster demographischer Übergang: Rückgang der Fertilität, Schrumpfung der Familien (Kernfamilie) Golden Age of Marriage 1950: Höhepunkt der Institutionalisierung der Kernfamilien Zweiter demographischer Übergang - Geburtenrückgang - Statt Ehe häufiger NEL oder Alleinerziehend - Zunahme der Einpersonenhaushalte

- Deinstitutionalisierung der Kernfamilie Heirat, Scheidung  Erstheiratsrate 1990,2000,2011 - 1990= 24J. 65% Spitze; 2000= 25J. 48% Spitze; 2011= 29J. 44% Spitze  Mittleres Erstheiratsalter sinkt bis 1976 und steigt stätig bis 2000  Je länger verheiratet umso höher Scheidungsrate o Seit 2002 Abnahme der rohen Ehescheidungsziffer  Kompositionseffekt: weniger Ehen in der Bevölkerung  Kein Anstieg der Scheidungsrate

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Erklärung des Rückgangs der Heiratsneigung 



Handlungstheorie der Lebensformwahl: Familienökonomie - Paarbildung  Anthropologische Naturkonstante - Haushaltsbildung: LAT oder NEL  Kostenersparnis aus Produktionsgemeinschaft  Nutzen aus Interaktionsverdichtung  Man spart Kosten der Organisation der Zweisamkeit  Verlust an Flexibilität - Warum Ehe?  Arbeitsteilung realisierbar (Spezialisierungsgewinne)  Hohe Trennungskosten Trend: Weg von Ehe, hin zur NEL - Rechtliche Absicherung unnötig, weil Zunahme der Müttererwerbsquote, Rückgang der Fertilität - Anstieg der Scheidungsraten: Trennungskosten wahrscheinlicher

Erklärungen des Anstiegs der Scheidungsraten  

Verbreitete Erklärung; Ehen dauern länger wegen Anstieg Lebenserwartung Familienökonomische Handlungstheorie - Scheidung, wenn Alternative besser (Single früher hohe Kosten, neue Partner waren sozial geächtet, beides heute mit weniger Kosten verbunden) - Scheidungsspirale  Anstieg der Scheidungsrate (Hohe Scheidungszahlen vergrößern Partnermarkt für Ältere, verringern die Stigmatisierung, verringern Investitionen)

Pluralisierung der Lebensformen  



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Zunahme der Vielfalt der Lebensformen Strukturelle Vielfalt: Auftauchen historisch neuer Lebensformen - Zwei- Karriere Partnerschaften (DINKS) - Scheidungsfamilie - Entkoppelung von biologischer und sozialer Elternschaft (Adoptivfamilien, Stieffamilien,…) - Gleichgeschlechtliche Paare Distributive Vielfalt - Bei konstanter Zahl der Lebensformen zunehmende Heterogenität der Lebensformen - Misst man mit z.b. Entropiemaß (E) (qualitative Varianz)  E = 0: Minimale Vielfalt (alle in einer Lebensform)  E = 1: Maximale Vielfalt (Gleichverteilung auf Lebensformen) - Nimmt sie Zu?  Brüderl: Vergleich der typischen Lebensläufe (bis 35) von Geburtskohorten  Ergebnis: Vielfalt nimmt zu (kein monotoner Trend, durch die zunehmende Dominanz der Ledigen Abnahme am Ende)  Probleme: Eingeschränkte Anzahl an Lebensformen, Lebensverläuft nur bis 35

3.2 Partnerwahl, Heirat, Scheidung Wer mit Wem?  



Homophilie/Heterophilie  Homogamie/Heterogamie Bei einigen Merkmalen Forschung Heterogamie - Altersabstand: Männer im Schnitt 3 Jahre älter - Körpergröße: Frauen kleiner als Partner Bei einigen sozialen Merkmalen deutlicher Wandel: - Konfession: früher homogam (90%), heute weniger (50%) - Bildung: Früher oft heterogam (Aufwärtsheirat Frauen), heute homogam (80% der Paare bildungshomogam)

Erklärungen der Homogamie 







Familienökonomische Erklärung - Wähle den besten verfügbaren Partner - Vollkommener Partnermarkt Verhaltensmaxime abhängig von Art des Merkmals - The more the better: Maximierungsprinzip  perfekte Homogamie, Heterogamie - Gleich und Gleich: Homophilieprinzip  perfekte Homogamie, Partnermarktungleichgewicht Meeting and Mating - Menschen, die sich treffen bilden eher Paar - Treffpunkt (Foki  sozial strukturiert): Arbeitsplätze, Schulen, Vereine, Wohngebiete - Nicht Präferenzen, sondern Gelegenheitsstrukturen erzeugen Homogamie Dating-Websites - Männer mit weniger Bildung sind aktiver - Online mehr homogamie als offline? (Algorithmen sozial strukturiert)

 Sex-Ratio als bedeutsame Randbedingung: Im Osten Männerüberschuss, München Frauenüberschuss

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Kapitel 4: Soziale Ungleichheit 4.1 Grundlegendes Soziale Produktionsfunktion 



Entwicklung: Adam Smith - Theorie menschlicher Bedürfnisse - Grundannahme: Alle Menschen streben nach Wohlbefinden (Arten: physisch, sozial) Wohlbefinden wird erzeugt durch Zwischengüter - Primäre Zwischengüter (Gesundheit, Materieller Lebensstandard, Soziale Beziehungen): universelle Mittel zur Erzeugung von Wohlbefinden - Sekundäre (Vermögen, Einkommen, Beruf, Bildung): historisch, gesellschaftlich bedingte Mittel; wirken nur indirekt über primäre G. auf Wohlbefinden

Soziale Ungleichheit 



Definition 1: S.U. liegt vor, wenn Menschen unterschiedliches Wohlbefinden haben - In Ungleichheitsforschung eher selten verwendet, weil Ungleichheit dann subjektiv wäre und Wohlbefinden schwer messbar ist Definition 2: S.U. liegt vor, wenn Menschen über ein unterschiedliches Ausmaß an primären/sekundären Zwischengütern verfügen (Zwischengüter sind Dimension S.U)

 Mehr/bessere Zwischengüter erhöhen das Wohlbefinden, ungleichheit ist „sozial“ insofern sie durch soziale Prozesse entsteht

Korrelate sozialer Ungleichheit 



Merkmalsunterscheidungen der Menschen - Erworbene Merkmale: Beruf, Bildung, Einkommen, Vermögen, … - Askriptive (zugeschrieben) Merkmale: Herkunft, Geschlecht, Blutgruppe, … Annahme: askriptive Merkmale beeinflussen Wohlbefinden nicht direkt sondern allenfalls indirekt über Zwischengüter - Askriptive Merkmale die mit einem Mehr oder Weniger an Zwischengütern verbunden sind (Herkunft, Physische Unterschiede) - Askriptive Merkmale beeinflussen Zwischengüter nicht (Blutgruppe, Haarfarbe)  keine soziale Ungleichheit

3 zentrale Fragen 1. Ausmaß der sozialen Ungleichheit: Wie groß ist die Ungleichheit? - Dimensionen sozialer Ungleichheit 2. Ursachen der sozialen Ungleichheit: Welche Zusammenhänge gibt es zwischen askriptiven Merkmalen und sozialer Ungleichheit? - Korrelate sozialer Ungleichheit (Geschlecht ? Einkommen) 3. Wie entsteht soziale Ungleichheit - Ungleichheitsgenerierende Mechanismen (Geschlecht ? Mechanismus – Einkommen)

4.2 Soziale Gerechtigkeit 4. Ist soziale Ungleichheit gerecht? - Gerecht: entspricht normative Gerechtigkeitsvorstellungen - Legitim: akzeptabel, weil vorteilhaft für die Gesellschaft - Einkommensungleichheit als ungerecht bewerten und gleichzeitig als legitim akzeptieren 10

 Normative Frage – antwort ist wissenschaftl. Nicht begründbar

Drei Gerechtigkeitsdimensionen 





Startbedingungen - Voraussetzung zum Erwerb von Zwischengütern - Unterschiedliche Startbedingungen durch Natur/Herkunft  Genetische Ausstattung (Talent, kognitive Fähigkeiten Gesundheit)  Unterschiedliche Erziehung (Sozialisation)  Unterschiedliches Startkapital (Erbe) - Familie als zentrale Ungleichheitsmaschine - Natürliche Ungleichheit: Ungleiche Startbedingungen unvermeidbar und deshalb legitim - Startchancengleichheit: Ungleiche Startbedingungen unverdient  Angleichung - Nachteilsausgleich: Zuweisungsmechanismus zugunsten der Schwachen Zuweisungsprinzip - Unterschiedliche Prinzipien nach denen Zwischengüter erworben/zugewiesen werden (Gleichheitsprinzip, Statusprinzip, Bedarfsprinzip, Leistungsprinzip) - Unterschiedliche Zuweisungsmechanismen legitim (Markt/Bildung: Leistungsprinzip; Staat: Gleichheitsprinzip; Familie: alle Prinzipien) Das Ergebnis - Startbedingungen und Zuweisungsprinzip erzeugen bestimmtes Ausmaß an Ungleichheit - Benchmark: Alle Menschen sind gleich - Ungleichheit in manchen Situationen legitim  Bedürfnisargument  Fairnessargument: Mehr Leistung  Mehr Zwischengüter  Wohlfahrtsargument: Durch Leistungsprinzip mehr Anstrengung  Wohlfahrtsgewinn

Was ist soziale Gerechtigkeit?  Bündel normativer Forderungen bzgl. der 3 Gerechtigkeitsdimensionen 



Liberale Position: Leistungsgerechtigkeit - Man sollte für zuweisung nach dem Leistungsprinzip sorgen - Die dann resultierende Ungleichheit ist Leistungsgerecht Sozialdemokratische Position: korrigierte Leistungsgerechtigkeit - Startchancengleichheit herstellen (Nachteilsausgleich) - Zuweisung nach dem Leistungsprinzip - Ungleichheit durch Umverteilung in Richtung Ergebnisgerechtigkeit verkleinern

Chancengleichheit 





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